Wie wichtig ist das optimale Instrument für das pianistische Fortkommen?

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Aus gegebenem Anlass stelle ich diese Frage in den Raum.

Und gleich eine Bitte, folgendes aus der Diskussion raus zu lassen: Das billige Unterklasse-Instrumente für niemanden förderlich sind, ist unstrittig. Und dass im Profilager an jeder möglichen Stellschraube gedreht werden muss, um noch eine Nuance mehr rauszuholen ist auch klar. Und bitte keine Grabenkämpfe à la Klavier-Flügel, China-Deutschland, Bechstein-Blüthner, FeurichDeutschland-FeurichChina, das hatten wir schon oft genug.

Ich hab selbst genügend Bekannte, bei denen ich entsetzt bin, mit wie wenig Wissen und Liebe zum Handwerkszeug sie ihre Hobbies pflegen. Meist sind das die weitaus Besseren in der Praxis. Dennoch leide ich körperlich, wenn ich sehe, wie Sie Ihr Handwerkszeug (Klaviere, Angelruten, Pinsel, Golfschläger oder Gitarren) behandeln. Umgekehrt kapieren die nicht, wieviel besser sie spielen würden, wenn ...
Und sie halten mich fü Plemplem, weil ich so ein Getue um das Zeugl mach.
Zwei Welten eben.

Jetzt mal wieder ohne jede Feindseeligkeit Fisherman...

Was Du da geschrieben hast wirft für mich interessante Fragen auf:

1. Aus welchem Grund genau sind besagte Bekannten die "weitaus Besseren in der Praxis" ?
a) Zwangsläufig, weil sie die Zeit nicht zum Überlegen sondern zum Praktizieren nutzen (viel Training bringt viel).
b) Gerade weil sie sich weniger Kopf über das Equipment machen und einfach loslegen.
c) Weil sie einfach begabt sind und die Equipment-Frage deshalb sekundär ist.

2. Wären sie tatsächlich noch besser, wenn sie Deine oder sonstige Verbesserungsvorschläge umsetzen würden?
a) Ja, weil ihr Potenzial dann optimal gefördert wird.
b) Nein, weil sich dann Spontanität und Technokratie in die Quere kommen.

3. Kann eine Optimierung auch nach hinten losgehen, wenn jemand, der bis dahin unbekümmert virtuos ein mittelmäßiges Klavier/Angelrute/Pinsel/Golfschläger/Gitarre benutzt, beim Equipment upgradet und dann verkrampft, weil er/sie dem Anspruch, dann rein rechnerisch noch besser sein zu müssen, nicht gerecht wird?

4. Gibt es Fälle, wo sich künstlerische Tätigkeit (egal auf welchem Niveau) und Materialoptimierung möglicherweise ausschließen?

Ich habe mal auf einem Filmfestival erlebt, wie Regisseure/Kameraleute/Schauspieler etc. vom cineastisch hochgebildeten Publikum spitzfindig ausgefragt bzw. kritisiert wurden. Warum wurde xy nicht besser umgesetzt usw. Die Regisseure/Kameraleute/Schauspieler waren meist keine großen Redner und hatten nicht viel zu entgegnen. Die standen einfach da, jeder hatte ihr Werk auf der Leinwand gesehen und... Punkt!

Ich persönlich bleibe bei der Wahl meines Instruments bewußt etwas unterhalb des vermeintlichen Optimums aus folgendem Grund: Ich habe Angst vor dem Moment, wenn ich zuhause im perfekt designten Musikzimmer am perfekten Flügel sitze. Dann spiele ich meine Stücke und sie klingen zwar gigantisch aber ich mache immer noch die gleichen Fehler. Und neue Stücke zu lernen, Jazz-Improvisation, Technik werden auf Dauer auch nicht schneller/besser. Wenn ich unterhalb des Optimums bleibe, erhalte ich mir die Illusion, das ich noch wachse. Das spornt mich an. Vielleicht würde mich das perfekte Instrument noch viel mehr anspornen, das werde ich erst wissen, wenn es ausprobiert habe.

Außerdem: Ich kenne ein paar semiprofessionelle Jazz-Pianisten, die im richtigen Leben Ärzte, Juristen, Architekten etc. sind. Die haben sich irgendwann Ihren Steinway gegönnt, und lassen seitdem regelmäßig ihre Band-Kollegen hängen, wenn in der Spelunke/Club wo sie auftreten kein sehr gutes Instrument steht oder wenn sie sogar auf einem Stage-Piano spielen müssten... Unzumutbar! ;-)

Ich kann das nachvollziehen. Es ist in der Tat grauenhaft und macht keinen Spaß noch dazu vor Publikum auf einer Gurke zu spielen, wenn man was deutlich besseres gewohnt ist. Aber in dem genannten Beispiel wird dadurch verhindert, das öffentlich Musik praktiziert wird und das ist für mich zunächst einmal negativ zu bewerten.

Wie seht Ihr das ??? Und bitte differenziert, nicht "na klar, dann müssen wir jetzt alles hochwertige verbieten, damit in Spelunken mehr Barpiano auf China-Klavieren gespielt wird" ;)
 
Hallo Tastenjunkie,
dir gleich eine schroffe Start-Antwort, Differenzierteres kommt später:
Ein optimales Instrument ist für das pianistische Fortkommen GAR NICHT wichtig.
;)

Gruß
Martin
 
... und gleich etwas differenzierter hinterher:
Es ist vielmehr so, dass ein Instrument so beschaffen sein sollte, dass es dem pianistischen Fortkommen keine Steine in den Weg legt.
Die damit umfasste Bandbreite der Qualitäten, von Konstruktion bis Endabnahme, ist bei weitem größer als das, was der Begriff "optimal" im allgemein verstandenen Sinne vorgibt.

Gruß
Martin
 
Na, siehste TJ, kommt doch noch wasGutes raus...

Ich beantworte Deine Fragen aus meinem Umfeld:

Ad1. eindeutig a + b (die eigentlich ja identisch sind). Es gilt hier aber etwas hinzuzufügen - bezogen auf Musik: Die sind zwar weitaus besser (technisch), aber sie spielen des Spielens wegen. Sie schwelgen NICHT in Musik, träumen NICHT in Tönen. DAS ist ihnen egal - es geht ihnen nur um das Abspielen im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten.

Ad2. Setze ich die an ein gutes Instrument so geht die Schere auseinander: Am meinem Klavier spielen sie schrecklich und empfinden das auch so - weil sie ja nur Ihre Hobel gewohnt sind. Ich sagte ja schon, dass dieses Klavier jde Schwäche aufzeigt. Natürlich könnten sie nach einigen Stunden Üben an diesem Instrument viel besser spielen als an ihrem eigenen. Aber das wollen sie nicht. Zuviel Mühe. Zu unbequem. Am Flügel hingegen klingt ihr Spiel sofort besser - allerdings steht man auch dort schnell auf und meint "Ja, wunderschön, ABER ... Und dann kommen die altbekannten Themen. Platz, Kosten, Optik usw.

Summa summarum verbirgt sich für mich dahinter mangelnde "Liebe", mangelndes Engagement. Und das zeigt sich dann eben auch an deren Instrumenten. Die durchaus nicht schlecht sind, aber eben ungepflegt, ungewartet, ungeputzt (Klebrige Staubtasten ganz links und ganz rechts ;-)) Ich rede hier von Leuten, die nicht aus finanziellen Gründen ein Unterklasseklavier spielen müssen, sondern von Menschen, denen ihr (ursprünglich ordentliches) Handwerkszeug einfach wurscht ist. Umgekehrt - und hier hast Du mich vermutlich grundlegend falsch verstanden - gibt es junge Leute, die zuhause nur ein Digi oder ein Schrottklavier haben. Die lieben es, sich an unser Klavier zu setzen, weil Sie sofort merken, was sie nach kurzer Eingewöhnung da noch rausholen können.

Ich würde Punkt 2 eindeutig mit a beantworten. Übriges habe ich einen Fall, bei dem ein Gitarrist nach ca. 20-30 Jahren Praxis sich vom Saulus zum Paulus wandelte und nach vielen, vielen Jahren plötzlich anfing, über die Optimierung, Pflege etc. seiner Gitarren nachzudenken. Das Ergebnis war SOFORT hörbar. Heute spielt er eine abgewetzte, aber piccobello gepflegte Strat (zum Preis eines mittleren Flügels!) und: Rory Gallagher lebt! Hui!

Ad 3. Ganz sicher gibt es immer (ausser bei Kindern) eine anfängliche Verkrampfung, wenn man von "wertlosen, robusten" Instrumenten an vermeintlich "wertvolle, empfindliche" wechselt. Am ausgeprägtesten ganz sicher beim Fischen. Drück einem sehr guten Fliegenfischer eine tolle, handgefertigte antike Rute in die Hand und er traut sich nicht mehr , riskant zu fischen.
Aber das geht vorbei.

Ad 4. Sehe ich keine.

Ich persönlich bleibe bei der Wahl meines Instruments bewußt etwas unterhalb des vermeintlichen Optimums aus folgendem Grund: Ich habe Angst vor dem Moment, wenn ich zuhause im perfekt designten Musikzimmer am perfekten Flügel sitze. Dann spiele ich meine Stücke und sie klingen zwar gigantisch aber ich mache immer noch die gleichen Fehler. Und neue Stücke zu lernen, Jazz-Improvisation, Technik werden auf Dauer auch nicht schneller/besser. Wenn ich unterhalb des Optimums bleibe, erhalte ich mir die Illusion, das ich noch wachse. Das spornt mich an. Vielleicht würde mich das perfekte Instrument noch viel mehr anspornen, das werde ich erst wissen, wenn es ausprobiert habe.
Ichkann das verstehen, aber es ist eigentlich Unsinn. Du spielst mit einer Leistung /Können X. BeiDeinem Instrument wirst Du mit Spielgefühl Y und mit Klang Z "belohnt". WEshalb versagst Du es Dir (Finanzen sind naürlich ein anderes Thema), mit einem "besseren" Instrument ad hoc Spielgefühl Y+++ und Klang Z+++ zu erhalten? Masochismus?
 
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Ich möchte mit einem Zitat aus der Homepage des Klavierladens (www.klavierladen.de), der hier öfter mal empfohlen wird, mit dem ich selbst aber in keinerlei Beziehung stehe, antworten:

Deutsche Instrumente sind teurer, jedoch zumeist auch besser.
Es ist eine Frage der Ansprüche - der Kunde bekommt das, wofür er bereit ist, zu zahlen.
...
Wer auf einem Samick/Hyundai/etc. die Grundzüge des Klavierspiels nicht erlernt, erlernt sie auf einem Steinway auch nicht!

Und dies ist genau auch meine Meinung und auch meine persönliche Erfahrung. Ich habe auf einem 122er Samick angefangen und nach einigen Jahren und längerer Suche auf einen gebrauchten C3 "upgegraded" (schreibt man das so :confused:). Was in meinem Wohnzimmer jetzt zu hören ist, wird viel (viel !) stärker von meinen spielerischen Defiziten geprägt bzw. beeinträchtigt als von denen des Instruments. Und das wird auf viele Jahre, wahrscheinlich sogar für immer, so bleiben. Damit stellt sich für mich die "Steinway-Frage" überhaupt nicht, aber ich finde es interessant, daß andere Forumskollegen das natürlich individuell für sich auch ganz anders sehen und genieße (meistens...) die daraus entstehenden Diskussionen.

Gruß
Rubato
 
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Hallo Tastenjunkie,

ich kann nur für mich sprechen:

Für mich war die Qualität meines Übeinstruments viele, viele Jahre sekundär. Wichtig war, wie Martin schon sagte, dass es mich nicht technisch beim Üben behindert, d.h. das Instrument eine halbwegs brauchbare Mechanik hatte. Der Klang ist mir zum Üben eigentlich nach wie vor egal, die Musik findet sowieso im Kopf statt. Trotzdem habe ich mich gefreut, wenn ich auf guten Instrumenten spielen konnte. In den letzten Jahren hatte ich etwas Muße mich mit der Qulität meiner Instrumente zu beschäftigen, so dass ich jetzt ein leidlich gutes Instrument zum Üben habe. Ich übe dadurch aber nicht wesentlich häufiger (vielleicht ein kleines Bisschen mehr) und spiele auch durch das Instrument nicht besser. Meine Familie und ich freuen sich aber, dass es schöner klingt ;).

Man kann aber auch mit einer Gurke die Herzen der Zuhörer bewegen. Und darum geht es mir beim Musik machen.

Aber ich kann zu keiner Deiner Thesen sagen, ja genauso ist es. Mit Ausnahme der technisch akzeptablen Mechanik und natürlich der Stimmbarkeit.


Gruß
Thilo
 
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Nachtrag: Habe gerade nochmals die Headline gelesen und stimme PC, Rhodes und Rubato völlig zu. Wobei hinzuzufügen wäre, dass über ein Topp-Instrument auch eine gewisse Menge an Belohnung "zurückgespielt" wird, die durchaus motivationsfördernd sein kann. M.E. braucht es zum Vorankommen wirklich nur ein Instrument, das keine Steine in den Weg legt. Ich glaube aber dennoch, dass Freude, Motivation, Sensibilität und somit auch das gesamte Spiel mit besseren Instrumenten gesteigert werden können. Sonst würden ja alle bei Ihren "Sammicks" bleiben und nicht später einen C3 kaufen. ;-)

Meine Antworten unten gehen eigentlich von einer anderen Fragestellung aus, die ja gar nicht so formuliert war. Sorry.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Und das zeigt sich dann eben auch an deren Instrumenten. Die durchaus nicht schlecht sind, aber eben ungepflegt, ungewartet, ungeputzt

Also ungepflegt und ungewartet waren meine Instrumente nie. Nur eben keine Spitzeninstrumente, sondern einfach nur Durchschnittsware.

Eins muss ich aber zugeben: Müsste ich mein jetziges Instrument wieder gegen Durchschnittsware tauschen, würde mir das schwerfallen ;).

Gruß
Thilo
 
Ich sehe das noch etwas anders als Martin.

Die Eingangsfrage lautet: Wie wichtig ist das optimale Instrument für das pianistische Fortkommen?

Da hätte ich erstmal zwei Gegenfragen:
1) Was bedeutet in diesem Kontext eigentlich "optimal"?
2) Auf welchem Niveau befindet sich der/die Pianist/in, um den/die es sich hier handelt?

Wobei Frage Nr. 2 eigentlich hinfällig ist, wenn man Frage Nr. 1 sinnvoll beantwortet.

Tastenjunkie schreibt:

Ich persönlich bleibe bei der Wahl meines Instruments bewußt etwas unterhalb des vermeintlichen Optimums aus folgendem Grund: Ich habe Angst vor dem Moment, wenn ich zuhause im perfekt designten Musikzimmer am perfekten Flügel sitze.

Mir scheint, TJ setzt hier das "vermeintliche Optimum" mit einem "perfekten Flügel" gleich. Aber gilt das für alle, die am Klavier spielen? Ich behaupte mal: nein! Eine sinnvolle Antwort auf die Frage nach dem Optimum wäre für mich: ein Instrument, auf dem der/die Musizierende Technik und Gehör auf seinem/ihren jeweiligen Niveau entwickeln kann, ohne dass das Instrument dabei ein Hindernis darstellt.

Ich jedenfalls verstehe unter "optimal" nicht unbedingt "perfekt", sondern "so ausgesucht oder angepasst, dass dem Zweck möglichst gut gedient wird". ("Optimal" kann, je nach Familienverhältnissen, z.B. auch bedeuten, dass Junior an den Genuss eines redlichen Klaviers kommt, ohne dass Papas Brieftasche einen Totalschaden erleidet. Ich denke, mein kleiner 3-Jähriger kommt in den nächsten paar Jahren auf einem gescheit erhaltenen 40 Jahre alten Ibach pianistisch nicht langsamer voran als auf einem nagelneuen Steinway 125 Crown Jewel. Dahingegen auf einem 100 Jahre alten, blechernen, hakeligen Klimperkasten vielleicht schon.)

Und insofern lautet meine Antwort auf die Eingangsfrage:

Das optimale Instrument als Mindestvoraussetzung ist sehr wohl wichtig für das pianistische Fortkommen.

Oder steht mein Auslandsdeutsch mir hier im Wege? Verwendet ihr Deutschen das Wort "optimal" ausschließlich im Sinne "perfekt"?

Ciao,
Klimperer
 
Hallo miteinander,

ich bin ebenfalls der Meinung, dass ein optimales Instrument für das pianistische Fortkommen keineswegs notwendig ist!

Allerdings sollte das eigene Instrument schon gewissen technischen und klanglichen Mindestanforderungen genügen, die eine Weiterentwicklung des eigenen Spiels ermöglichen. Für mich persönlich sind z. B. wichtig:

- ein Klang, der mir wirklich gefällt
- zwei fest mit dem Instrument verbundene Pedale (rechtes und linkes), die richtiges Pedalspiel ermöglichen
- eine gute Intonation
- eine ordentliche Stimmung
- gleichmäßig gängige Tasten
- ein Klangvolumen, dass auch differenzierte dynamische Gestaltung in sämtlichen Oktaven ermöglicht.

Auf diese Kriterien ist meines Erachtens aber nicht nur beim Erwerb des Instruments zu achten, sonder es ist auch durch geeignete Behandlung, Wartung und Pflege im Laufe der Nutzungszeit sicherzustellen, dass es so bleibt!

Das Thema des Fadens hat sich - über die Frage der Notwendigkeit hinaus - im Laufe der Diskussion auf folgende Unterfragen erweitert:

1) Welches sind die Vorteile eines hochwertigen Instruments für das pianistische Fortkommen?

2) Welches sind mögliche Nachteile eines hochwertigen Instruments für das pianistische Fortkommen?

zu 1)
- Wenn es finanziell möglich ist, das persönliche "Wunschtrauminstrument" anzuschaffen, so kann ein solches Instrument enorm "beflügeln" (z.T. im wahrsten Sinne des Wortes!:D), noch intensiver an den eigenen pianistischen Fortschritten zu arbeiten.

- Auch klingt das eigene Spiel (sofern es keine groben Fehler aufweist) auf einem Spitzeninstrument - von einem eventuellen Umgewöhnungsprozess mal abgesehen - natürlich viel besser, als auf einem Instrument, das qualitätsmäßig an der Untergrenze der Minimalanforderungen angesiedelt ist.

- Außerdem ist für manch einen ein schönes, handwerklich vollendetes und klaviertechnisch ausgereiftes Instrument mit einem wundervollen Klang ein täglicher optischer und akustischer Genuss!

2)Als mögliche Nachteile wurden hier bereits genannt:

- das Beispiel eines Hobbypianisten, der nur noch zuhause auf dem Flüge spielen, aber in der Öffentlichkeit nicht mehr mit einem Digi auftreten will!
Dies ist für mich aber nicht zwangsläufig die Folge der Anschaffung eines Spitzeninstruments. Wer nocht dabei ist, Klavierspielen zu lernen, bzw. sein Klavierspiel zu vervollkommnen, der lernt dabei meist auch; dass ein Pianist auch lernen sollte, auf den unterschiedlichsten Instrumenten spielen zu können. (Es sagt ja auch niemand: Ich kann nur mit diesem oder jenem speziellen KFZ Auto fahren, mit allen anderen, besseren oder schlechteren Modellen geht's nicht).

- die hier geäußerte Auffassung: das Spitzeninstrument macht mein Spiel auch nicht besser!
Das stimmt natürlich - aber es macht es auch keinesfalls schlechter und bietet erhöhten Spielgenuss!

- die hier geäußerte Meinung: "Wenn ich unterhalb des Optimums bleibe, erhalte ich mir die Illusion, das ich noch wachse."
Man kann sich mit dem Klavierspielen auch dann noch weiterentwicklen, wenn zuhause ein Spitzeninstrument steht - das behindert sich doch nicht!
Ich glaube eher, dass mit solch einem statement so in etwa gemeint ist: wenn ich noch dabei bin, Klavierspielen zu lernen, bzw. mein Klavierspiel zu verbessern und ich mich z.B. als mittelprächtigen Klavierspieler einordne, dann passt zu mir eigentlich ein Mittelklasseklavier und kein Spitzeninstrument.
Hier wünscht man sich möglicherweise, dass die Qualität des Instruments und das Niveau der eigenen Spielfertigkeit auf dem selben level liegen sollten. Wenn dies wirklich so wäre - dann müsste ja jeder blutige Anfänger mit einem grottenschlechten Instrument anfangen!:D

- vielleicht kann man auch einfach sagen:
wenn man sich das persönliche Wunschinstrument kauft, dann ist ein Wunschtraum erfüllt - und damit hat man einen Wunschtraum weniger!:sad:
Allerdings bleibt dann ja noch der Wunschtraum, einmal auf höchsten Niveau Klavier spielen zu können - und dieser Wunschtraum wird den meisten noch lange, lange erhalten bleiben, wenn er sich denn jemals überhaupt erfüllen sollte!:D

Meiner persönlichen Meinung nach spricht für ein möglichst gutes Instrument einfach auch die reine Freude, die ein gutes und schönes Instrument verschafft! - Genau so wie ich mich auf anderen Gebieten über erstklassiges Material (zum Beispiel schöne und hochwertige Stoffe beim Schneidern) oder erstklassige Zutaten (beim Kochen) freue, ist mein Klavier für mich (sozusagen als Gesamtkunstwerk) eine tägliche Freude - und deshalb mache ich auch fast nie den Deckel zu!

LG

Debbie digitalis
 
Oder steht mein Auslandsdeutsch mir hier im Wege? Verwendet ihr Deutschen das Wort "optimal" ausschließlich im Sinne "perfekt"?
Ich denke nicht, daß Dein Auslandsdeutsch etwas damit zu tun hat, sondern eher der Umstand, daß jeder unterschiedliche Parameter "seinem" Optimum zugrundelegt. Will heißen: Frage ich lediglich nach dem Instrument, das potentiell den raschesten Fortschritt möglich macht, wird das Ergebnis wahrscheinlich ein größerer, (fast) neuer Flügel sein. Allerdings dürfte es in den meisten Fällen Vorgaben in Bezug auf die verfügbare Stellfläche, den Preis, den jemand zu zahlen bereit (oder überhaupt in der Lage) ist, nachbarschaftliche Beziehungen...., geben, wodurch es zu ganz anderen Entscheidungen kommen kann. Hat jemand sehr spezielle Vorlieben für das Aussehen, verschiebt sich alles noch einmal. (Und dann könnte man auch ganz pragmatisch sagen: Das optimale Instrument ist dasjenige, das überhaupt da ist.)

Und selbst wenn man nun "das optimale Instrument" bei sich stehen hat, garantiert das trotzdem für nichts.
 

Oder steht mein Auslandsdeutsch mir hier im Wege? Verwendet ihr Deutschen das Wort "optimal" ausschließlich im Sinne "perfekt"?
Ganz im Gegenteil! Dein Deutsch ist - wie so oft bei wirklich mehrsprchigen Menschen - besser und DU achtest besser auf die richtige Wortwahl als wir ;-)

Ich denke, mein kleiner 3-Jähriger kommt in den nächsten paar Jahren auf einem gescheit erhaltenen 40 Jahre alten Ibach pianistisch nicht langsamer voran als auf einem nagelneuen Steinway 125 Crown Jewel.
Selbst wenn Dein "Kleiner" schon 13 oder 23 wäre hättest Du recht! Voraussetzung: Das IBACH ist piccobello gepflegt (reguliert). Wer sagt überhaupt, dass es einem S&S 125 nachsteht? ;-)

Aber nochmal - eher abstrakt:

Für das Vorankommen, für die musikalische Qualität sind doch erst mal nur 2 Faktoren zu berücksichtigen: Klang und Spielgefühl (mit letzterem meine ich, wie gut das Instrument die Intention des Spielenden umzusetzen vermag).

Klang ist das Ergebnis - die Belohnung. Je besser der Klang eines Instruments, desto angenehmer für Spieler und vor allem Zuhörer. Für die pianistische Entwicklung aber doch eher zweitrangig...

Spielgefühl: Hier ist nach meiner Meinung in JEDEM Stadium das Beste gerade gut genug. Die Mechanik muss in der Lage sein, die Absicht des Spielers in adäquaten Klang umzuformen - das gelingt (bei gleicher Spielerqualifikation) an einem sehr guten Instrument besser als an einem guten. Weiterhin ist es - denke ich - unstrittig, dass ein Instrument mit zunehmender Qualität in der Lage ist, mehr und mehr Differenzierung in Dynamik und Klangausformung zu bieten. Ich greife hier zu einem Hilfsmittel und unterstelle fälschlich, dass dies nicht wie in der Realität fließend, sondern in Stufen geschieht.

Dann haben wir bei der Dynamik z.B. folgendes Bild:

Keyboard: 2 Stufen (an/aus)
Keyboard mit Anschlagdynamik: vielleicht 3,4 Stufen
Digi: vielleicht 5
Klavier: 6
Flügel: 8
Superflügel: 12

Das Ganze dient nur der Illustration und wir brauchen nicht über die Anzahl der Stufen zu diskutieren, solange wir uns einig sind, dass dese mit der Qualität des Instruments zunehmen. Hier herrscht Konsens, dass man genau deswegen nicht auf einem Keyboard lernen kann!?

So, wenn nun ein Klavierschüler ein Klavier hat, das vielleicht 5, 6 Stufen zulässt/umsetzt, so wird er im Lauf der Zeit diese Nuancierung lernen und beherrschen. Hätte er aber den genannten Superflügel ;-) mit 12 Abstufungen, so würde er lernen, noch feiner zu differenzieren. Ergo: je besser das Instrument, desto größer (bei gleicher Übedauer und Qualifikation) der pianistische Erfolg.

Reiten kann man problemlos auf einem Ackergaul lernen. Feines Reiten aber, bei dem ein Pferd auf minimalste Einflüsse reagiert - das geht nur mit hochwertigen Pferden.

Denkfehler?
 
Ich finde es ja ein bisschen pervers, wenn man bei Lebewesen Attribute wie hochwertig verwendet, aber egal.

Ich hab manchmal den Eindruck, dass viele Schreiber in diesem Forum tatsächlich nur ein Hobby haben, das Klavierspielen. Ist ja grundsätzlich nicht verkehrt, trotzdem glaube ich, dass ich auf meinem 2k Digi in den nächsten Jahren auch ganz gut voran komme. Vielleicht gönne ich mir dann auch ein teures Instrument.

Ich persönlich habe aber auch noch andere arschteure Hobbies und mir ist z.B. wichtig, dass ich alle Bedienen kann (weil sie mir alle gleich viel Vergnügen bereiten) und das geht bei mir nur indem ich nicht bei allen Hobbies High-End Werkzeuge kaufe. Boot kaufen und Flügel ist leider nicht drin. Während meiner Wartezeit auf mein DP habe ich an einem 52 Taten Plastikkeyboard für 30,- EUR geübt. Klar will ich dahin nicht zurück, aber zum Notenlernen hats gereicht ;)
 
Hallo Stewardess, Du hast recht mit dem Wort "hochwertig" bei Pferden. Völlig daneben!!! Sorry. Aber ich denke, Du weißt, was ich meinte.

Mir ist hier ganz wichtig - und Deine Reaktion bestärkt mich darin - eines klarzustellen: es gibt KEINEN GRUND, sich für ein suboptimales Instrument zu entschuldigen!!! Es ist weder eine Schande, noch ein Riesenhemmnis auf dem Weg zum Klavierspielen. Es ist lediglich ein "Luxus", den man sich gönnen sollte, wenn man sich das leisten kann.
Mein Unverständnis betrifft ausschließlich Leute, die viel Zeit vor dem Klavier verbringen, dieses Hobby lieben, über Platz und Mittel verfügen und dennoch Ihr Instrument suboptimal halten - genauso wie ich nicht versthen kann, dass Menschen an Matratzen oder Bürostühlen sparen und das Geld lieber ins Auto stecken (gilt nicht für Handelsvertreter ;-))


Boot? :o *Neid* ;)
 
Pianistisches Fortkommen ist für mich Erlangung diverser Fertigkeiten, die pianistische Musikalität ausmachen. Manches ist da weitestgehend unabhängig von der Qualität des Instruments wie etwa Notenlesen/Vomblattspiel, Rhymthmusgefühl, Improvisationsfähigkeiten oder Verinnerlichung effektiver Fingersätze. Ich konnte an einem keyboard geübte Rock-Piano-Stücke auch am Flügel meines Leherers artgerecht umsetzen.

Je mehr aber das Repertoire feinste Dynamik-Abstufungen, den Einsatz von Klangfarben, Betonung einzelner Stimmen, differenzierten Pedaleinsatz etc. erfordert, wird das gewünschte Gespür des Spielers z. T. begrenzt durch die physische Sensibilität des Musikinstruments, das ihm das für das Erlernen wichtige Feedback gibt. Je höher das Niveau ist, um so mehr spielt dies eine Rolle.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich hab manchmal den Eindruck, dass viele Schreiber in diesem Forum tatsächlich nur ein Hobby haben, das Klavierspielen. Ist ja grundsätzlich nicht verkehrt, trotzdem glaube ich, dass ich auf meinem 2k Digi in den nächsten Jahren auch ganz gut voran komme. Vielleicht gönne ich mir dann auch ein teures Instrument.

Hallo Stewardess,

auf deinem Digi wirst du zweifellos noch einige Zeit lang gut vorankommen - daran zweifle ich nicht! - ich selbst habe auf einem weit unter 2k-teuren Digi angefangen und es lange Zeit vehement verteidigt und gespielt. Im übrigen braucht sich hier niemand zu rechtfertigen, der auf der für "von...bis"-Skala der für das Klavierspielen zumindest auf Minimalniveau ausgestatteten Instrumente ganz unten, in der Mitte oder sonstwo eingestiegen ist!!

Allerdings wirst du spätestens mit zunehmend anspruchsvollen Stücken bemerken, dass das Digi nicht all das leisten kann, was du gerne hättest. Spätestens dann wirst du sagen "Jetzt muss mal ein richtiges Klavier her!"

Natürlich: wenn du allerdings diverse "arschteure" "hobbies" hat, dann musst du entweder überall Abstriche machen oder Prioritäten setzen! Die Bezeichnung "hobby" passt übrigens für mich persönlich für das Klavierspielen nicht! Meiner Meinung nach lernt und genießt man es Spielen und damit wirklich Musik machen zu können - oder man lässt es!

Keine Frage, jeder kann und soll für sich selbst entscheiden, was ein "hobby" für ihn bedeutet. Für mich ist Klavierspielen einfach kompromißlos viel mehr... aber das ist allein meine persönliche Einstellung!

Gerade in deinem jugendlichen Alter gibt es höchstwahrscheinlich eine Menge Dinge, die man tun kann und die begeistern - die Auswahl, wo man Schwerpunkte setzen sollte fällt womöglich schwer! Allerdings warne ich dich davor, dich letztendlich zu "verzetteln" , vieles zu beginnen und bei jeder einzelnen Sache nur oberflächlich "hineinzuschnuppern" - die wenigsten unter uns gehören zu der Kategorie "Tausendsassa", die mehrere Dinge gleichzeitig ordentlich beherrschen kann - viel zu leicht tappt man in die trügerische Falle der Halbbildung und des Halbwissens!....

Aber dies ist für dich womöglich nur das unerträgliche Geschwätz einer älteren Generation (aber trotzdem von Herzen gut gemeint!;)

LG

Debbie digitalis
 
Moin Debbie.. danke für die Jugend :) Ich gehe hart auf die 40 zu... Hobby ist für mich einfach die Bezeichnung der Dinge die ich außerhalb meines Berufslebens mache. Ich male auch als "Hobby" - oder man nennt es "künstlerisches Schaffen". Ich wühle auch gerne im Garten - könnte man "passionierte Landschaftsgestalterin" nennen. Das Wort Hobby sollte keine Bewertung sein.

Mit dem Klavier könntest Du Recht haben. Vielleicht muss mein Klavier in einigen Jahren dem Niveau angepasst werden - und man muss Prioritäten setzen. Das doch recht kurze Leben ausschließlich mit musikalischem Vorankommen zu füllen passt nicht zu mir. Bei mir ist bald Halbzeit...
 
Vielen Dank an alle für die ausführlichen Ausführungen!
Eine einzige Wahrheit gibt es ja nicht, deshalb finde ich es
sehr interessant, Meinungen, Erfahrungen und Einschätzungen
zu lesen. Das sollte der Sinn dieses Fadens sein. Ich verkneife
mir das erneute Kommentieren und lasse Eure Beiträge einfach mal
im Raum stehen.

Besonderer Dank an fisherman, der netterweise die Aufgabe übernommen
hat, die Neulinge und Selten-Schreiber mit seinen Kernaussagen vertraut
zu machen und damit auf Linie zu bringen. Und das schneller als die
Feuerwehr. Super! Wie schafst Du das in der Geschwindigkeit, fm?
Textbausteine und Würfel? Oder hast Du einen arbeitslosen ukrainischen
Pianisten als Tippse eingestellt?

Besten Dank nochmal!

Gruß

TJ
 
Tj - Lass. Mich. Endlich. In. Ruhe!
 
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