Die Detailgrößen bei Serienherstellern sind ja auch fast immer pillepalle, void, minder interessant ... - es sei denn, ein bestimmtes Merkmal , wie die exakte Länge, erlaubte eine genaueste Identifikation eines Flügels, ob denn er die von einem Kaufinteressenten nachgefragten Eigenschaften habe.
Meist machen es die Klavierbauer relativ schlau..., so wie bei Steinway zum Beispiel, wo die Größe eines Konzertflügels von 247 cm über 260 cm über 270 auf die heutigen 274 cm kam. Das hat u.v.a. den Vorteil, dass man die Resonanzböden älterer Flügel oft mit denen neuerer ersetzen kann, wenn denn man die etwas zu großen Böden rundum einkürzt.
Die Größenangaben können auch zur Verwirrung führen ..., wenn in den Transienten der Zeit ein heute 188 cm langer Flügel ehedm mal nur 182 cm lang war - und dann prompt, auch von Fachleuten... - mit dem "nachgerückten" kleineren Modell werfäxelt wird, wie ich das mal bei einem Klavierbauern aus Niederbayern bemerkte, der einen uralten A-182 für einen etwas moderneren O-180 auspreiste, wobei das angegebene Baujahr (1896 oder 97) nicht stimmen konnte, weil der O erst 1900 rauskam...
Die Fa. Bösendorfer hat ja heute das Alleinstellungsmerkmal, dass man bei ihr mal gleich zwei Konzertflügel unterschiedlicher Größe beschaffen kann - den 290er Imperial, und den 275er, letzteren auch noch in zwei verschiedenen Versionen - mit 88 und mit 92 Tasten. Oder ist der 275er heute eine 280er? Oder war der 275er vorher ein 270er?
Keine Ahnung. Bösendorfer wird frühestens die über-über-nächste Baustelle, wenn denn ich für meine Zwecke mit Erard und Pleyel durch bin.
Und Bösendorfer ist die einzige Bude, die sowohl "gebaute" Gehäuse heute noch fertigt bei den größeren Flügeln, als auch Rims bei den kleineren macht.
Rennst du denn immer mit Maßband herum, wenn du Flügel guckst, Christian?

Ich tu das nicht. Hat mir bitter geschadet, als ich in Brüssel einen (Halb-, Semi-, Voll-) Konzertflügel inhalierte, der mir vorkam wie der Parlor grand der Herren Henry sr. und Henry jr., aber erstaunlicherweise trotz frühem Baujahr der 1860er bereits mit den vollen 88 Tasten... , so, als sei er eine Experimentalversion gewesen, oder aber er war nicht 220 lang, sondern doch schon 250-260..., damalige Vollkonzerterlängen..., und ich habe es nur nicht gesehen, gemessen...
Wo doch die Parlors bis 1886, bis zur Einführung des heutigen C, nur 85 Tasten hatten...
Ein Faszinosum. Oder mein Irrtum...
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Mein Guckiluggi, wenn ich wo was interessantes sehe:
O Cembalo? O Flügel...?... (in der Vitrine in Leipzig stehen zwei rot chinesisch bemalte Instrumente von Christofori nebeneinander.... der eine lechts, der andere rinks...)
O Schallkasten? O kein Schallkasten? (mit Schallkasten sind die alten Dinger, primär aus dem 18. Jahrhundert, danach baute man offene Resos...)
O offenen Stimmstock? Abgedeckten?
O Wiener Mechanik O Stößelmechanik
O Kann man ran an das Innere? Repetitionen identifizieren? O leider nicht...
O Hämmerchen-Ausrüstung O mit Leder O ohne O Anzahl der Lagen...
O Duplex drinne? O sonstigen Pillepalle wie Blüthners mitschwingende Saiten? O nichts dergleichen
O Gebautes Gehäuse? O Rim aus verleimten Dickten?
O weniger als 82 Tasten O 82 O 85 O 88 O 92 O 97 O mehr als diese Tasten.... (ja, gibt es, 102 von Stuart, habe ich noch nie live gesehen, keine Lust, dafür nach Australien zu jetten....)
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Und hier wieder eine Literaturempfehlung, ist ja bald wieder Weihnachten...
Die Bildbände vom seligen Andreas Beurmann, "Das Buch vom Klavier" , und sein früheres über seine damalige Cembali-Sammlung. Wenn man die beiden Bücher mal durchgearbeitet hat, und alles, alles darin auch verstanden hat..., DANN kennt man sich aus bei Klavieren.