Jetzt kommt unter Klavierspielerns erstmal Ketzerei..
Man sollte sich bei solchen Überlegungen klarmachen, ob man zum Digi AUCH weiterhin "normales" Klavier undoder
flügel spielen wolle.
Wenn man das nämlich NICHT will (oder nicht braucht), dann kann man beginnen, seine Fingergelenke zu schonen. Dann braucht man sich nicht mehr mit Hammergewichtungen oder mit irgendwelchen straffen Federn belasten etc.
Dann könnte man es im allereinfachsten Falle mit einer Spielmechanik eines Keyboards machen, Taste mit schwacher Feder drunter oder Gegengewicht, Geschwindigkeitssensoren (Lichtschranke etc.) für die Anschlagsschnelle, und gut ist. (NB ich habe sowas schon, seit 25 Jahren, ein uralter
yamaha-Synthesizer DX-7, anschlagsdynamisch, aber gänzlich ohne Gewichtungen. Für Klavierspieler extrem gewöhnungsbedürftig, aber erlernbar und bequem für die Gelenke..) Das Midi-Signal des Keyboards speise man ein in einen halbwegs schnellen Rechner, der einem die Samples großer Konzertflügel über eine sehr gute Soundcard in die Ohren sahnt.
Das ist die Lowcost-Lösung für herrlichen Klavierklang – mit Kopfhörer. OHNE das Touch & Feel eines Klavieres unter den Fingern.
Die aber für all die nicht gangbar ist, die eine Gewichtung brauchen. Weil sie auch noch neben dem Digi andere Klaviere vernünftig spielen wollen – oder müssen.
Gewichtungen haben sonst eigentlich alle Digis, von 500 Euro bis herauf zu über 4000 Euro. Diese sind aber weder der normalen Klaviermechanik technisch detailähnlich, da ihnen die Auslösung fehlt. Geschweige denn hätten sie die speziellen „Gefühlsprofile“, die eine Flügelmechanik aufweist.
Nächster Step ist dann, das exakte Anschlagsverhalten einer Doppelrepetitionsmechanik mit Druckpunkt und allem Zwick und Zupf haben zu wollen. Dann reicht ein Yamaha Y- irgendwasschießmichtot keinesfalls, wenn wer es kennt, der ist selbst mit einem teuren Digi zu 3.000 Euro nicht mehr zufrieden. .. ..
Dann muss es tatsächlich eine Flügelmechanik sein, denn anderes tut das nicht, kann das nicht leisten. Dann sind wir bei hohen vierstelligen oder fünfstelligen Geldausgaben (Neuinstrument). Und selbst diese teuersten Mimiken „schummeln“; weil sie keine Saiten mit ihrem Federungsverhalten über den Hämmern haben: die Hämmer klopfen gegen irgendwelche geräuschgedämpften Anschläge, die im Detail doch wieder „anders“ den Hammer rückfedern machen als ein echter Flügel mit seinen Saiten das tut.
DAS ist dann das RICHTIG gemeine: man kauft schon das teuerster, was es überhaupt gibt – und man bekommt DOCH nicht das echte (TM) Flügelfeeling..
Theoretisch, mechatronisch kann ich mir zwar eine rechner- oder CNC-gesteuerte Antwortmimik vorstellen, die weg- und geschwindigkeitsabhängig exaktes Repetitions-Kraftverhalten wie ein Flügel zeigt, aber ich wüsste nicht, wer das momentan baute.
Ich bin selbst bei solchen Überlegungen durchaus praktisch dran, weil ich evtl. mit gewisser Wahrscheinlichkeit in eine gesundheitliche Situ kommen kann, die es mir dann nicht mehr erlaubt, mit Hämmerchengewichten von einem Flügel klarzukommen. Gelenk-Überlastung droht im Alter. Es gibt da leider Indikationen.
Dann wäre (irgendwann, möglichst spät im Leben) meine Alternative, auf jegliches andere Klavier und Gewichte gleich ganz zu verzichten, wenn einen die Pein im Alter packt. Und sich dann gleich das leichteste zu gönnen, was überhaupt geht: eine ungewichtete Keyboard-Mechanik, mit Midi-Out, Rechner-In und Samplesounds in gute Boxen oder auf den Kopfhörer. Das ist dann wie Orgelspielen, und man hätte dennoch per schnell-langsam die Steuerungsbefähigung gegen leichteste Federn von fff bis herunter zu ppp.
Vom Grundsatz her: es ist ambivalent. Die Gewichte von Klavier- oder Flügelhämmern helfen einem einerseits, zu steuern.
Aber sie haben eben auch Belastungen zur Folge. Das kann sich nachteilig zeigen, wenn man beim "Training" Fehler macht - mancher Boogie-Pianist weiß da zB ein garstig Liedlein zu singen. Oder man kann gesundheitlich, per Alter in Probleme mit Gewichten kommen. Was nicht mehr geht, das geht eben nicht.
Stichworte hierzu sind Sehenscheidenentzündungen, RSI (repetitive stress injury, feinste Verletzungen in der Handmuskulatur und -sehnen), Carpal Tunnel Syndrome, Gelenkveränderungen, Gicht und Arthritis. Mag sein, dass diese Aufzählung nichtmal vollständig ist.
Einer, der "nur" ein Keyboard gegen leichte Federn spielt, gleich, ob mit Super-Sahne-Sounds vom Bösendorfer Imperial 290 oder nicht, der wird seine Lieblings-zarteste Chopin-Nocturne dann an einem normalen Bechstein-Flügel nicht mehr wiedererkennen. Bzw. dem Bechstein erstmal gar keinen Töne entlocken.. ,mangels Wumms und Training mit Hämmerchen.
Das sollte man sich mit überlegen - vielleicht BRAUCHE ich gar keine Gewichte??
Denn diese sind - unter Ergonomie-Aspekten - mit einem ganzen Sack voller Nachteile behängt. Ergonomisch günstiger also wäre "ohne". Weder Hämmer, noch Gewichte noch irgendwelche Gegenkräfte simulierenden mechanischen oder mechatronischen Tricksereien, wie auch immer die gemacht seien.
<duck>...
Wie ich schon sagte: Ketzerei.
Und ich habe doch so einen schönen dicken Flügel (mit dicken Hämmern)..
;)