Zu feuchte Luft im Sommer: Mythos?

Beim Stimmen ein häufiges Erlebnis: der Tenor ist während eines feuchten Sommers um über 20 Cent hochgewandert.
 
Das Holz könnte bei zu viel Feuchtigkeit vielleicht faulen.
Oder sich ausdehnen um dann später wieder auf die ursprüngliche Dimmension zu schrumpfen. Dabei 'arbeiten' die Holzarten verschieden. Geleimte Stellen lösten sich im Laufe der Jahre, beim Sessel wurden die Beine locker, beim Nachtkästchen klemmte die Lade, ...
Das alles passiert nicht mehr seit die Luftfeuchtigkeit in den Räumlichkeiten ziemlich konstant ist, bzw. sich nur sehr träge ändert. Meiner Vermutung nach ist das Klavier im Detail filigraner als die genannten Möbel und eventuell auch empfindlicher.
 
Meiner Vermutung nach ist das Klavier im Detail filigraner
Der Resonanzboden in seiner Gesamtbreite kann, wenn er lose im Regal liegt und die Luftfeuchte lustig schwankt, mehr als 1cm quellen und schwinden.
Daher werden die Böden vor dem Einbau zusätzlich technisch getrocknet um zu verhindern, daß bei kritischen Luftfeuchtewerten Risse auftreten. Bei höherer Luftfeuchte muß das Material dann irgendwohin, also wölbt sich der Boden und erhöht die Spannung der Saiten.
 
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ist deutlich mehr als das, was ich Anfang Oktober erlebt habe. Der Ende Mai auf 440 Hz gestimmte Bösendorfer wurde Anfang Oktober gestimmt und stand auf 441 Hz. Das kannte ich bisher nicht, in Köln sind beide meist auf 338 bis 338,5 gesunken. Die 441 Hz waren so, obwohl es monatelang um die 53,5 % im Haus "hatte". Nachvollziehen kann ich es nicht, denn eine derart konstante Luftfeuchtigkeit ist doch ideal. Allerdings war es im Juli sehr heiß.

Der Klavierstimmer hat die 441 Hz beibehalten, runterstimmen wollte er nicht. Das (mit seinen Ohren gestimmte) Ergebnis war klanglich sehr erfreulich, was beim Treffen auch andere wahrgenommen haben.
:-)
 
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Der Klavierstimmer hat die 441 Hz beibehalten, runterstimmen wollte er nicht. Das (mit seinen Ohren gestimmte) Ergebnis war klanglich sehr erfreulich, was beim Treffen auch andere wahrgenommen haben.
:-)

Ich bin jetzt auch nicht so der Freund vom runterstimmen, das macht mehr Arbeit als hochzuziehen. An einigen Waldorfschulen wird allerdings eine Tonhöhe von 432 Hz gewünscht - in sehr Niederschlagsfreudigen Sommern klettern diese dann aber auch schon mal auf 435 Hz hoch....ist alles kein Grund zur Beunruhigung und ich behalt die Höhe dann einfach bei (Rudolf Steiner möge mir das bittschön nachsehen :005:) …..ich bin seit nunmehr 40 Jahren Klavierstimmer und mir braucht keiner verzählen daß ein Unterschied von wenig Hz sein Wohlbefinden beeinträchtigt - des hört keiner, selbst i ned :rauchen:

Problematisch ist es allerdings von der Statik, wenn daß Instrument (gerade wenn es ein altes aus den Jahrhundertwenden ist) gefährlich hochgeht - hier besteht dann tatsächlich die Gefahr eines finalen Gußplattenbruches.
 
Ups....
:dizzy:

Gut aufgepasst, es muss 438 bis 438,5 heißen.
:super:
 

Zu hohe Luftfeuchtigkeits-Schwankungen können tatsächlich bedenklich für die Gesundheit des Klavieres sein. Viele von euch beobachten ja den Anstieg der Stimmhöhe im Sommer. Das kommt, wie bereits erwähnt, von der Ausdehnung des Resonanzbodens bei erhöhtem Holzfeuchte-Gehalt.
Dieser ist auch das kritischste Bauteil bei zu hohen Schwankungen. Das Holz des Bodens dehnt sich erheblich aus bei steigender Feuchte und zieht sich wieder zusammen bei Trockenheit. Aber da Holz ein lebendiger Werkstoff ist und ungleichmäßig in der Struktur, kehrt er bei trocknung nicht unbedingt wieder in den Ausgangszustand zurück und es können Risse entstehen.

Natürlich können auch Teile wie der Stimmstock oder der Steg (wenn aus Vollholz hergestellt) betroffen sein. Gerade Rotbuche (typisches Holz für Stege, Stimmstöcke und Bodenlager) verändert seine Dimensionen stark bei Feuchtigkeit.

Entscheidend ist die trocknung des Holzes vor dem Einbau bereits vom Hersteller aus. Bei qualitativ hochwertigen Klavieren werden die Resonanzöden auf bis zu 4-5% Holzfeuchte heruntergebracht. (zB. 22% rel. Luftfeuchte bei 37 grad C)

Es ist auch eine Methode die Resonanzbodenwölbung zu erzeugen, indem die Rippen mit einer hoheren Feuchtigkeit als der Boden eingeleimt werden.

Sogenannte Tropen-Klaviere zeichnen sich in der Regel durch einen dickeren Resonanzboden aus, der der Feuchtigkeit eher im Stande ist zu trotzen. Außerdem werden solche Instrumente zum Teil schon in Umgebungen gelagert/gebaut, welche dem Zielort entsprechend klimatisiert sind.
Und natürlich gibt es einige Hersteller, die auf laminierte Resonanzböden setzen, welche kaum Gefahr laufen zu reißen bei Feuchtigkeitsschwankungen.
 
Guten Tag zusammen, kann mir jemand einen Rat geben, welches Hygrometer zu empfehlen ist? Sind digitale oder analoge Geräte richtig?
Feuchtigkeit zuführen, um das ideale klavierfreundliche Raumklima zu halten, habe ich bisher nicht für nötig gehalten, weil der Standort des Flügels mit einem großen Grünpflanzen-bestandenen Wintergarten verbunden ist. Allerdings ist der Abstand zum Pflanzenbereich mit ca. 10 m nicht gering.
Jetzt, wo ich in diesem Faden gelesen habe, mache ich mir Gedanken, ob eine Überwachung bzw. Regulierung der Luftfeuchtigkeit nicht doch ratsam wäre.
Bei diesem Dauerregen kommt natürlich beim Lüften eine Menge Feuchtigkeit herein, über die sich die Pflanzen natürlich freuen, aber vielleicht nicht der Blüthner.
Wäre für einen Rat dankbar.
Gruß Klaus

Nachtrag: Der Flügel ist immer geschlossen.
 
Guten Tag zusammen, kann mir jemand einen Rat geben, welches Hygrometer zu empfehlen ist? Sind digitale oder analoge Geräte richtig?
Bei analogen Geräten sollte man sich für ein Haarhygrometer entscheiden, da hält sich die Ungenauigkeit mit +/- 5 % im Rahmen.
Für Liebhaber: deutlich genauer ist ein Aspirationspsychrometer.

Bei digitalen Geräten am besten beim Händler wegen der Messgenauigkeit nachfragen.
Jetzt, in der Heizperiode bei relativ niedrigen Temperaturen wird sich der Feuchtigkeitseintrag in Grenzen halten, denke ich.
 
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Guten Tag zusammen, kann mir jemand einen Rat geben, welches Hygrometer zu empfehlen ist?

Hallo Klaus,

ich habe seit Jahren dieses und bin zufrieden. Ich denke, ob das Gerät nun auf ein paar Prozent genau ist, ist wurscht, jedes andere in dem Preisbereich sollte es genauso tun.

Im Winter befeuchte ich die Luft im Flügelzimmer und überwache damit, ob's reicht. Ist der Befeuchter ein paar Tage aus und fällt die Feuchte unter 40%, klingt der Flügel bald ein bisschen knarzig, darüber normalisiert es sich wieder.
 

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