Kurz und schmerzlos: Solche Videos fungieren als Monolog, in dem einer mehr oder weniger überzeugend vormacht wie's geht. Guter Unterricht findet hingegen als Dialog zwischen Lehrer und Schüler statt, in dem die Lehrkraft jederzeit flexibel in den musikalischen Entwicklungsprozess eingreifen kann - und zwar genau auf dem gänzlich individuellen Leistungsstand des Schülers. Allerdings gibt es nicht nur gute Lehrkräfte, sondern eben auch solche, die genau dieses nicht tun. Genügend falsch machen kann man sowohl mit Online-Tutorials als auch mit schlechten Lehrern.
Aber: Ein zentraler Aspekt guten Unterrichts ist die Ausbildung von Gehör, Urteilsvermögen und Beobachtungsgabe. Und genau diesen kann ein Monolog nicht vermitteln - oder der Schüler muss das irgendwie von selber können. Vor diesem Hintergrund muss der Schüler selbst entscheiden, ob er diese Fertigkeiten wirklich fundiert erlernen und entwickeln möchte oder sich mit Stückwerk begnügt, das eben über ein gewisses Level nicht hinausführen wird. Schon klar, dass man so nicht zum Podiumsstar oder Konzertsolisten werden kann - aber diejenigen, die das wollen, wissen das ohnehin.
Ob die Online-Angebote einen fundierten Einstieg mit einfachen Aufgaben ermöglichen, bezweifle ich ebenfalls: Gerade bei den allerersten Schritten und elementaren Aspekten z.B. zur Spielhaltung können die verheerendsten Fehlentscheidungen erfolgen, deren Auswirkungen erst nach längerfristiger Anwendung registriert werden - und dann viel schwieriger zu korrigieren und abzustellen sind. Ohne Dialog kaum vorstellbar...!
LG von Rheinkultur