Wieviel sollte man als Anfänger für ein Digitalpiano ausgeben?

Kein ernsthafter Klavierlehrer setzt auf Digitaglpiano. Das ist immer nur eine Notlösung, wenn Nachbarn und Budget es nicht anders zulassen. Keyboard lernen ist etwas anderes als Klavier lernen.
Meine Klavierlehrerin hat damals dafür gekämpft, dass meine Eltern ein Klavier kaufen. Mit dem Digi habe ich einfach keine richtige Technik hinbekommen.
Also wenn es ums Budget geht: klar, Digi ist besser als nix. Ansonsten: unbedingt ein normales Klavier. Braucht auch nicht wesentlich mehr Platz. Und wenn man noch nicht so sicher ist: Mieten - meistens wird beim Kauf dann die bereits bezahlte Miete angerechnet.

Keyboard und Digitalpiano sind zwei grundsätzlich unterschiedliche Paar Schuhe. Auch wenn bei beidem der Klang digital erzeugt wird.

Ich sehe es wie gesagt anders:
- bei nem 10 Jährigen brauch keiner mehr über ein Keyboard nachdenken, bei nem 5-Jährigen Kind sehe ich das anders. Vor allem, wenn man sieht dass da viele gerade von ner Melodica kommen und vielleicht nen Jahr später Gitarre oder Schlagzeug spielen wollen
- und auch einem Digitalpiano kann man gut lernen und in Nuancen spielen. Bis man richtig gefühlvoll, emotional spielt, müssen erst einmal gewisse Grundtechniken sitzen. Man spielt ja noch nicht nach zwei Jahren "Für Elise" sondern ist, mal überspitzt ausgedrückt, mal gerade über "Alle-meine-Entchen"-Niveau hinaus und lernt den Unterschied zwischen einer halben und ner ganzen Note und die Tonleiter beidhändig flüssig rauf und runter zu spielen.
 
Das mit dem Platz nehme ich zurück. Bei uns wäre es schwierig gewesen. Nicht von den Maßen, sondern wegen dem Weg über eine Wendeltreppe.
 
Ein Stagepiano kann ich auch vom Ständer nehmen und hochkant in die Ecke stellen oder sonstwo lagern wenn ich es nicht brauche.
 
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Nun ist sie gerade 8 Jahre geworden. Spielt seit 1 1/2 Jahren "Klavier", also eigentlich Keyboard. Und nun merken wir, dass das Niveau sich so verändert, dass die Klänge auch gefühlvoller gespielt werden sollen. Das ist aber vorher für nen "Hänschen Klein"-Lied nicht erforderlich. Die Kinder müssen erst einmal lernen, die Finger zu koordinieren und den Rythmus hinzubekommen.
Man spielt ja noch nicht nach zwei Jahren "Für Elise" sondern ist, mal überspitzt ausgedrückt, mal gerade über "Alle-meine-Entchen"-Niveau hinaus und lernt den Unterschied zwischen einer halben und ner ganzen Note und die Tonleiter beidhändig flüssig rauf und runter zu spielen.
Dazu hätte ich gerne mal die Meinung der im Forum anwesenden Klavierlehrerinnen und Klavierlehrer z.B. @Stilblüte, @chiarina, @hasenbein?
 
Was ist der audiomotorische Ansatz?
 
Dazu hätte ich gerne mal die Meinung der im Forum anwesenden Klavierlehrerinnen

Nun ist sie gerade 8 Jahre geworden. Spielt seit 1 1/2 Jahren "Klavier", also eigentlich Keyboard. Und nun merken wir, dass das Niveau sich so verändert, dass die Klänge auch gefühlvoller gespielt werden sollen. Das ist aber vorher für nen "Hänschen Klein"-Lied nicht erforderlich. Die Kinder müssen erst einmal lernen, die Finger zu koordinieren und den Rythmus hinzubekommen.
Nein, das stimmt nicht und ist eine hartnäckige Idee, die nur schwer aus den Köpfen zu vertreiben ist. Kinder müssen nicht "erst mal" lernen, dies oder jenes zu tun, damit sie später irgendetwas können (z.B. musikalisch musizieren). Ganz im Gegenteil: Technik, Ausdruck und musikalische Empfindung gehen immer Hand in Hand. Wird etwas anderes gelehrt, egal in welchem Alter, übt man, diese Aspekte zu trennen. Heraus kommt dann im schlimmsten Fall ein mechanisches Gehämmere, bei dem der Spieler sich selbst nicht mehr zuhört.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Das heißt nicht, dass Fingerübungen grundsätzlich schlecht sind. Das heißt auch nicht, dass Kinder keinen Rythmus oder Koordination lernen sollten, ganz im Gegenteil! Aber dies geschieht zeitgleich mit vielem anderem. Notenlesen, Hören, Notenschreiben, ein Empfinden für Phrasen, Melodien und Klänge, Dissonanzen und Konsonanzen kennenlernen, Improvisieren,.....


Der neue Lehrer sagt ebenso, dass er in dem Alter grundsätzlich auf Digitalpiano setzen würde.
Tja, da kann ich nur @hasenbein zitieren: KKL. Zumindest, was diese Aussage betrifft. Sie ist leider absolut schwachsinnig. Ich kann nachvollziehen, wenn er sagt "Ich würde in diesem Alter ein Digitalpiano empfehlen, falls sie Sorge haben, dass ihr Kind nach einem halben Jahr wieder aufhört." Aber auch in diesem Fall würde ich kein Digitalpiano wählen, sondern ein Klavier mieten. Auch die Nachbarn sind kein Argument - die meisten Kinder üben unterhalb der gesetzlich möglichen Übedauer pro Tag.
Es gibt keine musikalischen Gründe, ein Digitalpiano zu empfehlen, wenn das Kind Klavierspielen lernen möchte (und nicht Keyboard). Wirklich absolut keine.

Ich glaube, dass es eine Philosophie-Frage ist. Für jemanden, der viel Klassik hört geht nichts über einen tollen Konzertsaal mit entsprechender Akkustik. Über eine günstige Musikanlage würde die gesamte Musik nicht mehr rüberkommen.
Es ist keine Philsophie-Frage. Dass man auf einem Digitalpiano weniger Möglichkeiten in Ausdruck, Klang und Feinheiten hat, ist ein Fakt; auch, dass das Spielgefühl sich dem eines akustischen Instrumentes immer nur annähern kann.
Ein Digitalpiano hat absolut seine Daseinsberechtigung. Aber für jemanden, der Klavier spielen möchte, ist es immer nur ein Ersatz.

Vielleicht ist in zwei Jahren kein Interesse mehr an Klavier, vielleicht nach einem ganz anderen Instrument, vielleicht gar nicht mehr nach Musik.
Das Erstaunliche ist: Die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind das Interesse verliert, ist sicher höher, wenn es ein Digitalpiano hat, weil vieles daran weniger faszinierend und teilweise schlichtweg unmöglich zu realisieren ist (auch im Anfangsunterricht).

Nun will ich nicht alles schlecht machen. Ein Digitalpiano ist besser als nichts! Bloß die Argumentation ist nicht ganz sinnvoll, darum hier meine Ergänzungen.
 
Disclaimer: Öhm, ich bin auch nur Laie, aber hier mein Verständnis:
Nehmen wir als Bespiel den ersten Takt von HänschenKlein. Das lernt man am besten erst mal, in dem man es hört und nachsingt.
Jetzt hat man die Tonfolge inkl. Dynamik, Tonlängen, Text! usw. im Kopf, kann sie sich klanglich vorstellen und möchte sie gerne auf dem Instrument spielen. Das tut man nicht, in dem man Tasten in einer vordefinierten Reihenfolge drückt sondern das Gehörte/Gesungene nachspielt. Das Ohr ist dabei das wichtigste Kontrollorgan, das Auge nur ein Hilfsmittel. Klingt es nicht wie gewollt, muss an der Motorik korrigiert werden.
Das betrifft nicht nur Klangfolgen sondern auch einzelne Töne*, Intervalle, Tonlängen, Rhythmen, Dynamik...
Die Motorik, also die Koordination der Finger, der Arme, das ganzen Körpers richtet sich nach der Klangvorstellung.

*) sag mal einem Kind, dass nur ein Keyboard zu Hause hat "spiele doch mal einen wütenden Ton, einen schüchternen...". Gibt das Instrument gar nicht her also kann man darauf auch nicht lernen, seine Klangvorstellungen umzusetzen. Daher ist gerade bei Anfängern ein vernünftiges Instrument wichtig.

Bloß die Argumentation ist nicht ganz sinnvoll
So isses! Ich bin ja selbst absoluter Verfechter und Fan von Digis aber wenn ein KL insbesondere einem Anfänger ein Digi oder gar Keyboard empfiehlt, stimmt was überhaupt nicht mehr.

Bei Michael sehe ich nur einen Grund: Knappes Budget. Legitim, aber das daraus resultierende Ergebnis sollte man sich nicht damit schönreden, dass das für Anfänger ausreicht, schon gar nicht, wenn es darum geht, Leidenschaften für Musik zu wecken.
 
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