Gibt es denn heute noch Orgeln, bei denen der barocke Fußsatz die einzige mögliche Spielweise ist? Nur dann fände ich die Maßnahme, alles mit der Spitze zu spielen, sinnvoll. Zumindest mit dem Epochenargument.
Ob es noch Orgeln mit alten Stummelpedalen gibt, bei denen nur mit Ballen bzw. Spitze gespielt werden darf, weiss ich nicht, habe noch keine solche Orgel gesehen.
Aber mal langsam mit deinem Argument. Auch wenn die Orgelkonstruktion modernes Spitze/Hackespiel erlaubt, gibt es einige Spitzenorganisten, die trotz moderner Pedale barocke Musik nur mit Ballen bzw. Spitze spielen, z.B. Ton Koopman, und dies verdammt schnell.
Ich persönlich bevorzuge zwar auch Ballen/Spitze/Hacken-Technik, jedoch besteht da immer die Gefahr, dass man aus Versehen legato spielt, weil diese Technik Legato-Spiel erleichtert. Es kann aus Artikulationsgründen sehr sinnvoll sein, mit dem gleichen Fuß mehrmals hintereinander mit der Spitze zu spielen. Zum Beispiel beim Beginn schweren Taktzeiten, wo ein Hineinbinden bei barocker Musik selten angezeigt ist. Wenn man mit einem Fuß an solchen Stellen Spitze-Spitze spielt und damit so gut wie nicht in der Lage ist, legato zu spielen, vermeidet man automatisch diesen Bindefehler. Das ist ein wichtiger Punkt für mich.
Meine Orgellehrerin möchte auch, dass ich bei barocken Orgelwerken hauptsächlich Spitze/Spitze spiele, und ansonsten Ballen/Spitze/Hacken. Sieht es aber zum Glück nicht dogmatisch.