An dieser Stelle möchte ich mal meine Erfahrungen zusammenfassen, die ich bisher mit Aufnahmen von meinem Bösendorfer im Wohnzimmer gemacht habe.
Begonnen habe ich mit zwei Kleinmembran-Kondensatormikrofonen (Justin Minimatch, Eigenmarke von Just Music) und einem Mikrofonvorverstärker M-Audio Audio Buddy am Philips CD-Recorder. Ich habe viel probiert, X/Y-Anordnung, Stereoschiene, mit Jecklin-Scheibe, große Mikrofonbasis von 1,5m. Die Nierenkapseln der Mikros haben sich als unbrauchbar erwiesen, weil das Ergebnis unangenehm und gepreßt klang. Besser gings mit den Kapseln mit Kugelcharakteristik, die passen besser zum
flügel. Trotzdem hat mich nach vielem Probieren das Ergebnis nicht überzeugt. Der Aufstellungsort der Mikros beeinflußt den Klang extrem.
Sinn meiner Aufnahmen ist, mir selbst beim Spielen zuhören zu können, damit ich mich verbessern kann. Mit den Justin-Mikros hat mir das aber nicht viel geholfen, weil der Klang des Flügels zu sehr verfärbt wird.
Ich habe eine zeitlang überlegt, ob ich mir bessere Mikros ausleihen soll, z.B. Neumann, um zu hören, ob es mit denen besser wird. Der ungünstige Einfluß der Raumakustik auf die Aufnahmen hätte sich damit aber nicht verbessern.
Dann habe ich mir aus Neugierde einen Kunstkopf Sennheiser MKE 2002 bei Ebay ersteigert (Markteinführung 1974). Der ist im Vergleich zu Neumann Kunstköpfen sehr preisgünstig und war damals für den Tonbandamateur gedacht. Ich hatte früher (als mein Arbeitgeber einen solchen hatte) mal ein langes Interview mit einem Neumann Kunstkopf aufgenommen und vor kurzem mal mit dem OKM-Kunstkopf eines Freundes meinen Flügel. Insofern bin ich vom Sennheiser-Kunstkopf begeistert, denn er ist nicht so teuer wie der Neumann und nicht so schwer wie der OKM-Holzkopf. Den Sennheiser-Kunstkopf kann man problemlos bis auf 1,85m "Mannshöhe" stellen, ohne daß man Sorge haben müßte, daß das Mikrofonstativ gleich umkippt.
Die Kondensatormikros des Sennheiser Kunstkopfes sind unglaublich gut und die Klangfarben viel natürlicher als mit den Justins. Selbst über Lautsprecher ist er überzeugender, obwohl vor allem der Mikrofonauskenner Herr Sengpiel wissen will, daß Kunstköpfe nichts für Lautsprecherwiedergabe sind.
Für Heimanwendung aber, wo 4-6 Mikrofone nebst Mischpult sehr teuer wären, ist der Kunstkopf herrlich unkompliziert. Natürlich gibt es auch hier eine Abhängigkeit vom Aufstellungsort, aber es ist schnell eine brauchbare Zone gefunden, in der man mit kleinen Variationen feinabstimmen kann.
Hans