13 ways of looking at a blackbird (Lukas Foss)

Ich bin auch kein Neue-Musik-Kenner. Allerdings bin ich immer neugierig! Nicht nur bei Musik, sondern generell bei etwas, was ich nicht kenne. Niemals werde ich vergessen, wie ich mit Peter in Wien herumschlenderte und er nach oben auf diese wunderschönen alten Dinger (wie hießen die noch??? :003: ) auf den Dächern zeigte, wo das Regenwasser abfließt. Das hat meine Perspektive auf Dächer nachhaltig verändert! :003::blume:Als ich den Angelschein gemacht habe, wurde mir bewusst, was unter Wasser so alles los ist. etc. etc.. :002:

Bei Musik ist es ähnlich: ich bin neugierig und will nicht sofort alles in eine Schublade stecken, was mir interessante Erfahrungen verbauen könnte. Kinder machen das auch nicht und wir können viel von ihnen lernen (übrigens ein Grund, warum Kinder oft offen gegenüber Neuer Musik sind).

Manchmal fällt es mir schwer, dabei zu bleiben und mir gefällt ein Stück nicht. Meistens liegt es daran, dass ich vom Klang nicht emotional in irgendeiner Weise positiv berührt werde und keine Strukturen, keine Logik erkennen kann.

Das kann sich aber ändern.

Man hat Tests mit Jugendlichen gemacht, dabei ihnen ein Stück Neuer Musik vorgespielt und ihre Reaktion abgefragt. Sie war vernichtend.:004: Anschließend haben die Jugendlichen im Lauf der nächsten Zeit dieses Stück 20 weitere Male gehört. Was passierte? Sie fanden es immer besser, sogar bis hin zu gut!

Das liegt daran, dass man sich an das Stück gewöhnt und ganz langsam Strukturen wahrnimmt, die man beim ersten Hören einfach noch nicht wahrnehmen konnte. Und schon fühlt man sich beim 20.ten Mal fast wie in Omas Sessel. :003:

Es lohnt sich also, ein Stück öfter zu hören. Sehr, sehr viel unseres Geschmacks hängt mit unseren Hörgewohnheiten zusammen, dessen darf man sich ruhig bewusst sein. Dissonanzen lehnen wir in gehäuftem Aufkommen gerne ab.

Manche Stücke moderner Musik sind einfacher zu erfassen als andere, weil sie z.B. noch an alte Hörgewohnheiten anknüpfen (alte Formen, Ansätze von Tonalität....).

Dieses hier gefällt mir außerordentlich gut, ich kannte es vorher nicht! Ich finde es fast traditionell. :004: Wer möchte, kann auch mit dem Ende anfangen - das ist doch wirklich toll und könnte als Klangkulisse auch in Filmen ertönen.

Wenn man es nach dem ersten Durchhören weiter probieren will, kann man sich ja überlegen, was der Titel mit dem Stück zu tun hat. 13 ways.... - wie werden die dargestellt? Vielleicht mit Hilfe sehr unterschiedlicher Klangräume? Kann man die unterscheiden? .....

Mich interessiert daneben, was genau dir, liebe Blüte, so sehr bei der Umsetzung gefallen hat und was eventuelle Herausforderungen waren.

Liebe Grüße

chiarina
 
Dummerweise verstehe ich den Text nicht. Damit fange ich mal an. Das finde ich etwas schade, ist oft ein Problem mit hohen Stimmen, aber vielleicht auch mit der Melodieführung...
Zunächst: Mir gefällt der Klavierpart sehr gut! Tolle Effekte und die auch gut eingesetzt.
Ich habe mich gefragt, warum es ein Schlagwerk benötigte, ich denke, Klavier und Flöte hätten voll ausgereicht, aber das ist ja Sache des Komponisten. Dein Spiel finde ich auch sehr stringent und Deine Überzeugung hört man.
Mir gefällt überhaupt nicht die Singstimme - ich meine jetzt die Komposition. Was soll das, ein spannendes Stück zu bauen und dann die Singstimme in immer gleicher Klangfärbung pseudomodern dahinsingen zu lassen? ich finde das in hohem Maße langweilig und überholt und ausdruckslos.
Und, s.o., ich kann es nicht verstehen...also akustisch.
Ich finde, da hat der Komponist eine Chance vertan. Er baut einen spannenden Instrumentalbau und setzt eine dumme Sopranöse drauf...Ziel verfehlt in meinen Augen;-).
Ich kann es eh nicht leiden, wenn Sänger meinen, immer in der gleichen Art zu singen reiche aus...
Das ist, wie wenn ein Pianist immer mezzoforte spielt, Schüler nennen es gerne: normal
 
Mir gefällt überhaupt nicht die Singstimme - ich meine jetzt die Komposition. Was soll das, ein spannendes Stück zu bauen und dann die Singstimme in immer gleicher Klangfärbung pseudomodern dahinsingen zu lassen? ich finde das in hohem Maße langweilig und überholt und ausdruckslos.

Ich habe das genauso empfunden, sehe es allerdings als Problem der Interpretin. Sicher ist das sehr schwer zu singen, aber wer mal Barbara Hannigan erlebt hat, weiß, was möglich ist (o.k., vielleicht auch ein unfairer Vergleich). Vielleicht werden Sänger heute zu klassisch ausgebildet, u.a. so, dass gerade die Vibratofärbung deutlich zu eindimensional ist.

Liebe Grüße

chiarina
 
  • Like
Reaktionen: trm
Ich oute mich als Kulturbanause: Mir gefällt es nicht:022: und ich verstehe es auch nicht:cry:.

Dann lieber den Standard Bye Bye Blackbird von Ray Henderson oder Blackbird von den Beatles:-).
 
Also : ich finde den Lukas Foss schön. Ich schätze die Lyrik von Wallace Stevens, und Foss hat die Sprachgesten des Gedichts prima umgesetzt.
Alles eine Frage der Gewohnheit. Bei der Uraufführung der Eroica schallte es vom Balkon: " Ich gäb' noch einen Kreuzer, wenn's nur aufhört."
Was eben einen spontanen Zugang zu solcher Musik erschwert: weite Intervallsprünge ( vulgo: "unmelodisch") . Verweigert sich jeglichem "Groove" ( vulgo: " kein Rhythmus").
Keine Tonalität .( vulgo: "unharmonisch"). Wobei es im Stück schöne Inseln von Resttonalität gibt.

Ich kannte den Komponisten nicht. ( laut Wiki gab es eine "interessante" Beziehung zu Glenn Gould...)

Ich habe mir noch Night Music ( zum Gedenken an John Lennon) angehört. Wunderschön. Vergeichsweise "harmonisch" , aber weit weg von dem Ins Kraut schießenden Retro-Kitsch mancher zeitgenössischen Komponisten, oder der Weihrauch- Musik eines Arvo Pärt.

Und zur Erholung: 50 ways to leave your lover. Paul Simon. Mit dem göttlichen Schlagzeug- Groove von Steve Gadd.
 
  • Like
Reaktionen: trm
Mich interessiert daneben, was genau dir, liebe Blüte, so sehr bei der Umsetzung gefallen hat und was eventuelle Herausforderungen waren.
Ich stehe Neuer Musik ja auch sehr kritisch gegenüber, weil sich (manchmal) die Spreu vom Weizen noch nicht getrennt hat und man darum nicht weiß, was einem so vorgesetzt wird. Gerade bei solcher Musik dauert es aber eine Weile, bis man sich ihr genähert hat, und dann ist u.U. schon einige Zeit "verschenkt" bis man merkt, dass es Murks ist.
Mir gefällt an der Musik, dass man etwas tut. Ich brüte nicht Wochenlang über irgendwelchen hochkomplizierten und schwer zu lernenden / merkenden Texten, bis ich irgendwann mal eine Seite davon im halben Tempo spielen kann, sondern ich lese, tue etwas, höre wie es wirkt, und man fängt an, daran im Ensemble zu feilen. Anfangs wirkt es, als wäre alles egal, weil es sowieso nach Chaos klingt - aber mit der Zeit stellt sich heraus, dass dem nicht so ist, und man (natürlich) auch bei "solcher" Musik an der Qualität und Überzeugungskraft arbeiten kann. So wie auch eine Improvisation mehr oder weniger gelungen sein kann und man daran arbeiten kann.

Ich fine das Unerwartete und die vielen Wendungen toll in dem Stück. Ständig neue Stimmungen und Klangfarben, und die unterschiedlichen Klänge, die aus den traditionellen Instrumenten herausgeholt werden (z.B. hat der Precussionist mal mit einem Superball auf dem Resonanzboden gerieben, das klingt total abgefahren!)

Herausforderungen - Anfangs, eine innere Karte im Kopf zu haben, so dass ein Bogen über das Stück entstehen kann. Wissen, was kommt, und das in Beziehung zueinander setzen. Klänge ausbalancieren, überlegen, welche Stimme gerade wie wichtig ist.

Ich habe mich gefragt, warum es ein Schlagwerk benötigte, ich denke, Klavier und Flöte hätten voll ausgereicht,
Als ich es jetzt wieder gehört habe, ging es mir ähnlich, ich habe das Schlagwerk erstmal nicht so wahrgenommen. Aber das hat eine große Rolle gespielt. Die Effekte kommen ja nur teilweise vom Klavier, ich hätte nicht alles übernehmen können.

Auf die Kunst-Frage antworte ich wann anders, hab gerade nicht so viel Zeit.
 
Hi, Blüte, Deine Enttäuschung über die negativen Rückmeldungen ist nicht unbedingt angebracht.
Du schreibst ja selber, dass sich das Stück während der Proben entwickelt hat und Du es mehr und mehr in seinen Strukturen erkanntest.
Das kann man nicht vom einmaligen Hören verlangen, besonders wenn man keinen Schimmer hat, worum es geht (Text!).
Ich finde bei solchen Sachen auch das Mitmachen interessanter als das bloße Anhören.
 
Zuletzt bearbeitet:

Wer seinen Gesichtskreis erweitern will, muss auch mal die Kompfortzone verlassen. I
Zweifellos richtig.

Dann würde ich vorschlagen, dass die Neutöner und die Hardcoreklassiker hier sich 'mal ein perfektes Schlagzeugsolo von Pete York, eine Southernbluesnummer der Allman Brothers oder ein erstklassiges Bigbandarrangement von Herbolzheimer 'reinziehen.

CW
 
Dann würde ich vorschlagen, dass die Neutöner und die Hardcoreklassiker hier sich 'mal ein perfektes Schlagzeugsolo von Pete York, eine Southernbluesnummer der Allman Brothers oder ein erstklassiges Bigbandarrangement von Herbolzheimer 'reinziehen.

Selbst schon in Bands Pop, Rock, Blues gespielt (Sopransax, Baritonsax, Tasten, aushilfsweise Percussion). Regelmäßig die letzten 10 Jahre spiele ich Big Band (Baritonsax).

Im Musikunterricht in der Schule gab es Bach, Händel, Pink Floyd, Supertramp, Hancock, Metheny, ... da sind wir an viele Stile herangeführt worden.

Also: Dein Vorschlag ist gut. :-)

Grüße
Häretiker
 
Dann würde ich vorschlagen, dass die Neutöner und die Hardcoreklassiker hier sich 'mal ein perfektes Schlagzeugsolo von Pete York, eine Southernbluesnummer der Allman Brothers oder ein erstklassiges Bigbandarrangement von Herbolzheimer 'reinziehen.

Alles tolle Musik!:super: Du wirst ja auch nicht TEY, Pärt oder Kirchen-Pop vorschlagen.:angst:

Aber mitunter ist die Neue (oder auch nicht mehr ganz so neue;-)) Musik wohl selbst für Profis heikel.:geheim::-) Haydn und Mozart lassen grüßen!;-)

Vor fast 50 Jahren habe ich in der Meißner Kantorei Werke von Penderecki, Nono, Hambraeus, Kodaly, Honegger usw. mitgesungen. Das war verdammt schön und fordernd. Allerdings waren die meisten Männerstimmen ehemalige Thomaner und Kruzianer und bei den Frauenstimmen erzgebirgische Pfarrers- und Kantorentöchter;-).

@cwtoons , zieh dir mal den "Neutöner" Ligeti rein:


View: https://www.youtube.com/watch?v=txMWXvD8kL4
 

Mehr Stücke, nicht weniger!

Nie war es so wichtig, einen Umblätterer zu haben ...

"...
In response to a request by the Jeney Quintet, six of the movements were arranged for wind quintet as Six Bagatelles for Wind Quintet (1953).[4] They are, in order: III, V, VII, VIII, IX, X.
..."
https://en.wikipedia.org/wiki/Musica_ricercata

Fun Fact:
Musica Ricercata X (bei den Bagatellen "6. Molto vivace – Capriccioso") war in Ungarn damals wegen Dekadenz verboten. :-)

Grüße
Häretiker
 
Zuletzt bearbeitet:
Und wenn's gefällt - die "Bagatellen" gibt es auch für Klavier. Sie heißen nur anders, und es sind ein paar mehr. ;-)

Die Etüden habe ich mit Aimard und mit Koroliov gehört, das war schon ganz großes Kino!:super:
Und im vergangenen September Aimard mit drei Stockhausen-Programmen.:super:

Dazu noch die Berliner Philharmoniker unter François-Xavier Roth mit Ligetis Lontano und den
Atmosphères, gespielt zwischen den Images von Debussy. Da war sogar das Abonnement-Publikum begeistert!:super:
 

Zurück
Top Bottom