Noch ein Thema zum Thema "App und Klavierlernen"

Das beantwortet jetzt meine Frage nicht wirklich, denn ich weiß immer noch nicht, was "gestalten" in dem Zusammenhang bedeutet. Es ist offenbar mehr, als nur die Note abzuspielen, wie sie da steht. Also in der richtigen Notenlänge und -höhe einen Ton zu erzeugen und vielleicht auch in staccato oder was auch immer der Komponist angegeben hat. Aber wie "gestaltet" man einen Ton auf einem Instrument wie dem Klavier, auf dem man den Ton nicht wie beispielsweise auf einer Gitarre verziehen oder sonstwie verändern kann?

Am Ende ist es nur das: Dynamik, Übergänge/Länge der Töne und besonders der musikdienliche Umgang sind die (auch wieder eher technischen) Parameter, in denen sich das bewegt.

Die Vorstellung zu finden, wie es klingen soll, fällt leichter, wenn man nicht mit dem Klavierspielen erst angefangen hat Musik zu hören.

Die Bedienung des Instruments ist letztlich nur ein kleiner Baustein am Ende der Kette, bevor Luft in Schwingung gebracht wird. Vorher steht die musikalische Bildung, bei der Unmengen gehörter Musik schon die halbe Miete sind.
Hast du dir 50 Mal eine Sinfonie (nicht immer die selbe) angehört, weißt du, wie die typischen harmonischen Wendungen, Themen und Motive der Gattung und ggf. der Epoche funktionieren.

Das funktioniert nicht nur mit Metal oder Tango Argentino.

Jetzt fragt sich: Wie kommt man darauf zu einem kompetenten Klavierbediener werden zu wollen, ohne wenigstens hörend große Teile der Klavierliteratur zu kennen?

Das ist ja genauso, als würde man gerne griechische Gedichte vortragen können, ohne jemals eines gelesen zu haben oder überhaupt die Sprache zu können.

Die Sprache Musik lernt man am besten durch das Hören von Musik.

P.S.: Dinge wie Satzmelodie oder Betonung (beim Sprechen) lernt ja auch niemand durch die Anweisung: "Und dann musst du am Ende mit der Stimme so hoch gehen.", sondern über die Klangvorstellung die man durch das Hören anderer Sprecher erwirbt.
 
Für mich ist Musik genau das Gegenteil davon. Eben gerade nicht auf externen Applaus angewiesen zu sein, nicht mal auf Strom...
Aber nur, wenn Du ein akustisches Klavier hast, kein digitales. :-) Mit meinem Roland geht ohne Strom nichts.

Warum machst du Musik? Vielleicht bringt dich das eher auf die Spur, wie du deine Stagnation überwinden kannst?
Auch wenn die Frage nicht an mich gerichtet ist, ist das eine sehr gute Frage, finde ich. Eventuell liegt da des Pudels Kern. Warum macht man Musik? Wenn man stagniert, hat man vielleicht das Gefühl, dass das, was man gerade in der Musik macht, nicht das ist, was man wollte? Aber was will man? Ich finde, das ist gar nicht so einfach zu beantworten.

Ich selbst habe, animiert duch mein Kind, gerade heute meine 5. Klavierstunde hinter mir.
Das ist die schönste Zeit. :-) Da hat man jedes Mal, wenn man sich ans Klavier setzt, das Gefühl, Fortschritte zu machen.
 
Aber wie "gestaltet" man einen Ton auf einem Instrument wie dem Klavier
Gar nicht. Außer der Länge und der Lautstärke ist da nicht viel drin. Man könnte es noch mit Vibrato versuchen, aber genauso könnte man mit einem Schraubenzieher den Nagel in die Wand schlagen...
Auf dem Klavier muss man um so mehr die Abfolge von Tönen gestalten, also Motive, Phrasen etc.
 
Die Sprache Musik lernt man am besten durch das Hören von Musik.
Sehr einverstanden. :-) Ich habe auch schon eine ganze Menge Musik gehört in meinem Leben. Allerdings kann ich sie deshalb noch lange nicht spielen. Dazu gehört vor allem die Technik. Ich höre Musik in meinem Kopf, die ich aber nicht spielen kann. Und dann ist es auch schwierig, sie zu gestalten. Länge, Dehnungen ... Das habe ich jetzt schon verstanden. Das erklärt es zumindest ein bisschen.

Auf dem Klavier muss man um so mehr die Abfolge von Tönen gestalten, also Motive, Phrasen etc.
Das würde ich auch so sehen, aber der Originalbeitrag sagte ausdrücklich "jeden einzelnen Ton gestalten", und darüber bin ich ein bisschen gestolpert. Deshalb meine Frage. Eine Phrase gestalten, das kenne ich. Das sagt meine Klavierlehrerin auch immer, in Phrasen denken, als ob man den Takt oder die Takte singen würde, und das versuche ich auch. Auf sehr amateurhaftem Niveau natürlich.
 
Sehr einverstanden. :-) Ich habe auch schon eine ganze Menge Musik gehört in meinem Leben. Allerdings kann ich sie deshalb noch lange nicht spielen. Dazu gehört vor allem die Technik. Ich höre Musik in meinem Kopf, die ich aber nicht spielen kann. Und dann ist es auch schwierig, sie zu gestalten. Länge, Dehnungen ... Das habe ich jetzt schon verstanden. Das erklärt es zumindest ein bisschen.

Du bist ja auch nicht der Patient hier, sondern scheinst schon einen passenden Rangang zu haben.

Das ist sehr gut:
Auch wenn die Frage nicht an mich gerichtet ist, ist das eine sehr gute Frage, finde ich. Eventuell liegt da des Pudels Kern. Warum macht man Musik? Wenn man stagniert, hat man vielleicht das Gefühl, dass das, was man gerade in der Musik macht, nicht das ist, was man wollte? Aber was will man? Ich finde, das ist gar nicht so einfach zu beantworten.

Bei @StefanL89 frage ich mich, zu welchem Teil des Musizierens ihn echte intrinsische Motivation treibt, dass er um dieses Ziel zu erreichen auf extrinsische Motivation angewiesen ist?

Spricht für mich dafür, dass sie womöglich komplett fehlt.

Das ist ja sonst als würde ich gerne Spitzenkoch werden wollen, aber mich soll bitte jemand dazu motivieren alles dafür zu lernen und zu üben, was nötig ist.

Ist also wie immer: Alle wollen in den Himmel, aber keiner will dafür sterben.

Das ist die schönste Zeit. :-) Da hat man jedes Mal, wenn man sich ans Klavier setzt, das Gefühl, Fortschritte zu machen.
Das ist es nämlich. Die beim Üben und Trainieren verbrachte Zeit ist die Belohnung, kein damit erreichtes Ziel.
 
Darüber musste ich jetzt so lachen, da muss ich gleich noch mal antworten.
:-)Ja, so ist das mit der Beschreibung von Dingen, die man mit Worten einfach nicht oder nur schlecht ausdrücken kann. Und immer schön alles auf den Lehrer schieben. ;-) Ich bilde mir immer (oder manchmal zumindest) ein, ich spiele so musikalisch, dann bin ich mit der Stelle oder mit dem Stück durch, meiner Ansicht nach "mit ganz viel Gefühl" oder Ausdruck, und dann sagt meine Lehrerin: "Und jetzt spiel das noch mal musikalisch". :lol:

Es hat sicher viel mit Technik zu tun, vor allem mit Technik, die ich noch nicht beherrsche, aber ich glaube, man bildet sich oft ein, musikalisch zu spielen, wenn man es gar nicht tut. Oder wenn es sich für andere von außen betrachtet nicht unbedingt so anhört. "Sich musikalisch ausdrücken" ist eine sehr subjektive Empfindung.

Allerdings wenn ich allein spiele und das Gefühl habe, das war jetzt doch schon recht musikalisch (und meine Lehrerin nicht da ist, um mich zu korrigieren), dann bin ich auch ganz zufrieden. Das macht mich für den Moment dann vielleicht sogar glücklich, auch wenn ich weiß, dass es wahrscheinlich nur eine subjektive Empfindung ist und das objektiv vielleicht ganz anders aussieht bzw. sich ganz anders anhört.

Ich finde, du kannst schon als Anfängerin ganz bewusst einzelne oder einige Töne klangschön spielen. Zumindest es versuchen und nach Rücksprache mit der KL verbessern.
Dass sollte im Vordergrund stehen und nicht das Treffen der "richtigen " Töne.
 
[…] am Anfang ging es schnell, das erste Jahr war wirklich rasant, aber jetzt stehe ich ein bisschen still. [...] Aber ich hoffe mal, dass dieses Gefühl, nicht richtig weiterzukommen, mit der Zeit vergeht.
Leider ist das so, daß für einen persönlich irgendwann „das Ende der Fahnenstange“ erreicht ist, auch wenn die Fahne noch in weiter Ferne flattert. Dann sollte man sich auf dem erreichten Niveau „gemütlich“ einrichten. Es gibt auf jedem Niveau mehr Klavierliteratur, als ein Mensch jemals in seinem Leben spielen kann. Vielleicht geht‘s irgendwann auch noch höher hinauf, vielleicht auch nicht. Was ist die Alternative? Zurück in die Enge des Tals zurückzukehren? Also Schluß mit der Jammerei, Hacke und Spaten in die Hand nehmen und das Plateau urbar machen!
 
Leider ist das so, daß für einen persönlich irgendwann „das Ende der Fahnenstange“ erreicht ist, auch wenn die Fahne noch in weiter Ferne flattert. Dann sollte man sich auf dem erreichten Niveau „gemütlich“ einrichten.
Das fände ich für mich persönlich jetzt noch etwas früh, nach gerade einmal anderthalb Jahren. :-) Aber grundsätzlich finde ich, dass das ein guter Gedanke ist. Und für @StefanL89 , der schon 3 Jahre Klavierunterricht hinter sich hat, sieht das bestimmt auch anders aus als für mich.

Dennoch verstehe ich das schon, dass man ein bisschen "rumjammert", wenn man das Gefühl hat, nicht weiterzukommen. Kommt eben immer darauf an, was man für ein Typ ist. Für mich gab es allerdings einen guten Schub mit den Akkorden. Bei mir im Klavierunterricht sind Akkorde jetzt nicht so das Thema, weil wir rein klassische Musik spielen. Zwar sprechen wir auch mal über Akkorde (bei dem Bach-Präludium zum Beispiel), aber das steht nicht im Vordergrund. Deshalb habe ich mir da so "nebenbei" was zu Akkorden gesucht. Und ich muss sagen, das hat mich wirklich weitergebracht. Wenn man automatisch Akkorde greifen kann und auch ein bisschen weiß, wo man sich befindet, welche Umkehrung es ist und so, geht auch alles andere leichter.

Auch mit meiner Klavierlehrerin habe ich Akkorde und Umkehrungen geübt, aber nicht so, wie wenn man sich hauptsächlich mit Akkorden beschäftigt. Das ist ein Unterschied, habe ich dann festgestellt. Und es ist sehr nützlich. Ich könnte mir vorstellen, auch gerade für Spätanfänger. Aber wahrscheinlich hilft die Beschäftigung mit Akkorden immer. Im klassischen Klavierunterricht (meiner ist wirklich sehr klassisch) scheint das nicht so im Fokus zu stehen.
 
Aber man sollte auch in der Lage sein, nicht nur die Aussicht auf dem Gipfel, sondern die Landschaft des Hochplateaus zu genießen. (Ob @mick uns mehr dazu sagen kann?)

Man sollte vor allem den Weg zum Gipfel genießen, denn das ist das, was am Berg mit Abstand die meiste Zeit einnimmt. Wer den Aufstieg nur als notwendiges Übel betrachtet, wird früher oder später mit dem Bergsteigen aufhören.

So ist es auch mit dem Klavierspielen. Man muss in erster Linie das Üben lieben, denn daraus besteht Klavierspiel zum ganz überwiegenden Teil - egal ob Anfänger oder Konzertpianist.
 
Zuletzt bearbeitet:

Da hast du absolut recht. Vielleicht unterscheidet mich das von den üblichen App-Nutzern, die allesamt nach einiger Zeit scheitern und alle Apps verfluchen und nur KL toll finden.



Sagen wir mal so: Ich brauch den spielerischen Teil, irgendwas was mich am Klavier hält und was es zu erfüllen gilt. Sei es das bei jeder Aufgabe das Chamäleon satt und zufrieden ist, oder das ich irgendeinen Highscore geknackt habe, oder das es das Ziel ist das immer mehr virtuelle Zuschauer applaudieren. Ich denke du weißt was ich meine. Ein trockenes Notenblatt ist tatsächlich für mich eher weniger motivierend.
Du hast wenn ich deinen Nick richtig interpretiere Jahrgang 89, oder?
Warum brauchst du als erwachsener Mann um Klavier spielen zu lernen diesen Kinderkram?
Wenn du schnelle Dopaminschübe willst, empfehle ich dir Computerspiele.
Dürfte für dich befriedigender sein als ein Instrument zu lernen.
 
Die Geschichte ist zu Ende, der Drops ist gelutscht, das Klavier ist verkauft. Trotz aller Anstrengung und Energie, das fröhliche und entspannte Daherplätschern eines Stückes kam leider nie auf. Ich hab mir eingestanden: Ich kann es dann eben nicht. Es wäre ein Irrglaube zu denken, jeder kann alles, man müsse nur üben. Dem ist leider nicht so. Bin ich jetzt unglücklich? Nein. Es war ein Versuch, ich höre auch weiterhin gerne zu wenn jemand Klavier spielt. Diese Art der Musik hat einen positiven Einfluss auf mich. Nur mit dem selber spielen klappt es dann eben nicht. So what.

:007:
 
Schade!
Trotz aller Anstrengung und Energie, das fröhliche und entspannte Daherplätschern eines Stückes kam leider nie auf.
Vielleicht war der Ansatz falsch. Klaviermusik hören und sich dabei wohlfühlen ist das eine. Selber Musik zu machen ist eine andere Kiste. Das heißt in der Tat: arbeiten, üben, die Zähne zusammenbeißen, tüfteln. Wenn ich es mit (Seehofers) Modelleisenbahn vergleiche: Wenn die Züge ihre Kreise ziehen. Alle Lämpchen leuchten und die Windmühle vor sich hinschnurrt, ist das nett. Aber der eigentliche Reiz liegt im Planen, Aufbauen, in der Fehlersuche …
Ich hab mir eingestanden: Ich kann es dann eben nicht. Es wäre ein Irrglaube zu denken, jeder kann alles, man müsse nur üben.
Können ist ein weites Feld. Gemessen an Horowitz oder Rubinstein kann ich auch nichts. Aber deswegen die Flinte ins Korn werfen?
Wenn Du Deinen Frieden gemacht hast, ist alles in Ordnung. Lieber ein glücklicher Klaviermusik-Genießer als ein unglücklich Klaviermusik-Übender.
 

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