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  • Ersteller des Themas MehrKlavierspielen
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Der Versuch, "Lust" darauf herzustellen durch irgendwelche pädagogischen Winkelzüge, ist zum Scheitern verurteilt.
Guter Unterricht weckt Interesse - aber wenn auf der Gegenseite nichts da ist, kann auch nichts geweckt werden.

Das Einzige, was sinnvoll ist, ist, durch einen musikalisch bildenden und herausfordernden Unterricht immer mehr Lust zu machen auf gute, anspruchsvolle Stücke. Dies wiederum auf der Basis von Erfolgserlebnissen, die dem Schüler klar signalisieren: "Mehr können = Klavierspielen macht mehr Spaß!"
Ein wichtiger Aspekt ist die Freude am "Besser werden" - und diese kann man sich nicht erkaufen oder auf anderem Wege leistungslos erwerben. Sie stellt sich nur ein, wenn entsprechende Fortschritte tatsächlich stattfinden und die Erfahrung verinnerlicht wird, dass man durch überdurchschnittlichen Einsatz auch überdurchschnittliche Qualität erzielt.

"Technik" oder "Quintenzirkel beherrschen" besitzt aus sich heraus nicht den allergeringsten Reiz, außer für welche, die ohnehin schon "nerdig" veranlagt sind.

Man sollte also einen konkreten Anlass schaffen - z.B. bestimmte Stücke, bei denen eine Technik erforderlich ist, oder Improvisation (!) -, für den eine bestimmte Technikform notwendig ist, so dass der Schüler unmittelbar einsieht und auch am kurzfristigen Erfolg erkennt, dass das Üben der Technikform gut und notwendig ist.
Ersteres ist abstrakt, weil ein bestimmtes Objekt fehlt, auf das man seine Aufmerksamkeit konzentrieren kann. Letzteres stellt ein solches Objekt dar, das mit einer Länge von allenfalls wenigen Minuten noch als Herausforderung überschaubar ist. Deshalb empfiehlt es sich, Herausforderungen so zu dimensionieren, dass man Weg und Ziel miteinander in eine erkennbare Relation setzen kann. Wer sich viel zu viel vornimmt, gibt meistens sehr bald schon wieder auf. Übrigens ist das bei den allermeisten ein stichhaltiges Entscheidungskriterium gegen das Lernen ohne einen Lehrer: Ein Lehrer hilft bei der Definition erreichbarer Ziele, die man sonst erst nach absolvierter Ausbildung zu erkennen imstande wäre. Aber mit eben dieser hat man ja noch gar nicht begonnen... .

Wenn Kinder zu wenig üben, obwohl sie die zu übenden Stücke eigentlich gut finden und gerne können würden -> mit Schülern und Eltern über das Problem sprechen, und wenn sich nichts ändert, Kündigung vorschlagen, da so keine zweckmäßige Arbeit möglich.
Genau dieser "soziale" Aspekt ist besonders wichtig und bislang in diesem Faden noch am wenigsten erörtert worden. Solange die Lehrkraft im Musikunterricht allein Leistung einfordert und weitere Kontaktpersonen (Eltern, Aufsichtspersonen, andere Lehrer etc.) dieses Prinzip nicht in ihren Handlungsbereichen anwenden, ist die Wahrscheinlichkeit eher gering, dass die damit verbundene Einstellung und Arbeitshaltung verinnerlicht wird. Der zu geringe "Tiefgang" beim Lernen und Entwickeln ist nämlich nicht nur im Musikunterricht ein Problem. Wissen, das man sich nur im Hinblick auf die demnächst anstehende Klassenarbeit aneignet, gerät zeitnah wieder in Vergessenheit, ohne prägende Spuren zu hinterlassen. Aber gerade diese Prägung ist ja die Voraussetzung dafür, bei variierten Problemstellungen entsprechende Lösungsstrategien zu entwickeln und anzuwenden. "Üben" ist nämlich mehr: Nicht einen Lehrplan abzuarbeiten, sondern Problemlösungskompetenz zu entwickeln.

LG von Rheinkultur
 
Wir leben in Zeiten der Bequemlichkeit und des schnell Konsumierbaren (Facebook, Instagram, Smartphone und co.). Diese allgemein vorhandene Trägheit und Faulheit schlägt sich leider oft in der Haltung der Schüler wieder.
Daran sind aber zunächst die erwähnten "Technologien" an sich nicht schuld. Vielmehr sind daran zwei Aspekte problematisch: Zum einen signalisieren damit produzierte Objekte (Dokumente, Dateien), man könne ohne Zwischenschritte und Anstrengungen zu etwas Fertigem, zu etwas Gültigem, zu etwas Abgeschlossenem kommen, was in der Konsequenz falsch ist, aber nicht als falsch erkannt wird. Zum anderen fehlt im weitesten Sinne Medienkompetenz: Es handelt sich um Werkzeuge, deren richtiger Gebrauch erst einmal erlernt sein will.

Ein Beispiel aus der Studienzeit: Ein Fachkollege auf dem Gebiet der Komposition gehörte als Besitzer einer saumäßigen Handschrift und einer heillos chaotischen Arbeitsweise zu den ersten, die das Notenschreiben am Computer praktiziert haben. Am Rechner arbeitete er ebenso wirr, ineffizient und in miserabler Qualität - dafür sah aber das Schriftbild professioneller aus, so dass er nicht einmal mehr selbst registrierte, was er für einen Mist in vielerlei Hinsicht verzapfte. Heute ist er als (schreibender) Lebenskünstler tätig, nachdem er auch beim dritten Anlauf sein Examen nicht geschafft hat... .

LG von Rheinkultur
 
Ich z.B. möchte auch nicht den Eindruck erwecken, zu lamentieren. Ich möchte einfach Fragen, die mir als leidenschaftlicher Pianist und Klavierlehrer auf den Nägel brennen, diskutieren. Auch wenn ich die Haltung mancher Schüler beklage, bin ich trotzdem ein verständnisvoller und geduldiger Klavierlehrer, das nur zur Klarstellung.

Du redest von kindlichen Schülern. Abgesehen von wenigen, die es tatsächlich "wissen wollen", sind die hauptsächlich in Deinem Unterricht, weil sie von den Eltern dort hingeschickt werden, nachdem irgendwann mal der Wunsch "hey, es wäre cool, Klavierspielen zu können" gepaart mit einem gewissen Allgemeinbildungswillen der Erzeuger aufgekommen ist. Zu diesem Zeitpunkt konnte ganz sicher nicht das Kind (und nicht selten gewiss auch nicht die Eltern) ahnen, was es an Kärrnerarbeit bedeutet, so ein Ziel zu erreichen, von dem oft genug keine konkrete Vorstellung existiert - will man Mozartsonaten spielen? Will man sich vor Freunden/Freundinnen ein bisschen mit aktuellen Songs profilieren und nimmt den Czerny nur zähneknirschend in Kauf? Ist das Ziel große Virtuosität, findet man vielleicht bestimmte "Songs" aus angesagten Filmen gut [die 1. Ballade von Chopin erleidet dieses Schicksal, nachdem irgendein Hollywoodfilm sie verbraten hat] usw. - kann man von einem durchschnittlichen Kind unter 10 Jahren erwarten, dass es solche konkreten Ziele klar definieren und auf Jahre im Voraus planen kann und für ein fernes Ziel als blöd empfundene "Babystücke" üben will?

Früher oder später werden die allermeisten sowieso "aufhören", weil andere und realiter wichtigere Herausforderungen ihren Tribut fordern. Wichtig wäre EIGENTLICH gerade bei den nur durchschnittlich interessierten und durchschnittlich begabten Kindern, eine solide Basis für die Zukunft zu legen. Deren Reverenz gegenüber der Macht der Umstände (für Dich = Schüler hört auf) bedeutet ja absolut nicht, dass er nicht wieder anfängt, sobald das Leben halbwegs im Fahrwasser gelandet ist.

Wenn man also in den überaus wichtigen Kindesjahren herumtändelt, um das Kind irgendwie überhaupt bei Laune (= am Üben) zu halten, könnte es sein, dass es (wie die meisten) zwar irgendwann "aufhört", aber nie wieder anfängt (oder es im Erwachsenenalter ungleich schwerer hat, eine solide Grundlagentechnik zu erarbeiten).

Bin kein KL, kein Kollege, aber "reflektierender Schüler" und verdammt froh, in meiner Kindheit mit Dingen "gequält" worden zu sein, auf die ich später wunderbar aufbauen konnte. Denn logo habe auch ich irgendwann aufgehört. Meine erste (ich glaube sehr gute) KL hat mich sogar mehr oder weniger rausgeworfen, weil ich zu wenig geübt habe. Die zweite war leidensfähiger, aber auch sie bestand auf ihren Bach-Inventionen (meine Eltern hatten für teures Geld eine Henle-Ausgabe erworben, die musste dann natürlich auch durchgearbeitet werden - als brave Tochter ließ man sich früher noch beeindrucken von Aussagen wie: "Wir haben Dir das bezahlt, also nutze es auch"). Bestimmt war die Lehrerin DAMALS frustriert. Aber was man als Kind lernt, vergisst sich nicht.

Vielleicht kannst Du leichter mit der vordergründig frustrierenden Situation umgehen, wenn Du Dir manchmal sagst: "Ich bilde mit XY zwar keinen künftigen Klavierstudenten heran, aber jemanden, der in 20, 30 Jahren mit Freude und ganz anderem Ernst wieder an dem Faden anknüpfen wollen wird, den ich heute vorbereite. Dafür braucht er die solideste Technik, die in sein halb-unwilliges Kleinhirn einzuhämmern ich imstande bin." :-)
 
Gerade den "Schwachen" nutzt es am Meisten, die Erfahrung zu bekommen, den eigenen Schweinehund zu überwinden und etwas zu erreichen.
Völlig richtig - siehe, wie gesagt, den Film "Rhythm Is It".

Allerdings muss auch eine vernünftige Motivation da sein.
In dem Fim ist es die Motivation, in einer großen Gruppe an einer großen Aufführung zusammen mit einem weltberühmten Orchester teilnehmen zu dürfen.

Welche Motivation aber hat der prototypische heutige Schüler, dem Klassik eigentlich am Arsch vorbeigeht und der Klavier allenfalls von filmmusikartigem seichtem Geklimper her kennt und mag, etwas zu üben, weil der KL sagt, dass das "halt für die weitere Entwicklung wichtig ist"?

Und wie ist das gar bei einem pubertierenden Jugendlichen, dessen Gehirn sowieso ganz besonders nur auf kurzfristigen Reiz ausgelegt ist?

Konsequenz, Disziplin, Leistung ja - unbedingt! Aber sehr viele KL vermögen es gar nicht, passende motivierende Zielsetzungen herzustellen (sondern unterrichten einfach den Stiefel, nach dem sie mehr oder weniger selber gelernt haben...), und dann wird rumgeheult, dass die Schüler gar nichts üben und technisch katastrophal sind.

Ich hoffe, man versteht mich richtig: Mir geht es NICHT um Anbiederung an den Schüler, um eine dämliche "Kundenorientiertheit" oder ein Mitmachen des allgemeinen Niveau-Limbos. Aber Motivation ist unabdingbar! Und die ist einfach im 08/15- "Zum nächsten Mal bitte Stück Nr. 45 und 46, dazu F-Dur und D-Dur über 4 Oktaven Hände parallel"-"Klassikunterricht" nicht wirklich gegeben.

LG,
Hasenbein
 
Aber sehr viele KL vermögen es gar nicht, passende motivierende Zielsetzungen herzustellen (sondern unterrichten einfach den Stiefel, nach dem sie mehr oder weniger selber gelernt haben...), und dann wird rumgeheult, dass die Schüler gar nichts üben und technisch katastrophal sind.

(...)Aber Motivation ist unabdingbar! Und die ist einfach im 08/15- "Zum nächsten Mal bitte Stück Nr. 45 und 46, dazu F-Dur und D-Dur über 4 Oktaven Hände parallel"-"Klassikunterricht" nicht wirklich gegeben.
Einen solchen vermute ich dort, wo (wie in einem anderen Faden vorhin gelesen) generationenübergreifend durch dieselbe Lehrkraft unterrichtet wird und man vom Besitz mehrerer Exemplare des gleichen Notentextes spricht, weil jeder Benutzer auf einem individuellen Leistungsstand agiert und folgerichtig individuell verschiedene Eintragungen vornimmt. Das heißt im Klartext, es wird bei allen der immer gleiche Lehrgang von der ersten bis zur letzten Lektion absolviert, ohne ein auf den einzelnen Kandidaten zugeschnittenes Konzept zu entwickeln und anzuwenden.

Das habe ich glücklicherweise anders kennen gelernt - wer weiß, ob mich die Langzeiterfahrung eines "08/15-Klassikunterrichts" nicht erfolgreich von einer Berufslaufbahn als Musiker abgeschreckt hätte.
Aus Kapazitätsgründen habe ich mich recht frühzeitig gegen das Erteilen von Instrumentalunterricht entschieden und mich auf andere Schwerpunkte spezialisiert. Ganz allgemein würde ich es für wichtig erachten, zwischen technisch-motorischen Aufgabenstellungen und in Arbeit befindlicher Literatur Wechselbeziehungen herzustellen, beispielsweise Skalen, Akkordbrechungen, Artikulationsformen oder Kadenzen aus gespielten Stücken heraus abzuleiten und bei der Erkennung und Entwicklung entsprechender Muster stets den Schüler von Anfang an mitwirken zu lassen. Vorhandene Übungsmodelle und Etüden/Studien sind an der passenden Stelle einzubeziehen, anstatt einfach nur Lektion für Lektion abzuarbeiten. Eine solche Unterrichtskonzeption ist mühsamer und Massenabfertigung dutzender Schüler pro Woche ist so kaum möglich - aber es sind attraktivere Resultate zu erwarten.

Früher oder später werden die allermeisten sowieso "aufhören", weil andere und realiter wichtigere Herausforderungen ihren Tribut fordern.
Ein solcher Schwund ist in vielen Bereichen anzutreffen, beispielsweise auch im Sport. Die Lehrkraft darf sich das nicht als individuelles Scheitern ihrer Unterrichtsbemühungen attestieren, wenn die Wechselbeziehung zwischen Fordern und Fördern irgendwann einmal in einer dauerhaften Schieflage verbleibt, bei der weiterer Unterricht keine ausreichenden Entwicklungsmöglichkeiten mehr bietet.

LG von Rheinkultur
 
Mh, ich muss zugeben, ich habe mir auch ein paar Gedanken zu diesem Themenfeld gemacht und zwar aus meiner Perspektive als nicht-studierter nicht-unterrichtender Amateur. Aus diesem Grund sind all meine Aussagen vielleicht als eher idealistisch einzustufen.

1.) Tatsächlich verstehe ich nicht, warum der Klassik-Unterricht heutzutage so abläuft wie er meistens Abläuft. Auch mir kam es während Kindheit und Jugend so vor, als ob Musikmachen in der Klassik nichts anderes als "Malen nach Zahlen" ist, was aber absolut nicht stimmt. Und "Malen nach Zahlen" ist nunmal, naja, nicht so spannend. Ich habe das Gefühl, dass Klavierunterricht häufig viel zu "motorisch" und viel zu "unmusikalisch" gedacht ist. Z.B.: Die Essenz der Musik ist der Klangeindruck, aber wie häufig kommt es in "klassischem" Klavierunterricht vor, dass Werke nach Gehör nachgespielt werden? Oder mit der Musik gespielt wird (was ich schonmal in einem anderen Faden erwähnte, transponieren, variieren, etc.)? Ich denke dadurch verschiebt sich der Fokus im Unterricht sehr ungesund vom Musikalischen weg.

2.) Außerdem sehe ich das Problem darin, dass Menschen, wenn sie nicht aus einem musikalischen Elternhaus stammen, erst viel zu spät in den Kontakt mit "echter" Musik kommen. Wenn ich nun den Artikel des TE lese:
Deshalb würde ich gerne unter diesem Thread alle möglichen klassischen klaviertechnischen Spielformen sammeln, die man bereits (in vereinfachter Form) im Anfangsunterricht unterrichten kann. Mir fallen da sponaten Tonleitern und einfache Arpeggien (mit 3 Tönen als Triolen) ein.
sehe ich (aber ich bin wie gesagt idealistischer Amateur, deswegen bitte diese "provokante Aussage" mit einem Körnchen Salz genießen) hier schon das Problem. Wie soll denn das bitte motivieren? Das hat mit echter Musik ja nun wirklich erstmal nichts zu tun und wenn Leute das in ihrer musikalischen Kindheit so erleben und nicht über ausreichend viel Selbstreflexion verfügen, wird dies ihr Bild von "Musik" ein Leben lang prägen! Also um wieder zu meinem Punkt bekommen: Ich finde man sollte früher damit beginnen "echte" Musik zu machen und "echte" Musik kennenzulernen und den Kindern damit "wirkliche" Perspektiven zu schaffen. Man könnte beispielsweise mit ihnen symphonische Werke hören, gerne auch Ausschnitsweise, versuchen Ausschnitte nachzuspielen, Klaviersonaten hören, fragen was ihnen daran gefällt, ihre Neugierde wecken, ihr Empfinden wecken, etc. etc. .

Ich persönlich denke, dass es, wenn man 15 min des Klavierunterrichts dafür aufwenden würde die eben skizzierten Dinge zu tun, könnte dies vielleicht eine doch nicht zu vernachlässigende Wirkung entfachen.

Die Musikalischen Cracks in meinem Freundeskreis saßen bereits mit 4 am Klavier und haben Mozartsonaten vom Blatt gespielt. Aber ich glaube häufig wird hier Ursache und Wirkung verwechselt, denn nach ihrer Aussage haben sie eher so getan, es schien nämlich überhaupt nicht geklappt zu haben und absolut schrecklich geklungen zu haben. Aber sie kamen wenigstens in Kontakt mit echter Musik und nicht mit "Tonleitern, Arpeggien, Hanon, und Fingerkraft Band 1 - 3". Und viel wichtiger: Sie konnten hier mit der Musik spielen, so wie andere Leute mit Bauklötzchen spielen.

Liebe Grüße,

Daniel

P.S. Mir ist klar, dass die von mir eben skizzierten Vorschläge natürlich (!) nur eine Komponente des Unterrichts darstellen sollen. Aber dass z.B. ohne Disziplin etc. kein Fortschritt erzielt werden kann, wurde ja bereits ausführlich von z.B. Hasenbein dargelegt, weswegen ich auf diesen Aspekt, welchen ich als sehr wichtig erachte, hier nicht weiter eingegangen bin.
 
Hat jemand Lust nochmal auf die Überschrift des Fadens einzugehen und didaktische Anregungen zu geben?

Rheinkultur hat doch schon Beispiele genannt, die jedoch nicht auf einem strikten Schema f oder in diesem Fall Schema k beruhen.
Allgemeine didaktische Anregungen ohne den Bezug auf einen bestimmten Schüler und eine auf ihn zugeschnittene Stückauswahl werden Dir nur sehr bedingt (be-)greifbare Impulse geben können. Am ehesten kommt man vermutlich nur zu in diesem Faden verwertbaren Ergebnissen, wenn man wie im Beitrag #34 gewissermaßen eine Versuchsanordnung skizziert: Schüler beschäftigt sich mit einem bestimmten Stück als Unterrichtsgegenstand, erkennt ein strukturelles Phänomen (auf- und absteigende Tonhöhen) und vertieft diese Erkenntnis unter Zuhilfenahme eines Bildes (Abenteuer in den Bergen).

LG von Rheinkultur
 
Bei älteren Schülern muss man die Verbindung zwischen Technik und der Musik herstellen. Wenn der Jugendliche begreift, wie geil es ist, wie viel besser ein Stück klingt, wenn er vorher an ´seiner Technik gearbeitet hat, wird es ihn natürlich motivieren.
Nein, so muss das nicht nur bei älteren, sondern bei ALLEN Schülern laufen.

Motivation, technische Aspekte zu verbessern, muss darüber hergestellt werden, dass beim Schüler ein ganz unmittelbares "Klangbedürfnis" (um mal Martienssens "Klangwillen"-Begriff etwas abzuwandeln) aufkommt und damit eine intrinsische Motivation, dieses Klangbedürfnis hier und jetzt in die Realität umzusetzen.

Beispiel Tonleiter.

Dafür müssen erstmal ein paar Grund-"Klangbedürfnisse gelegt werden. Der Schüler muss sich erfreuen können u.a. an:
- dem Charakter unterschiedlicher Artikulationen (legato / non legato / staccato); das heißt, diese Dinge dürfen nicht etwas sein, was er halt "beachtet, weil es da steht", sondern was für ihn unmittelbar zum Ausdruck oder auch zum Schwung der Musik dazugehört.
- daran, Dinge nicht Ton für Ton zu spielen, sondern mit Schwung und Energie "abrollen" zu lassen (dazu gehört also, gewohnt zu sein, Betonungsimpulse, mit denen eine "Schwungfigur" beginnt, aus dem Arm heraus vorzunehmen). Auch hier muss es also so sein, dass der Schüler so weit sensibilisiert wird, dass er das Stück nur als gelungen empfindet, wenn der Schwung und die Energie auch vorhanden sind.

Nur so hat der Schüler nun die Motivation, eine schnelle Tonleiter auch mit dem (für das technisch saubere Klappen der Tonleiter unerlässliche!) angemessenen Schwung-Gefühl und der passenden "perlenden" non-legato-Artikulation zu üben und irgendwelche "Hakeleien" auszubügeln.

Ist der Schüler beispielsweise sehr phlegmatisch und/oder lässt sich auch durch intensive pädagogische Arbeit nicht dazu bewegen, etwas anderes als lahmarschiges TEY-Gedudel mit viel Pedal gut zu finden und ab und zu zu üben, macht das Durchnehmen von Tonleitern als "Technikelement", wie spätestens jetzt einsichtig sein sollte, keinen Sinn.

LG,
Hasenbein
 
Mit Ausnahme von ein paar Schülern, welche wirklich geübt haben und aus mir wirklich nahezu die gesamte Harmonielehre "rausgezogen" haben, meinen viele, dass es ein Spaziergang ist, Klavierspielen zu lernen. Auch wollen diese Schüler von heute auf morgen möglichst alle bekannten Pop-Lieder, welche im Radio gehört werden, spielen können. Wenn sie merken, so läuft das nicht, schwindet der Übungswille und die Motivation. Als Lehrer ist das dann ein permanentes kreatives Arbeiten, um den Schüler bei der Stange zu halten.
Bei einigen habe ich sowie so das Gefühl, dass sie Noten Legastheniker sind. Nach 2 Jahren finden sie immer noch nicht das C.
Die Schüler kommen aber auf eigenen Wunsch und dies berücksichtige ich.
Bei von Eltern gezwungenen Schülern neige ich dazu, wenn sie "keine Lust" haben, eine Kündigung nahezulegen.
Aber was macht man zur Motivationssteigerung?
Ich versuche die von Schülern gewünschten Musikstücke in ein für den Schüler angepasstes Niveau zu arrangieren. Da sind schon Stücke wie "River flows in you" oder ""One call away", welche dem Original ähnlich klingen, aber leicht spielbar sind. Da spüre ich bei den Schülern schon eine leichte Motivation.
Auch kommen kleine technische Aspekte in den Liedern vor, welche den Schüler weiterbringen.

Je nach Alter werden auch musikalische "Malsequenzen" eingebaut, um nicht nur stur am Klavier zu sitzen. Zum Beispiel Notenschlüssel und Noten malen oder auch ein Notenspiel. Wichtig ist es, den Schüler nicht für das Klavierspielen für alle Ewigkeit zu "vergraulen".
 
Zuletzt bearbeitet:

Bei einigen habe ich sowie so das Gefühl, dass sie Noten Legastheniker sind. Nach 2 Jahren finden sie immer noch nicht das C.
Also, wenn das tatsächlich so ist, dann, sorry, solltest Du mal ernsthaft Didaktik und Methodik Deines Unterrichts hinterfragen.
Ich möchte auch wetten, dass Du nicht, wie es namhafte Klavierpädagogen (Neuhaus, Martienssen etc.) schon lange erläutert haben und wie es auch Stand der Klavierdidaktik ist, mit Spielen nach Gehör anfängst, die Tonnamen erstmal rein über die Tastatur erarbeitest, das Notenlesen über Notenschreiben einführst etc., sondern gleich mit Nach-Noten-Spielen anfängst.

Da musst Du Dich dann natürlich nicht wundern, dass das nicht klappt, schon gar bei typischen heutigen Schülern, die superwenig üben und bei denen auch keine Übe-Supervision durch die Eltern stattfindet.

Wichtig ist es, den Schüler nicht für das Klavierspielen für alle Ewigkeit zu "vergraulen".
Das ist mein Eindruck von Dir: Dass Du hauptsächlich irgendwie - reaktiv - versuchst, "die Schüler nicht zu vergraulen". Ein wirkliches Konzept hingegen scheint zu fehlen.
 
Richtig. Wenn das AUCH NOCH wegfiele, dass Eltern die Kinder "zwingen", weiterzumachen, dann könnten wir die Instrumentalpädagogik endgültig und vollständig in die Tonne kloppen.
 
Ich möchte auch wetten, dass Du nicht, wie es namhafte Klavierpädagogen (Neuhaus, Martienssen etc.) schon lange erläutert haben und wie es auch Stand der Klavierdidaktik ist, mit Spielen nach Gehör anfängst, die Tonnamen erstmal rein über die Tastatur erarbeitest, das Notenlesen über Notenschreiben einführst etc., sondern gleich mit Nach-Noten-Spielen anfängst.

Tja, Wette verloren. Habe ich alles gemacht. Finde ich aber sehr unhöflich von dir Hasenbein, mich gleich zu beschuldigen, dass ich dass nicht gemacht hätte. :konfus:


Mit Zwang meine ich natürlich diejenigen Schüler, die von den Eltern von Anfang an gezwungen werden ein Instrument zu lernen, obwohl sie nicht wollen.

Das ist mein Eindruck von Dir: Dass Du hauptsächlich irgendwie - reaktiv - versuchst, "die Schüler nicht zu vergraulen". Ein wirkliches Konzept hingegen scheint zu fehlen.

Mit "vergraulen" meine ich diejenigen Schüler, die als Kind einen unangemessenen(zuviel Zwang, zu streng...usw) Unterricht hatten und als Erwachsene(Schülereltern) mir berichten, das sie für immer abgeschreckt wurden ein Instrument zu lernen.
Wo bin ich denn hier gelandet. ;-)
Hasenbein, du scheinst mir ein schon verbitterter KL zu sein, der seine pädagogische Motivation schon fast aufgegeben hat..... aber ich kann mich ja irren.
 
Nö, ich habe bloß Vermutungen in den Raum geworfen, die ja anscheinend falsch sind.
 
Keine Ahnung, warum ich dieses Thema bis heute übersehen habe. Aber es kommt gerade richtig und hat mich auf den richtigen Weg zurückgeführt. Auch wenn ich keine Kind mehr bin fühle ich mich sehr angesprochen.

Danke für dieses Thema und danke, hasenbein, für Deinen Beitrag #2.
:-) :super:
 
Mit "vergraulen" meine ich diejenigen Schüler, die als Kind einen unangemessenen(zuviel Zwang, zu streng...usw) Unterricht hatten und als Erwachsene(Schülereltern) mir berichten, das (dass) sie für immer abgeschreckt wurden ein Instrument zu lernen.
...und die beschriebenen Abgeschreckten haben trotz all´ der erlittenen Pein immer noch so´n Instrument daheim und muten nun ausgerechnet ihren eigenen Kindern zu, sich an diesem Instrument abzuquälen? Verquere Welt...

wie krieg ich das durchstreichen wieder weg???
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
"Formatierung entfernen" ... habs mal erledigt.
...und wieder da hingemacht, wo ich vermute, dass es hingehört hat. :-D
 
und die beschriebenen Abgeschreckten haben trotz all´ der erlittenen Pein immer noch so´n Instrument daheim und muten nun ausgerechnet ihren eigenen Kindern zu, sich an diesem Instrument abzuquälen? Verquere Welt...

Kaum zu glauben, aber diese Eltern tasten sich erst einmal vor und warten ab, wie es dem Kind gefällt und fangen dann auch noch mal an das "vergraulte" Instrument zu lernen. Mit Erfolg.:super:
 

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