Wie lerne ich am besten die Klaviatur kennen?

  • Ersteller des Themas pianodreamer
  • Erstellungsdatum

Das sind keine Außerirdischen, konträr: Die sind absolut normal -
die Andern, die aus Ihnen etwas Unbegreifliches machen wollen,
das sind die Unnormalen - und darin besteht die ganze Perversion.

Einspruch, euer Ehren!
Ich weiß schon, auf was du hinaus willst, aber von absolut normal kann keine Rede sein, vor allem was die musikalische Fähigkeiten angeht. Normal bestenfalls in dem Sinne, dass wir normal alle nicht normal sind.
Was genau wird denn da pervertiert? Du gehst also davon aus, normal könne jeder blind Rach2 spielen (entsprechende Übung vorausgesetzt)?
fragt sich Rikki
 
Hai Rikki -

Ich weiß schon, auf was du hinaus willst,

Dann sags mir doch bitte - dann kommen keine Mißverständnisse auf.


aber von absolut normal kann keine Rede sein,

Doch, natürlich kann und soll davon die Rede sein:
es geht darum, was als "Norm" definiert und anerkannt wird.
Es gibt Menschen, die durch ihr Tun und Sein Maßstäbe vorgeben,
an denen man sich orientieren kann, und zwar in mehrerlei
Hinsicht: zum Einen als Versprechen - sie sind der Beweis,
daß es möglich ist. Zum andern als Beispiel - man lernt,
indem man versteht, wie sie es machen.



Na, eben dieser Vorgang: indem ich jemanden in genialische,
unerreichbare Gefilde entrücke, enthebe ich mich selbst der
Verpflichtung, es überhaupt erst zu probieren.


Du gehst also davon aus, normal könne jeder blind Rach2 spielen (entsprechende Übung vorausgesetzt)?

Nö - davon gehe ich nicht aus: es gibt soviel verschiedenartige Musik,
wieso ausgerechnet Rach2? Allerdings sage ich, daß jeder zu etwas
Einzigartigem befähigt ist.


gruß

stephan
 
... es geht darum, was als "Norm" definiert und anerkannt wird.
Es gibt Menschen, die durch ihr Tun und Sein Maßstäbe vorgeben,
an denen man sich orientieren kann, und zwar in mehrerlei
Hinsicht: zum Einen als Versprechen - sie sind der Beweis,
daß es möglich ist. Zum andern als Beispiel - man lernt,
indem man versteht, wie sie es machen.

D'accord. Hätts nicht besser formulieren können :-)

Na, eben dieser Vorgang: indem ich jemanden in genialische,
unerreichbare Gefilde entrücke, enthebe ich mich selbst der
Verpflichtung, es überhaupt erst zu probieren.

Ich für mein Teil probiere es schon - umso mehr wird mir deutlich, was normal und nicht normal ist.

Nö - davon gehe ich nicht aus: es gibt soviel verschiedenartige Musik,
wieso ausgerechnet Rach2? Allerdings sage ich, daß jeder zu etwas
Einzigartigem befähigt ist.

War nur ein Beispiel, da es im Video darum ging. Allerdings sehe ich das nicht ganz so optimistisch: Befähigung zu Einzigartigem mag tatsächlich jeder in sich tragen, aber nicht notwendigerweise im musikalischen Bereich. Auch glaube ich, dass diese Fähigkeiten nicht unbedingt gerecht verteilt sind - geschweige denn, dass ein jeder sich dieser bewußt wäre. Das erinnert mich an meinen Konfirmandenspruch: Wer suchet, der wird finden - wer klopft, dem wird aufgetan.

Danke für die Klärung!

Gruß
Rikki
 
Art Tatum schafft es jedenfalls nicht in meine Musiksammlung.

Für jemanden, der Musik sammelt, so wie andere Leute Käfer aufspießen:

315px-Ernst_J%C3%BCnger_6.jpg


ist das auch besser.

Hast Du eigentlich das hier schon?
 
Vielen Dank für diesen link: ein wunderbares Video, an dem man
sehr viel lernen kann. Besonders schön finde ich den Schluß, wo
sie sich übers Metrum einigen, einfach klasse -

Das war natürlich vor 4 Jahren. Und so sieht es aktuell in der Praxis aus (ich brauche wohl nicht zu betonen, wie wunderbar ich diese Aufführung finde). Ganz aktuell aus London:

Rachmaninov: Piano Concerto No 2 in C minor Mvmt. 1 - BBC Proms 2013 - Nobuyuki Tsujii - YouTube
Rachmaninov: Piano Concerto No 2 in C minor Mvmt. 2 - BBC Proms 2013 - Nobuyuki Tsujii - YouTube
Rachmaninov: Piano Concerto No 2 in C minor Mvmt. 3 - BBC Proms 2013 - Nobuyuki Tsujii - YouTube

Absolut faszinierend, wie die Tempi ineinandergreifen, die Verständigigung zwischen Pianist/Dirigent/Orchester klappt so selbstverständlich, als sei es das normalste der Welt. Kein Ton ist zu früh oder zu spät, alles ist aus einem Guß. Und wunderbar gespielt ist es auch noch.
 

Also Stephan, Jazz aus meiner Musiksammlung geht ein wenig anders, z.B.:

Brad Mehldau Trio - No Moon - YouTube

Na, das ist doch besser.....

Ach, und Stephan: bloß weil ein, zwei Pianisten, es trotz einer Sehbehinderung irgendwie geschafft haben, gut Klavierspielen zu lernen, ist das noch lange kein Beweis für Deine absonderliche These, daß man beim Klavierspielen am besten generell die Äuglein immer feste feste zukneifen sollte.

Viele andere, und weit besser spielende, Pianisten, belehren uns da eines besseren. Und insbesondere dann, wenn's mal technisch sehr schwierig wird, haben die die Augen offen, und gucken selbstverständlich auch dort hin, wo es etwas schwieriges zu tun gibt: nämlich auf die Klaviatur.

Kritische Grüße ;)
Chris
 
Viele andere, und weit besser spielende, Pianisten, belehren uns da eines besseren. Und insbesondere dann, wenn's mal technisch sehr schwierig wird, haben die die Augen offen, und gucken selbstverständlich auch dort hin, wo es etwas schwieriges zu tun gibt: nämlich auf die Klaviatur.Chris

Dagegen hat Stephan sicher gar nichts einzuwenden. Es geht doch nur darum, dass man durch "blindes" Üben eine enorme Sicherheit gewinnen kann. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen und rate sehr dazu, es wenigstens mal zu probieren - genauso wie das Transponieren.

Im Konzert schließe ich die Augen normalerweise auch nicht und spiele die Stücke sogar meist in der Originaltonart. :D:D Seitdem ich blind übe und transponiere, mache ich aber weniger Fehler. Und wenn man Kammermusik macht, ist es sogar zwingend notwendig, dass man spielen kann, ohne auf die Tastatur zu sehen. Wenn man das nie übt, kann man es im Ernstfall auch nicht.

Der Tipp mit dem blinden Üben ist übrigens schon uralt - C.Ph.E. Bach hat das in seiner Klavierschule bereits propagiert.

Gruß, Mick
 

Seitdem ich blind übe und transponiere, mache ich aber weniger Fehler.

Und das liegt auch daran, dass der Sehsinn beim Menschen sehr dominant ist. Ist er quasi ausgeschaltet, tritt der Tastsinn in den Vordergrund und dasselbe musikalische Material wird ganz anders wahrgenommen, es wird "erfühlt". Zudem kann man sich "blind" besser zuhören.

Liebe Grüße

chiarina

P.S.: Horowitz hielt ungeheuer viel von Art Tatum, Dreiklang.


Oscar Peterson soll, als er Tatum zum ersten Mal spielen hörte, geglaubt haben, dass zwei Pianisten gleichzeitig spielten; so dicht und komplex war der Sound, den Tatum in der Lage war auf dem Klavier zu spielen. Peterson - selbst einer der Meister des Jazz-Pianos - bezeichnete Art Tatum als den größten Jazz-Instrumentalisten aller Zeiten. So wird die Legende kolportiert, dass Wladimir Horowitz von Tatums Spiel zu Tränen gerührt gewesen sei.[5] Und der Musiker, der Tatum vielleicht am meisten geprägt und inspiriert hat, Fats Waller, war zutiefst beeindruckt von Tatums Klavierspiel. Als Waller eines Abends in einem Nachtclub spielte, in dem auch Tatum zu Gast war. sagte Waller zur Einführung:
„I just play the piano, but God is in the house tonight.“ (Ich spiele bloß Klavier, heute Abend ist aber Gott im Haus.)
Bei anderer Gelegenheit äußerte er:
„When that man turns on the powerhouse, don’t no one play him down. He sounds like a brass band.“[6]
Leonard Feather nannte ihn den größten Solisten der Jazzgeschichte, egal auf welchem Instrument (”The greatest Soloist in Jazz History- regardless of instrument“).

aus Wikipedia Art Tatum

und

http://www.hfmt-hamburg.de/uploads/media/zwoelf_Nr_12_Druckfassung.pdf :

Art Tatum.PNG (ich hab's leider nicht größer hingekriegt)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Ihr Lieben,

mir ist schleierhaft, wie man neue Stücke nach Noten lernen will, wenn man dauernd auf die Klaviatur glotzt. Ich kann nur nach Noten spielen. Man spart doch auch Zeit dadurch. Der visuelle Input der geschriebenen Note wird doch sozusagen gleich im Gehirnkästchen weitergeleitet zum Output, die Note mit dem Finger zu produzieren. Warum willst Du erst den Umweg über die Tastatur nehmen und nachgucken, wo die Taste für diese Note ist. Die Augen müssen da ja auch ständig hin- und herwandern.

Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß die visuelle Kontrolle jemals so gut und schnell arbeiten kann, wie der Tast- und Bewegungssinn. Die visuelle Kontrolle bei großen Sprüngen leuchtet mir ein, sonst aber nicht.

LG
Leonie
 
P.S.: Horowitz hielt ungeheuer viel von Art Tatum, Dreiklang.

Das intressiert DK nich die Bohne - zur Kenntnis nehmen hätt ers
längst können:


Dasselbe gilt auch hier:


Der Tipp mit dem blinden Üben ist übrigens schon uralt - C.Ph.E. Bach hat das in seiner Klavierschule bereits propagiert.

Damit man die Tasten auswenig finden lerne und das nöthige Noten-Lesen
nicht beschwerlich falle, wird man wohl thun, wenn man das Gelernte fleißig
auswendig im Finstern spielet.


Aber so:

Im übrigen, brauche ich heute von keinem irgendwelche technischen Tipps mehr. Das mag vor drei Jahren noch anders gewesen sein, aber die Zeiten ändern sich bisweilen. Und musikalische Tipps brauche ich sowieso von niemandem ;)

Viele Grüße
Chris
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Wer sind die vielen?
Und die alle spielen weit besser als Art Tatum das getan hat?
Wer ist "uns", ich meine, wen belehren die vielen?
Bedauerlicherweise hat Herr Tatum aus Gründen, die mir nicht bekannt sind, darauf verzichtet, seine Fertigkeiten anhand von Skrjabins 5. Sonate, Ravels Gaspard de la Nuit, Strawinskis Trois Mouvements de Petrouchka, Liszts Tannhäuserouvertüre, Rachmaninovs 3. Klavierkonzert für alle Zeiten und Bewunderer festzuhalten, sondern stattdessen... anderes gespielt ;) - für die genannte Auswahl bleiben uns also leider statt Tatums Genie nur mediokre Zwerge wie Feinberg, Perlemuter, Pollini, Moisewitsch, Horowitz übrig ;):D

...wobei mir nach wie vor schleierhaft ist, welchen Sinn es hat, einen brillanten blinden Jazzpianisten gegen (sic...) Leute wie Pollini & Co. "ins Feld zu führen" (die Gründe finden sich im Absatz oben drüber) :)
 
Es war nicht meine Behauptung, es war auch nicht mein Vergleich. Ich übernahm die Aussage von Dreiklang, sie würden alle weit besser spielen... Abgesehen davon, dass ich den Vergleich nicht verstanden habe, habe ich die Lehre daraus nicht verstanden. Vielleicht hätte ich meine Fragen besser formulieren sollen.
 

Zurück
Top Bottom