Ich weiß, daß die Rheinische Musikschule in Köln mit Jahresverträgen arbeitet. Auch etliche private Klavierlehrer nennen als Preis das Jahreshonorar, "zahlbar in zwölf gleichen Raten à ..." Meines Wissens steht dies sogar im Mustervertrag des Dt. Tonkünstlerverbandes. - Ich würde trotzdem immer auf einer Abänderung einer solchen Formulierung bestehen. Eine Kündigungsfrist sechs Wochen zum Monatsende halte ich für beide Seiten vertretbar.
Oder genauer: Leider gibts zwischen meinem Klavierlehrer und mir Meinungsverschiedenheiten ... Er hat mir tatsächlich gesagt, Musik sei nur Noten spielen, sonst nichts ... für mich ist Musik aber mehr ...
Bist Du sicher, daß Dein Lehrer das nicht provokativ gemeint hat? Wenn meine Schüler mit unkontrolliertem emotionalen Überschwang spielen und dabei wohlmöglich noch die manuelle Akkuratesse mit den Füßen treten, lasse ich mich auch schon mal zu solchen Äußerungen hinreißen. Vielleicht solltest Du diesen Aspekt noch einmal im Unterricht thematisieren.
Dazu ein Zitat aus dem "Versuch über die wahre Art, das Clavier zu spielen" von Carl Philipp Emanuel Bach (1753, S. 122f), das Dir Recht zu geben scheint:
§. 13. Indem der Musickus nicht anders rühren kan, er sey dann selbst gerührt; so muß er nothwendig sich selbst in alle Affeckten setzen können, welche er bey seinen Zuhörern erregen will; er giebt ihnen seine Empfindungen zu verstehen und bewegt sie solchergestallt am besten zur Mit=Empfindung. Bey matten und traurigen Stellen wird er matt und traurig. Man sieht und hört es ihm an.
Dieses geschieht ebenfals bey heftigen, lustigen, und andern Arten von Gedancken, wo er sich alsdenn in diese Affeckten setzet. Kaum, daß er den einen stillt, so erregt er einen andern, folglich wechselt er beständig mit Leidenschaften ab. Diese Schuldigkeit beobachtet er überhaupt bey Stücken, welche ausdrückend gesetzt sind, sie mögen von ihm selbst oder von jemand anders herrühren; im letzten Fall muß er dieselbe Leidenschaften bey sich empfinden, welche der Urheber des fremden Stückes bey dessen Verfertigung hatte. Besonders aber kan der Clavieriste vorzüglich auf allerley Art sich der Gemüther seiner Zuhörer durch Fantasien aus dem Kopfe bemeistern. Daß alles dieses ohne die geringsten Gebehrden abgehen könne, wird derjenige bloß leugnen, welcher durch seine Unempfindlichkeit <123> genöthigt ist, wie ein geschnitztes Bild vor dem Instrumente zu sitzen. So unanständig und schädlich heßliche Gebährden sind: so nützlich sind die guten, indem sie unsern Absichten bey den Zuhörern zu Hülfe kommen. Diese letztern Ausüber machen ungeachtet ihrer Fertigkeit ihren sonst nicht übeln Stücken oft selbsten schlechte Ehre. Sie wissen nicht, was darinnen steckt, weil sie es nicht herausbringen können. Spielt solche Stücke aber ein anderer, welcher zärtliche Empfindungen besitzet, und den guten Vortrag in seiner Gewalt hat; so erfahren sie mit Verwunderung, daß ihre Wercke mehr enthalten, als sie gewust und geglaubt haben. Man sieht daraus, daß ein guter Vortrag auch ein mittelmäßiges Stück erheben, und ihm Beyfall erwerben kan.
C.P.E. Bach spielt hier auf eine im 18. Jahrhundert aktuelle musikästhetische Diskussion über die Rolle der Instrumentalmusik an. Ist Musik Ausdruck eines Gefühls oder ist sie (wie Eduard Hanslick es hundert Jahre später überspitzt formuliert hat) bloß "tönend bewegte Form"? In ähnlicher Weise haben ja auch schon die französischen Rationalisten des 18. Jahrhunderts die Existenzberechtigung einer eigenständigen Instrumentalmusik angezweifelt mit der mokanten Frage:
"Sonate, que me ceux -tu?" (Sonate, was willst Du mir denn mitteilen?)
Ich hoffe, ich habe Dir die beiden unterschiedlichen Positionen näher bringen können. Vielleicht hilft Dir diese "musikästhetische Munition" bei Deiner Auseinandersetzung mit Deinem Lehrer.
Wenn Du Dich bei dann immer noch nicht gut aufgehoben fühlst, würde ich sofort wechseln - egal, wie lange der Vertragh noch läuft. Denn das bringt Dir überhaupt nichts, allerhöchstens Frust.