2 x Violinschlüssel? (Czerny Übungen)

PommesFrites

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Hallo liebe Tastenkünstler!

Bin gerade dabei, mir Literatur zuzulegen, um mich für meine ersten Anfänge zu rüsten. Jetzt ist da eine Sache aufgetaucht, die mich verwirrt. Wollte mir zusätzlich zu den Klavierschulen noch die üblichen Empfehlungen zulegen, so z.B. die 100 Übungsstücke von Czerny. Allerdings verwirrt es mich, dass die ersten 15 Stücke mit zwei Violinschlüssel notiert sind.

Bis ich meine erste Klavierunterrichtsstunde habe, bringe ich mir derzeit vorab schon mal das Notenlesen bei und probiere mich an sehr einfachen Übungen. Und da ist alles mit Bassschlüssel, woran ich mich schon gewöhnt habe.

Nun habe ich Bedenken, völlig durcheinander zu kommen, sollte ich mich später mal an die Czerny Übungen wagen. Wäre es dann besser, solche Übungen auszulassen, wo es keinen Bassschlüssel gibt?

Oder ist es so, dass man auch lernen muss, die linke Hand "umzuschalten"? Anders gefragt: Ist diese Sache mit den zwei Violinschlüsseln überhaupt üblich bzw. noch anderswo zu finden außer bei Übungs-/Anfängerstücken?
 
Wäre es dann besser, solche Übungen auszulassen, wo es keinen Bassschlüssel gibt?

Oder ist es so, dass man auch lernen muss, die linke Hand "umzuschalten"? Anders gefragt: Ist diese Sache mit den zwei Violinschlüsseln überhaupt üblich bzw. noch anderswo zu finden außer bei Übungs-/Anfängerstücken?

Du musst Dich davon befreien (bzw. solltest Dir gar nicht erst angewöhnen zu glauben), dass die beiden Schlüssel den beiden Händen zugeordnet sind. Sie sind einem Tonraum zugeordnet, der sich, ganz pragmatisch, besser mit dem einen oder dem anderen Schlüssel darstellen lässt. Mit verschwimmenden Grenzen muss immer gerechnet werden. ;-) Wenn es auf einmal gar sonderbar klingt, hat man irgendwo mitten im Notengewusel einen "Schlüsselwechsel" übersehen.

Eigentlich ist der Gebrauch von zwei verschiedenen Schlüsseln am Klavier dem Umstand geschuldet, dass man auf Oktavversetzungszeichen bzw. Hilfslinien verzichten möchte. Welche Hand letztlich wo welche Töne in welchem Schlüssel spielt, ergibt sich aus dem Kontext.
 
Du musst Dich davon befreien (bzw. solltest Dir gar nicht erst angewöhnen zu glauben), dass die beiden Schlüssel den beiden Händen zugeordnet sind. Sie sind einem Tonraum zugeordnet, der sich, ganz pragmatisch, besser mit dem einen oder dem anderen Schlüssel darstellen lässt. Mit verschwimmenden Grenzen muss immer gerechnet werden. ;-) Wenn es auf einmal gar sonderbar klingt, hat man irgendwo mitten im Notengewusel einen "Schlüsselwechsel" übersehen.

Eigentlich ist der Gebrauch von zwei verschiedenen Schlüsseln am Klavier dem Umstand geschuldet, dass man auf Oktavversetzungszeichen bzw. Hilfslinien verzichten möchte. Welche Hand letztlich wo welche Töne in welchem Schlüssel spielt, ergibt sich aus dem Kontext.

Hilft mir sehr! Ich verstehe. Jetzt weiß ich auch, wie ich das Notenlesen üben werde. Es muss unabhängig vom Fingersatz erfolgen bzw. darf man nicht den Fehler machen, die Töne bestimmten Fingern zuzuordnen.
 
darf man nicht den Fehler machen, die Töne bestimmten Fingern zuzuordnen.
Nein, auf keinen Fall. Den Fingersatz habe ich selber noch nicht ganz durchschaut, als Anfänger, mir ist aber aufgefallen, dass das noch mal eine Wissenschaft für sich ist, und wenn manche Klavierlehrer (bzw. Professoren an der Musikhochschule) von ihren Schülern extra Geld nehmen, wenn sie ihnen Fingernummer neben die Noten schreiben sollen – das hat mir jedenfalls mein KL mal erzählt – dann können sie das nur, weil Fingersatz eben nicht trivial ist. Der ideale Fingersatz hängt von vielen Faktoren ab, beispielsweise von der Phrasierung (innerhalb einer Phrase empfiehlt sich das legato-Spiel, wenn die Notation kein staccato-Spiel vorschreibt), und vom Melodieverlauf, woraus sich etwa ergibt, wann sich die Hand zusammenziehen muss, um wieder Streckweite haben (etwa r1-5 über c-e) für die folgende Melodie, wann man den Fingersatz ändern kann, was geht wenn Noten gleicher Höhe aufeinander folgen, wann man über- oder untergreifen muss. Benachbarte Akkorde schränken die Möglichkeiten weiter ein, denn je mehr Tasten eine Hand halten muss, umso kleiner ist logischerweise der Tonraum, in der sie legato-spielen kann.
Meine aktuelle Kompositionsübung ist fertig, ich sitze am Klavier und grüble über den Fingersatz, befürchtend, dass das Stückchen womöglich gar nicht spielbar ist.

Übrigens gibt es (nicht beim Klavier) auch Alt- und Tenorschlüssel, und auch ein paar andere. Am besten wird ihr Sinn und Zweck transparent, wenn man nicht von Violin- und Bassschlüssel spricht, sondern von G- und F-Schlüssel. Denn es ist das g', das auf derselben Linie liegt, wo der eingekräuselte Zipfel des Violinschlüssels endet, und es ist das f, das auf der Linie zwischen den beiden Punkten des Bassschlüssels sitzt. Alt- und Tenorschlüssel beziehen sich übrigens beide auf das C und heißen daher auch C-Schlüssel, und abhängig davon, wo er liegt, ist es halt der Alt- oder der Tenorschlüssel.
 
Oder ist es so, dass man auch lernen muss, die linke Hand "umzuschalten"? Anders gefragt: Ist diese Sache mit den zwei Violinschlüsseln überhaupt üblich bzw. noch anderswo zu finden a

Grundsätzlich muss jede Hand zu jeder Zeit an jedem Ort (Violin- oder Bassschlüssel!) spielen können.
Deshalb darf der Bassschlüssel nicht als Derivat (mit Umrechnen???) des Violinschlüssels gelernt werden!
In der Tat haben viele ältere Klavierschulen am Anfang beide Hände im V.- Schlüssel. Das ist aber heute sehr démodé!
 
Grundsätzlich muss jede Hand zu jeder Zeit an jedem Ort (Violin- oder Bassschlüssel!) spielen können.
Deshalb darf der Bassschlüssel nicht als Derivat (mit Umrechnen???) des Violinschlüssels gelernt werden!
In der Tat haben viele ältere Klavierschulen am Anfang beide Hände im V.- Schlüssel. Das ist aber heute sehr démodé!

Sind solche Klavierschulen also nicht empfehlenswert?
 
Sind solche Klavierschulen also nicht empfehlenswert?

Disclaimer: Bin kein Klavierlehrer.

In Ansehung der Tatsache, dass sich im Hirn Gewohnheitsschleifen bilden (damit auch feste Zuordnungen wie "die linke Hand spielt alternativlos im Bassschlüssel") finde ich es gar nicht schlecht, von Anfang an solche Zuweisungen zu durchbrechen.

Die renommierte "Russische Klavierschule" notiert anfangs beide Systeme im Violinschlüssel. Kann also nicht verkehrt sein. Auf der anderen Seite wird der Bassschlüssel dabei vernachlässigt. Cool fände ich, wenn in einer Klavierschule alle durcheinander gemischt würde: Übungen nur im Violinschlüssel, nur im Bassschlüssel und beide in der üblicherweise gemischten Form. :-)

Was genau spielst Du denn von Czerny?
 

Hmm, tja, und dann gibt es noch Sopran-, Alt- und Tenorschluessel usw. oder transponierende Soloinstrumente...was man alles lesen koennen soll und manchmal musz.
 
Nicht zu vergessen den Mezzosopranschlüssel, Baritonschlüssel, Französischen Violinschlüssel (nein, das ist nichts Unanständiges!), hohe Chiavetten, tiefe Chiavetten...
 
@mick: Gibt es denn gar keine Ansätze diese unsägliche Notenschrift endlich gegen etwas Modernes auszutauschen?
 
Ich finde die Notenschrift keineswegs unsäglich. Bei manchen (längst nicht allen!) Spielarten der Neuen Musik stößt sie an ihre Grenzen, ok. - aber für den allergrößten Teil der heute aufgeführten Musik ist sie perfekt. Kinderleicht zu lernen, platzsparend, bei tonaler Musik absolut intuitiv zu lesen - warum sollte man das ändern?
 
Also, mich stören Noten bei meinem musikalischen Feeling. Sie engen mich ein. Ich brauche Musik, um meine Gefühle auszudrücken und da machen Noten mit ihrer Unbeweglichkeit alles kaputt. Musik nach Noten drückt nicht meine Emotionen aus, sondern höchstens die des Komponisten. Wahres Feeling in der Musik entsteht nicht durch schwarze Pünktchen, sondern nur durch authentisches und lebendiges Spiel. Die Verkrampftheit von Notenkratzern im Symphonieorchester ist ja auch mit den Händen zu greifen - glücklich sieht keiner von denen aus.

Echtes musikalisches Leben und Erleben kann man nicht aufschreiben, ein Glück. Echtes Leben geschieht am Instrument und nur das ist Musik.

Keine Noten, kein Limit, keine Grenzen!

CW
 
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