Wie oft Klavierunterricht

susa

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28. Sep. 2021
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Hallo,
Ich habe eine 5 jährige Tochter (wird bald 6), seit September in der ersten Klasse. Im Kindergarten hatte sie seit dem 4. Geburtstag einmal die Woche 30 Minuten Klavierunterricht. Zwischendrin leider mit langer Corona Pause, online klappt in dem Alter noch nicht. In der Zeit ist sie immerhin mit Band 1 von Tastenträumen und Tastenzauberei durchgekommen (hatte beide Bände zeitgleich, weil sie es so wollte).
Jetzt in der Schule gibt es eine Zusammenarbeit mit einer anderen Klavierschule. Standard sind da auch wieder nur 30 Minuten. Das finde ich etwas sehr wenig. Habe jetzt auf Nachfrage immerhin hinbekommen, dass sie zweimal die Woche Klavier hat. Aktuell lernt sie mit der russischen Klavierschule (Band1).
Jetzt die Frage: sind 30 Minuten nicht sehr wenig? Ab welchem Alter sind 45 Minuten oder 60 (was ich als Standard kenne) normal?
Zum Kind: sie spielt sehr gerne Klavier, üben klappt allerdings noch nicht so gut. Das mach ich aktuell mit ihr gemeinsam täglich, keine fixe Dauer sondern bis wir das Übeziel erreicht haben (können dann 5 Minuten oder 20 Minuten sein). Da sie erst um 18:00 heimkommt, ist da mehr nicht drin.
 
Für Kinder in dem Alter sind 30 Minuten schon erstmal üblich. Später kann man ja, wenn das Kind zunehmend Input braucht und Output zeigt, die Unterrichtsstunden verlängern. Die Entscheidung darüber sollte der Klavierlehrerin überlassen sein, natürlich in Absprache mit den Eltern.
 
Nun ja, jeder wie er meint. An meiner Lebenswelt mit zwei Kindern im Instrumentalunterricht geht das in jedem Fall total vorbei. Instrument lernen finde ich toll, fördere ich, doch alles mit Maß und Ziel. Wenn ein Kind mit knapp 6 Jahren erst um 18 Uhr heimkommt, stellt sich sowieso die Frage, inwieweit sich da noch eine weitere kognitive Forderung anschließen sollte.

Meine ältere Tochter wechselt jetzt mit 10 von 30 auf 45 Minuten, die jüngere bleibt erst einmal bei 30. Üben klappt bei der größeren inzwischen aus vollkommenem Eigenantrieb, die kleine braucht noch etwas Unterstützung. Ehe das Üben nicht halbwegs selbständig klappt und ehe nicht klar ist, dass das Kind einen Eigenantrieb dazu entwickelt, würde ich persönlich nicht über Unterricht zweimal die Woche nachdenken. Aber ich bin ohnehin ein Mensch mit der Grundeinstellung: Weniger ist mehr!
 
An unserer kommunalen Musikschule scheinen 30 Minuten der Standardwert für die Einteilung zum Einzelunterricht zu sein. So zumindest meine Erfahrung mit 2 Kindern und drei Instrumenten. Allerdings wird sehr viel Wert auf die Teilnahme an einem Ensemble gelegt. Sprich, Klavierschüler sollen nach Möglichkeit auch am Kinderchor teilnehmen, was ich für eine sehr sinnvolle Ergänzung halte. Ob und wann eine Aufstockung der Unterrichtszeit sinnvoll ist, entscheidet dann die Lehrkraft.
 
Die wichtige Frage ist, wie der Unterricht gestaltet wird. Geht ein Kind auch nur 30 Minuten in den Kindergarten? Nein. Es kann sich dort stundenlang aufhalten, weil das Angebot so vielfältig und die Abwechslung reich ist. Genau so kann man auch Klavierunterricht gestalten. Mitnichten sollte ein Kind 30 Minuten auf seinem Klavierhocker sitzen bleiben, 60 natürlich schon gar nicht.

In den ersten Jahren gleicht der Unterricht, besonders bei so kleinen Kindern, einem elementaren Musikunterricht mit besonderem Bezug zum Klavier. Das spielen auf den Tasten ist nur ein kleiner (!) Aspekt dessen, was gelernt werden "muss", um später Klavierspielen zu "können". Da braucht es noch viel mehr, z.B. Hören lernen, musikalisches Verständnis und Empfindung schulen, Notenlesen und -schreiben lernen, Metrum und Rhythmus fühlen, motorische Fähigkeiten schulen, musikalische Formen kennenlernen, Übestrategien entwickeln, Improvisieren und Komponieren, musikalische Spiele... man kann sich ohne Weiteres 60 Minuten mit ein oder zwei Kindern beschäftigen.
 
Hallo,
Ich habe eine 5 jährige Tochter (wird bald 6), seit September in der ersten Klasse. Im Kindergarten hatte sie seit dem 4. Geburtstag einmal die Woche 30 Minuten Klavierunterricht. Zwischendrin leider mit langer Corona Pause, online klappt in dem Alter noch nicht. In der Zeit ist sie immerhin mit Band 1 von Tastenträumen und Tastenzauberei durchgekommen (hatte beide Bände zeitgleich, weil sie es so wollte).
Jetzt in der Schule gibt es eine Zusammenarbeit mit einer anderen Klavierschule. Standard sind da auch wieder nur 30 Minuten. Das finde ich etwas sehr wenig. Habe jetzt auf Nachfrage immerhin hinbekommen, dass sie zweimal die Woche Klavier hat. Aktuell lernt sie mit der russischen Klavierschule (Band1).
Jetzt die Frage: sind 30 Minuten nicht sehr wenig? Ab welchem Alter sind 45 Minuten oder 60 (was ich als Standard kenne) normal?
Zum Kind: sie spielt sehr gerne Klavier, üben klappt allerdings noch nicht so gut. Das mach ich aktuell mit ihr gemeinsam täglich, keine fixe Dauer sondern bis wir das Übeziel erreicht haben (können dann 5 Minuten oder 20 Minuten sein). Da sie erst um 18:00 heimkommt, ist da mehr nicht drin.
Liebe susa,

viele Musikschulen in Deutschland (lebst du in einem anderen Land?) bevorzugen aus finanziellen Gründen 30minütige Unterrichtseinheiten. 2 x 30 Minuten gibt mehr Geld als 1 x 60 Minuten. Ich bedauere es sehr, dass so kurze Unterrichtseinheiten auch bei älteren Kindern die Regel sind. Der Unterricht kann gerade das Gröbste behandeln, es gibt kaum Raum für Experimente, Spielen, Ausprobieren, Spontanität, Individualität.

Pädagogisch gesehen sind 1 x 30 Minuten pro Woche also viel zu wenig. Bei mir bekommen auch 5jährige 50 bis 60 Minuten. Ich brauche das, weil ich den Unterricht sehr spielerisch gestalte, einen Lerninhalt aus unterschiedlichen Perspektiven anbiete, den Unterricht mit verschiedenen Settings strukturiere (am Klavier, im Raum, am Tisch, im Sitzkreis), alle Sinne und viel Bewegung mit einbeziehe. Ziel ist die Schulung des Gehörs, der Feinmotorik, des Kennenlernens, Erlebens und Spielens von Musik in sehr unterschiedlichen Formen, die Grundsteinlegung einer soliden Technik. Die 5jährigen finden die Klavierstunde in dieser Form einen großen Spaß, einen Ausgleich und merken kaum, wieviel sie lernen, weil in großen Teilen im Spiel gelernt wird.

Wie soll das in 30 Minuten gehen? Sehr sinnvoll ist es allerdings tatsächlich, mehrmals pro Woche Unterricht zu haben und dann den Unterricht aufzusplitten in kürzere Einheiten. Über Nacht werden die Unterrichtsinhalte abgespeichert, der Lehrer kann das aufgreifen, was noch nicht so gut funktioniert - für das Lernen ist das effektiver! Es ist generell sehr wünschenswert, mehrmals pro Woche Klavierunterricht zu haben (sagte schon Czerny), aber oft ist das aus finanziellen und zeitlichen Gründen nicht realisierbar. 2 x 30 Minuten halte ich also für sinnvoll.

Einziges Gegenargument: deine Tochter ist gerade in die Schule gekommen. Das ist oft ein Einschnitt im Leben eines Kindes, der mit mehr Arbeit und Anstrengung verbunden ist. Ich rate Eltern oft, mit dem Schuleintritt nicht mit Klavier anzufangen, sondern lieber vorher oder etwas später - die Aufmerksamkeit des Kindes sollte auf den neuen Anforderungen liegen und nicht noch auf dem Erlernen eines neuen Instruments.

Nun spielt ja deine Tochter schon Klavier. Inwieweit sie nach einem doch langen Tag und vielen neuen Eindrücken müde ist, der Klavierunterricht ihr Kraft gibt und nicht nimmt, kannst nur du zusammen mit deiner Tochter beurteilen. Ich würde sie sehr gut beobachten und ihre Signale ernst nehmen. Es kann sein, dass der Unterricht zu viel ist, es kann sein, dass er genau das Richtige für deine Tochter ist.

Auf keinen Fall würde ich die Unterrichtszeit momentan noch erhöhen. 2 x 30 Minuten reichen völlig aus. Es kommt bei der Beantwortung deiner Frage allerdings sehr darauf an, wie der Unterricht gestaltet ist. Es gibt leider auch Unterricht, der sehr schulmäßig und streng am Klavier gestaltet ist für dieses Alter. Wenn deine Tochter aber begeistert ist und ihr das Klavierspielen viel Spaß macht, spricht nichts dagegen, die Unterrichtszeit im nächsten Jahr zu erhöhen.

Liebe Grüße

chiarina
 
Der Untericht meiner Klavierlehrerin und ihren Schülern von 5-9 Jahren, beträgt 30min.
Alles darüber hinaus macht laut ihren Aussagen, keinen Sinn.
Man will das Kind fördern und nicht überfordern.
Sehe ich im übrigen auch so wie @Vanessa ...weniger ist mehr.
 
Wie @chiarina schon schrieb, sind 30 Minuten zu wenig. Vor allem, wenn man sich nur einmal die Woche sieht. Es braucht ja auch einige, bis man wieder miteinander vertraut ist (für den Schüler eine größere Herausforderung als für den Lehrer). Es fehlt die Zeit, Techniken zu erproben, Übestrategien zumindest soweit zu trainieren, daß ein selbständiges Weiterarbeiten möglich ist. Unterricht im 30-Minutentakt ist Massenabfertigung, die ich meinen Kindern nicht zumuten würde.
 
Der Untericht meiner Klavierlehrerin und ihren Schülern von 5-9 Jahren, beträgt 30min.
Alles darüber hinaus macht laut ihren Aussagen, keinen Sinn.
Man will das Kind fördern und nicht überfordern.
Sehe ich im übrigen auch so wie @Vanessa ...weniger ist mehr.

Nee, Widerspruch! Unter der Voraussetzung (!), dass der Unterricht inhaltlich hochwertig ist (siehe dazu den Beitrag von @chiarina ) ist mehr Unterricht ... mehr. Gerade weil das Üben mit 5 Jahren natürlich noch nicht gut klappt, muss ordentlich Input von außen kommen. Das hat mit Überforderung überhaupt nichts zu tun, Kinder in diesem Alter sind "Informationsstaubsauger"!
 
Aber nicht die Länge der Unterrichtsstunde ist entscheidend, sondern die möglichst engmaschige Wiederholung. Zweimal 30 Minuten pro Woche halte ich für sehr gut. Die allermeisten Kinder erleben leider nur eine Unterrichtsstunde pro Woche.
 
Ist ja durchaus auch ein logistisches Problem, wenn der/die Klavierlehrer/in nicht gerade in der Nachbarschaft wohnt. (Und der Terminkalender der lieben Kleinen es zuläßt.)
 

Es gibt ja noch andere musikalische Freizeitmöglichkeiten als Klavierunterricht, die bei Bedarf zusätzlich wahrgenommen werden können. Das allerbeste, was einem Kind passieren kann, ist ein schöner Kinderchor!
Im übrigen bin ich überzeugt davon, dass singende Kinder im Chor unfassbar viel lernen, und zwar musikalisch, menschlich, emotional, körperlich und überhaupt - würde hier den Rahmen sprengen, das alles aufzuzählen :003:

Übrigens kann es durchaus sein, dass ein Kind mehrere Jahre (!) braucht, um einigermaßen sauber singen zu können. Die meisten schaffen es aber irgendwann. Wenn sie also gerne hingehen und die Chorleitung das mitträgt, spricht nichts dagegen, wenn das Kind zu tief, zu falsch, zu leise oder auch überhaupt (noch) nicht singt.
 
Ich finde mehrmals in der Woche Begegnung mit der Lehrperson wunderbar! Gerade bei kleinen Kindern. Da finde ich, wie auch andere hier, zwei mal 30 Minuten ziemlich ausreichend.
Gerade Kinder, die sehr lebendig sind, sich nicht lange auf etwas still konzentrieren können, ist die kleine Dosis in häufiger Wiederholung sehr gewinnbringend. Ich lasse kleine Kinder sehr gerne mehrmals in der Woche zum Üben zu mir kommen, besonders, wenn zuhause niemand helfen kann. Die Kinder lernen dabei sehr schnell. Natürlich müssen dann auch die Voraussetzungen gegeben sein, dass das für die Familie leistbar ist. Am Besten wohnt das Kind in der Nähe. ;-)
 
Aber nicht die Länge der Unterrichtsstunde ist entscheidend, sondern die möglichst engmaschige Wiederholung.
Lieber Demian,

ich widerspreche dem ersten Teil deines Satzes! Denn die Länge einer Unterrichtsstunde ERMÖGLICHT erst bestimmte Unterrichtsinhalte! In den Unterricht sollten je nachdem, was gerade ansteht und gelernt wird Elemente von Gehörbildung, Improvisation, Rhythmusschulung, Arbeiten am Stück (am Anfang an Liedern nach Gehör samt Begleitung), Harmonie-/Formenlehre, Erarbeiten von Übestrategien zur Lösung von Problemen (Üben mit dem Schüler), Repertoirepflege, Übungen (Technikschulung), Blattspiel etc. einfließen.

Auch wenn natürlich Prioritäten gesetzt werden nach dem, was für Schüler und Lehrer gerade wichtig ist, ist ein solcher Unterricht gar nicht möglich in 1 x 30 Minuten pro Woche. Neue Unterrichtsinhalte sollten z.B. immer auditiv eingeführt werden - das alles braucht Zeit! Diese Zeit ist gut genutzt, denn der Schüler lernt so eine Menge und empfindet den Unterricht als abwechslungsreich, spannend und lebendig.

Ich war ja tatsächlich mal 5 Monate an einer Musikschule. Danach habe ich gekündigt, weil ich an einem Tag 11 Schüler a 30 Minuten zu unterrichten hatte. Für mich absolut grauenhaft und mit meiner Vorstellung von Pädagogik, von breit gefächerten methodischen Inhalten und Ideen, von einem Unterricht, der Raum bietet anstatt verzweifelt auf den vorrückenden Zeiger der Uhr zu schauen, absolut nicht vereinbar.

Ich habe manchmal den Eindruck, Lehrkräfte reden sich die 30 Minuten schön, weil sie finanziell davon profitieren. Wie gesagt bekommt man für 2 Schüler a 30 Minuten mehr Geld als für die gleiche Zeit mit einem Schüler. Oder sie wollen oder können keinen Unterricht machen, so wie ich ihn mir vorstelle und auch in der Klavierpädagogik wünschenswert ist. 1x 30 Minuten pro Woche sind auch von fachlicher Seite (Klavierpädagogik sowie Musikalische Früherziehung) viel zu kurz und zu wenig!

Liebe Grüße

chiarina
 
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Die wichtige Frage ist, wie der Unterricht gestaltet wird. Geht ein Kind auch nur 30 Minuten in den Kindergarten? Nein. Es kann sich dort stundenlang aufhalten, weil das Angebot so vielfältig und die Abwechslung reich ist. Genau so kann man auch Klavierunterricht gestalten. Mitnichten sollte ein Kind 30 Minuten auf seinem Klavierhocker sitzen bleiben, 60 natürlich schon gar nicht.

In den ersten Jahren gleicht der Unterricht, besonders bei so kleinen Kindern, einem elementaren Musikunterricht mit besonderem Bezug zum Klavier. Das spielen auf den Tasten ist nur ein kleiner (!) Aspekt dessen, was gelernt werden "muss", um später Klavierspielen zu "können". Da braucht es noch viel mehr, z.B. Hören lernen, musikalisches Verständnis und Empfindung schulen, Notenlesen und -schreiben lernen, Metrum und Rhythmus fühlen, motorische Fähigkeiten schulen, musikalische Formen kennenlernen, Übestrategien entwickeln, Improvisieren und Komponieren, musikalische Spiele... man kann sich ohne Weiteres 60 Minuten mit ein oder zwei Kindern beschäftigen.
Leider habe ich keine Ahnung, wie der Unterricht gestaltet wird. Meine Tochter erzählt da mehr nach Fantasie als nach realen Begebenheiten. Im Kindergarten hatte sie nach dem ersten Lockdown einen Lehrerwechsel - ist ihr nicht einmal aufgefallen. Sie hat dann dafür aber Vorspiele erfunden und dass die Lehrerin findet, sie übt zu wenig. Laut Lehrerin (Kontakt leider nur über sms) wurde sie aber nie darauf angesprochen, sondern nur gelobt.
Beim neuen Klavierlehrer hatte sie erst zwei Stunden, mal schaun was er so macht. Momentan sieht es (analog zu fast allen meinen bisherigen Klavierlehrern) so aus, ob einfach der Reihe nach die Stücke in der Klavierschule durchgespielt werden. Aber abwarten.
Unterricht wie von dir beschrieben hätte ich gerne, für meine Tochter und für mich 😀😀
 
Für Kinder in dem Alter sind 30 Minuten schon erstmal üblich. Später kann man ja, wenn das Kind zunehmend Input braucht und Output zeigt, die Unterrichtsstunden verlängern. Die Entscheidung darüber sollte der Klavierlehrerin überlassen sein, natürlich in Absprache mit den Eltern.
Es ist eine Musikschule, ich glaube nicht, dass der Lehrer da etwas zu sagen hat. Die vergeben Zeitslots, immerhin Einzelunterricht. Da meine Tochter in einer Ganztagsschule ist, haben wir da auch keine freie Wahl.
 
Nun ja, jeder wie er meint. An meiner Lebenswelt mit zwei Kindern im Instrumentalunterricht geht das in jedem Fall total vorbei. Instrument lernen finde ich toll, fördere ich, doch alles mit Maß und Ziel. Wenn ein Kind mit knapp 6 Jahren erst um 18 Uhr heimkommt, stellt sich sowieso die Frage, inwieweit sich da noch eine weitere kognitive Forderung anschließen sollte.

Meine ältere Tochter wechselt jetzt mit 10 von 30 auf 45 Minuten, die jüngere bleibt erst einmal bei 30. Üben klappt bei der größeren inzwischen aus vollkommenem Eigenantrieb, die kleine braucht noch etwas Unterstützung. Ehe das Üben nicht halbwegs selbständig klappt und ehe nicht klar ist, dass das Kind einen Eigenantrieb dazu entwickelt, würde ich persönlich nicht über Unterricht zweimal die Woche nachdenken. Aber ich bin ohnehin ein Mensch mit der Grundeinstellung: Weniger ist mehr!
Die Kleine hat extrem viel Eigenantrieb! Kaum sieht sie ein Klavier, will sie spielen. Was sie einfach noch nicht kann, ist üben. Ist bei ihr eher ein von vorn bis zum Ende durchspielen
 
Ist ja durchaus auch ein logistisches Problem, wenn der/die Klavierlehrer/in nicht gerade in der Nachbarschaft wohnt. (Und der Terminkalender der lieben Kleinen es zuläßt.)

Darauf zielte mein "Weniger ist mehr" unter anderem ab. Ich weiß nicht, wie viele Kinder die TE hat, aber schon bei zweien und der Tatsache, dass ein Kind neben der Schule i. d. R. nicht nur Klavier spielt, können zweimal Anfahrt mit allem Drum und Dran durchaus zu einem logistischen Problem werden. Scheint im Falle der TE aber gar kein Problem zu sein, da die Schule mit der Klavierschule zusammenarbeitet und der Klavierunterricht ja irgendwann in die Nachmittagsbetreuung bis 18 Uhr integriert werden muss. Da das Kind in dem Fall ohnehin den gesamten Tag in der Schule ist, sind zweimal 30 Minuten vielleicht tatsächlich eine Option.

Das wiederum ist allerdings ein anderer Aspekt dieser Zusammenarbeit, die ich aus der Kinderbetreuung unserer Schule kenne. An sich toll, wenn es nicht dazu führen würde, dass viele Kinder nur deswegen Klavier spielen, weil so eine außerunterrichtliche Nachmittagsaktivität die Nachmittagsbetreuung abwechslungsreicher macht. Jeden Tag bis 18 Uhr, das ist richtig viel Zeit! Bei manch einem (in unserer Betreuung) fiel die Wahl auch deswegen auf das Klavier, weil es gerade einen freien Platz an dem Tag gab, an dem das Kind in der Betreuung ist.

Es gibt sicher gute Argumente für mehr als 30 Minuten Unterricht, das will ich gar nicht in Abrede stellen. Allerdings würde ich dann wirklich zweimal 30 Minuten wählen, weil die Konzentrationsspanne eines Erstklässlers mehr noch nicht zulässt. Klar kann man auch einen Fünfjährigen mit spielerischen Auflockerungen eine Stunde lang beschäftigen, das aber voll zu bezahlen, wäre mir persönlich zu teuer. Aber wie gesagt, jeder wie er meint.

Einen Aspekt möchte ich in dieser Sache noch anfügen. Interessanterweise hat eine gute Freundin von mir längere Zeit an der Schule meiner Kinder als Sozialpädagogin gearbeitet. Sie hat da aufgehört, weil es furchtbar frustrierend gewesen ist, da irgendein Problem zu lösen, weil die Eltern betroffener Schüler (Drogenprobleme, Depressionen) keinerlei Problem sehen wollten. Die Hauptursache der Probleme war/ist der Leistungsdruck. Deswegen (und weil schon vor Corona jedes vierte Kind mit psychischen Problemen zu kämpfen hatte!) würde ich - da mag es noch so viele fachliche Gründe dafür geben - einem knapp sechsjährigen Kind, das noch nicht selbständig übt, die Unterrichtszeit nicht verlängern.
 
Liebe susa,

viele Musikschulen in Deutschland (lebst du in einem anderen Land?) bevorzugen aus finanziellen Gründen 30minütige Unterrichtseinheiten. 2 x 30 Minuten gibt mehr Geld als 1 x 60 Minuten. Ich bedauere es sehr, dass so kurze Unterrichtseinheiten auch bei älteren Kindern die Regel sind. Der Unterricht kann gerade das Gröbste behandeln, es gibt kaum Raum für Experimente, Spielen, Ausprobieren, Spontanität, Individualität.

Pädagogisch gesehen sind 1 x 30 Minuten pro Woche also viel zu wenig. Bei mir bekommen auch 5jährige 50 bis 60 Minuten. Ich brauche das, weil ich den Unterricht sehr spielerisch gestalte, einen Lerninhalt aus unterschiedlichen Perspektiven anbiete, den Unterricht mit verschiedenen Settings strukturiere (am Klavier, im Raum, am Tisch, im Sitzkreis), alle Sinne und viel Bewegung mit einbeziehe. Ziel ist die Schulung des Gehörs, der Feinmotorik, des Kennenlernens, Erlebens und Spielens von Musik in sehr unterschiedlichen Formen, die Grundsteinlegung einer soliden Technik. Die 5jährigen finden die Klavierstunde in dieser Form einen großen Spaß, einen Ausgleich und merken kaum, wieviel sie lernen, weil in großen Teilen im Spiel gelernt wird.

Wie soll das in 30 Minuten gehen? Sehr sinnvoll ist es allerdings tatsächlich, mehrmals pro Woche Unterricht zu haben und dann den Unterricht aufzusplitten in kürzere Einheiten. Über Nacht werden die Unterrichtsinhalte abgespeichert, der Lehrer kann das aufgreifen, was noch nicht so gut funktioniert - für das Lernen ist das effektiver! Es ist generell sehr wünschenswert, mehrmals pro Woche Klavierunterricht zu haben (sagte schon Czerny), aber oft ist das aus finanziellen und zeitlichen Gründen nicht realisierbar. 2 x 30 Minuten halte ich also für sinnvoll.

Einziges Gegenargument: deine Tochter ist gerade in die Schule gekommen. Das ist oft ein Einschnitt im Leben eines Kindes, der mit mehr Arbeit und Anstrengung verbunden ist. Ich rate Eltern oft, mit dem Schuleintritt nicht mit Klavier anzufangen, sondern lieber vorher oder etwas später - die Aufmerksamkeit des Kindes sollte auf den neuen Anforderungen liegen und nicht noch auf dem Erlernen eines neuen Instruments.

Nun spielt ja deine Tochter schon Klavier. Inwieweit sie nach einem doch langen Tag und vielen neuen Eindrücken müde ist, der Klavierunterricht ihr Kraft gibt und nicht nimmt, kannst nur du zusammen mit deiner Tochter beurteilen. Ich würde sie sehr gut beobachten und ihre Signale ernst nehmen. Es kann sein, dass der Unterricht zu viel ist, es kann sein, dass er genau das Richtige für deine Tochter ist.

Auf keinen Fall würde ich die Unterrichtszeit momentan noch erhöhen. 2 x 30 Minuten reichen völlig aus. Es kommt bei der Beantwortung deiner Frage allerdings sehr darauf an, wie der Unterricht gestaltet ist. Es gibt leider auch Unterricht, der sehr schulmäßig und streng am Klavier gestaltet ist für dieses Alter. Wenn deine Tochter aber begeistert ist und ihr das Klavierspielen viel Spaß macht, spricht nichts dagegen, die Unterrichtszeit im nächsten Jahr zu erhöhen.

Liebe Grüße

chiarina
Hallo Chiarina,
ja, wir sind in Deutschland. Das mit den finanziellen Gründen höre ich zum ersten Mal. Macht aber wahrscheinlich Sinn, ähnlich wie Gruppenumterricht. Das hatte ich früher als Kind und hab es gehasst! Konnte nach gefühlter Ewigkeit nichtmal Bassschlüssel lesen (Keyboardunterricht…).
wegen Schule: da hatte mein Mann auch Bedenken, Kind wollte aber unbedingt, fand die Sommerpause schon unfair.
Gemeinsames Klavierüben am Abend nimmt eher mir die Kraft, sie kommt super mit klar.
Bis nächstes Schuljahr ist ja noch etwas Zeit, mal schaun. Dann sind 45-60 Minuten einmal die Woche besser? Oder zweimal? Keine Ahnung, wann die Klavierstücke länger werden und sie mehr Zeit zum Vorbereiten braucht.
 

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