Aufnahmeposition

  • Ersteller des Themas Wiemalte
  • Erstellungsdatum

Habe ich schon mal gelesen. Aber es sind halt auch nur Weisheiten, die stimmen können, aber nicht müssen.
Beispiel:
Ein Mikrofon unter einem Flügel kann keinen brauchbaren Klang bringen, wie man sich mit eigenen Ohren überzeugen kann, wenn man unter den Flügel kriecht, während der Pianist spielt. Trotzdem wird hin und wieder der unverständliche Rat gegeben, dort ein Mikrofon hinzustellen.
Und was erfahre ich soeben von Micha? Genau dort hat er seine Mikros nach langem Probieren und ich finde, seine Aufnahmen klingen sehr gut.
Das ist so ein wenig das Aphorismusproblem: Je griffiger man formuliert, desto verkürzter das Ergebnis. Trotzdem halte ich es für fehlgeleitet, seine eigenen Aufnahmeversuche unter dem Flügel zu beginnen.

Ich habe den Link vor allem aus zwei Gründen gebracht: Zum einen sind dort einige konkrete Fallbeispiele gegeben, die zeigen, wie das Problem Klavieraufnahme erfolgreich(!) und mit unterschiedlichem technischen Aufwand gelöst wurde, was zumindest eine plausible Ausgangsbasis für eigenes Experimentieren abgibt.

Zum anderen weil es auf der Seite neben dem verlinkten Text eine umfangreiche Sammlung wirklich fundierter Informationen (die um einiges über "Weisheiten, die stimmen können, aber nicht müssen" hinausgehen) steckt. Wenn man nicht vollkommen blind (oder eher taub?:D:D) herumstochern will, kann man da auf jeden Fall Hilfestellungen finden, zumal die Texte von jemandem stammen, der doch ein wenig von Tonaufnahmen versteht....

Auf einem anderen Blatt steht aber, daß Amateuraufnahmen (bitte völlig wertfrei verstehen!) vom heimischen Instrument unter Bedingungen entstehen, die sich nur begrenzt mit dem Arbeitsalltags eines Tonmeisters decken. (Die Räume sind doch meist erheblich anders dimensioniert als ein Konzertsaal oder Tonstudio. Auch im akustischen Ausbau stößt man auf Unterschiede.) Dann landet man halt gelegentlich doch mal unterm Flügel...
 
Mikro unter dem Flügel ist demnach eben einfach nicht professionell. Und: wie sollte man da den Diskant hören und akustisch auflösen können? - und: wie Stereo erzielen? Fragen über Fragen.

Schlußfolgerung: wenn die heimische Umgebung (Raum, Instrument) nicht hinreichend ist für optimale Aufnahmen wie im Tonstudio bzw. Konzertsaal (wsch ist hier nur der Raumklang gemeint) , wieso sollte man sich dann Mikrofone für 1000 Euro und ein Interface für 1000 Euro kaufen, um zu Hause Aufnahmen zu machen?? Können solche heimischen Aufnahmen mit teurem Gerät aber schlechter Raumakustik wirklich um Welten bessser sein als technisch ebenso richtig ausgeführte Aufnahmen mit günstigeren Gerätschaften? - Raumklang wie im Konzertsaal ist ja sowieso nicht da -da nutzen auch keine tollen Geräte.

Es gilt wie so oft -Denkblockade: Teuer muß per Definition immer auch besser sein - egal wie. Es kann eben nicht sein, was nicht sein darf.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Zur Akustik: Ich habe die Aufnahmen in einem großen Raum gemacht, 3-4 Meter hoch, bestuhlt, 8 Fenster, Betonwände, Holzdecke, Fliesenfußboden.
 
Ich mache es mit meinem Zoom Recorder so (als Laie):

XY-Positionierung: Gerät direkt über die Saiten und zwar so, dass ein Mikro mit seiner Stirnfläche zum Diskant das Andere zu den Bässen zeigt. Abstand zu den Saiten ca. 30 cm Inputlevel per Hand so regulieren, dass es paßt.
Die Aufnahme wird hart, klar, direkt mit eher wenig Stereoeffekt.

AB-Positionierung: Du stellst Deinen Recorder auf einem Stativ bei geöffnetem Flügeldeckel -in Höhe der Einbuchtung am Rim direkt neben den Flügel. Ein Mikro zeigt zum Diskant nach vorne eines zu den Bässen nach hinten.
Je weiter Du den Recorder vom Flügel entfernst desto mehr vom Raumklang nimmst Du auf, da du mehr indirekte Schallwellen als Flügeldeckelreflexion einfängst. Du hast mehr Stereo, Klang weicher dumpfer.

Der Klang bleibt natürlich im Rahmen der Möglichkeiten Deines Recorders (Mikros dort sehr nahe beinander montiert, Empfindlichkeit gering, Auflösung gering - im Vgl mit Einzelmikros...)


Viel Spaß beim Probieren
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich hatte vor einiger Zeit mal ausführlich zu dem Thema geschrieben, wie man mit einfachen Mitteln und nur zwei Mikrofonen hochwertige Aufnahmen machen kann und das häufig im Wohnzimmer gegebene Problem lösen kann, dass die Aufnahmen zu sehr nach "Schuhkarton" oder andererseits zu direkt klingen.

Die Kurzfassung: Mit den Mikros sehr direkt in den Flügel rein (um ein trockenes, vom Raum befreites Signal zu erhalten), für Audacity ein Plugin besorgen, welches gesampelte Impulsantworten verarbeiten kann, dann kann man durch Auswahl geeigneter Raum-Samples den Flügel in jeden beliebigen Raum "stellen" und das klingt sehr überzeugend. Impulsantworten von verschiedensten Räumen findet man kostenlos im Internet. Darunter auch sehr gute Samples von Konzerthäusern und Kirchen.

Wer das probieren möchte, hier ist der Link zu meinem Post, etwa in der Mitte gibt es die Anleitung und ausführliche Erklärung:

https://www.clavio.de/forum/klavier...ufnehmen-jetzt-mal-richtig-38.html#post235245
 
Toller, hilfreicher link - hatte ich vorher noch nicht gelesen.

Wie ist das jetzt aber mit Audionachbearbeitung: Kompression, Halleffekt ...etc. - wie weit darf man mit der Nachbearbeitung gehen - oder mit anderen Worten wie nah an der Originalaufnahme sollte man bleiben, um eine noch authentische Aufnahme zu erhalten? Schließlich will man ja sein/das Instrument möglichst originalgetreu aufnehmen - oder eher nicht?
Mir kommt da Photoshop als Analogie in den Sinn. Hier kann man auch idealisierende Bildbearbeitung machen, die zwar sehr ästhetisch aber zugleich auch im Ergebnis oft recht realitätsfern ist.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Kürzlich hat mir hier einer empfohlen, nicht zu normalisieren und keinen Kompressor zu verwenden, sondern nur einen Limiter, damit die Dynamik nicht zu sehr schrumpft. Mit dem Hall habe ich selbst noch nicht ausprobiert. Bei mir klingt es noch ziemlich "hallig", selbst wenn ich bis 20cm an die Saiten heran gehe.
 
Normalisieren, komprimieren und limitieren, das sind alles unterschiedliche Dinge.

Normalisieren sollte man immer als letzten Schritt einer Bearbeitung, um den Dynamikumfang eines digitalen Systemes auszureitzen. Damit sind auch keinerlei Klangveränderungen verbunden, lediglich wird der lauteste Punkt in der Aufnahme so angehoben, dass er genau 0dB erreicht und alle anderen Pegel werden proportional mit verstärkt. Unterlässt man das, dann kann es passieren, dass man bei eigenen Aufnahmen den Verstärker lauter drehen muss, weil der Pegel geringer ist.

Limitieren sollte man eigentlich nur dann, wenn Aufnahmesituationen sind, in denen man nicht genügend Zeit hat, um die Pegel alle sorgfältig einzustellen. Der Hintergrund ist, dass ein Limiter sehr starke Artefakte im Klang produziert, wenn er plötzlich abregelt. Bei den heutigen digitalen Systemen hat man jedoch genügend Dynamik, um selbst dynamikreiche Instrumente wie einen Flügel so aufzunehmen, dass weder die leisesten Töne im Rauschen untergehen, noch dass die lautesten Töne übersteuern. Diesen Vorgang macht man am Anfang der Aufnahme, also alles so einstellen, dass die lautesten Stellen nicht übersteuern, ggfs. noch etwas Reserve und dann passt das schon und es ist unnötig einen Limiter dazwischen zu hängen.

Dass ein Limiter nicht komprimiert, ist falsch. Er komprimiert sogar sehr stark, nur setzt er eben viel später ein. Diese Artefakte sind aber viel stärker zu hören, als ein gut eingestellter Kompressor.

Einen Kompressor kann man mit gutem Gewissen verwenden, das ist üblich und auch in gewissen Grenzen sinnvoll. Hier geht es darum, dass man die volle Dynamik von Instrumenten kaum sinnvoll reproduzieren kann, man würde dann ständig die Lautstärke regeln müssen, an den leisen Stellen würde man hoch drehen und an den lauten Stellen runter, weil es sonst zu laut wird. Verringert man die Dynamik, so wird die Aufnahme kompakter und man kann sie im normalen Wohnumfeld besser abspielen. Der Klangcharakter des Instrumentes ändert sich ja auch mit unterschiedlicher Anschlagsstärke, so dass man die Lautstärke eines Klaviertones nicht nur an der absoluten Lautstärke erkennt, sondern auch an der Klangfarbe. Es ist also nicht nötig, die volle Dynamik zu übertragen um die volle Illusion von Dynamik zu erhalten.

Dass häufig gegen Kompression gesprochen wird, liegt daran, dass es viele Aufnahmen gibt, die zu stark komprimiert sind und daher flach klingen. Generell ist Kompression aber vollkommen in Ordnung und allgemein akzeptiert.

Mit Hall ist es so eine Sache. Ich finde, es ist kaum möglich, nur mit "richtig" oder "falsch" zu argumentieren. Jede Aufnahme ist ein Kunstprodukt, denn der Flügel klingt im Raum anders. Wenn man im Wohnzimmer aufnimmt, so wird man den Raumklang praktisch immer als unbefriedigend empfinden und was spricht nun dagegen, die Aufnahme nach eigenen Vorstellungen zu gestalten und sie "virtuell" in einen Raum zu verfrachten, der gut klingt? Das soll jeder so machen, wie es für richtig empfunden wird und dem Zweck der Aufnahme dient.

um eine noch authentische Aufnahme zu erhalten

Das gibt es nicht.
 
Dass ein Limiter nicht komprimiert, ist falsch. Er komprimiert sogar sehr stark...
Ich hätte gedacht (und hier oder woanders gelesen) dass er "nur" eiskalt abschneidet. Ach genau: In einem Tut zu Audacity wurde das angesprochen, wo es um Vor- und Nachteile von Kompression, Normalisierung und Limiter ging.
 
Ein Limiter ist einem Kompressor sehr ähnlich. Es sind beides Regelverstärker, die die Dynamik verändern. Der Hauptunterschied ist, dass ein Limiter den Pegel über dem Schwellwert stärker komprimiert als ein Kompressor. Im Extremfall unendlich, dass heißt, der Pegel kann einen bestimmten Schwellwert niemals übersteigen. Das Resultat ist eine Komprimierung der Dynamik.
 
Welche Aufnahmeposition eignet sich am besten?

Für mich klar No. 1 gerade wegen wenig Raum. Übrigens ist der Bass rechts und der Diskant links - das solltest Du ändern :-)

Wenn Du jetzt mehr Raum möchtest, würde ich das per Effekt machen. Wavelab hast Du ja. Der Raum klingt nicht schön, IMO. Oder Du nimmst Deinen S&S an den Haken und schleppst ihn in einen Konzertsaal. Dann kannst Du auch den dortigen Raum aufnehmen.
 

Normalisieren, komprimieren und limitieren, das sind alles unterschiedliche Dinge.

Das ist alles leider gar nicht richtig beschrieben. Normalisieren verändert nicht die Dynamik, ein Limiter macht keine Artefakte (um die zu vermeiden ist er ja erfunden worden) und ein Kompressor nimmt man niemals nie für Klavier.
Hatten wir das nicht kürzlich erst? Ich mach mir das jetzt einfach und poste die Link :)

https://www.clavio.de/forum/sonstiges/17767-zoom-h4n.html#post294639
 
Alles klar, ich werde deine Hinweise in Zukunft befolgen und keinen Kompressor mehr für das Klavier benutzen!

Im Grunde ist es mir egal wenn hier Unsinn geschrieben wird, ich haber weder Zeit noch Lust mich damit auseinander zu setzen. Meinen Ausführungen zum Thema werde ich nichts hinzu fügen und verabschiede mich aus dem Thread.
 
Für mich klar No. 1 gerade wegen wenig Raum. Übrigens ist der Bass rechts und der Diskant links - das solltest Du ändern :-)

Wenn Du jetzt mehr Raum möchtest, würde ich das per Effekt machen. Wavelab hast Du ja. Der Raum klingt nicht schön, IMO. Oder Du nimmst Deinen S&S an den Haken und schleppst ihn in einen Konzertsaal. Dann kannst Du auch den dortigen Raum aufnehmen.

Danke für den qualifizierten Beitrag! Das ist nicht mein Steinway, sondern der in der Musikschule. Das Instrument ist nicht gut, und die Akustik auch nicht. Meine Einspielungen werde ich wohl an einem besseren Flügel vornehmen. Danke für den Tipp mit der Seitenverkehrtheit! :) Ich werde vor Ort entscheiden: Gute Akustik = Gemisch aus Nah- und Raumaufnahme, schlechte Akustik = Nahaufnahme.
 
Ich werde vor Ort entscheiden: Gute Akustik = Gemisch aus Nah- und Raumaufnahme, schlechte Akustik = Nahaufnahme.

Ich finde, daß für Klassik die "spaced" Mikrofonierung sehr schön ist. Dabei schweben zwei Mikrofone in einigem Abstand direkt über dem Stimmblock, jeweils im Bass- und Diskant. Das kannst Du aber nicht machen mit Deinem Gerät. Für XY-Anordnung würde ich Dir empfehlen, den Flügel zu öffnen und das Gerät an einem Galgen von oben mittig und senkrecht auf die Hämmer zu richten. Mit dem Abstand kannst Du den Stereo-Effekt und auch den Raum beeinflussen. So mit ca. 40-60 cm Höhe kannst Du mal anfangen.
 

Zurück
Top Bottom