Wütende Stücke, Stücke, die Verärgerung etc. assoziieren für Klavier zu zwei Händen

Kaltstoff

Kaltstoff

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Hallo,

findet jemand Beispiele?
 


Benjamin Godard, Sonata fantastique Op. 63
Erster und zweiter Satz. Eigentlich eher melancholisch/verzweifelte Stimmung im 1. Satz, aber man kann das auch anders interpretieren, gerade im 1. Satz mehr oder weniger subtil durchs Stück "schwebende" Wut.
Ich nutze den ersten Satz manchmal zum Abreagieren.
:-D
Noten bei imslp.
 
„Keinen Reimer wird man finden,[...]“


Hi Kaltstoff,

vielleicht hier, das „Lied des Unmuts“ ( „Unmut“ ) ? Von Busoni.

Aufnahme: D. Fischer-Dieskau / J. Demus:





Der Text ist aus „West-östlicher Diwan“ von Goethe. Background evtl. etwas schwierig, daher kurzes Zitat aus S. 35 / 36 des folgenden pdfs:

https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-30792/Abgabe für die ULB.pdf

Zitat:

1643455260200.png
Zitat Ende.


Das Lied selbst hat m.E. durchaus verärgerte, knurrige / murrige Elemente inne.

Noten: https://imslp.org/wiki/2_Gedichte_von_Goethe_(Busoni,_Ferruccio)

LG, Olli!
 
Wenn wir hier auch textgebundene Musik zulassen, dann könnte ich nun hunderte Opernarien auflisten. Soll ich? :lol::lol::lol:
 

hmm, hab noch nen kl. Nachtrag: Habe grad nochmal nachgedacht...und::super:

man sieht: also für mich ist das schwierig, Klavier-Solo-Sachen zum Thema rauszufinden.

Ist ja auch teils ne Sache, die man entweder subjektiv „wütend“, „knurrig“ oder „einen verärgerten Eindruck machend“ findet, wie diese hier z.B., die ich subjektiv „knurrig“ oder „wütend“ finde, teils ( fis-Moll-Polon. ) aber auch manchmal „gespenstisch“:

Chopin, Finale h-Moll-Sonate ( Beginn ).

Chopin, fis-Moll-Polonaise mehrere Stellen, vor allem die „grollenden“ Stellen mit den „kleinen“ Noten in der Linken.

( Hingegen die 32tel-“Getrappel“-Unisonostellen und das alla Mazurka sind m.e. nicht so grollend. )

Chopin z.B. Preludes: b-Moll und g-Moll, es-Moll, es-Moll sowie d-Moll,

Beethoven, Appassionata ( mehrere Stellen in Satz 1 , in kurzem Überleitungsteil, und in Satz 3 ).

oder aber welche, bei denen man anhand der Kompositionsgeschichte / Hintergrund der Werke annehmen könnte oder eventuell gar sicher festgestellt hat, dass der Komponist seine oder anderer Leute Wut / Ärger habe ausdrücken wollen.

Verfolgt man die „subjektiven“ Eindrücke, daa gibt’s noch weitere Dinge, die zu bedenken sind:

Ärger / Wut und z.B. Trauer oder Niedergeschlagenheit könnten teils in der pers. Auffassung eines erklingenden Werkes eng beieinander liegen. Gerade bei Chopin ist es ( zumindest für mich ) schwierig, da teils klare Trennlien zu ziehen. Stichworte evtl. „Revolutionsetüde“, ferner „Zal“ und weitere bereits andernorts angesprochene Verhältnisse.

( Will ich aber meist auch gar nicht ) .

LG, Olli
 
Nein das reicht nicht. Diese Arie orientiert sich am koloraturverseuchten, barocken Rache-Arien-Modell. Da sind die Affekte doch sehr stilisiert. Das konnte Mozart mit sehr viel mehr Urgewalt:




Also lieber mick, so sehr mich Beispiel 1 überzeugt, so schüttle ich nachsichtig mein Haupt bei Beispiel 2 trotz des großartigen Gerhaher! :chr02:

Ich stelle fest, dass Männer leider nicht in der Lage sind zu echtem wahren Wutgebrüll, zumindest wenn sie singen. Es ist eher ein Säuseln ..... ! :007::025:Tja, mal wieder ein Gebiet, wo ihr alles versucht, aber das Ergebnis ...*hüstel* 😀

Aber verzaget nicht, schon in alter Zeit hieß es:
Wo eine Frau pfeift, zittern sieben Kirchen.
Und wo sie wutentbrannt singt ....

Liebste Grüße :chr03:

chiarina
 
Mir fällt noch etwas ein:

Nils Frahm "Hammers"

(Da müssen die Nachbarn starke Nerven haben, wenn ich das Stück mit recht schlechter Laune als Ventil nehme)

Arnold Bax "In a Vodka Shop"

Hat auch in den "leichten Passagen", immer eine gleich "kippende" Stimmung.
 
Beethoven, Mondscheinsonate, 3. Satz.
Mozart, Requiem, Dies irae
Prokofieff, Precipitato (Sonate 7, III)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich stelle fest, dass Männer leider nicht in der Lage sind zu echtem wahren Wutgebrüll, zumindest wenn sie singen.
Das ist eine krasse Fehleinschätzung. Eine gehörige Wut muss sich doch nicht zwangsläufig in hysterischem Gekeife äußern, das empfindliche Ohren an den Rand eines Tinnitus' bringt! Mozart hat das sogar rechtzeitig eingesehen und sich dazu entschieden, die Elektra-Arie bei der Uraufführung wieder zu streichen. :party:

Männer haben halt gelernt, trotz großer Wut noch ein Mindestmaß an Contenance zu wahren. Das gilt für einen Adligen wie Almaviva ebenso wie für einen Narren wie Rigoletto:



Und nun hör dir mal an, wie beispielsweise Musetta mit ihrem wütenden Gekeife in das herzzerreißende Duett Mimi-Rodolfo hereinplatzt - das muss doch wirklich nicht sein:



:021:
 
Zuletzt bearbeitet:
in der Oper bleibt aus etymologischen Gründen dem Papi der neun (nicht sonderlich ehelich entstandenen) Johotoho-Kreisch-Weibsen vorbehalten. :-D:-D:-D

Weit unterhalb dieser rustikal-göttlichen Sphäre wutschnauben dann subalterne Gestalten wie Otello und sogar in der Operette "der Bettelstudent" ein etwas geistesträger Oberst.
 
Ach was! Ich verstehe ja, dass ein Jungspund wie du noch nicht in die Untiefen weiblicher Leidenschaft vorgedrungen ist, aber höre nur, wie in besagter Arie das Orchester sich immer wieder zurücknehmen muss, um den armen Kerl nicht zu übertönen. Am Phrasenende darf es mal ganz kurz uahuah machen, um dann aber hoppihoppi im gefühlten pp dem zarten Stimmchen wieder Raum zu geben.

Da lobe ich mir doch diese Arie:



Contenance in Reinform, aber was ein Hass - dagegen kann sogar ein Pavarotti mit seinem vincerooooooo einpacken. Tja, bester @mick, la donna e mobile! :love:

chiarina
 

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