Wie die richtige Dynamik erzeugen???

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Debbie digitalis

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Hallo miteinander,

die obige Frage hört sich wahrscheinlich ziemlich blöd an, ist von mir aber ernst gemeint! Sobald ich als (offenbar ewiger und Spät-)anfänger begriffen habe, wie ein Stück klingen und damit auch musikalisch gestaltet werden sollte, stelle ich fest, dass das musikalisch erzielte einfach nicht das musikalisch erzeugte Ergebnis ist!!!

In der letzten Klavierstunde habe ich meine KLin dann einfach mal gebeten, mir das aktuelle Stück noch mal gänzlich auf meinem Klavier vorzuspielen. Ich habe sie dann beim Spielen aufmerksam beobachtet, um zu ergründen, woher der Zauber kommen mag, der jedes Stück (sei es auch noch so einfach) umgibt, das sie vorspielt. Meine Vermutung ist: Sie "legt sich richtig in die Töne". Das hört sich ziemlich blöd an, aber damit meine ich: sie erzeugt die gewollte Phrasierung dadurch, dass sie sich mit dem ganzen Körper einsetzt - z.B. durch Vorbeugen und Zurücklehnen - die umgesetzte Dynamik ist kein Kraftakt (meine KLin ist äußerst klein und zierlich!!) sondern ein gemeistertes musikalisch-motorisches Muster!!!

Ich frage mich, warum Klavierlehrer(innen) diesen Vorgang im Unterricht nicht erklären (können)?

LG

Debbie digitalis
 
Hallo Debbie,

sie können es durchaus erklären: es ist ein Verinnerlichen. Das gilt für jedes Lernen, dass bestimmte Abläufe erst äußerlich, dann innerlich ablaufen, wenn sie denn gelernt sind. Klavierspielen ist eben mehr als nur das "richtige Tastendrücken". Ich habe mir bei meiner letzten Klavierstunde mal eine Extrastunde nur zur richtigen Tonerzeugung gewünscht: der Ton entsteht nicht durch das Drücken der Taste, sondern aus der Vorstellung, dann aus der Schulter über den Arm und das Handgelenk in den Finger durch das richtige Gewicht. Setz Dich einfach mal an dein Klavier, und lege die Hand auf die Tasten und versuche den Fluss des Tones aus dem Kopf in den Finger hinein zu erspüren, mit einzelnen Tönen oder dann später einfachen Melodien. Mir hilft es.

Viel Erfolg
Gruß
Barbara
 
Hallo Debbie,

sie können es durchaus erklären: es ist ein Verinnerlichen. Das gilt für jedes Lernen, dass bestimmte Abläufe erst äußerlich, dann innerlich ablaufen, wenn sie denn gelernt sind. Klavierspielen ist eben mehr als nur das "richtige Tastendrücken"....der Ton entsteht nicht durch das Drücken der Taste, sondern aus der Vorstellung, dann aus der Schulter über den Arm und das Handgelenk in den Finger durch das richtige Gewicht. Setz Dich einfach mal an dein Klavier, und lege die Hand auf die Tasten und versuche den Fluss des Tones aus dem Kopf in den Finger hinein zu erspüren, mit einzelnen Tönen oder dann später einfachen Melodien. Mir hilft es.

Viel Erfolg
Gruß
Barbara

Liebe Klimpertante,

danke für deine Antwort! Natürlich weiß ich, dass Musik nicht durch "Tastendrücken" entsteht bzw. erzeugt werden kann. Ebenso gibt mir meine KLin auch diesbezüglcih viele tipps - so schlecht ist das von mir erzeugte musikalische Ergebnis dann auch nicht! Allerdings: es könnte viel besser sein und wie man zu dem KLangergebnis kommt, das meine KLin auch aus dem geringsten Stück zu erzeugen vermag weiss ich bis heute überhaupt nicht! Ich glaube einfach, dass hier eine Vielzahl exzellent beherrschter Fertigkeiten und vorhandener Fähigkeiten zusammentreffen muss.

Für mich wird Klavierspielen nach wie vor eine Leidenschaft bleiben, die ich wahrscheinlich nie in der von mir gewünschten Spielfertigkeit auszuüben vermag!

LG

Debbie digitalis
 
Nun, es wäre ja auch arg unfair wenn Du das auch nur annähernd so hinbekommen könnest wie dein KLin. Schließlich hat sie zehntausende Stunden mehr geübt als Du. Da muss man sich nicht grämen.

Ich kenne das Gefühl nur zu gut: Man hat eine ungefähre Klangvorstellung, aber wie sehr auch immer man es probiert, man bekommt diesen Klang so nicht hin. Da scheint die Feinmotorik nicht exakt genug zu sein, bzw. mensch hat einfach nicht genügend Erfahrung, um überhaupt zu wissen, was genau da motorisch ablaufen muss. Da würde mich fast interessieren, ob das Profi-MusikerInnen ähnlich geht: Ist deren Klangvorstellung auch differenzierter, als sie es faktisch ausdrücken können? Jedenfalls: Besser wird man da vorallem durch Erfahrung.

Wenn Du Dich mal richtig demotivieren möchtest, dann nimm einfach mal Dein Spiel auf, und höre es Dir an. Es ist erschreckend, wie viel Phantasie man in den Klang während es spiels noch reinlegt... Falls Du Dich eher motivieren möchtest, dann spiele einer Person vor die keine Ahnung von klassischer Musik hat, und von daher auch ein viel schlechteres Klanggefühl, bzw. eine undifferenziertere Klangerwartung hat.
 
der Ton entsteht nicht durch das Drücken der Taste

Na ich weiß ja nicht, wenn wir da mal nicht doch die Taste für den Ton drücken müssen... ;)

Spaß beiseite, hallo Debbie,

grundsätzlich ist das gar keine blöde Frage und jeder Anfänger beschäftigt sich damit. Warum klingt das Stück nur bei mir, warum bekomme ich nicht den Schwung in diese paar Takte, ...

Schau dir mal eine Videoaufnahme von Vladimir Horowitz hat, es wird dir auffallen, dass er grundsätzlich sein weißes Taschentuch auf den Flügel bereit liegen hatte und dies auch in jeder Pause zum Schweißabwischen benutzt. Das kann man bei vielen anderen Pianisten genauso beobachten. Es gibt auch die Aussage vieler Pianisten, dass sie nicht gerne auf Kunststoffbelägen spielen, weil diese mit zunehmendem Schweiß zu schmierig/glatt wird. Wer hätte schon gedacht, dass unsere Finger schwitzen.

Klavierspielen ist eigentlich Höchstleistungssport, der gesamte Körper nimmt am Spiel teil. Es reicht nicht aus sich einfach nur auf einen Hocker zu flanschen und mit den Fingern die Tasten zu bewegen. Denk alleine mal an die Rückenmuskulatur, wie oft hat mir meine Klavierlehrerin gesagt "gerade sitzen", schon dadurch hast du ja eine ganz andere Sitzposition, ein wichtiges Kriterium für ein sicheres Spiel. Viele ältere Pianisten wie auch Hobbyspieler geben das Klavierspiel auf, weil sie nicht mehr die Kraft dafür haben. Gerade bei älteren Menschen kannst du z.B. beobachten, dass sie einen Stuhl mit Lehne benutzen, weil die eigene Kraft nicht für die Gesamtdauer ausreicht, aufrecht zu sitzen und man deshalb die Unterstützung der Lehne benötigt. Es gibt auch Pianisten, die aufhören mussten, weil sie einfach nicht mehr die benötigte Kraft in der Armen und Fingern hatten. Denke hier z.B. mal an deine Fingerübungen, wofür machst du die denn? Nicht nur, damit du dich auf die Klaviatur einstellst und bestimmte Bewegungen besser trainierst sondern auch, um die Muskeln deiner Hände zu trainieren. Mit jeder Übungsstunde am Klavier besuchst du auch ein Fitnessstudio.

Dazu kommt die Fähigkeit, während des Spiels immer nach vorne zu schauen, also zu wissen was ich als nächstes wie anspiele und mir nicht erst Gedanken darüber mache, wenn mein Finger an der Taste angekommen ist. Auch das ist recht mühsam zu erlernen.

Tja und dann bleibt natürlich noch die Erfahrung. Man muss ein Stück, sei es auch noch so leicht, schon einige Male spielen um es perfekt spielen zu können. Und je mehr man sich mit einem Stück beschäftigt, umso öfter findet man die eine oder andere Passage, die einem im Detail dann doch noch nicht gefällt.

Ich erlebe es mit fast jedem neuen Stück. Wo der Komponist vielleicht ein kleines Bambi auf einer grünen Wiese in der Vorstellung hatte, pflügt bei mir ein Braunbär durchs Unterholz. Da bin ich immer wieder dankbar, wenn ich irgendwann wenigstens das Grün schon erahnen kann.

Debbie, das Klavier wird nicht umsonst als mit das anspruchvollste Instrument eingestuft, wir machen es uns mit unserem Hobby wirklich nicht leicht. Aber sei versichert, du bist nicht allein damit... ;)

VG
 
Hi Debbie,

ich bin zwar meilenweit von echter Artikulationsfähigkeit entfernt, habe aber viele Übungen zur Unabhängigkeit der Dynamik rechts und links gemacht.

Übung:
Beide Hände spielen unisono eine x-beliebige Phrase, dann wird rechts lauter, links bleibt glich usw.
Hier gibt es sehr viele Kombinationsmöglichkeiten.
Ich liebe solche Experimentalanordnungen. :p

Übung Nr. xy lautet: Links wird lauter, während rechts leiser wird.
Mein Problem:
Die Übersprungreaktion = wenn links lauter wird, dann zieht auch rechts lauer nach.

Mir hat hier ein inneres Bild geholfen. Anstatt willentlich lauter zu spielen, tauche ich gedanklich einfach nur "tiefer" bzw. "weniger tief" in die Tasten ein.


Lieber Gruß, NewOldie
 
Ich habe sie dann beim Spielen aufmerksam beobachtet, um zu ergründen, woher der Zauber kommen mag, der jedes Stück (sei es auch noch so einfach) umgibt, das sie vorspielt. Meine Vermutung ist: Sie "legt sich richtig in die Töne". Das hört sich ziemlich blöd an, aber damit meine ich: sie erzeugt die gewollte Phrasierung dadurch, dass sie sich mit dem ganzen Körper einsetzt - z.B. durch Vorbeugen und Zurücklehnen - die umgesetzte Dynamik ist kein Kraftakt (meine KLin ist äußerst klein und zierlich!!) sondern ein gemeistertes musikalisch-motorisches Muster!!!

Ich frage mich, warum Klavierlehrer(innen) diesen Vorgang im Unterricht nicht erklären (können)?


Liebe Debbie,

doch, können sie! :p Ein Ziel zumindest meines Klavierunterrichts ist, dass meine Schüler ihre Stücke klanglich so schön wie möglich spielen können. Ich möchte dabei immer gern an die Grenzen der Schüler gehen und stelle immer wieder fest, dass das auch in der Regel der Wunsch meiner Schüler ist, auch wenn sie dabei in der Disziplin ihres Übeverhaltens manchmal sehr gefordert werden. Sie fühlen sich sehr belohnt, wenn etwas nach kurzer Zeit im Unterricht plötzlich völlig anders und viel schöner klingt und sind dann auch bereit, zu Hause so zu arbeiten.

Ein Schüler kann also ein Stück annähernd klanglich so schön wie sein Lehrer spielen, wenn er entsprechend übt, trotzdem wird es immer Unterschiede geben. Die resultieren einmal daraus, dass das Stück des Schülers sich oft schon an dessen oberer musikalischer und technischer Grenze befindet, während es für den Lehrer nicht so ist. Daraus könnte man schließen, dass du vielleicht einmal ein für dich leichtes, aber schönes Stück spielst und versuchst, es so zu spielen, dass du wirklich zufrieden bist. Das könnte sehr gut klappen! :)

Zum zweiten hört ein Lehrer anders, meist sehr viel differenzierter als ein Schüler. Aufgrund seiner viel größeren Praxis und seiner Fähigkeit, Dinge, die er hört, auch entsprechend klanglich umzusetzen (Technik), kann er ebenfalls ein Stück lebendiger gestalten. Eine Aufgabe eines Schülers, der dies will, sollte also sein, so zu üben, dass er die vielfältigen musikalischen Aspekte eines Stückes von allen Seiten betrachtet und wahrnimmt. Das heißt:

wenn ich ein Stück kann, kenne ich jede Stimme auswendig (nicht nur jede Hand einzeln, sondern jede Stimme). Ich weiß, wie jede Stimme phrasiert und artikuliert wird - ich kenne also die "Horizontale" eines Stücks. Gleichzeitig habe ich auch die "Vertikale" intensiv erfahren, d.h. ich höre, wie die einzelnen Stimmen zusammen klingen, welche Dissonanzen und Konsonanzen, welche Harmonien sich ergeben. Ich kenne den Harmonieverlauf, die Entwicklung und Struktur des Stücks. Ich habe alles auch sehr langsam "durchgehört".

Dies alles kann sich auch der Schüler erarbeiten. Trotzdem wird ein Stück an der persönlichen technischen Grenze anders klingen, als wenn es als eher leichter empfunden wird.

Zum dritten kennt eine Lehrerin manche/viele Stücke schon seit Jahren, während der Schüler sein Stück gerade erst kennen gelernt hat. Du kennst es sicherlich, dass ein Repertoirestück sich immer weiter entwickelt mit der Zeit. Fazit für dich: mach dein jetziges Stück zum Repertoirestück und schau mal in ein paar Monaten!

Zum vierten liegt die größere Intensität des musikalischen Ausdrucks auch ganz einfach an der Begabung. Und trotzdem: jeder Schüler kann ein Stück klanglich schön spielen!!!!! Da bin ich absolut sicher.

Was hingegen gar nicht zutrifft, ist, dass die Qualitäten deiner KLin an ihren Bewegungen liegen. Eher ist es umgekehrt: trotz ihrer Bewegungen spielt sie so gut! :p Man sitzt natürlich niemals starr und steif am Klavier, bloß nicht. Aber letztendlich sind die Fingerkuppen der Kontaktpunkt mit dem Instrument und die Klangvorstellung sollte vom Kopf in die Schultern, Arme, Hände, Finger, Tasten fließen ohne irgendwelche Blockaden.

Kopf hoch, es sollte zu schaffen sein, dass du mit deinem Spiel zufrieden bist! :) Und uns geht es auch nicht viel anders. Manno, warum spiele ich nicht wie Horowitz! *grins*

Liebe Grüße

chiarina
 
Gute Artikulationsfähigkeit fängt für mich damit an, erstmal in der Lage zu sein, unterschiedliche Klangfarben/Lautstärken gezielt und reproduzierbar hervorbringen zu können.

Meine Beobachtung ist, dass es als Anfänger sehr viel einfacher ist, kräftige Klangfarben/Lautstärken auf dem Klavier zu erzeugen, jedoch die Fähigkeit, sehr weiche Klangfarben zu erzeugen, ist viel, viel schwieriger. Es geht beim sehr weich/leisespielen ja dadrum, diese kritische Zone (Hammer schlägt gerade noch an oder Hammer schlägt nicht mehr auf die Saiten) immer weiter hinauszuschieben, sodass man in der Lage ist, immer weicher spielen zu können, um den Dynamikbereich in Richtung weich immer weiter hinausschieben zu können. Manche Pianisten sind unglaublich gut darin, und Chopin sagt man nach, dass er so leise spielen konnte, dass die Hämmer mehr gehaucht als geschlagen die Saite getroffen haben (wenn er wollte). Laut hämmern kann jeder, weich spielen jedoch ist eine viel höhere Kunst.

Ausgehend von dieser Grundfertigkeit, erstmal ein Stück oder eine Phrase in gleichbleibend kontrollierter Klangfarbe/Lautstärke, vor allem im weichen/leisen Bereich erzeugen zu können, kann man dann herangehen, unterschiedliche Dynamiken im Verlaufe einer Phrase (aber gleichmäßig über alle Stimmen) erzeugen zu können, und dann als weiteren Schritt natürlich, unterschiedliche Klangfarben/Lautstärkenverläufe in den verschiedenen parallelen Stimmen hinzubekommen.

Wenn sich eine Melodie nicht strahlend sanglich über der Begleitung erhebt, liegt es oftmals nicht daran, dass man diese Melodie nicht klar genug herausbringt, sondern daran, dass die Begleitung nicht weich genug im Hintergrund verbleibt, ist jedenfalls meine Einschätzung.
 
Laut hämmern kann jeder, weich spielen jedoch ist eine viel höhere Kunst.
gehen wir noch einen Schritt weiter: weder sehr leise noch sehr laut zu spielen, auch crescendo-diminuendo ist noch nicht sonderlich anspruchsvoll - aber differenziert anschlagen (z.B. dass ein Akkord schön klingt) bei feiner Nuancierung, das verlangt schon etwas mehr (also simultan mehrere verschiedene, sinnvoll aufeinander abgestufte Klangstärken).

je besser das Instrument, umso deutlicher die klanglichen Unterschiede und umso zahlreicher die Nuancen; für das taktile begreifen ist es eigentlich gar nicht so schwierig, dicht an die Auslösung zu kommen oder aber auch die Tasten nur halb oder noch weniger einzudrücken - beides ermöglicht sehr leises Spiel, je nach Kontext ist das eine oder das andere günstiger.
 
je besser das Instrument, umso deutlicher die klanglichen Unterschiede und umso zahlreicher die Nuancen; für das taktile begreifen ist es eigentlich gar nicht so schwierig, dicht an die Auslösung zu kommen oder aber auch die Tasten nur halb oder noch weniger einzudrücken - beides ermöglicht sehr leises Spiel, je nach Kontext ist das eine oder das andere günstiger.

Naja, wenn der Auslöseabstand zu den Saiten (weiß nicht, wie der korrekte Terminus ist) so gering eingestellt ist, dass es geradeso nicht zum Prellen kommt, ist es schon viel einfacher, sehr weich und leise zu spielen und damit dicht an die Auslösung zu kommen, als wenn der Abstand sehr groß eingestellt ist, finde ich.

Ich weiß, wir haben darüber schon öfter diskutiert, aber das Spiel an der Grenze der Auslösung ist oft wie ein Tanz auf dem Vulkanrand: etwas zuwenig gedrückt, passiert nix, man hört keinen Ton, etwas zuviel gedrückt, ist es nicht mehr so zartweich, wie es eigentlich sein könnte. Vielleicht geht es ja auch nur mir so, aber gerade dieses Spiel an der Grenze der Auslösung, welches auch bei sehr harten Hämmern dafür sorgt, dass es noch richtig weich klingen kann (wenn ein Könner spielt), empfinde ich als die schwierig zu realisierende Basis, von der heraus dann auch das "Singen" (dem kontinuierlichen Hinzufügen und Wegnehmen von Obertönen) anfangen kann.
 
Ich habe sie dann beim Spielen aufmerksam beobachtet, um zu ergründen, woher der Zauber kommen mag, der jedes Stück (sei es auch noch so einfach) umgibt, das sie vorspielt.


Ihr Lieben,

geht es denn hier wirklich um die Dynamik? Auch wenn der Titel des Fadens so heißt, glaube ich doch, dass der "Zauber", den Debbie gern ergründen würde, viel allumfassender ist und Dynamik da natürlich eine wichtige Rolle spielt, aber nur ein Parameter von vielen ist.

Liebe Grüße

chiarina
 

Vielleicht hilft auch eine Erfahrung meinerseits:

Ich hatte meinem Lehrer im Unterricht vorgespielt und da gab es eine Figur in ff und ein "Echo" in p. Nun habe ich mich nach Kräften bemüht, aber der Unterschied ff-p kam nicht so wirklich raus... Hinweis meines Lehrers: Schau dir mal zu, welche Bewegungen du fürs ff und welche fürs p benutzt. Gesagt, getan. Beobachtung: Irgendwie war das mehr oder weniger die gleiche Bewegung (nur weniger Kraft) :D
Allein dadurch dass mir das klar wurde, konnte ich schon selbst eingreifen und meine Bewegung für das p verändern. Das war ein echtes Aha-Erlebnis!

lg marcus
 
Kopf hoch, es sollte zu schaffen sein, dass du mit deinem Spiel zufrieden bist! :) Und uns geht es auch nicht viel anders. Manno, warum spiele ich nicht wie Horowitz! *grins*

Das ist doch genau der Punkt, den ich in meinem Beitrag auch schon vermutet habe. Kann es sein, dass das Hören den technischen Fähigkeiten immer einen Schritt voraus ist? Ein absoluter Musik-Laie würde vielleicht gar keinen Unterschied zwischen Dir und mir hören, wenn wir beide ein leichtes Stück spielen. Ich jedoch könnte ihn wohl sehr deutlich hören, aber nichts dran ändern, so sehr ich mich auch bemühte. Könnte ich wiederum nun Dich und Horrowitz live direkt nacheinander hören (was ja leider nicht mehr geht), so würde ich vielleicht kaum einen Unterschied wahrnehmen, Du sehr wohl.
 
je besser das Instrument, umso deutlicher die klanglichen Unterschiede und umso zahlreicher die Nuancen; für das taktile begreifen ist es eigentlich gar nicht so schwierig, dicht an die Auslösung zu kommen oder aber auch die Tasten nur halb oder noch weniger einzudrücken - beides ermöglicht sehr leises Spiel, je nach Kontext ist das eine oder das andere günstiger.

Es würde mich interessieren, was du mit "eindrücken" meinst: zumindest bei meinem Flügel (mit Renner-Mechanik) muß die Taste wenigstens ca. 9mm heruntergedrückt werden (habe ich eben mit einem Meßschieber grob nachgemessen), bis ein Ton kommt, und an der Stelle fängt auch ein starker Tastenwiderstand an. Danach könnte man die Taste vielleicht noch einen weiteren Millimeter herunterdrücken, je nach Mutwillen oder roher Gewalt vielleicht noch einen halben Millimeter mehr. Meinst du mit "Taste halb oder noch weniger eindrücken" ab dieser Stelle, also redest du von dem Spiel zwischen 9 und 10 Millimeter (in meinem Fall), oder meinst du, dass man die Taste nur den halben Tastenweg herunterdrücken braucht - letzterem widerspreche ich, da kann einfach kein Ton entstehen und bei ersterem verstehe ich gar nicht, wieso bei leisestem Spiel überhaupt die Taste auch nur ein bisschen eingedrückt werden soll, nachdem der Ton gekommen ist??

Ansonsten empfinde ich es gerade für sehr leises Spiel als Kunst, möglichst dicht an die Auslösung zu kommen. Wenn du (Rolf) oder andere einen Tipp haben, die Hämmer quasi nur noch an die Saiten zu hauchen, aber trotzdem nicht der Gefahr zu erliegen, dass der Ton nicht mehr entsteht, weil der Hammer unterwegs verhungert, sondern stattdessen eine gleichmäßige "Ultraleisigkeit" da ist, das würde mich auch sehr interessieren.

geht es denn hier wirklich um die Dynamik? Auch wenn der Titel des Fadens so heißt, glaube ich doch, dass der "Zauber", den Debbie gern ergründen würde, viel allumfassender ist und Dynamik da natürlich eine wichtige Rolle spielt, aber nur ein Parameter von vielen ist.

Auch wenn der "Zauber" viel allumfassender ist, finde ich es hochgradig vernünftig, sich einen wichtigen Aspekt daraus herauszupicken, nämlich die Dynamik. Und am besten zerlegen, wie man denn nun die richtige Dynamik erzeugt. Das fängt m.E. bei den Basisdingen an - z.B. wie ein gleichmäßiges und reproduzierbares ff und ein pp erzeugt werden kann. Um eben Schritt für Schritt eine "Entzauberung" hinzubekommen.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
nimm dir eine "leichte" aufnahme von glenn gould - bach vielleicht - und sing die oberstimme.
aber nicht einfach nur note um note, sondern auf den ausdruck achten, wo wird er leise/lauter, wie lang/kurzgezogen gestaltet er das lauser/leiter usw

ein hinweis von kakadu
 
Es würde mich interessieren, was du mit "eindrücken" meinst: zumindest bei meinem Flügel (mit Renner-Mechanik) muß die Taste wenigstens ca. 9mm heruntergedrückt werden (habe ich eben mit einem Meßschieber grob nachgemessen), bis ein Ton kommt, und an der Stelle fängt auch ein starker Tastenwiderstand an. Danach könnte man die Taste vielleicht noch einen weiteren Millimeter herunterdrücken, je nach Mutwillen oder roher Gewalt vielleicht noch einen halben Millimeter mehr.(...)
das verstehe ich nicht - normalerweise kann man beim "anschlagen" die Taste bloß den halben Weg der gesamten Hubhöhe bewegen, und dennoch kommt ein Ton.


Ansonsten empfinde ich es gerade für sehr leises Spiel als Kunst, möglichst dicht an die Auslösung zu kommen. Wenn du (Rolf) oder andere einen Tipp haben, die Hämmer quasi nur noch an die Saiten zu hauchen, aber trotzdem nicht der Gefahr zu erliegen, dass der Ton nicht mehr entsteht, weil der Hammer unterwegs verhungert, sondern stattdessen eine gleichmäßige "Ultraleisigkeit" da ist, das würde mich auch sehr interessieren.
probier folgendes:
zieh den Notenständer weg - jetzt kannst du (beim Flügel) die Dämpfer sehen
beweg eine Taste ganz sacht und langsam abwärts - jetzt kannst du sehen, dass du mittels der Taste den Hammer näher an die Saite bringst
wenn du weiter machst, fällt der Hammer runter, ohne Ton (d.h. er ist nicht gegen die Saite geschnellt worden)
(((nur nebenbei: bei einem Instrument mit doppelter Auslösung kann jetzt der Dämpfer oben bleiben, d.h. die Saite ist ungedämpft, man kann die Taste bis ca. zur Hälfte aufheben, dann anschlagen - das wäre das legato repetieren via doppelter Auslösung)))

wenn du sehen kannst, dass du den Hammer näher an die Saite gebracht hast, dann kannst du mit verschiedenen "Nähegraden" des Hammers an die Saite experimentieren - auf jeden Fall wird durch diese Verkürzung des Hammerwegs der dann angeschlagene Ton leiser --- das hierbei entstehende Aufgewicht der Tasten ist spürbar und es differiert auch ein wenig, jedenfalls kann man spüren, wo man zwischen p und pppp ist

--- allerdings: ein gutes Instrument mit sehr guter und sehr gut eingestellter Mechanik ist da vorausgesetzt ---

ebenso kannst du ein anderes Experiment probieren:
hindere irgendwie eine Taste daran, mehr als nur halb runtergebracht zu werden
dann spiel an dieser Taste herum, probier aus, was zu tun ist, damit dennoch die Saite angeschlagen wird
(z.B. ein ppp Glissando mit einem Bleistift: der Stift wird die Tastenoberfläche nicht zerkratzen, er wird aber die Tasten auch nicht bis auf den Tastenboden bringen)

_____________________
sehen-hören-fühlen - das geht Hand in Hand, und natürlich braucht es sowohl Geduld als auch etwas Fingerspitzengefühl. Irgendwann machen die Finger das automatisch - und für meine bescheidene Ansicht zählt das differenzieren zw. p und ppp in jedem Tempo zu den Basistechniken: denn das ist sichtbar, hörbar und fühlbar und es ist verläßlich reproduzierbar.

vereinfacht gesagt: man muss nicht beim "anschlagen" stets die komplette Hubhöhe der Taste einsetzen, man kann "oben" in den Tasten spielen und man "unten" in den Tasten spielen - beides wird zum erzielen von ppp eingesetzt, auch in sehr hohem Tempo.

es ist möglich, tief in den Tasten blitzschnell und piapianissimo zu tremolieren - frag Chiarina, wenn du mir das nicht glauben willst ;)
 
Zitat von Mindenblues:
... zumindest bei meinem Flügel (mit Renner-Mechanik) muß die Taste wenigstens ca. 9mm heruntergedrückt werden (habe ich eben mit einem Meßschieber grob nachgemessen), bis ein Ton kommt
Zwar weiß ich nicht, wie es bei deinem Flügel ist, aber mir scheint, du machst etwas falsch. Dem Hammer ist ziemlich wurscht, ob du ihn in der oberen Hälfte des Tastengangs beschleunigst oder erst in der unteren, und das ist ihm auch wurscht, wenn die Mechanik von Renner ist. Wichtig ist nur, daß du ihn ausreichend beschleunigst, damit er bis zur Saite getragen wird. Das geht sehr wohl bereits in der oberen Hälfte, was durch Rolfs Vorschlag leicht erkundbar sein sollte: Hindere die Taste irgendwie daran, vollständig hinabzugehen – z.B. kannst du irgendetwas so an die Taste halten, daß der Überstand des Elfenbein-Belags dagegen trifft, bevor die Taste ganz unten angelangt ist.
Daß man die Taste unbedingt vollständig hinabdrücken müßte, ist mit einfachen Mitteln falsifizierbar, ist aber genau jener Anfänger-Fehler, den auszumerzen einige Übung verlangt.
 
Die Frage jedoch ist, ob es sinnvoll ist, es nicht zu tun. Denn ich habe gelernt, dass die Taste, ganz egal was man tut, immer bis zum Tastenboden durchgedrückt weden sollte, weil der Ton eine ganz andere klangliche Qualität hat, deutlich runder und voller klingt, es sei denn, man wünscht sich eine labilere Klangfarbe. Gegen das Gegenteil spricht nichts, im Tasteninneren zu spielen, ist nicht nur möglich (bei guter Mechanik), sondern oft auch von Vorteil.

Alles Liebe
 
Hallo miteinander,

vielen Dank für eure zahlreichen und detaillierten Antworten!

Ich glaube ein Grund für die Unzufriedenheit mit dem eigenen Spiel ist wirklich, dass ich bei neuen Stücken ja an meiner technischen Leistungsgrenze arbeite. Ich muss beim Spiel dann auf so vieles achten, dass eben nicht genügend Kapazität für die musikalische Gestaltung frei ist. Ich werde jetzt den Vorschlag aufgreifen, mir mal leichtere Stücke, die ich schon vor längerer Zeit erlernt habe vorzunehmen - da müsste mich das Ergebnis ja eher zufriedenstellen.

Zu dem Vorschlag, mein Spiel mal aufzunehmen, um mich mal richtig zu demotivieren: Ich habe schon Aufnahmen von diversen Stücken gemacht, sobald ich sie m.E. "konnte". Ich fand das eigentlich nicht demotivierend, sondern eher hilfreich. Natürlich denke ich auch, wenn ich solch eine Aufnahme zum ersten Mal sozusagen "von außen" höre: "O Gott!" Aber solch eine Aufnahme zeigt die noch vorhandenen Unzulänglichkeiten sehr gut auf und ich habe dann konkrete Anhaltspunkte, die Sache noch zu verbessern. Selbst meine KLIn meinte, als ich ihr eine solche Aufnahme mal vorspielte, dass sie beim Anhören einer Aufnahme noch Dinge erkennt, die ihr - wenn ich ihr das Stück vorspiele und sie mir dabei "auf die Finger" schaut - nicht aufgefallen wären.

"Der Zauber", der von einem schön vorgetragenen Stück ausgeht, ist natürlich nicht allein auf eine gekonnte dynamische Gestaltung zurückzuführen - aber diese ist doch schon mal eine ganz wichtige Grundlage.

Im Bereich zwischen p und pppp spielen zu können ist wie hier bereits angeführt ein ganz wichtiger Baustein und für mich seitdem ich vom Digitalpiano zum akustischen Klavier gewechselt habe auch eine große Baustelle. Beim Digitalpiano war das leise Spielen gar kein Problem. Die Taste musst nur ganz leicht angetippt werden und schon sprach sie an. Anders bei meinen akustischen Klavier. Ich fand es von Anfang an wunderschön im Klang, allerdings erschien es mir in der Umstellungsphase erst mal tagelang viel zu laut (weil das Digi vorher nie solch ein Klangvolumen hergab). Und im Bereich zwischen p und pppp spielen ist auf meinem Schimmel jetzt wirklich viel schwieriger. Ich habe es noch nicht im Griff und mir passiert es immer wieder, dass ich die Tast zu wenig herunterdrücke und kein Ton kommt! Ich glaube ich werde mal einige der Rolf beschriebenen Tastenexperimente machen, um mein Klavier in dieser Hinsicht besser kennenzulernen.:D

LG

Debbie digitalis
 

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