Was mich so gestört hat, ist die Tatsache, daß nirgends in dem Satz eine vergleichbare Stelle auftritt.
auf dem musikalischen Hochplateau, auf welchem sich dieser Satz befindet, gibt es keine regulären Muster oder gar Stereotypen mehr - Schubert verwendet die Andeutung von Mustern als Hintergrund, von dem sich das individuelle und einzigartige musikalische Geschehen unterscheidet. Das ist ein kompliziertes Wechselverhältnis, und das bezieht sich nicht nur auf klangliche Gesten, sondern auch auf die Harmonik, die Melodik usw.
dieser Satz ist ein würdiges Äquivalent zum langsamen Satz des Streichquintetts - die Mischung aus Todesgewißheit, Verzweiflung, Trost und Schönheit dieses langsamen Satzes zählt zum Allergrößten, was Tönen je anvertraut worden ist.
man mag mich sentimental nennen, das ficht mich nicht an: Andacht für lange Zeit ist die erste Möglichkeit der Annäherung an diese Musik - drin herumklimpern ist eine Todsünde.
alles erdenkliche an Expressivität, reduziert auf ein ausdrucksvollstes Minimum - nein, nicht reduziert: konzentriert, vielleicht sogar: von allem geläutert und dabei zugleich total individualisiert, "vereinzigartigt" ----- die Klaviermusik hat nicht viele solche Momente. Arietta aus op.111 von Beethoven, das Verdämmern vor dem Fugato in Liszts Sonate, Janaceks Frideker Mutter Gottes und Gute Nacht, Bartoks Abend auf dem Land und slowak. Volkslied (jaja, ok, das kann man als Spinnerei abtun, mir egal)
Leon Fleisher hat diese Sonate aufgenommen, nachdem seine Dystonie der rechten Hand teilweise nach ca. 20 Jahren behoben war - ich empfehle diese Aufnahme des langsamen Satzes der großen B-Dur Sonate allerwärmstens: da ist zu hören, was diese wenigen Töne zu sagen haben.