Zu schwache Finger?

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Tastenfreund

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15. Sep. 2007
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Ahoi zusammen!

Ich spiele jetzt seid 6 Jahren Klavier und
empfinde meine Finger als zu dünn und zu schwach! Zuhause hab ich ein E-Piano, und komme damit auch wunderbar zurecht. Wenn ich aber in der Musikschule am Flügel sitze, kommt es mir so vor als würden meine Finger "brechen". Kennt jemand von euch vielleicht ein paar Tipps um die Finger muskulöser, stabiler, kräftiger, dicker..... zu machen?
:D

Klingt komisch...
...is es auch :cool:

Ich bedanke mich ;)
 
Hanon;)?

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Ich glaube nicht, dass Finger muskulös und dick sein müssen. Habe den Gipsabdruck von Chopins Hand in einem Pariser Museum gesehen. Eine sehr dünne, kleine zarte Hand (aber rel. lange Finger für seine Körpergröße von 1.70m).

Meiner Meinung nach reicht es vollkommen als Training, viel Klavier zu spielen (und nicht E-Piano). ;)

Außerdem ist es viel schwieriger, sehr leise zu spielen als zu laut. Ich würde niemals den Fokus darauf setzen, dass die Finger dicker und muskulöser werden müssen. Meine Klavierlehrerin hat sehr zarte Finger, und entwickelt eine Power, dass der Flügel wackelt im fortissimo.

Einfach viel Klavier spielen. Muß auch nicht Hanon sein. Bach und Chopin tut's auch zum Beispiel.:D
 
Ich glaube, Deine FInger sind einfach "verwöhnt" (wie man's nimmt ;) ) vom leichten E-Piano-Anschlag. Wenn Du öfter an einem akustischen Klavier sitzen würdest, würden sich Deine Finger sicher schnell an den schwereren Anschlag gewöhnen.

Meine Klavierlehrerin gab mir damals aus den Heften "Fingerkraft" (gibt es glaube ich immer noch) zusätzlich zu den "richtigen" Stücken etwas auf. Klang nicht wirklich schön, aber es sollte wohl die Fingerfertigkeit erhöhen. Ob es geholfen hat....? Kann ich schwer beurteilen, aber es macht(e) sicherlich Sinn.
 
hallo zusammen,
interessante Fragestellung hier!
--- sollte man "body building" Geräte für die Finger herstellen? ich fürchte, das würde nicht viel nützen - jedenfalls bekämen die Finger keine auffallenden Muskeln davon (eigentlich ist nur der Daumen wirklich "muskulös", die vier anderen haben da eher wenig)
was können die Finger eigentlich, was man mit "Kraft" in Verbindung bringen würde? sie können "krallenartig" etwas halten, z.B. das eigene Körpergewicht: das kann der Affe, und das kann der free climber --- aber mit Muskelkraft fester "zwicken" können die nicht!!!
Mein Empfehlung: denk gar nicht an "Fingerkraft" etc - die Finger reagieren nur, die Bewegung und gegebenenfalls Kraft beim Klavierspiel kommt aus den Armen. So gesehen spielen wir mit oder mittels der Arme Klavier (beweg mal deine Finger, und fass mit der anderen Hand um deinen Unterarm: erstaunlich, was sich da tut...). Beuge- und Streckreflexe im Unter- und Oberarm, die machen das meiste - und wenn man an Grimeaux oder Haskil denkt, dann weiss man, dass man auch an den Armen nicht wie Schwarzenegger gebaut sein muss :)
also: verkrampf dich nicht in Sachen "kräftige oder schwache Finger" - die automatischen Stütz- und Haltereflexe reichen bei jedem aus, um Klavier zu spielen.
Der schwergängige Flügel im Unterricht: halt aus den Armen spielen und die Finger nicht wie Krallen einsetzen (spaßhaft gesagt: wir stammen vom Affen, nicht vom Adler ab). Schwing bissle mit dem Arm in jeden Ton, nach und nach minimiert sich diese Bewegung - aber als Muskelimpuls wird sie immer da sein. Denk weg von den Fingern!!
das wäre mein Tipp,
Gruß, Rolf
 
Ich frage mich schon seit einiger Zeit, warum man als Anfänger offensichtlich nur beigebracht bekommt, aus den Fingern zu spielen, im schlimmsten Falle sogar mit Münzen auf den Handrücken. Es gibt viele Stellen, die selbst ein Erwachsener mit ausgeprägten Fingermuskeln (die bekannterweise nicht in den Fingern selbst sitzen) so kaum spielen kann.

Man braucht übrigens nicht für jeden einzelnen Ton mit dem Unterarm zu schwingen. Ein einziger Impuls kann für viele Töne reichen, je nachdem, wie viel vom Körper eingesetzt wird. Die Finger müssen nur kräftig genug sein, um diesen Impuls aufzufangen und diese Kraft kann man mit deutlich weniger Muskelmasse aufbringen.
 
Hallo Tastenfreund,

so ging es mir auch, als ich meinen ersten Flügel bekam - und ich kam vom akustischen Klavier. Die Tasten am Flügel sind tiefgängiger und mir blieben damals einfach die Töne weg.

Bessere Kontrolle bekommst Du, wenn Du versuchst, die Tasten "aus dem Kontakt mit der Taste" mit einer Streckbewegung des Fingermittelgelenks zu traktieren, denn das steigert einerseits Deine Kraft und andererseits verringert es den "Arbeitsweg" des Fingers. Diese Technik kann man auch am E-Piano üben.

Viel Glück!
 
hallo Rolf,
das habe ich auch bei meiner Spziellektüre gelesen (Chang). Sehe an Hand Deiner
Ausführungen das er auch das selbe geschrieben hat. Gut als Bestätigung.
Ja man glaubt garnicht wie der Unterarm-Muskel fest wird, wenn man mit den Fingern
kräftig jemanden Guten Tag sagen will. Also die Hände schütteln.
Grüße Jörg
 
Hmm mein E-Piano hat verschiedne Anschlagshärten. Ich spiele immer mit dem härtesten Anschlagsgrad, der ist vergleichbar mit einem Flügel. Weiß aber nicht, ob das alle E-Pianos haben. Bezweifel es allerdings.

Ich denke, das dein Problem nicht von zu schwachen Fingern kommt. Ist wohl eher eine Gewohnheitssache. Viele haben sogar Probleme auf anderen Klavieren zu spielen, weils erst mal ungewohnt ist. Allerdings gibts so komische Fingertrainer. Gib einfach mal Fingertrainer bei google ein.
 
Hmm mein E-Piano hat verschiedne Anschlagshärten. Ich spiele immer mit dem härtesten Anschlagsgrad, der ist vergleichbar mit einem Flügel. Weiß aber nicht, ob das alle E-Pianos haben. Bezweifel es allerdings.

Kannst du tatsächlich auf deinem E-Piano einstellen, mit welcher Kraft du die Tasten drückst, also das Niederdruckgewicht einstellen? Oder meinst du eine Klangeinstellung - was etwas ganz anderes wäre?

Was hast du für ein E-Piano?

Also bei meinem Digitalpiano (Kawai MP9500) kann man zwar auch einstellen, ob es eher spitz oder weich klingt, aber man kann nicht die Kraft einstellen, mit der eine Taste gedrückt werden muß.

Die nötige Kraft kommt doch durch Übung, kann mir gar nicht vorstellen, dass es sinnvoll sein soll, die Finger mit irgendwelchen externen Geräten zu stärken. Man riskiert doch eher Gesundheitsschäden, wenn man das tut. Warum nicht einfach viel Klavier spielen (und nicht E-Piano) stattdessen?
 
Affe oder Mensch

was können die Finger eigentlich, was man mit "Kraft" in Verbindung bringen würde? sie können "krallenartig" etwas halten, z.B. das eigene Körpergewicht: das kann der Affe, und das kann der free climber --- aber mit Muskelkraft fester "zwicken" können die nicht!!!
Mein Empfehlung: denk gar nicht an "Fingerkraft" etc - die Finger reagieren nur, die Bewegung und gegebenenfalls Kraft beim Klavierspiel kommt aus den Armen. So gesehen spielen wir mit oder mittels der Arme Klavier (beweg mal deine Finger, und fass mit der anderen Hand um deinen Unterarm: erstaunlich, was sich da tut...). Beuge- und Streckreflexe im Unter- und Oberarm, die machen das meiste - und wenn man an Grimeaux oder Haskil denkt, dann weiss man, dass man auch an den Armen nicht wie Schwarzenegger gebaut sein muss :)
also: verkrampf dich nicht in Sachen "kräftige oder schwache Finger" - die automatischen Stütz- und Haltereflexe reichen bei jedem aus, um Klavier zu spielen.
Der schwergängige Flügel im Unterricht: halt aus den Armen spielen und die Finger nicht wie Krallen einsetzen (spaßhaft gesagt: wir stammen vom Affen, nicht vom Adler ab). Schwing bissle mit dem Arm in jeden Ton, nach und nach minimiert sich diese Bewegung - aber als Muskelimpuls wird sie immer da sein. Denk weg von den Fingern!!
das wäre mein Tipp,
Gruß, Rolf

Ja, gut erklärt, der Impuls- und das ist natürlich ein Nervenimpuls - macht immer kleine Effekte in der Muskulatur und am schnellsten kommt man weiter, wenn man diese bewegungen nie unterdrückt aber total verkleinert und minimiert- Schlecht ist nur, wenn sie gestoppt oder unterdrückt werden, dann geht das ganze System fest -

Hinzufügen möchte ich noch, dass wir nicht nur mit den Händen sondern letzendlich mit dem ganzen Körper spielen - Als trainierter Pianist kann man zwar auch einiges spielen, wenn die Arme isoliert sind (festgebunden oder ähnliches) aber das ist immer eine Behinderung-
Mit einer Kamera, die alles genau aufzeichnet - am besten in Zeitlupe einen fast nackten Pianisten) könnte man beobachten, dass sogar der "Arsch" am spiel beteiligt ist - Pardon, musste mal sein!

eine Bemerkung zur Abstammung des Menschen vom Affen. Das scheint ja nicht mehr so sicher, denn die neuere Biologieforschung rechnet nach, dass innerhalb der möglichen Zeitspanne - einige Millionen Jahre soviele Mutationen nicht stattgefunden haben können , um das Genom des Affen in ein menschliches zu transferien.

Und was Guendola gesagt hat ist immens gut und wichtig - man kann einen Bewegungsimpuls für viele Töne nutzen
 

hallo,
ja das sehe ich genauso - und was die Beteiligung des Hinterteils betrifft, so wären wir ohne dieses aufgeschmissen: spätestens zum sitzen und dabei balancieren brauchen wir dieses :)
und wenn man erst mal gelernt hat, einen Bewegungsimpuls richtig zu einem Ton zu führen, dann werden danach einzelne Impulse in Bewegungsgruppen gesteuert. aber erst danach.
...Genetik, Bio, trotz Leistungskurs (Schande über mich, nur schlappe 7 Punkte...), ist nicht meine Stärke: in diesem Sinne ist mein Affe-Adler Vergleich bzgl. greifen statt krallen vielleicht doch akzeptabel? :)
...nackerte Pianisten/innen, bzw. fast - je nach Exemplar wäre zu fragen, ob man lieber lernt oder zuschaut... und wenn man erst mal "weiss", dass da auch die Rücken-, Bauch, - Beinmuskulatur etc mitmacht - - - wenn man dann kontrollierend auch noch daran dächte, käme man vor lauter Selbstbeobachtung vermutlich gar nicht bis zum ersten Ton...
---ok, ich habe mir bissle Witzelei gegönnt - Klavier ist ja kein Folterinstrument---
liebe Grüße, Rolf
 
Kannst du tatsächlich auf deinem E-Piano einstellen, mit welcher Kraft du die Tasten drückst, also das Niederdruckgewicht einstellen? Oder meinst du eine Klangeinstellung - was etwas ganz anderes wäre?

Was hast du für ein E-Piano?

Nein ich meine schon die Kraftausübung auf die Tasten. Der Verkäufer hat mir extra gesagt, dass ich womöglich immer auf "Hard" , was der Härte eines Flügels entspricht, spielen soll, damit ich bei Wechsel Klavier und E-Piano einfacher ist. Die Klangfarben, das ist was anderes, kann ich aber auch einstellen, bright usw.

Ich hab ein Yamaha CLP 240.

Und natürlich bekommt man Muskeln in den Fingern durch üben. Da aber hier eher die Ausdauer der Muskeln gestärkt hat, bekommt man einfach schlanke muskeln. Wenn du einen Radfahrer anschaust ist der auch total zierlich, aber trotzdem strotzt er vor Muskelkraft. :D Am besten kannst du das testen, wenn du mal wen massierst ;) Da siehst du dann was du für ne Ausdauer in den Fingern hast
 
Nein ich meine schon die Kraftausübung auf die Tasten. Der Verkäufer hat mir extra gesagt, dass ich womöglich immer auf "Hard" , was der Härte eines Flügels entspricht, spielen soll, damit ich bei Wechsel Klavier und E-Piano einfacher ist. Die Klangfarben, das ist was anderes, kann ich aber auch einstellen, bright usw.

Das stimmt einfach nicht, dass man beim Yamaha CLP240 das Tastenniederdruckgewicht einstellen kann. Die Tasten bleiben immer so leicht- oder schwergängig, wie sie eben sind. Habe mir die Mühe gemacht, und das Handbuch danach durchflogen. Es ist schon eine Klangfarbeneinstellung, was bei "Hard" geschieht, in Kombination mit Lautstärke. Physikalisch ändert sich nix am Anschlagverhalten des Teils. Kannste ja mal ausprobieren, bei zugedrehter Lautstärke und unterschiedlichen Einstellungen, ob sich das Anschlagverhalten ändert, ob die Tasten leicht- oder schwergängiger werden. Es ändert sich eben NICHT!
 
Ich spiele jetzt seid 6 Jahren Klavier und
empfinde meine Finger als zu dünn und zu schwach! Zuhause hab ich ein E-Piano,

Da ist das Problem. einen vernünftigen Anschlag kriegt man halt nur mit einem vernünftigen Klavier.

Aber vielleicht taugt auch das Musikschulklavier nix.
Ich habe z.B. eines in dem einen Gemeindehaus, das hat praktisch keine Dynamik. Du musst da immer mit voller Kraft draufhämmern, damit überhaupt was rauskommt und man hat stets das Gefühl, man spielt mit Moderator.
Und laut/leise-Passagen kann man echt vergessen.

Hast Du mal auf verschiedenen Klavieren gespielt um herauszufinden, ob vielleicht das Musikschulklavier nix taugt?

LG Atra
 
Hallo Tatsenfreund,

Ich habe zwar keine zarten Fingerchen (eher im Gegenteil, im allgemeinen Sprachgebrauch, Wurstfinger genannt), aber ich habe auch auf einem E-Piano angefangen und hatte dann beim Umstieg aufs Klavier trotzdem die gleichen Probleme wie Du. Mach Dir also absolut keine sorgen um Deine Finger. Zwischen der Anschlalgsdynamik von einem E-Piano und einem richtigen Klavier liegen Welten. Und selbst unter den Klavieren und Flügeln gibt es unterschiede. Je größer das Instrument, desto fester muss man anschlagen. Dann spielt natürlich die Marke, die unterschiedliche Hammermechanik. Die Seitenspannung und das Alter des Instruments ein Rolle. Ich habe teilweise auf Klavieren gespielt, die so oft bespielt wurden, dass die Anschlagsdynamik noch schlechter war als auf einem E-Piano. Sowohl was die Anschlagsdynamik vom Instrument als auch Dein Dynamisches Spiel betrifft: der Pianist wächst mit seinem Piano und das Piano wächst mit dem Pianisten. Je mehr Du au einem Klavier (oder Flügel) spielst, desto besser wird das auch mit Deinem Anschlag und Dein Klavier (wenn es noch einigermaßen neu ist) kommt Dir da auf wunderbare Art und Weise entgegen. Und ich kann das was Klavigen beschrieben hat absolut bestätigen. Es sind nicht nur die Finger, die spielen sondern auch die Hand, der Körper der Hintern etc. und je mehr Du auf einem richtigen Klavier spielst, desto mehr entwickelt sich die ganze Körperarbeit.

Und wenn Du magst hier noch meine kleine Geschichte, wie ich vom E-Piano spiel auf’s Klavier kam.


Die Erfahrungen eines E-Pianisten der zum K-Pianisten wurde:

Mein erstes E-Piano war eine Wurlitzer. Ich war stolz wie Oskar, dass ich so ein Instrument mein Eigen nennen durfte, zumal ich Fan von diesem Supertramp Keyboarder war (wie heisst der noch mal?). Ich wollte auch spielen wie er und habe, bevor ich auf dem Piano etwas anderes gelernt habe, einfach nur 3 Klänge in kurzen Interwallen auf die Tasten gekloppt. Irgendwann ist auch so etwas wie Musik dabei raus gekommen. Mein Wurlitzer fand das aber gar nicht toll, weil seine Tonzungen (So eine Instrument hat Metallplättchen anstatt Seiten, auch Tonzungen genannt) immer wieder abgebrochen sind. Mein Musikfachhändler hat sich natürlich darüber gefreut, weil ich alle 4-6 Monate zur Reparatur damit kam. Irgendein Klavierspieler meinte damals zu mir, ich hätte einen sehr harten Anschlag!!??? (konnte natürlich damals als E-Pianist damit nicht viel anfangen). Auf jeden Fall war ich irgendwann mit meinem Wurlitzer, der meinen Anschlag nicht mochte, nicht mehr ganz so happy. Doch!, ich habe mir schon Mühe gegeben, mit ihm sanfter umzugehen und habe ähmm!?, an meinem Anschlag gearbeitet. Aber mein Freund war so sensibel, dass er sich auch dennoch mit Tonverlusten beschwerte. Mit der Zeit kamen vollelektronische E-Pianos auf dem Markt, die selbst so ein Berserker wie ich nicht so schnell kaputtkriegen konnte. Also hab ich mir auch so ein Ding angeschafft und darauf rumgeklimpert. Aber jedesmal wenn ich mich dann auf ein richtiges Klavier gesetzt hatte, habe ich mich darüber gewunder, was mit meinem harten Anschlag plötzlich passiert war. Nicht das ich die Dinger (Tasten) nicht runtergedrückt bekommen hätte, das war kein Problem. Aber mein Spiel war so dynamisch, das aus einer sanften Ballade ein Holzhacker- und Schuhplattler- Song wurde. Na ja, aber ich hatte ja einen starken willen. Immer wenn ich die Gelegenheit hatte auf so einem Klavier oder Flügel zu spielen, habe ich solange darauf rumgeklimpert, bis das Instrument meiner Sturheit und meinem Anschlag weichen musste. Natürlich Klang das alles sehr abenteuerlich was ich da akkustisch aus den Instrumenten rausgeholt hatte. Aber ich hatte so viel Spass, dass ich mir vorkam wie der weltbeste Konzertpianist. Solche Gefühle konnte bis Dato kein E-piano aus mir herauslocken.

Vor etwa zwei Jahren habe ich mir einen Traum erfüllt und ein akkustisches Klavier (Kawai K-3) gekauft. Ich habe ca. ein Jahr gebraucht um mit der Anschlagdynamik zurecht zu kommen. Während ich am Anfang selbst mit meinen starken Herculesfingern Probleme hatte (bei einfachen und langsamen Stücken, null Problem, aber wenn es um die Wurst ging – siehe oben), kann ich heute fast alle meine Klavierstücke ohne Mühe spielen. Ich habe auch den Eindruck, dass das Klavier sich auch ein wenig an mein Spiel angepasst hat und das eine „dynamische Beziehung“ zwischen uns entstanden ist. Immer wenn ich auf ein anderes Klavier umsteige habe ich Dynamikprobleme (die sich aber nach einer gewissen Einspielzeit wieder legen). Deshalb achte ich bei meinen Auftritten darauf, dass ich (nach Möglichkeit) das Instrument vorher kennenlerne. Es ist faszinierend, ein Klavier entwickelt mit der Zeit ein Eigenleben (was man von einem E-Piano kaum behaupten kann). So bin ich sozusagen vom E-Pianisten zum K-Pianisten geworden. Da ich nach wie vor sehr viel Wert auf ein dynamisches Spiel lege und meine Anschlagdynamik immer besser wird frage ich mich manchmal wann der folgerichtige Schritt vom K-Pianisten zum F-Pianisten kommt. Aber da ist da noch die berühmt berüchtigte Raum und Kostenfrage.

Grüsse
Yunus
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
auf den Punkt gebracht

Hier ein Zitat aus Rolf´s Posting:

und wenn man erst mal gelernt hat, einen Bewegungsimpuls richtig zu einem Ton zu führen, dann werden danach einzelne Impulse in Bewegungsgruppen gesteuert. aber erst danach.


Das ist so gut formuliert, dass man es ausdrucken sollte und immer wieder durchdenken.

Zur Erläuterung vielleicht ein Beispiel:

Wenn wir mit einem Messer Butter auf ein Brot streichen, sehen wir, dass das Kleinkind das recht uneffektiv macht sich aber ständig verbessert. Irgendwann stimmt dann Alles bei dieser Tätigkeit. Der Anteil der beteiligten Muskeln, der Druck, den wir aufwenden und die Hand und Arm Bewegungen beim Streichen. Ab diesem Moment können wir das und müssen uns nicht mehr damit plagen und hegen weiterhin dann auch keine Angst mehr, wir könnten uns "verstreichen". Trotzdem kann es immer wieder vorkommen, dass wir mal abrutschen , wie wir auch beim Gehen, welches wir ebenfalls prima beherrschen auch mal ins Stolpern geraten können.
Niemand aber käme auf die Idee, dass er nur wegen dieses seltenen Fehlers in der Ausführung die Technik an sich verlernt habe.

Der Pianist Prof. Ludwig Hoffmann, bei dem ich Meisterkurse absolvieren konnte, demonstrierte oft, dass die Art, wie man eine Tast anfasst einen so lange bschäftigen sollte, bis man glaube, die natürlichste Weise gefunden zu haben.

Wir als Studenten haben die Tragweite oft noch nicht erkannt, aber wir haben darüber intensiv diskutiert und nachgedacht. Erst Jahre später glaube ich verstanden zu haben, was er wirklich meinte. Nämlich das, was Rolf in seinem Satz ausgedrückt hat.

Man kann es wirklich fühlen, wenn man die Tasten richtig "erwischt hat".
Nachdem man so weit ist wird unser Steuerorgan (Gehirn) dieses Bewegungsmodell immer weiter verfeinern und sämtliche unnötigen anderen Bewegungsumpulse abschalten, sodass nur noch der Zielführende Impuls durchläuft- zuächst wie gesagt erstmal bis auf eine Taste und da weiter zu ganzen Bewegungsgruppen. Man kann wunderbar eine Arpeggio über 3-4 Oktaven mit einem einzigen Bewegungsimpuls spielen, wodurch man dem von Schnabel geforderten Ideal näher kommt welches heisst:

Langsam denken- schnell klingen

Wobei dieses "langsam denken ebenfalls mit "cum grano salis" zu verstehen ist.

Wenn man sich auf dieser Warte mal verspielt, was ja immer mal vorkommen kann, denn wir sind keine Maschinen, sondern Menschen, in deren Körper immer mal komische Reaktionen möglich sind, ist das nicht der Erwähnung wert, denn so paradox es auch klingen mag. Der Pianist spielt eigentlich immer richtig, selbst wenn er sich mal verspielt.

Auf den Alltag zurückgedacht: Auch wenn wir mal Stolpern, gehe wir doch in der richtigen Weise.
 
Kurze Anmerkung zu Digitalpianos und Einstellungen:

Es kann nur eingestellt werden, wie die Elektronik auf den Anschlag reagiert. Das bedeutet zum Beispiel, daß ein mittlerer Anschlag bei der Einstellung "Hart" oder "Schwer" einen leiseren Ton bewirkt als bei der Einstellung "Mittel".

Die Kraft, die man aufwenden muß, um eine Taste herunter zu drücken, bleibt immer die gleiche.
 
Hi klavigen,
...


und wenn man erst mal gelernt hat, einen Bewegungsimpuls richtig zu einem Ton zu führen, dann werden danach einzelne Impulse in Bewegungsgruppen gesteuert. aber erst danach.


...

Man kann es wirklich fühlen, wenn man die Tasten richtig "erwischt hat".
Nachdem man so weit ist wird unser Steuerorgan (Gehirn) dieses Bewegungsmodell immer weiter verfeinern und sämtliche unnötigen anderen Bewegungsumpulse abschalten, sodass nur noch der Zielführende Impuls durchläuft- zuächst wie gesagt erstmal bis auf eine Taste und da weiter zu ganzen Bewegungsgruppen. Man kann wunderbar eine Arpeggio über 3-4 Oktaven mit einem einzigen Bewegungsimpuls spielen, wodurch man dem von Schnabel geforderten Ideal näher kommt welches heisst:

Langsam denken- schnell klingen

genau damit beschäftige ich mich seit ein paar Monaten.
Und viele erklären und ich bin auch davon überzeugt, dass das der Kern des Klavierspielens ist. Aber (fast) keiner gibt konkrete Hinweise (Methoden, Übungen, etc.), wie man das erreicht oder verbessert.

Hast du da was? (komm, rück die ultimative Methode raus. ;-) )

Oder vielleicht Literatur?

Auf alle Fälle hat es nichts mit Fingerübungen oder so was zu tun, sondern z. B. mit einer bestimmten mentalen Haltung (Kontrolle aber auch unbewusste Steuerung) beim Klavier spielen/üben.

Vielleicht müsste man 'mal über dein Beispiel mit dem Brot schmieren weiter nachdenken/analysieren. Wie lernt das Kind das? Was für Prozesse finden statt (nur Trial and Error?)? Wie kann man das aufs Klavierspielen übertragen?

Gruß
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich glaube, daß Assoziationen am besten weiterhelfen. Z.B. die Vorstellung, wie man den Klang erzeugt - drücken, schlagen, legen, schieben, pressen, klopfen etc. (die Liste ist diskutabel aber es geht hier nur im allgemeine Beispiele), in Verbindung mit dem jeweiligen Klang. Nebenbei hilft sicherlich auch die Vorstellung, daß man einen Impuls abschickt, der den Klang nicht nur auslöst sondern auch formt. Das ist vermutlich mehr eine Erfahrungssache als das Einstudieren einer "richtigen Bewegung". Maria Joao Pires hat z.B. in einem Fernsehbericht erzählt, daß sie als kleines Mädchen so oft sie nur konnte, stundenlang am Flügel zugebracht hat, um auszuprobieren, wieviele unterschiedliche Klänge sie mit der selben Taste erzeugen konnte. Die Ausdauer und Zeit hat natürlich nicht jeder aber man kann ja auch beim Üben ein bischen auf den Klang achten und so Erfahrungen sammeln.

Der nächste Schritt wäre, dieses Gefühl beizubehalten, auch wenn man mehrere Töne nacheinander spielt. Und hier kommen zwei neue Aufgaben: Erstmal kann man überhaupt nicht mehrere Töne nacheinander mit identischen Bewegungen spielen, nicht mal theoretisch, wenn man die anatomischen Unterschiede der Finger ignoriert, und dann stellt sich noch die Frage, wie denn die einzelnen Töne klingen sollen, denn wir wollen ja Musik machen und keine Morsenachrichten versenden (die angeblich auch sehr musikalisch sein können). Es wir also scheinbar unglaublich kompliziert. Aber man spielt eben nicht lauter einzelne Töne sondern Motive oder Melodieabschnitte. Und wenn man sich eben darauf konzentriert, zeigt die Motorik erstaunliche Anpassungsfähigkeiten, vorausgesetzt, daß sie überhaupt schon ein Repertoire an Bewegungen hat.

Immer noch zu theoretisch? Vermutlich ja. Aber ich fürchte, selbst die besten Lehrer können einem nur die Grundlagen zeigen, den Rest muß man selbst herausfinden.

PS: Ich glaube nicht, daß man beim Brote schmieren irgendeine Kontrolle über die Führung des Messers ausübt, man denkt eher darüber nach, welche Wurst man dazu möchte, wenn man nicht sogar gedanklich ganz woanders ist. Ich bin mir ziemlich sicher, daß man beim Lernen der meisten alltäglichen Bewegungen überhaupt nicht darüber nachdenkt oder irgendetwas analysiert. Vielleicht lernen daher auch Kinder leichter Klavier als Erwachsene?
 
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