Was tun, wenn die „Chemie“ nicht stimmt zwischen KL und Schüler?

Aus meiner Sicht: Das kleine Stellen ganz langsam üben kam mir eher komisch und esoterisch vor, bis ich die ersten Erfolge damit hatte. Seit dem mach ich das gern.
 
Langsam üben ist schwer, sehr schwer sogar. Es geht halt total gegen die Natur und ist alles andere als intuitiv.
Wer sich schon mal dem Diktat eines Metronoms bei 30 bpm unterworfen hat, weiß wovon ich rede.
Leider ist es eben auch die - in meinen Augen - einzig wirklich effektive Methode.

Ich hab mein Piano am Fenster stehen und schaue immer erst mal ne Runde raus, bevor ich mich einer SlowMo-Session hingebe. Irgendwie muss ich mich immer erst mal "erden", bevor ich mich darauf einlassen kann.

//Edit:
Justin Sandercoe (der Gitarrenlehrer von Katie Melua) hat das mal hervorragend auf den Punkt gebracht. Er spricht zwar über Gitarre, gilt aber genauso auch für Klavier:

Remember that speed does not happen over night. Just knowing a lick that can be played really fast does not mean that you are going to. So don't risk doing it with the wrong rhythm or the wrong fingers or without having a clear hammer on and flick off.Make sure those things are really good before you try and speed it up. Otherwise you are going to be playing shit really fast.
 
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Dei Musik will einfach weiter. Auch wenn einem rein logisch völlig klar ist, dass jetzt mal nur die eine Stelle ganz gezielt und langsam geübt werden will. Mich wundert ehrlich gesagt, dass Dir als Profimusiker und Klavierlehrer das nicht klar ist.

Mir ist das selbstverständlich klar. Auch ich habe ja alle Stadien unvernünftigen Übens durchlaufen :D, und natürlich ist es auch bei mir schon immer so gewesen, daß die Musik, die man ja innerlich hört, die ja auch einen bestimmten Rhythmus und ein bestimmtes "Feel" hat, sich einem aufdrängt.

Aber die Frage ist: Warum sind erwachsene Schüler (wir reden hier nicht von kleinen Kindern, von denen man derartiges Verständnis und derartige Selbstbeherrschung nicht erwarten kann) so selten in der Lage, die erforderliche Disziplin und Aufmerksamkeit aufzubringen? Obwohl sie jeden Monat viel Geld für Unterricht bezahlen und ansonsten oft so sehr darauf bedacht sind, daß sie auch wirklich etwas für ihr Geld bekommen (siehe die verschiedenen klavierlehrerkritischen Threads hier)?

Und das, obwohl, wie gesagt, das langsame, sorgfältige Spielen einer Melodie, bei dem man sich so viel Zeit läßt, wie man braucht, definitiv weniger stressig ist als die "Klimper schnell -> Scheiße, verkackt -> nochmal klimper schnell -> schon wieder verkackt, Ärger und Anspannung steigt auf -> nächster zu schneller Versuch etc." - "Methode"?

Wo doch heutzutage alle von "Entschleunigung", "Meditativität" etc.pp. als etwas Anzustrebendem reden?

Ich meine, es ist nicht nur der Fluß der Musik. Es ist auch und m.E. zu großen Teilen eine eigenartige Getriebenheit, ein eigenartiger Aktionismus, eine Angst, sonst nicht zum Ziel zu gelangen.

Es gibt ja auch Fälle, wo Leute so ein Kloster-Schweigewochenende mitmachen und nach ein paar Stunden es nicht mehr aushalten, die Klappe zu halten, und panisch wieder abreisen müssen. Ich denke, das geht auf ähnliche Ursachen zurück.

LG,
Hasenbein
 
Mir ist das selbstverständlich klar. Auch ich habe ja alle Stadien unvernünftigen Übens durchlaufen :D, und natürlich ist es auch bei mir schon immer so gewesen, daß die Musik, die man ja innerlich hört, die ja auch einen bestimmten Rhythmus und ein bestimmtes "Feel" hat, sich einem aufdrängt.
Das muss nicht zwangsläufig so sein. Bei manchen Stücken funktioniert es, dass man das zu erlernende weitaus langsamer spielt als es gedacht ist und es dann zwar eine ganz andere Stimmung bekommt, aber dennoch gut klingt. Wer über ein Digitalpiano verfügt, kann auch ruhig mal andere Sounds ausprobieren, meistens ergeben sich dann recht - zwar eigenwillige aber vielleicht dennoch - interessante neue Aspekte.

Aber die Frage ist: Warum sind erwachsene Schüler (wir reden hier nicht von kleinen Kindern, von denen man derartiges Verständnis und derartige Selbstbeherrschung nicht erwarten kann) so selten in der Lage, die erforderliche Disziplin und Aufmerksamkeit aufzubringen? Obwohl sie jeden Monat viel Geld für Unterricht bezahlen und ansonsten oft so sehr darauf bedacht sind, daß sie auch wirklich etwas für ihr Geld bekommen (siehe die verschiedenen klavierlehrerkritischen Threads hier)?
Ich glaube, das liegt daran, dass wir - und eben besonders die Erwachsenen - gewohnt sind, Informationen in Echtzeit zu bekommen, zu filtern und anschließend zu bearbeiten und daraus zu lernen. Bei Erwachsenen sind wohl aus Erfahrung sehr viele Lernmuster im Gehirn verankert, die dafür sorgen, dass wir eben auch versuchen, ein zuvor gehörtes Stück über ein Instrument möglichst sofort in der vom Gehirn aufgenommenen und gewohnten Geschwindigkeit wiederzugeben.

Und das, obwohl, wie gesagt, das langsame, sorgfältige Spielen einer Melodie, bei dem man sich so viel Zeit läßt, wie man braucht, definitiv weniger stressig ist als die "Klimper schnell -> Scheiße, verkackt -> nochmal klimper schnell -> schon wieder verkackt, Ärger und Anspannung steigt auf -> nächster zu schneller Versuch etc." - "Methode"?
Du hast natürlich vollkommen recht. Das sagt unser Kopf. Unser Bauch sagt aber etwas anderes. Musiker sind oft mehr Bauch- als Kopfmenschen. Deswegen wundert mich das ehrlich gesagt nicht wirklich.

Ich meine, es ist nicht nur der Fluß der Musik. Es ist auch und m.E. zu großen Teilen eine eigenartige Getriebenheit, ein eigenartiger Aktionismus, eine Angst, sonst nicht zum Ziel zu gelangen.
Nein, das glaube ich nicht. Wie schon gesagt, ich glaube eher, dass es daran liegt, dass wir eben gewohnt sind, anders, nämlich in "Echtzeit" zu lernen. Die Panik entsteht doch immer erst dann, wenn wir wahrnehmen (müssen), dass wir jetzt seit 4 Wochen üben und immer noch keinen Schritt weiter gekommen sind. Hab ich schon hinter mir. Danke für die Erfahrung.

Eigentlich kann man es in einem Satz zusammenfassen: Man muss das Lernen neu lernen... ;)
 
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Allerdings geht es beim langsamen angewöhnen nicht darum, ein bestimmtes Tempo zu halten (z.B. Viertelnote vier Sekunden) und den Ton abzuwarten und dann mit Hektik den nächten doch nicht sauber zu treffen, sondern es geht darum, die klingende Zeit zu nutzen, um vorbereitet zu sein: denn unmittelbar nach dem "anschlagen" (produzieren) des Tons kann man ihn nicht mehr ändern -- das ist prima, denn dann kann man in aller Ruhe HÖREN wie das klingt UND vorbereiten, was als nächstes kommt. Dazu ist freilich etwas Geduld nötig.

Also nicht messen, vergleichen, rumräsonnieren - sondern hören, wahrnehmen, fühlen, die klingende Zeit nutzen.
eigentlich ganz selbstverständlich


Ich möchte noch gern ergänzen, dass es für Schüler manchmal schwierig ist, sich während dieser "Vorbereitung" körperlich zu entspannen. Wenn der Geist was tut, will der Körper auch. :p Sich zu vergegenwärtigen, dass beides unabhängig voneinander sein kann, dass sogar die spezifischen Eigenschaften unseres Instruments dies erfordern (s. Rolf: nach dem Anschlag ist der Klang nicht mehr veränderbar und wird leiser, d.h. wir können uns körperlich entspannen, hören und vorbereiten), ist ein weiterer Schlüssel zum Erfolg.

Aber die Frage ist: Warum sind erwachsene Schüler (wir reden hier nicht von kleinen Kindern, von denen man derartiges Verständnis und derartige Selbstbeherrschung nicht erwarten kann) so selten in der Lage, die erforderliche Disziplin und Aufmerksamkeit aufzubringen? Obwohl sie jeden Monat viel Geld für Unterricht bezahlen und ansonsten oft so sehr darauf bedacht sind, daß sie auch wirklich etwas für ihr Geld bekommen (siehe die verschiedenen klavierlehrerkritischen Threads hier)?

Und das, obwohl, wie gesagt, das langsame, sorgfältige Spielen einer Melodie, bei dem man sich so viel Zeit läßt, wie man braucht, definitiv weniger stressig ist als die "Klimper schnell -> Scheiße, verkackt -> nochmal klimper schnell -> schon wieder verkackt, Ärger und Anspannung steigt auf -> nächster zu schneller Versuch etc." - "Methode"?

Wo doch heutzutage alle von "Entschleunigung", "Meditativität" etc.pp. als etwas Anzustrebendem reden?

Ich meine, es ist nicht nur der Fluß der Musik. Es ist auch und m.E. zu großen Teilen eine eigenartige Getriebenheit, ein eigenartiger Aktionismus, eine Angst, sonst nicht zum Ziel zu gelangen.

Hasenbein, du sprichst mir aus der Seele! :D Mir geht's ganz genauso. Ein Schüler meinte mal, als ich mit ihm über dieses Problem redete, "man wolle eben 'Strecke machen' ". :p Ich bin dann halt so, dass ich jede Stunde immer wieder das Gleiche mache, damit die armen Schüler merken, was ich unter "Strecke machen" verstehe. *lach*

Ich denke, es hat damit zu tun, dass man nicht dem Klang zuhört, der gerade erklingt, sondern immer schon an den nächsten denkt. Zu hören, wie der gerade klingende Ton immer leiser wird und mit welchen Tönen er wie zusammenklingt ist einerseits eine eher vertikale Hörweise und bedarf andererseits das Hören im Hier und Jetzt - die totale Entschleunigung. Rolf hat mal in meinem "Langsam spielen"-Faden gemeint, vielleicht hülfe es, sich vorzustellen, weniger Töne zu hören. Ich fand die Idee nicht schlecht.

Die Arbeitsweise in Beruf und Wirtschaft ist heute eben sehr auf eine Effektivität ausgerichtet, bei der auch gilt, wieviel man schafft. Es ist auch nicht jedem gegeben, sich gut konzentrieren oder zuhören zu können und dann schweifen beim langsamen Spiel die Gedanken leicht ab. So ist eine solche Vorgehensweise vielleicht auch einfach ungewohnt und muss erst erlernt werden.

Was sich zweifelsohne lohnt! :p

Liebe Grüße

chiarina
 
Eigentlich ist die sehr elementare Erkenntnis, dass Klänge/Töne Zeit verbrauchen beim klingen, auch für Totalanfänger nachvollziehbar. Und das Klavier klingt auch in der Mittellage (da fangen die meisten an zu spielen) lang genug: ein paar Sekunden hält der Ton.

Allerdings geht es beim langsamen angewöhnen nicht darum, ein bestimmtes Tempo zu halten (z.B. Viertelnote vier Sekunden) und den Ton abzuwarten und dann mit Hektik den nächten doch nicht sauber zu treffen, sondern es geht darum, die klingende Zeit zu nutzen, um vorbereitet zu sein: denn unmittelbar nach dem "anschlagen" (produzieren) des Tons kann man ihn nicht mehr ändern -- das ist prima, denn dann kann man in aller Ruhe HÖREN wie das klingt UND vorbereiten, was als nächstes kommt. Dazu ist freilich etwas Geduld nötig.

Hallo miteinander,

nach nochmaligem Lesen ist mir erst richtig klar geworden, wie sehr diese zitierten Äußerungen den Kern der Sache treffen!

Töne verbrauchen Zeit und haben damit auch ihre Klangkurve - sie sind nicht Werte ohne zeitliche Dimension wie ja/nein oder schwarz/weiß etc. Töne verweben sich dadurch auch miteinander - so können unverwechselbare Klangbilder entstehen....

Ohne diese Gedanken jetzt weiterspinnen zu wollen (und damit Gefahr zu laufen, in selbige Kategorie - substantiviert - eingeordnet zu werden) noch mal das Gleiche in einer eher nüchtern (gibt es von nüchtern einen Komparativ??) gehaltenen Formulierung:

Erwachsene sind in ihrem Alltag/Berufsleben der Anforderung unterworfen, Leistung (wie auch immer definiert, aber jedenfalls Arbeitsleistung, abhängig von der dafür aufgewendeten Zeit) zu erbringen. Diese alltägliche Anforderung kann sich im Laufe der Zeit verselbständigen und unbewusst im Hirn des Betroffenen ihr (Un)wesen treiben!

Sollte der Betroffene nun im Erwachsenenalter - aus welchen Gründen auch immer - den Wunsch entwickeln, Klavierspielen lernen zu wollen so greift dieser Mechanismus unweigerlich ein!

Wir tun uns sehr schwer, einzugestehen, dass wir in einer (von uns selbst!) vorgegebenen Zeit nicht das erreichen, was wir in diesem Zeitabschnitt eigentlich erreichen wollen! Im Job stellen wir Pläne auf: dies oder jenes soll in dieser Zeit erreicht werden, auch Kollegen und Vorgesetzte arbeiten nach diesem Muster! Zeit zum "Herumspielen" gibt es nicht!

Daher sind wir als Erwachsene nicht mehr so frei wie Kinder. Diese sind im Verhältnis zu ihren Eltern permanent unterprivilegiert und wissen daher, dass sie noch jede Menge lernen müssen, um ihren Platz in der Welt der Erwachsenen zu finden. Sie sind es auch gewohnt, dass sie Fehler machen und dass die Welt deswegen nicht untergeht!

Diese unkomplizierte Lernhaltung ist uns Erwachsenen leider abhanden gekommen! Lernen wird von Erwachsenen leider unbewusst auf einen Minimalschritt beschränkt: einmal kapiert - dann muss es klappen! Im Berufsleben gilt ja: einen Fehler darf man nur einmal machen (wenn überhaupt!). Wer zweimal den selben Fehler begeht beweist damit seine eigene Unfähigkeit!

Dieser Trugschluss lässt sich natürlich überhaupt nicht auf das Klavierspielenlernen im Erwachsenenalter übertragen! Ebensowenig gilt er für viele andere Dinge, die man als Erwachsener noch lernen kann! Ich kann Spätanfängern am Klavier nur empfehlen, im Erwachsenenalter einmal das Erlernen der chinesischen Sprache (insbesondere der Schrift!) in Angriff zu nehmen. Dabei kann jeder erkennen, wie klein er ist, wenn er sich in einem Territorium überhaupt noch nicht auskennt!...

Und darum geht es letztendlich auch beim Langsamspielen: erst mal erkennen, dass man am Anfang (von welcher Disziplin auch immer!) steht - und sich dann auf diesen Anfangszustand gelassen einlassen! Fehler einfach überspielen ist beim Erlernen des Klavierspiels ebenso wie im sonstigen Leben die falsche Methode!:D

LG

Debbie digitalis
 
[Im Berufsleben gilt ja:] einen Fehler darf man nur einmal machen (wenn überhaupt!).[...]

Dieser Trugschluss lässt sich natürlich überhaupt nicht auf das Klavierspielenlernen im Erwachsenenalter übertragen!
Hier bin ich geneigt zu widersprechen: Den Anspruch, einen Fehler stets nur einmal zu machen, beim eigenen Klavierspiel zu erheben, ist alles andere als fehlgeleitet. Das setzt allerdings sehr genaue Selbstbeobachtung voraus, um Fehler überhaupt festzustellen, andererseits zu erkennen, wann ein neuer Fehler erreicht ist. :D Davon ausgehend, sollte man sich dann vielleicht überlegen, wie Abhilfe zu schaffen ist.

(In weiten Teilen des Berufslebens gilt ja eher, daß man nicht allzuoft allzusehr vom aktuellen Konformitätsmaßstab abweichen darf. Das ist aber ein anderes Thema.)

Fehler einfach überspielen ist beim Erlernen des Klavierspiels ebenso wie im sonstigen Leben die falsche Methode!
Und das heißt ja genau, einen Fehler dauernd zu wiederholen.

PS: Peter Høeg beschreibt in "Der Plan von der Abschaffung des Dunkels" leicht abschweifend eine sehr neurotische Umsetzung dieses Prinzips. So möchte ich das auf keinen Fall verstanden wissen. (Wenn ich in den nächsten Tagen dazu kommen sollte, das Buch herauszusuchen, kann ich das Zitat noch nachtragen. Das Buch zu lesen lohnt aber auf jeden Fall. :D)
 
hören, wahrnehmen, fühlen, die klingende Zeit nutzen

Den Tipp von Rolf habe ich vorhin ausprobiert. Noch langsamer als Schneckentempo gespielt und auf jeden Ton gehört, ihn wahrgenommen. Das hat ja schon meditativen Charakter und ich habe festgestellt, dass mich das langsame spielen nicht mehr nervös (ungeduldig) macht, sondern beruhigt. Nach knapp einer Stunde ließ plötzlich die Konzentration deutlich nach. Aber es hat den Anschein, dass ich jetzt langsam genug spiele um besser wahrzunehmen was meine Finger denn eigentlich auf den Tasten machen (die Finger machen nach wie vor Dinge auf den Tasten, die sie nicht sollen – z.B. eine Taste leicht drücken die nicht an der Reihe ist).
 
Hallo,

nachdem ich während der letzten Tage weiter nachgedacht habe (z.B. mir klar gemacht, dass ich blutige Anfängerin bin und deshalb nur in langsamen Schritten vorankommen kann und Druck deshalb völlig abwegig ist) und gefühlt habe (in meinem Inneren) war ich gestern wieder bei meiner KL. Für den Unterricht habe ich mir vorgenommen alles außen vor zu lassen und mich nur auf das zu konzentrieren, was sie macht und sagt. Dabei hat sich gezeigt, dass ich die Situation völlig falsch eingeschätzt habe. Sie ist kritisch, sie passt mit Argusaugen auf, aber sie führt sich nicht wie ein Feldwebel auf. Gestern habe ich es anders empfunden, nämlich so, dass sie engagiert ist und ihre Sache ernst nimmt. Die veränderte Sichtweise auf das Geschehen hat dazu geführt, dass ich zwar noch nervös war, weil ich es hasse Fehler zu machen, aber ich habe mich nicht unwohl gefühlt. Sie ist eigentlich ganz nett, was mir vorher durch meine verbohrte Denkweise (bzw. durch meine blockierenden Gefühle) nicht aufgefallen ist. Ich werde bei ihr weitermachen.

lg,
René
 
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Den Tipp von Rolf habe ich vorhin ausprobiert. Noch langsamer als Schneckentempo gespielt und auf jeden Ton gehört, ihn wahrgenommen. Das hat ja schon meditativen Charakter und ich habe festgestellt, dass mich das langsame spielen nicht mehr nervös (ungeduldig) macht, sondern beruhigt. Nach knapp einer Stunde ließ plötzlich die Konzentration deutlich nach. Aber es hat den Anschein, dass ich jetzt langsam genug spiele um besser wahrzunehmen was meine Finger denn eigentlich auf den Tasten machen (die Finger machen nach wie vor Dinge auf den Tasten, die sie nicht sollen – z.B. eine Taste leicht drücken die nicht an der Reihe ist).

Ja, ganz genau - so ist es!

Du erlebst ja selbst, wie einfach und angenehm es ist.

Trotzdem wählen die meisten das Komplizierte, Anstrengende, Unangenehme.

Verrückte Welt.

LG,
Hasenbein
 

Ja, ganz genau - so ist es!

Du erlebst ja selbst, wie einfach und angenehm es ist.

Trotzdem wählen die meisten das Komplizierte, Anstrengende, Unangenehme.

Verrückte Welt.

LG,
Hasenbein

Ja, das ist es - es erfordert aber auch eine wahnsinnige Konzentrationsleistung und wenn ich diese in diesem Moment nicht erbringen will oder kann, dann ist es einfacher schnell zu spielen, sprich vor sich hin zu klimpern. Das ist in diesem Augenblick dann eine zumindest bei mir sehr bewußte Entscheidung für die wissentlich schlechtere Methode und es ist auch nicht anstrengend oder unangenehm weil ich mich ja nicht ärgere wenn es nicht klappt.

Grüße
orange
 
Hallo René,

schön, dass es jetzt besser geklappt hat bei Deiner KL. Dann bist Du anscheinend auf dem richtigen Weg und das Forum hat wieder einen Menschen glücklicher gemacht.

Mach Dir keine Sorgen wegen meines KL und seiner von Dir vermuteten Reaktion. Er schüttelt wohl eher den Kopf über meine Spontanität in Sachen Flügelbegehren. Ich sehe der nächsten Stunde gelassen entgegen – zumindest in Bezug auf seine unfreiwillige Involvierung in diesen Faden. Ob ich gelassen spielen werde wage ich zu bezweifeln. Aber gut Ding will Weile haben...

LG,
Marlene

es erfordert aber auch eine wahnsinnige Konzentrationsleistung

Das kann man wohl sagen. Es erinnert mich an den rauchenden Kopf beim Schach spielen wenn man diverse Züge im Voraus plant.
 
Ja, ganz genau - so ist es!

Du erlebst ja selbst, wie einfach und angenehm es ist.

Trotzdem wählen die meisten das Komplizierte, Anstrengende, Unangenehme.

Verrückte Welt.

LG,
Hasenbein

möglicherweise verstehe ich langsam spielen falsch aber für mich ist "langsam" dann, wenn ich mich an der Grenze befinde, an der ein Stück gerade noch musikalisch Sinn macht.

Entspannung beim langsamen Spiel stellte sich bei mir erst dann ein, nachdem ich eisern Rhythmusübungen losgelöst vom Klavier "gebimst" habe. Wochenlang!
Ohne ein autarkes, ständig präsentes Rhythmusgefühl war langsam spielen ein anstrengendes Unterfangen, da ich ständig rhythmisch kämpfte.

Rhythmusübungen zum 30er Metronom in gestaffelter Schwierigkeit:

a.) Die Klicks = 4tel wegklatschen: Die (leisen) Klicks dürfen nicht mehr gehört werden, da sie vom Klatschen übertönt werden. 3x hintereinander "wegklatschen" ist schon ganz gut.
b.) Zwischen die Klicks klatschen, z.B die 8tel oder 16tel offs, oder Mix davon
c.) Wechsel zwischen schnellen, mehrtaktigen Figuren und ganzen Pausen, gerne ohne die 4tel:D.
d.) Metronom setzt mehrere Takte aus, trotzdem die rhythmische Figur halten (nur mit PC oder Audio-file darstellbar)
d.) Vocal und Bodypercussion einbeziehen
d.) Zusätzlich 32tel zwischen 16tel packen.

Man kann die 16tel und 32tel zwar nicht mehr überprüfen, jedoch spürt man schmerzhaft:D, wenn man aus dem Muster herausfliegt.

Nach ein paar Wochen, hat sich bei mir ein deutlich verbesserter internes Rhythmusgefühl eingestellt, welches langsam spielen zum entspannten Genuss werden lässt.:p

Lieber Gruß, NewOldie
 
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OT
Zum Üben
Ich habe den Verdacht, dass viele, mich eingeschlossen, oft nach dem "Prinzip Hoffnung" üben. D.h. ein Stück oder eine Stelle wird oft wiederholt in der Hoffnung, dass sie sich dadurch von selber verbessert... Oft funktioniert das dann sogar recht gut und man meint dann, wenn es mal nicht klappt einfach mehr wiederholen zu müssen.
Üben heißt für mich als erstes ein "Problem" zu erkennen und es dann mit einer angebrachten Übeweises zu beheben. Das setzt allerdings voraus, dass man das Probelm schon selbständig erkennen kann und auch verschiedene Übemethoden kennt. "Wiederholen" ist auch eine Übemethode, allerdings nur, wenn es um mehr Sicherheit etc. geht, nicht um technische Mängel zu beheben. Meine Faustregel ist, was nach 3xigem Wiederholen nicht funktioniert muss anders angegangen werden. Dann stimmt ein Bewegungsablauf oder auch die innere Vorstellung nicht, oder auch, man hat es zu schnell versucht.
 
a.) Die Klicks = 4tel wegklatschen: Die (leisen) Klicks dürfen nicht mehr gehört werden, da sie vom Klatschen übertönt werden. 3x hintereinander "wegklatschen" ist schon ganz gut

Eine der unsinnigsten Übungen überhaupt.

Lebendiger Rhythmus, der wirklich schwingt, ist niemals metronomisch.

Durch solch eine Übung versucht man quasi, den lebendigen Organismus Mensch zu einem Roboter zu machen.

Zum Glück haben fast alle berühmten und rhythmisch sehr guten Musiker Derartiges nie gemacht und haben sich so ihren organischen Rhythmus erhalten.

LG,
Hasenbein
 
Eine der unsinnigsten Übungen überhaupt.

Lebendiger Rhythmus, der wirklich schwingt, ist niemals metronomisch.

Durch solch eine Übung versucht man quasi, den lebendigen Organismus Mensch zu einem Roboter zu machen.

Zum Glück haben fast alle berühmten und rhythmisch sehr guten Musiker Derartiges nie gemacht und haben sich so ihren organischen Rhythmus erhalten.

LG,
Hasenbein

oh je, jetzt bin ich versaut..

... zum Glück habe ich mit dem Blödsinn erst im Alter begonnen.:p
Hoffe mal, ich habe es schnell vergessen.
Dauer bei mir maximal ne Woche.:D

Lieber Gruß, NewOldie
 
Liebe René

dass ich zwar noch nervös war, weil ich es hasse Fehler zu machen, aber ich habe mich nicht unwohl gefühlt.

Es ist interessant: Erwachsene glauben (generell) meist, dass sie keine Fehler machen dürften. Kinder sind da nicht so streng mit sich selbst und nehmen Fehler gelassen hin. Wenn Du beim Klavierspielen NIE einen Fehler machen würdest, wäre die Klavierlehrerin ja überflüssig :D

Das mit dem "nervös sein" gibt sich meistens mit der Zeit, es war ja schliesslich erst Deine vierte Klavierstunde.

Offenbar hast Du Dich vorher persönlich angegriffen gefühlt (?), wenn Dich Deine Lehrerin auf einen Fehler hingewiesen hat. Und nun hast Du innerlich Distanz gewonnen und siehst das Ganze etwas objektiver. Wenn Du die Art und Weise, wie Deine KL die Kritik rüberbringt, wie eine Aussenstehende "beobachten" kannst, wirst Du vermutlich besser beurteilen können, ob sie sich professionell verhält oder nicht.

Lg, Nessie

P.S. Ich hoffe, Du verzeihst uns die Richtung, die Dein Faden hier eingeschlagen hat... :shock: :floet:
 
Hallo Nessie,

Du meinst Kinder sind nicht so streng mit sich. Ich habe das anders erfahren: Streng waren meine Eltern. Hatte ich schlechte Noten oder ein schlechtes Zeugnis habe ich mich stundenlang nicht nach Hause getraut aus Angst vor Vorwürfen und Schlägen. Habe ich etwas fallen lassen, ein Glas zum Beispiel, dann gabe es wieder eine ans Ohr. Ist doch eigentlich kein Wunder dass ich Angst vor Fehlern habe. Aber in den letzten Tagen habe ich ja nachgedacht und ich kann nicht andere für das verantwortlich machen was ich als Kind erleiden musste. Die KL ist nicht meine schlagende Mutter, sondern eine KL die mir helfen soll.

Du verstehst wohl, dass es nichts mit persönlichem Angriff der KL zu tun hat sondern mit der eingebrannten Angst vor Fehlern denn Fehler hatten unweigerlich Schläge zur Folge, oder es gab kein Essen oder kein Taschengeld oder ich hatte Stubenarrest. Es ist auch vorgekommen dass ich - wie im Knast - mit der Zahnbürste die Toilette schrubben musste.

Ich hoffe jetzt begehren nicht schon wieder Forenmitglieder wegen "Psychogetue" auf.

Dass ein Faden mal eine andere Richtung einschlägt finde ich doch ganz hilfreich, z.B. war es für mich auch interessant zu lesen wie wichtig langsames Spielen ist. Sehr gut gefallen hat mir was Rolf geschrieben hat über die Töne und das Ausklingen. Das sind wertvolle Tipps für mich. Und die Fäden finden ja irgendwann - wie jetzt - wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurück.

lg,
René
 
@ René

Verdammt! Das kommt mir bekannt vor. Ich bin mir nur nicht sicher was schlimmer ist: Physische Schläge oder psychische Schläge, wie bei mir (Liebesentzug). Aber ich denke wir beide haben es klicken gehört und arbeiten an unseren Unzulänglichkeiten. Ich wünsche Dir jedenfalls viel Erfolg und dass Du doch die richtige KL gefunden hast. Wenn unsere Lehrer uns piesaken dann doch nur weil sie uns weiterhelfen wollen und uns den (langen) Weg zum Ziel zeigen.
 

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