3 wichtige Klavier Übe-Tipps

Hat der Lehrer erst mal kapiert, dass seine Aufgabe zwecklos ist, nichts mehr zu retten ist, muss er sich auch keine Mühe mehr geben...

Das mag es geben. Doch in den Fällen, die ich meine, hätt es funktioniert, wenn die Lehrer auch nur einen Funken ambitionierter gewesen wären. Wer als Lehrer(in) meint, den Unterricht v.a.mit Zeitunglesen und Kaffeetrinken absitzen zu können, hat den Beruf verfehlt. Und Respekt hat vor solchen Menschen auch niemand.
 
Zwischen Ganztagsschule, Hausaufgaben und Smartphone-/Computer-Glotzerei schafft es Mami vielleicht noch gerade so, hineinzurufen: "Marie-Smaragda, denk dran, noch deine 10 Minuten Klavier zu üben!"

Jenseits der Kunst, bleibt auch die technische Intelligenzia auf der Strecke,

welcher Pimpf hat denn heute noch zu Hause eine großzügige Werkstatt oder gutbestückten Hobbykeller, wo er nach Belieben handwerkeln kann? Und welcher übertheoretisierte Latte-machiato-Vater kann denn heute noch seinen Zöglingen Material-be/ver-arbeitung, Elektrik usw. beibringen?
Ein gerade blutfrei und mäßig gerade eingeklopfter Nagel löst heute schon Begeisterungsstürme der umstehenden noch Unverständigeren aus.
 
Dass die musikalische Bildung in die Breite getragen wird ist doch nicht schlimm. Statt nur 100 Elite Schüler auszubilden jetzt 1000 "normale" Menschen die Möglichkeit einzuräumen, sollte ja prinzipiell erstrebenswert sein. Arme und behinderte inklusive... Die spannende Frage ist, warum nicht beides geht, die Breitenförderung und die Ausbildung der Elite. Das muss sich doch nicht gegenseitig ausschließen.

Das heranzüchten der Elite kann man nicht erzwingen. Ich hab's bei meinen Kindern gemerkt. Mein Sohn wollte unbedingt e-Gitarre lernen, aber nach nur einem halben Jahr war, trotz musikalischer Begabung die Luft raus. Das halbe Jahr musste er zu Ende machen, dann hat er aufgehört. Meine Tochter hat mit mir Klavier angefangen, Übeeifer auch nicht im Ansatz vorhanden, irgendwann haben wir auch das aufgegeben, sie dazu zu zwingen, darin habe ich keinen Sinn gesehen.

Ein Stück weit liegt das sicher auch an dem unendlichen Angebot an Beschäftigungsmöglichkeiten heute. Sportvereine mit 50 Sportarten, wo man früher entweder Fussball oder Turnen machen konnte. Indoor Spielplätze, Freizeitbäder und allen voran das Smpartphone und der PC. Aber trotzdem gibt es noch genug Phasen am Tag, wo die Kinder jammern, ihnen wäre langweilig. Zeit wäre also da. Was war denn früher anders? Ich weiss es nicht. Ich sollte ein Instrument lernen, hab Querflöte gespielt, ich wurde zwar immer wieder ermahnt zu üben, aber so richtig zu spielen gezwungen habe ich mich nicht gefühlt.

Sind die Profis von heute damals aus eigenem Antrieb regelmäßig zum Üben ans Instrument gegangen oder wurden die alle gezwungen?
 
..entpuppt sich "Diskussion über Inklusion, JeKi, Flow" und ähnliche sehr klavierspezifische Belange nunmehr als wichtiger Übungstipp? ;-)
 
Ob sich eine öffentliche finanzierte Musikschule der Elitenförderung verschreiben sollte, lass ich mal außen vor.

Ein Stück weit liegt das sicher auch an dem unendlichen Angebot an Beschäftigungsmöglichkeiten heute. Sportvereine mit 50 Sportarten, wo man früher entweder Fussball oder Turnen machen konnte.

Bei mir tauchte irgendwann ein Späteinsteiger in der Musikschule auf, der ca. 10 Jahre älter war als die fühbegabten Kiddies. Der machte die Klavierschule im Zeitraffer.

Wurde später Profisportler und Deutscher Meister. Es gibt keine Zeit-, es gibt nur Motivationsprobleme.
 
Die Folge ist nicht nur, dass es kaum mehr deutsche (künstlerische) Musikstudenten gibt, das Fach Schulmusik mal ausgenommen.
Das ist falsch. In Würzburg gibt es viele deutsche Musikstudenten, manche davon sind hervorragend gut und gewinnen internationale Preise. Allein in der Klasse meiner Professorin sind aktuell fünf von acht Studenten deutsche, eine der Nicht-Deutschen kommt aus der Schweiz... Natürlich ist das alle paar Jahre etwas anders. Aber es gibt die disziplinierten, begabten, geförderten, guten, deutschen Musiker nach wie vor. Sie sind vermutlich genauso selten wie sonst auch.

Was unsere Hochschule betrifft, weiß ich vor allem von Klavier, Gesang und Geige, dass es viele Deutsche gibt und viele davon auch sehr gut sind. Aber auch in anderen Fächern gibt es immer wieder Erfolge - ein Kollege von mir, kommt aus demselben Kaff wie ich, spielt in Hamburg regelmäßig in der Elphi.

Dass die Mittelschicht im Niveau verliert, mag sein. Vermutlich gilt das für Sport und andere Hobbys genauso. Liegt vermutlich am Smartphone, dem ständig wechselnden Schulsystem und dem wachsenden gesellschaftlichen Druck auf Kinder und Eltern (!). Mei. Früher war die Zukunft auch besser.

@hasenbein Redest du nicht mehr mit mir, oder sind dir meine Fragen nicht verständlich genug formuliert?
 
-
 
Zuletzt bearbeitet:
ist eine kleine Stadt in Unterfranken, wobei die Uni auch Nobelpreislaureaten hervorbrachte und die Universitätsmedizin sicherlich Weltspitzenniveau hat.

Die Folge ist nicht nur, dass es kaum mehr deutsche Musikstudenten gibt,
in der Tendenz vielerorts instrumentenspezifisch langsam Normalität,
man schaue sich auch mal die Neuen in den Orchestern an ;-).

Die Zahlen aus 2013/14, Tendenz deutl. steigend , neue folgen demnächst.

(DIE ZEIT)"An deutschen Musikhochschulen kommt fast jeder zweite Student aus dem Ausland. Sie sind gute Musiker, sprechen aber kaum Deutsch. Das sorgt für Missverständnisse und Misstöne"

https://www.zeit.de/2014/04/musik-hochschule-studenten-ausland


In den mir persönlich bekannten Hochschulen in Berlin (Eisler u UdK), Dresden und Leipzig sind in Klavier u. Violine sehr sehr viele Auswärtige und auf Spitzenniveau! Bei den Bläsern dominieren im Blech noch die deutschen Männer , aber im Holz drücken deutlich mehr Auswärtige herein!
 
Zuletzt bearbeitet:

Übrigens: an dieser ganzen "Spaß versus Anstrengung"-Diskussion stört mich der m.E. ganz falsche Fokus. Wer gerade in eine Sache vertieft ist, den interessiert nicht, ob er Spaß hat, oder ob es anstrengend ist. Er WILL diese Sache tun, nur darum geht es. Er zieht daraus Befriedigung, Freude, Stolz, Glück, das Gefühl von Selbstwirksamkeit ..... Das ist aber alles niemals Selbstzweck, sondern die Folge seines Tuns.

Zu betonen, dass etwas anstrengend sein soll oder ist, ist für mich genauso unsinnig wie zu betonen, dass etwas Spaß machen soll oder Spaß macht. Als hätte Anstrengung einen Wert oder Spaß einen Wert. Ich mache nicht etwas, um Spaß zu haben oder mich anzustrengen, sondern ich mache etwas, weil mir die Tätigkeit selbst etwas bedeutet.
Danke, Chiarina, für deine treffenden Worte. Du drückst das aus, was ich zu dieser Diskussion eigentlich die ganze Zeit zu vermitteln versucht habe.

Im übrigen sehe ich keine Veranlassung, wenn jemand etwas geschrieben hat, zu ergründen, ob hier ein „Bonmot“ von irgendjemandem vorliegt oder nicht. Dann sollte man das schon als Zitat kennzeichnen.
 
Flow entsteht nämlich erst dann, wenn Anforderungen als spielend leicht zu bewältigen erscheinen, weil das lernende bzw. kreative Individuum seine Kräfte in einer intrinsischen Motivation anstrengungslos fließen lassen kann.

Besonders nützlich ist der Übeflow aber gerade dann, wenn es noch nicht läuft und das Üben selbst zum Flow wird. Da erscheint zumindestens bei mir nichts als spielend leicht!
 
Das ist falsch. In Würzburg gibt es viele deutsche Musikstudenten, manche davon sind hervorragend gut und gewinnen internationale Preise. Allein in der Klasse meiner Professorin sind aktuell fünf von acht Studenten deutsche, eine der Nicht-Deutschen kommt aus der Schweiz... Natürlich ist das alle paar Jahre etwas anders. Aber es gibt die disziplinierten, begabten, geförderten, guten, deutschen Musiker nach wie vor. Sie sind vermutlich genauso selten wie sonst auch.

Liebe Blüte,

in Würzburg mag das so sein, da kennst du dich deutlich besser aus als ich. :003: Und natürlich gibt es immer noch sehr gute und qualifizierte deutsche Musiker und Interpreten!

Aber leider seltener. Generell ist die Entwicklung leider so wie von mir beschrieben. Die Deutschen können in der Breite mit dem internationalen Niveau nicht mehr mithalten.
  • Das wird z.B. bei den Teilnehmerlisten großer Wettbewerbe deutlich.
  • Professoren beklagen, dass Deutsche bei den Aufnahmeprüfungen schlechter sind als ihre ausländischen Bewerber. "Die Bewerbersituation an der Musikhochschule zeigen, dass viele ausländische Bewerber aufgrund unterschiedlicher Faktoren (Bildungssysteme in den jeweiligen Ländern) deutlich bessere Ergebnisse vorweisen als deutsche Bewerber. Da die Musikhochschulen quasi verpflichtet sind, die besten Bewerber aufzunehmen, bedeutet dies, dass der deutsche Nachwuchs besser vorbereitet und gefördert werden muss. Das hat dazu geführt, dass einige deutsche Musikhochschulen sog. „Pre-Colleges“ eingerichtet haben quasi Musikschulen für Hochbegabte. "
  • "Die Zahl der an deutschen Musikhochschulen studierenden Bildungsinländer geht kontinuierlich zurück." - beide Zitate aus https://www.musikschulen.de/medien/doks/mk07/AG13.pdf, leider von 2007, aber die Situation hat sich nicht verbessert.
  • der Ausländeranteil an deutschen Musikhochschulen liegt bei 40 bis 50%. Er bezieht sich auf den gesamten Anteil an Studierenden, der Studiengänge wie Musikalische Früherziehung, Schulmusik etc. einschließt, in denen aber kaum ausländische Studenten vertreten sind. Diese Studenten sind fast ausschließlich in künstlerischen Fächern vertreten, die logischerweise einen deutlich höheren Anteil als die 40-50% aufweisen. Dazu passt:
https://www.deutschlandfunk.de/vergeigt.680.de.html?dram:article_id=35145

und



Liebe Grüße

chiarina
 
Da die Musikhochschulen quasi verpflichtet sind, die besten Bewerber aufzunehmen, b
Ehrlich gesagt, läuft da der Hase schon anders. Erstens sind staatliche deutsche Musikschulen nicht verpflichtet, die Besten der Welt aufzunehmen, sondern sie sind dem steuerzahlenden Bürger des jeweiligen Bundeslandes verpflichtet. Bestimmte Hochschulen verlangen saftige Studiengebühren von nicht europäischen Bewerbern. Vereinzelte Stipendien für einzelne Topptalente müssen ja nicht ausgeschlossen sein.

Gleiches gilt übrigens auch für die Medizinerausbildung, es werden immer noch konkurrenzlos hohe Anteile an nicht europäischen Studenten ohne Studiengebühren ausgebildet, obwohl tatsächliche Entwicklungshilfe das nicht ist (oder wieviele schwarzafrikanische Studenten befinden sich darunter? Nahezu Null)
 
Im übrigen sehe ich keine Veranlassung, wenn jemand etwas geschrieben hat, zu ergründen, ob hier ein „Bonmot“ von irgendjemandem vorliegt oder nicht. Dann sollte man das schon als Zitat kennzeichnen.
@Tastimo das ist jetzt ein wenig verwunderlich: einerseits verwendest du ein verkürztes (aus dem Zusammenhang gerupftes) Zitat als Exempel schwarzer Pädagogik, andererseits teilst du mit, dass dir der Kontext deines Exempels nicht so bekannt ist - - das ist in Sachen argumentieren gelinde gesagt ziemlich suboptimal...
Naive Frage: leuchtet dir das ein?

Schwarze Pädagogik beinhaltet Druck, Zwang, Repressalien etc (schöne Beispiele finden sich in zahlreicher Literatur von C.Ph. Moritz über Musil und Mann bis zu Grass und Böll) - jeden Ton ernst zu nehmen, zu durchdenken und auch dazu angeleitet werden: kann dieser Lern/Lehr-Inhalt schwarze Pädagogik sein?? Wenn überhaupt in diesem Zusammenhang, dann wäre ein Unterricht, der Töne ernst nehmen mit Prügelstrafen etc erzwingen will, "schwarze Pädagogik" - Töne ernst zu nehmen selber aber nicht! Einleuchtend?

Ob man in dieser Angelegenheit mitreden kann, das kann jeder an einem vom Blatt auch für Anfänger leicht spielbarem Abschnitt erproben: die ersten vier Takte Schubert/Liszt "Ständchen" (leise flehen meine Lieder)
- das kann wunderbar klingen, wenn man es a) begriffen hat (weil man die Töne ernst nimmt) und über die Fähigkeit, sehr fein klanglich zu differenzieren verfügt
- das kann gleichgültig-langweilig klingen (was jeder hinkriegt...und was die meisten auch erstmals damit anstellen)
(ich werde nicht vorkauen, was es da zu verstehen und ernst zu nehmen gilt) übrigens bedarf es keiner Prügelpeitschmethoden, keines "Flow", keiner improvisatorischen Spielerei und keiner Esoterik, um das zu lernen - es benötigt nur Neugier, Feinfühligkeit, Begreifen und ein wenig manueller Geschicklichkeit...!
 
2. nirgendwo gibt es Kurse, welche anleiten, "Fehler gekonnt in die Musik einzubauen" ...
@Tastimo
...speziell dazu würden mich kundige Widerworte sehr interessieren (falls es welche gibt...)

Ansonsten nochmal zu Fehlern: sie sind weder kreativ noch positiv, sondern im harmlosesten Fall momentane Ungeschicklichkeiten. Blöde aber wird es, wenn man Fehler - warum auch immer, egal ob Faulheit oder Dämlichkeit ursächlich sind - stur wiederholt und sich angewöhnt. (Wer daran zweifelt, dem ist nicht zu helfen!) Das zu begreifen ist nun wirklich nicht schwer, und die Konsequenz, am besten immer ohne Fehler zu üben, ist alles andere als unlogisch oder bäh-bäh-schwarzPäd... ;-)
blöde Fehler pflegen sich dann einzustellen, wenn man beim erlernen zu viel auf einmal und zu schnell spielt - wir alle, auf jedem Level, müssen uns peu a peu an die Stellen gewöhnen, die uns nicht sofort gelingen! Der Anfänger braucht eine gehörige Weile, bis er rasche Albertibässe hinkriegt, der Profi braucht eine Weile, bis er die Mephisto Sprungsequenz sicher drauf hat - und wer sein jeweiliges Ziel ungünstig angeht, der wird selbstverursacht scheitern.
 
Jetzt kommen wir einander schon näher in der Diskussion. Nur, welchen Sinn hatte es, dass die Schüler über einen kurzen Zeitraum hinweg widerwillig etwas schwerere Stücke spielen konnten, wenn sie bei der erstbesten Gelegenheit froh sind, nicht mehr Klavier spielen zu müssen und es durch die eigene Erfahrung auch nicht ihren Kinder aufdrücken möchten?
@UpRightPiano das ist eine weitreichende Frage!! Und sie begrenzt sich nicht allein auf das Klavier spielen:
welchen Sinn hatte es, dass die Schüler über einen kurzen Zeitraum hinweg widerwillig etwas schwerere chemische Formeln anwenden oder Schiller Dramen partiell interpretieren konnten, wenn sie bei der erstbesten Gelegenheit froh sind, nicht mehr GoetheSchiller lesen oder Resktionsgleichungen ausrechnen zu müssen...
Das ist weder Witzelei noch Spielerei mit deinem Beitrag, sondern bitterernst...leider... Man kann ein brillanter Arzt oder Ingenieur werden (hoch angesehene akademische Berufe!) und nach der Schule komplett auf GoetheSchillerMozartvanGogh verzichten!!! Wer kennt die Frage "wozu brauch ich das später?" nicht?
...über im schlimmsten Fall nihilistischen Utilitarismus gibt es lesens- und bedenkenswerte russ. Romane (böse Geister, Väter und Söhne u.a.) - derjenige brillante Operateur, der nach dem Abi frohgemut die Deutschlektüre zum Grill anzünden abgokelte, wird seinen Beruf trotzdem spitzenmäßig ausführen! ...die erwähnten Bücher zu lesen, wird ihm nicht in den Sinn kommen*)
Ist der für viele lästige Zwang, im gymnasialen Deutschunterricht Lektüren lesen zu müssen, nun ein Vor- oder ein Nachteil??
___________
*) nicht in den falschen Hals kriegen: ich kenne hochdekorierte Ärzte, die sich privat aktiv an literarischen, musikalischen etc Kulturgesellschaften beteiligen! Aber sie wären auch ohne diese "Hobbies" in ihrem Job spitze.
 
Wie können wir eine lebendige und niveauvolle Kultur der Hausmusik wiederbeleben?
Die haben wir doch!
Aber sie ist eine demografische Minderheit, damit muss man sich abfinden. Und diese Minderheit dümpelt salopp gesagt an der 5%Hürde herum... (bissel schwarzseherisch pointiert) ---- wie auch immer: wer Interesse an Musik machen, Instrumente spielen lernen hat, der befindet sich nicht in einer demografischen Mehrheit.
Ketzerische Frage: soll eine Minderheit die Mehrheit belehren und zu ihren Minderheiteninteressen hinführen?
(sorry...die Fragestellung ist sehr ketzerisch und prekär...)
 
@Tastimo
...speziell dazu würden mich kundige Widerworte sehr interessieren (falls es welche gibt...)

Ansonsten nochmal zu Fehlern: sie sind weder kreativ noch positiv, sondern im harmlosesten Fall momentane Ungeschicklichkeiten. Blöde aber wird es, wenn man Fehler - warum auch immer, egal ob Faulheit oder Dämlichkeit ursächlich sind - stur wiederholt und sich angewöhnt. (Wer daran zweifelt, dem ist nicht zu helfen!) Das zu begreifen ist nun wirklich nicht schwer, und die Konsequenz, am besten immer ohne Fehler zu üben, ist alles andere als unlogisch oder bäh-bäh-schwarzPäd... ;-)
blöde Fehler pflegen sich dann einzustellen, wenn man beim erlernen zu viel auf einmal und zu schnell spielt - wir alle, auf jedem Level, müssen uns peu a peu an die Stellen gewöhnen, die uns nicht sofort gelingen! Der Anfänger braucht eine gehörige Weile, bis er rasche Albertibässe hinkriegt, der Profi braucht eine Weile, bis er die Mephisto Sprungsequenz sicher drauf hat - und wer sein jeweiliges Ziel ungünstig angeht, der wird selbstverursacht scheitern.

Es ist an der Zeit, hier mal eine Zusammenfassung zur Klärung der Gedanken vorzunehmen, denn es sind hier zwei Ebenen durcheinandergeraten.
Auf der einen Ebene steht der defizitäre Ansatz, der den Schüler zwingt, Fehler zu vermeiden, als wenn es um Leben und Tod ginge. Auf dieser Ebene wurde der Arztberuf, bei dem jeder Fehler wirklich tödlich enden kann, mit dem Musizieren gleichgesetzt. Dies finde ich problematisch, weil die äußerste Anspannung eines Arztes das Spielgefühl und die Spielfreude bei Musikern und insbesondere Musik-Lernenden hemmt. Dem setzte ich das positive Denken einer erfolgserlebnisbasierten
, letztlich flow-orientierten Herangehensweise entgegen. Den Begriff „schwarze Pädagogik“ habe übrigens nicht ich in diese Diskussion gebracht. Dennoch meinte ich damit eine Pädagogik, die Verengung als Mittel nimmt, um Erziehung zu leisten und nicht freie Entfaltung zu ermöglichen, die wiederum kreative Prozesse überhaupt erst möglich macht. Kollege Hasenbein verwies noch auf Krisen, die die Menschheit vorangebracht haben, was so auch stimmt, aber aus meiner Sicht nicht auf kreative Lernprozesse zutrifft (Argumentation s.o.), es sei denn, die Krise besteht durch intrinsische Morivation im Wunsch nach einem Erfolgserlebnis.

Die zweite Ebene betrifft die Fehler. Wie Hasenbein ganz richtig gesagt hat, sind Fehler ein Symptom, ein Hinweisgeber, dass etwas nicht in Ordnung ist. Da sind wir uns auch alle einig. Auch möchte niemand ein Konzert hören, das von Fehlern durchsetzt ist. Gerade im Anfangsunterricht muss darauf geachtet werden, dass Fehler sich nicht einschleichen. Aber das Hauptohrenmerk sollte auf dem liegen, was da ist und gut läuft und man sollte dies fördern. Und später geht es darum, zu üben, wie man z.B. ein Stück spielen kann, ohne sich durch einen Fehler herausbringen zu lassen, sondern mit diesem eben kreativ umgehen zu können. Und zu erkennen, dass ein Fehler, gerade bei Improvisation, Komposition und Songwriting, eine Inspirationsquelle sein kann.
@rolf: Ja, es gab schon Workshops zu musikalischer Improvisation, wo der gekonnte Umgang mit Fehlern trainiert wurde.
 

Zurück
Top Bottom