100 Mal durchspielen ist nicht die Lösung. Es gibt ein paar Dinge, die man beim Üben beherzigen sollte:
- Man muß nicht mit beiden Händen gemeinsam anfangen. Das gilt natürlich nicht bei Stücken, wo linke und rechte Hand abwechselnd spielen, aber das ist ja die Ausnahme. Also im Zweifelsfalle erstmal jede Hand für sich einüben, bis sie ihren Part sicher spielen kann. Das braucht nicht das gesamte Stück zu sein, man kann auch einen einzigen Takt erstmal mit jeder Hand einzeln und danach gemeinsam einüben.
- Man kann besser lernen, indem man langsam spielt. Das Tempo, bei dem man alles fehlerfrei spielen kann, ist das Maximum. Manchmal gibt es eine Grenze, die zu überwinden schwer scheint, das erfordert dann besondere Maßnahmen aber meistens kann man das Tempo in wenigen Tagen deutlich steigern und zum gewünschten Ziel kommen.
- Es ist nicht nötig, immer das ganze Stück durchzuspielen, es ist sogar schlecht, denn dadurch hört man immer gerade dort auf, wo man eigentlich üben müßte. Am besten nimmt man sich einen oder zwei Takte vor, und spielt die so langsam, daß es problemlos geht. Dann erhöht man das Tempo vorsichtig, bis man an die Grenze kommt, wo es noch ohne Fehler geht. Das reicht für einen Tag und man nimmt sich den nächsten Abschnitt vor. Falls man Fehler macht, schraubt man das Tempo zurück und spielt den Abschnitt noch ein paar Mal sicher durch, bevor man zum nächsten geht.
- Abschnitte, die man sicher kann, verbindet man und übt sie genauso wie im vorherigen Absatz beschrieben. Hier geht es nun um den Übergang zwischen beiden Abschnitten, also immer nur zwei kurze Abschnitte zusammensetzen, bis man alle Übergänge durch hat. Auch zunächst langsam spielen, man bleibt immer dabei, so langsam zu spielen, daß keine Fehler passieren.
- Zum Schluß hat man alle Takte oder ähnlich kleine Abschnitte eingeübt und auch die Übergänge von einem zum anderen. Nun kann man das gesamte Stück spielen - wieder erstmal langsam. Spätestens jetzt ist es wichtig, sich über den Klangeindruck Gedanken zu machen. Es gibt ja immer eine Vorgabe am Anfang der Stücke, sei es "fröhlich", "leicht" oder was auch immer, so soll es natürlich auch klingen. Man kennt ja nun jeden einzelnen Takt und kann sich erstmal - ohne Klavier, nur mit den Noten - vorstellen, wie es klingen könnte. Das klingt schwerer als es ist, einfach mal versuchen!
Alles, was man auf diese Weise nicht hinbekommt, muß man mit dem Lehrer klären. Es ist nicht schlimm, wenn man etwas nicht alleine schafft, gerade als Anfänger übersieht man eine Menge Details, die das Spielen leichter machen.
PS: Ich habe gehört, daß Band 1 und 2 der russischen Klavierschule für zwei bis drei Jahre Unterricht ausgelegt sind und Band 1 wird zum Ende hin deutlich schwerer. Über dein Lerntempo brauchst du dir keine Gedanken zu machen.