Alltag Klavierstudium, z.B. Stundenplan - Beispiele?

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WittgensteinKlavier

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27. Okt. 2013
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Hallo,

ich habe vor, eine kleine Geschichte zu schreiben, in der es um jemanden geht, der Klavier an einem Konservatorium studiert.
Was ich schon weiß: bestimmte Aufnahmeprüfungen davor.
Alltag im Studium: ?
Ich denke mal eine Mischung aus Praxis und Theorie?
Aber sonst weiß ich leider rein gar nichts darüber :(
Kann mir vielleicht jemand schildern, was in der Aufnahmeprüfung gefragt ist, aber auch (viel wichtiger): Wie so der Alltag im Studium ist? Was man für einen Stundenplan hat z.B.??

Vielen lieben Dank :)
 
10.00: Aufstehen.

10.15: Frühstück, Hauptbestandteil: starker Kaffee.

11.00: Üben

14.45: Kurz schnell irgendeinen Scheiß als "Mittagessen" reinschmeißen.

15.00: Irgendeine bekloppte Vorlesung oder irgendein Seminar besuchen; interessiert einen nicht, weil man sich als Mann der Praxis sieht und sowieso nur im Notfall später unterrichten will. Also guckt man nach Möglichkeit währenddessen Noten durch, übt mental etc.

17.00: Üben

21.00: Schnell irgendeine Pizza, Bratwurst oder Nudeln reinpfeifen

21.30 - 23.00 Üben

3.00 Nach wieder mal zu viel sinnlosem Rumgedaddel im Internet ins Bett gehen.

(Bei fauleren Studenten: Ersetze die 21.30-Übephase durch irgendeine Aktivität, bei der alkoholische Getränke eine wesentliche Rolle spielen.)

LG,
Hasenbein
 
Der faule Student übt also "nur" 7 3/4 Stunden, der fleißigere 9 1/4?
Also hier in Karlsruhe ist man da deutlich gelassener :D

Alternativversion:

9:00: Aufstehen, duschen, frühstücken

10:00: In die Hochschule gehen und erst mal ne Stunde auf 'nen Raum warten. Dabei nichts sinnvolles tun, wie etwa mental zu üben, sondern mit anderen Studenten tratschen.

11:00: Üben

13:00: Überaum ist weg (in vielen Hochschulen nach 2 Stunden). Mittagessen. Da das Mensaessen so beschissen ist, entweder in eine schlechte Studentenkneipe, wo es allerdings auch nicht viel besser ist, oder, wenn man irgendwann im Laufe des Studiums vernünftig geworden ist: heim gehen, selber kochen.

15:00: Siehe hasenbein, allerdings nur in den ersten Semestern.

16:30: Wieder auf 'nen Raum warten.

18:00: Üben

20:00 oder 21:00: Feierabend, essen, feiern gehen.

Abendliche Übeschichten (zw. 20 und 24 Uhr) können vor wichtigen Konzerten/Prüfungen hinzukommen.
 
Unsere Generation musste noch ohne Internet auskommen, so dass der Tagesablauf entsprechend zu modifizieren wäre. Dafür gab es ein strenges Ladenschlußgesetz, was mir Gelegenheit zum Erzählen eines prähistorischen gespielten Witzzzzes gibt, viel Vergnügen:

Wann steht der deutsche Durchschnitts-Student auf? Um halb sechs. Und warum? Weil um halb sieben die Läden zumachen!!!

Mit dem Aufkommen des "Schlado" (Scheiß Langer Donnerstag) und später des "Schlasa" (Scheiß Langer Samstag) wurde dieser schöne Witz leider Makulatur.

Ich hatte in meiner Studentenwohnung ein gemietetes Klavier, an dem man wenigstens einen Klavierauszug durchfingern oder mal etwas vom Blatt spielen konnte, so dass sich das Übepensum splitten ließ. Da ich schwerpunktmäßig Komposition resp. Musiktheorie studiert habe (und genügend Kompositionsaufträge zu erledigen waren), hatte ich ausreichend Beschäftigung als Schreibtischtäter, so dass das Warten auf einen Überaum erträglicher war. Zwischendurch war immer Gelegenheit, auf die mittlerweile verfügbare Trinkfestigkeit hinzuarbeiten, die ich heute (trotz oder wegen Karneval) noch brauchen werde: Zwei Männerchöre wollen dirigiert und betrunken werden!



Vielleicht kann der Schreiber und Ersteller des Fadens in seiner Kurzgeschichte noch ein paar Wandsprüche aus den Übezellen der Kölner Musikhochschule gebrauchen. Beispiele gefällig?

Every day I walk through hell:
Üben in der Übe(l)zell!

Im ÜBEHAUS
sieht's ÜBERAUS
ÜBEL AUS.
Das treibt einem ja die Lust am ÜBEN AUS!

Oje, wär's nur schon gut Februar '89: Scheiß Aufnahmeprüfung!
(darunter) Na dann herzliches Beileid - ich wünsch' Dir schon mal viel Glück!
(darunter) Und? Hast Du bestanden?
(darunter) (gähnende Leere, keine Antwort ist auch eine Antwort)


LG von Rheinkultur
 
Nun, nach so vielen männlichen Darstellungen, von weiblicher Seite mit nachsichtigem Lächeln betrachtet, wollen wir doch mal einen Gegenpart hinzufügen. Die Ausschüttung von Testosteron scheint einen gewissen Mangel an Arbeitsmoral und entsprechendem Engagement zur Folge zu haben!
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7:00 :tuba: Aufstehen (denn die arme Musikstudentin besitzt kein eigenes Instrument und übt demzufolge täglich morgens an den Flügeln der Professoren, nicht in der Übezelle an den Schrottinstrumenten - leider allerdings stehen besagte Flügel nur in der Zeit von 8:00 - 10:00 und 20:00 - 22:00 zur Verfügung)

8:00 - 10:00 Üben in den Unterrichtsräumen der Musikhochschule

10:00 - 20:00 weiterer Aufenthalt in der Musikhochschule zur erfrischenden Übung des Geistes, der Seele und der Finger, dort sind wahlweise abzuhalten:

- Vorlesungen und Seminare
- Proben wg. Korrepetition
- eine 2-stündige Warterunde auf entzückenden hellgrünen Polstern für 2 Stunden Üben in einer Übezelle, dabei Tratschen und lustige Bekanntschaften machen, sodass man schließlich fast alle Studierenden kennt
- besagte 2 Stunden Üben
- Mittagessen in der gleichen Mensa wie Rheinkultur - igitt!
- sich nach etwas Natur sehnen (in Köln sind nur die Polster und Teile der Außenfassade grün)

20:00 - 22:00 Üben in den Unterrichtsräumen

22:00 ein oder zwei Bier trinken gehen, dann schleunigst nach Hause und ins Bett


Ansonsten hat es seine Vorteile, den ganzen Tag in der MHS zu sein (Samstags war immer um 12:00 zu - also Üben von 8:00 bis 12:00 - und Sonntags ganztägig zu, also hatte man da schonmal übefreie Zeit). Man lernt jede Menge Leute kennen und es ist echt nett.

:p:p

chiarina

P.S.: Ach ja: Kaffee habe ich damals noch nicht getrunken, dafür aber ab und an mir ein köstliches Käsebrötchen beim Laden gegenüber gegönnt.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ansonsten hat es seine Vorteile, den ganzen Tag in der MHS zu sein

Von dem Kaliber kenne ich auch einige. Ich denk mir immer: Wissen die daheim nichts mit sich anzufangen? ;-)
Ich genieße das sehr, daheim in meinem Zimmer zu sein, Ruhe zu haben, konzentriert arbeiten zu können. (Ich bin ja nicht Pianist, aber auch als Instrumentalstudent sollte doch das Üben am Instrument nicht die einzige geistige Betätigung darstellen, finde ich.)

Der obige Arbeitsplan entspricht sowieso nicht meinem (da ich ja wie gesagt nicht Klavierstudent bin). Aber hasenbeins würde ich nicht mit mangelnder Arbeitsmoral, sondern mit Effizienz und Prioritätensetzung verbinden. ;-)
7:00 aufstehen, wie spießig ist das denn? :D Und von 10 Stunden Aufenthalt an der Hochschule nur 2 Stunden was Sinnvolles machen (üben)? (Ok, proben kann auch sinnvoll sein (je nachdem, mit wem), macht man aber ja unbdingt nicht jeden Tag) :p
 
Tsss...

Kommt ja stark auf den Studiengang an....

Klavier-Hauptfach-Student:

7:00 Aufstehen
7:30 In den Übeplan eintragen
8:30 Üben
12:00 Mensa
13:00 Gehörbildung
16:00 Üben
20:00 Klassenvorspiel
21:30 Heimgehen

Klavier-Hauptfach-mit-Pädagogik-Student:

7:00 Aufstehen
7:30 In den Übeplan eintragen
8:30 Üben
9:30 Klavierdidaktik
10:30 Üben
11:30 Gehörbildung
13:00 Mensa
14:00 Elementare Musikpädagoik
16:00 Grundlagen der Medienpraxis
17:30 Üben
21:00 Tot

Jazz-Klavierstudent:

12:00 Aufstehen
15:00 Frühstück
17:00 Schüler
19:00 Kollegen beim Aufbau helfen
21:00 Session
3:00 Schlafen

Schulmusiker mit Hauptfach Klavier (und Ambitionen)

6:00 Aufstehen
7:30 Üben
9:00 Hauptfachunterricht
10:30 Musikwissenschaft
12:00 Gesang
13:00 Geige
13:45 Brötchen vom Bäcker
14:00 Schulpraktisches Klavierspiel
14:30 Orchesterleitung
16:00 Tonsatz
17:30 Üben
18:00 Chorprojekt
21:00 Üben
21:30 ebenfalls tot

:D

Also, ich frage mich ehrlich gesagt, wie / warum man ein Buch über was schreiben möchte, von dem man keine Ahnung hat...? Oder ist dieses Nicht-Wissen nicht wesentlicher Bestandteil der Geschichte?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
P.S.: Ach ja: Kaffee habe ich damals noch nicht getrunken, dafür aber ab und an mir ein köstliches Käsebrötchen beim Laden gegenüber gegönnt.
Eine gute Alternative zum schauderhaften Mensa-Essen, das allerdings an anderen Hochschulen meist auch nicht besser ist. Aber wie heißt es so schön?: Der Studi geht zur Mensa, bis er (er)bricht!
Auf Wiedersehen im Pizzorant oder in der Dönerteria - ich muss zu meinen beiden Männerchören und weitertrinken!

LG von Rheinkultur
 
Bei einem derart laschen Tagesablauf im Musikstudium müsst ihr euch nicht wundern, dass in Wikipedia unter dem Begriff Pianist die folgende Bemerkung unter Berufsaussichten steht. :cool:

Zit. Wiki:
Die Berufsaussichten für Pianisten haben sich in Deutschland in den letzten Jahren zusehends verschlechtert. Wer nicht in die überschaubare, absolute Spitzengruppe der Solisten aufsteigt, ist mehr und mehr gezwungen, für kleine und kleinste Gagen Auftritte zu absolvieren. Auch der Beruf des Klavierlehrers hat an Attraktivität verloren. Dazu tragen maßgeblich auch die öffentlichen Musikschulen bei, die kaum mehr feste Anstellungsverträge vergeben, sondern nur noch Honorarkräfte beschäftigen. Damit zählen Klavierlehrer zum sogenannten "Neuen Künstlerprekariat", das laut Künstlersozialkasse durchschnittlich 1.000 Euro Brutto Monatsgehalt meldet. Die Altersarmut ist hier vorgezeichnet.


Was das tägliche Üben bedeutet weiss allerdings nur der zu schätzen, der selbst ein Instrument spielt.

40er
 
Danke schonmal Leute. Unterscheidet sich der Plan am Moskauer Konservatorium davon? Weil es ja in Russland ist...Stilblüte bist Du da nicht zurzeit?

Ich hab ja nicht keine Ahnung vom Klavierspiel. Bin ja selbst fortgeschrittener Spieler aus der Klassik. Aber habs halt nie studiert. Und das ist nicht die Hauptsache in der Geschichte, sondern die Rahmenhandlung.

Danke allerseits!
 

Ich war in Sankt Petersburg. Bin aber natürlich kein Russe und weiß nicht sicher, wie der russische Klavierstudenten-Alltag aussieht. Im Konservatorium in Moskau bin ich nur mal für ein Konzert gewesen und habe einiges von meiner Petersburger Lehrerin gehört, die da studiert hat. Zu ihren studienzeiten war es anscheinend extrem hart, ein flalscher Ton und gleich hat man ne halbe Note schlechte bekommen. Obs heut viel besser ist? Glaube ich kaum.
 
Von dem Kaliber kenne ich auch einige. Ich denk mir immer: Wissen die daheim nichts mit sich anzufangen?

Tja, mein lieber rappy,

doch, durchaus! :p

Ich hatte aber immer mehrere Korrepetitionsstellen und später auch noch 10 Schüler pro Woche, um finanziell mein Dasein fristen zu können und so hatte ich natürlich jeden Tag Proben. Ich war tatsächlich in der Woche tagsüber nie zu Hause, weil ich eben immer was hatte und für eine freie Stunde der Weg dann doch zu lang war. Ich habe außerdem drei Abschlüsse. Aber ehrlich -ich fand's total super und der Austausch mit vielen anderen, die Diskussionen über Musik, über pianistische Dinge und über Gott und die Welt haben meinen Horizont durchaus erweitert. :p


7:00 aufstehen, wie spießig ist das denn?

Wenn man kein eigenes Instrument zu Hause hat, ist das vielleicht spießig, aber sinnvoll. :D Du kennst nicht die wirklich GRAUENVOLLEN Instrumente in den Übezellen. Und wenn man halt nur um 8:00 Uhr auf guten Instrumenten üben kann, muss man in den sauren Apfel beißen. Ich hätte mir auch was Besseres vorstellen können (bin ein absoluter Nachtmensch, der leider immer gegen seine Natur leben muss - bitte mal ordentlich bedauern! :D ).

Liebe Grüße

chiarina
 
Tja, kommt halt ganz auf die Rahmenbedingungen an. ;-) In Karlsruhe sind die Übeflügel auch beschissen, man darf aber früh morgens genauso wenig an den besseren üben. :D
Eine Zeit lang war ich mal immer morgens um halb 9 üben, weil man dann noch nicht auf einen Raum warten muss. Ich war tatsächlich dann oft abends von 22–24 Uhr wieder üben, weil man dann auch nicht mehr warten muss und hab dafür mittags ne Stunde Mittagsschlaf gemacht. Es waren dann immer dieselben Leute, die man morgens um 8 eingetragen gesehen hat (die haben wohl genauso gedacht), aber die haben sich dann eben normalerweise den Abend frei gemacht (da traf man immer ganz andere Leute an).

Ich find Austausch ja auch super und die ein oder andere Vorlesung auch, aber man kann auch so viele Stunden verschenken, die man in Seminaren hockt, wo Schulmusiker ihre Referate halten. Würde man sich stattdessen ein Buch darüber ausleihen und zuhause lesen, täte man in der gleichen Zeit das 10fache lernen.

@40er: Also was ist denn an einem Arbeitstag von ~ 9 – 21 Uhr bitte lasch? Natürlich sind da Pausen dabei, aber die meisten anderen Studenten, die ich kenne (es gibt natürlich Ausnahme-Büffelfächer), und die meisten Berufstätigen sowieso haben's viel bequemer. Da ist um 17 Uhr Feierabend und der Kopf ist frei für den Rest des Tages. Das gibt's bei Musikern nie.
 
Aber ehrlich -ich fand's total super und der Austausch mit vielen anderen, die Diskussionen über Musik, über pianistische Dinge und über Gott und die Welt haben meinen Horizont durchaus erweitert.

... und später dann meldet man sich bei einem Klavierforum an, und muß sich mit den (ab)sonderlichen Ansichten von Hobby-Musiktreibenden auseinandersetzen :D:D

(bin ein absoluter Nachtmensch, der leider immer gegen seine Natur leben muss - bitte mal ordentlich bedauern!).

Bitteschön:

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;)
 
@40er: Also was ist denn an einem Arbeitstag von ~ 9 – 21 Uhr bitte lasch? Natürlich sind da Pausen dabei, aber die meisten anderen Studenten, die ich kenne (es gibt natürlich Ausnahme-Büffelfächer), und die meisten Berufstätigen sowieso haben's viel bequemer. Da ist um 17 Uhr Feierabend und der Kopf ist frei für den Rest des Tages. Das gibt's bei Musikern nie.

Das war ironisch gemeint. Habe auch mal studiert. Rückblickend kann ich sagen, dass es die schönste und entspannendste Zeit meines Lebens war, auch wenn es am Semesterende Prüfungsstress gibt.

Zum anderen, deine Rechnung aus Post 3.
11.00-13.00 Üben, also 2 Stunden.
15.00-16.30 Vorlesung, sich berieseln lassen (wir mussten noch brav mitschreiben wegen Mangels technischer Möglichkeiten)
18.00-20 oder 21.00 Wieder üben, also noch mal 2 bis 3 Stunden.

Macht 6,5 Stunden. Ganz schön streng! Werde mal berufstätig und habe Verantwortung für ein Projekt oder dergleichen, dann kannst du es als hohe Kunst bezeichnen wenn um 17.00 Uhr der Kopf frei für den restlichen Tag ist.

Geniess das Studentenleben. Es kommt in der Regel nicht wieder zurück.

40er
 
Eeh, in sämtlichen Romanen die ich kenne, in denen Pianisten vorkommen, geht es um Düsternis und irgendwelche psychischen Störungen!! Es hält sich hartnäckig das Klischee vom verrückten Musiker. Da ist natürlich schon ein bisschen was dran, aber vermutlich sind auch nicht mehr Gestörte unter den Klavierstudenten als unter den Kunst-, Sport-, Psychologie-, Mathe-, Jurastudenten...

Falls Interesse an den Romanen besteht, ich will sie sowieso loswerden. "Die schwarzen Flügel" von Lise Knudsen und "Das Gedächtnis des Wasser".
 

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