Asynchroner Anschlag

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Liebe Claviys,

am Staatlichen Institut für Musikforschung in Berlin findet eine wie ich finde sehr interessante Veranstaltung zum Thema „asynchroner Anschlag“ statt, die ich hier gern teilen möchte:

am Donnerstag, 20. Juni, 19 Uhr, Curt-Sachs-Saal, setzen wir unsere Reihe zur Musikalischen Interpretation im 19. und 20. Jahrhundertfort mit einer Präsentation von Camilla Köhnken zur Kunst des asynchronen Klavieranschlags. Das Thema ist bis heute von Brisanz, da die Ablehnung von Interpretationspraktiken des 19. und frühen 20. Jahrhunderts hier besonders ausgeprägt war.

 
Wenn man "asynchronen Anschlag" in Vollendung hören will (was nichts anderes ist als "eine Hand spielt genau in time, die andere agogisch"), dann braucht man nur eine x-beliebige Aufnahme des großartigen ERROLL GARNER anzuhören!
 
Im übrigen halte ich diese "Verfemung" des asynchronen Anschlags für einen großen Quatsch. In richtiger Dosis an den richtigen Stellen eingesetzt (also nicht als blöde Angewohnheit!) ist das selbstverständlich eine hervorragende und ur-musikalische Art, Ausdruck und Emphase in Melodielinien hineinzubringen. Im Jazz ist das ubiquitär.
 
Das Thema ist bis heute von Brisanz, da die Ablehnung von Interpretationspraktiken des 19. und frühen 20. Jahrhunderts hier besonders ausgeprägt war.
...diese Brisanz samt Ablehnung ist seinerzeit vom tumben Horowitz wohl nicht bemerkt worden, man muss sich nur anhören, wie asynchron sinnvoll (!) der die Träumerei spielte (und nicht nur die)
 
Ein Musterbeispiel sinnloser Asynchronität:

 
Das ist so furchtbar... das muss man erst mal hinkriegen. Chapeau!
 
Es ist wunderbar, wenn eine Stimme frei tanzt, weil die andere ihr die pulsierende Sicherheit gibt.
Es kommt auf das Zusammenklingen der Musik an, nicht auf das Zusammenspielen.
Das ist keine Kunst, das gehört zur Musik und belebt sie...
 
Ein Musterbeispiel sinnloser Asynchronität:


Hahaha, der war vor mittlerweile vielen Jahren hier im Forum beliebter Gegenstand des Spotts und sogar, wenn ich recht erinnere, selbst Forenmitglied, das seine Einspielungen absolut nixmerkerisch hier versuchte anzupreisen sowie sich als Experten für historisch informierte Aufführungspraxis :lol::lol::lol:
 
Hahaha, der war vor mittlerweile vielen Jahren hier im Forum beliebter Gegenstand des Spotts
Bei YouTube ist er Gegenstand grenzenloser Bewunderung:

„Absolutely wonderful. Played with great delicacy, technical mastery and understanding of the style. Those 74 "likes" are well deserved, bravo“
 
Auf Youtube kann man eben nicht nur ungerechtfertigten Spott und Beleidigungen bekommen, sondern auch ungerechtfertigtes Lob...
Ja, letzteres bei Musikern erstaunlich oft. Da frage ich mich oft, was für einen geringen Anspruch so viele haben. Gerade bei solchen Stücken, von denen in der Vorschlagsliste so viele viel bessere Aufnahmen darum konkurrieren, gehört und gelobt zu werden.
 

Ja, letzteres bei Musikern erstaunlich oft. Da frage ich mich oft, was für einen geringen Anspruch so viele haben. Gerade bei solchen Stücken, von denen in der Vorschlagsliste so viele viel bessere Aufnahmen darum konkurrieren, gehört und gelobt zu werden.
Du wirst kaum eine Aufnahme von Pianisten finden, die das Stück so "virtuos" in einem so schnellen Tempo spielen...
Vermutlich scheitern andere Pianisten an ihren technischen Fähigkeiten und sind daher gezwungen, das Stück langsamer zu spielen...
 
Auf Youtube kann man eben nicht nur ungerechtfertigten Spott und Beleidigungen bekommen, sondern auch ungerechtfertigtes Lob...
Na, so ganz "ungerechtfertigt" ist das nicht unbedingt: für ein paar Dollar lassen sich Follower und Likes einkaufen. Kann also durchaus monetär gerechtfertigt sein.
 
Da fällt mir noch so ein "Impostor" ein - Daniel Smith, angeblich "the world's most recorded bassoon soloist", der sich als "jazz/classical crossover artist" darstellte und wirklich sehr lustig scheiße gespielt hat :lol: :
 
Ein Musterbeispiel sinnloser Asynchronität:


Also schon der Beginn ist direkt zum Abschalten, deshalb ein heißer Tipp - da ich davon ausgehe dass es kaum einer hier mehr als die ersten Takte angehört hat - : Ab Minute 2:20…
Ist das eine Persiflage oder ist das ernst gemeint?
 
Zuletzt bearbeitet:

Ogott, das kannte ich schon, auch RICHTIG schlimm!

Wie kann man als hervorragender klassischer Pianist, der gewohnt ist, minutiös auf Dynamik, Phrasierung, Artikulation und alles zu achten, dermaßen unmusikalisch-bescheuert rumklimpern? Mir ein absolutes Rätsel.
 
Ein Musterbeispiel sinnloser Asynchronität:
Gestern spät abend hatte ich viel viel Zeit (Zug ausgefallen wegen „Technischer Störung“ = 1h Wartezeit auf den nächsten). Nach einem langen, anstrengenden Arbeitstag, müde, in leicht depressiver Stimmung, saß ich da am Bahnsteig und vertrieb mir die Zeit mit Clavio-Schmökern. Nach ein paar Takten konnte ich nicht mehr… lieber noch ein ausgefallener Zug, Bahnchaos, alles nicht so schlimm. Nur nicht das …
 

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