Was spielt Ihr morgens zum Aufwärmen?

@BWV999 Von Hanon hat hier keiner geschrieben, und Dir empfehle ich den Czerny-Quark op. 821. Das sind sehr dankbare Achttakter.
Ich weiß nicht, warum ich Quark spielen sollte. Verklebt das nicht die Tasten? :004: Grundsätzlich gibt es sehr schöne kleine Stücke von Czerny. Es gibt keinerlei Grund für solche Abschätzigkeit. Hanon-Übungen sind zum Teil auch besser als ihr Ruf. Wenn man nicht gleich alle spielt, sondern nur einzelne. Ich kenne eine Profi-Pianistin, die sich jeden Tag vor dem Spielen mit Hanon aufwärmt.

Ich glaube, es hat sich eingebürgert, auf solche Übungen herabzusehen, weil die Arroganz in unserer heutigen Zeit, was wir alle für "special snow flakes" sind, überhand nimmt. Oft ist das Einfachere aber das Bessere. Und manchmal noch nicht einmal so einfach, wenn man es richtig machen will.

Sobald jemand so etwas Abschätziges sagt, werde ich misstrauisch. Das hat glaube ich mehr mit dem, der es sagt, als mit der Aussage über das Gesagte zu tun.
 
Zum Anwärmen spiele ich Tonleitern, entweder die faule Variante nur acht Stück, oder die umfangreichere, 12 Stück.
Danach wäre ich schon fix und fertig. :001: Außerdem kann ich noch nicht einmal alle Tonleitern spielen, ohne darüber nachzudenken. Ich kann sie aufbauen, aber ich habe sie beileibe nicht in den Fingern. Dazu bin ich noch zu sehr Anfängerin. Ich spiele die C-Dur-Tonleiter, die chromatische Tonleiter und vielleicht G-Dur und D-Dur, a-moll in allen drei Variationen und e-moll in allen drei Variationen. Danach müsste ich anfangen zu überlegen.
 
Hanon-Übungen sind zum Teil auch besser als ihr Ruf.
Nein, sind sie nicht... bitte nicht für Hobbyspieler* empfehlen. Aber darüber haben wir hier schon intensiv diskutiert.

"Aufwärmen" früh am Tag könnte beinhalten, dass man sich erstmal reckt und streckt und Füße/Beine und Hände/Arme ausschüttelt und sich dann ans Instrument setzt und mit einem Stück, das eher im unteren Bereich des eigenen Könnens liegt und das man wirklich spielen kann und auch mag, beginnt.
Wenn der Raum, in dem man spielt angenehm temperiert ist und die Hände nicht zu kalt sind, braucht man meiner Meinung nach gar nicht so viel mehr. Üblicherweise hat man ja im Rahmen des Aufstehens, Waschens, Anziehens und Frühstückens bereits Hände und Finger bewegt. ;-)
 
@Annaklena, Du schreibst viel und hast aber definitiv nicht durchgängig recht.
Es wäre gut, läsest Du Dir die anderen Beiträge mit philologischer Akribie durch.

Zum eigentlichen Thema: Fingermuskeln "wärmt" man nicht so "auf" wie Arm- oder Beinmuskeln. Das sind verschiedene Muskeltypen. Schonmal Muskelkater in den Fingern gehabt?

Athletische (also physiotherapeutische) Fingerübungen bräuchte man erst, wenn die Finger tagelang eingegipst oder sonstwie fixiert wurden.

Diese Vorstellung, man brauche zum Klavierspielen "Kraft" in den Fingern, ist abwegig und hier im Forum erschöpfend diskutiert worden.

Ein "Aufwärmen" ist eher ein geistiges Beginnen, um in einen gewissen Flow zu kommen. Man braucht aber keine großartigen physiologischen Prozesse zu starten, um die Finger hochzufahren. Auch das ist oft erörtert worden.

Wenn man schon "Fingersport" denken möchte, dann ginge es bei den Fingern um Schnelligkeit und Koordination, nicht um Kraftausübung. 100-m-Sprinter trainieren ganz anders, und Gewichtheben ist da nicht groß dabei.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dass Hanon immer so kategorisch verteufelt wird, verstehe ich nicht. Ist halt unmusikalisch, aber zum Aufwaermen ist doch egal, was man spielt, Hauptsache die Finger bewegen sich.

@Annaklena
Letzten Winter hatte ich mir Handschuhe mit elektrischer Waermfunktion gekauft, weil ich mit dem E-Bike zum Klavierunterricht fahre. Mit normalen Handschuhen sind die Haende sehr kalt, wenn ich beim KL ankomme, da kann ich kein Stueck vortragen.
 
Dass Hanon immer so kategorisch verteufelt wird, verstehe ich nicht. Ist halt unmusikalisch
... und das ist einer der Gründe, warum diese "Übungen" unnütz sind. Wenn man einfach nur die Finger bewegen will, kann man auch auf die Tischplatte trommeln oder Forenbeiträge tippen.
Es gibt sooo viele musikalisch interessante Übungsstücke, da muss man sich nicht ausgerechnet die aussuchen, die zum einen langweilig sind und zum anderen auch zu kaum etwas nütze.

Zumal an anderer Stelle (hier bei Clavio und vermutlich auch anderswo) regelmäßig darüber geklagt wird, dass man gar nicht so viel Zeit zum Üben hat vor lauter anderen Themen und Aufgaben im Erwachsenenleben.
 
Klavier spielen? Morgens? Eure Zeit möchte ich haben. :-D
 
Ein wirklich wunderbares Stück zum Warmwerden, zum Lockerwerden und zum Genießen ist die Klavierbegleitung zu „Gretchen am Spinnrade“ von Schubert. Dort bewegt man sich (ab einem gewissen Spielniveau) automatisch anstrengungslos und organisch.
 

Ich habe mich wie @Alter Tastendrücker noch nie aufgewärmt. Ich fange aber auch nicht sofort mit op. 10 oder Mazeppa an. :D

Weil ich nur privat Gewichte stemme oder jogge und nicht als Leistungssport, muss ich mich davor nicht aufwärmen, sollte nicht dehnen und mich auf den Sport vorbereiten? Auch nach dem Klavierspielen mache ich Übungen an der Wand, um meinen Rücken wieder gerade zu kriegen.

Das hängt zwar auch vom Gesundheitszustand ab und vom Alter, aber ich glaube, wenn man meint, ein Hobby ist weniger anstrengend, nur weil es ein Hobby ist, scheint mir das der falsche Weg zu sein. Für einen Anfänger ist eine Tonleiter so anstrengend wie für einen Profi Rach 3. Und dem sollte man Rechnung tragen. Oder man ist schnell verletzt.

Klavierspielen ist nicht zu vergleichen mit dem Stemmen von Gewichten, mit Kraftsport. Es ist eine anstrengungslose Tätigkeit, die vorrangig von Leichtigkeit geprägt ist, nicht von Kraft! Beim Joggen wirkt das ganze Körpergewicht auf die Muskeln, Sehnen, Gelenke - es ist sehr sinnvoll, sich da aufzuwärmen. Beim Klavierspielen sind es bei einer Taste etwa 50g.

Auch wirklich schwere Stellen, bei denen viele Töne schnell und laut klingen sollen, bei denen auch die Ausdauer geübt werden muss (Suggestion von Prokofieff, Toccata Schumann ...,) erfordern Leichtigkeit und die Nutzung von Schwüngen. Eine Tonleiter zu spielen sollte niemals körperlich anstrengend sein, sonst stimmt die Technik nicht! Was du schreibst, liebe Annaklena, stimmt mich bedenklich. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Klavierspieler, die so vom Klavierspiel schreiben, auch so spielen. Wenn man mit Leichtigkeit spielt und nicht gleich mit den schwersten Stellen anfängt, was aber je nachdem auch sinnvoll sein kann, kann man sich nicht verletzen.

Du hast aber auch geschrieben, dass du gesundheitliche Probleme hast. Da du offensichtlich das Bedürfnis hast, dich aufzuwärmen, kannst du das tun, aber auf andere Weise.

1. Versuche, mit dem Aufwärmen deine Körperwahrnehmung zu stärken. Zunächst nicht am Klavier, sondern mit Körper- und Atemübungen wie Feldenkrais, Alexandertechnik, Yoga (z.B. Sonnengruß, wenn das geht). Bringe deine Atmung, deinen Körper, die Verhältnisse von Spannung und Entspannung in ein Gleichgewicht, in eine Balance. So dass du dich gewärmt, gelöst und wach dann ans Klavier setzt.

2. Wenn du dann willst, könntest du einige wenige Übungen machen. Und zwar zum Einsatz des Arms! Diese Übungen würden dir Impulse für eine sinnvolle und zweckmäßige Klaviertechnik geben. Keinesfalls Hanon und Co, denn die verstärken nur die Dinge, die dir das Klavierspielen im wahrsten Sinne des Wortes schwer und anstrengend machen.

3. Sehr sinnvoll ist auch ein Aufwärmen der Ohren! Du könntest mit Improvisieren anfangen. Einfach ein paar Zufallsklänge spielen mit Pedal, sie auf dich wirken lassen. Mal diese Töne, mal jene, lauschen, fühlen, atmen, entspannen. Wo hörst du Dissonanzen, wo Konsonanzen? Dann mal ein paar Intervalle hören und spielen. .........

Dann bist du gut vorbereitet, daran zu arbeiten, woran du arbeiten möchtest.

Eine leider sehr verbreitete Haltung beim Üben ist die, das, womit man Probleme hat, immer und immer wieder in gleicher Weise zu wiederholen. Wenn man z.B. Schwierigkeiten bei Läufen oder Tonleitern hat, denkt man, man müsse einfach mehr Läufe und Tonleitern üben. Wenn man dabei aber nicht herausfindet oder ändert, WARUM man diese Schwierigkeiten hat, werden sie sich leider nie ändern. Etwas Falsches verbessert sich nicht mit mehr Falschem.

Sehr oft liegen diese Schwierigkeiten an einer fingerzentrierten Auffassung, bei der man den Arm wenig bis gar nicht nutzt. Man neigt dazu, viel zu viel Gewicht zu nutzen, viel zu viel Kraft aufzuwenden und die sehr sensible und sehr notwendige Balance von Spannung und blitzschneller Entspannung nicht umzusetzen. Man drückt.

Beim Klavierspielen geht es um Koordination! Wenn man Läufe und Tonleitern richtig spielt, ist es durchaus sinnvoll, daran weiter zu arbeiten. Zum Beispiel über Passagen bei Mozart, Scarlatti, Bach .... . Eigene Übungen zu kreieren (Sätzchenspiel) ist auch sehr sinnvoll, weil das Ohr immer dabei ist.

Was nun für dich genau passt und sinnvoll ist, ist in einem guten Klavierunterricht zu klären.

Liebe Grüße

chiarina
 
Ich habe mich wie @Alter Tastendrücker noch nie aufgewärmt. Ich fange aber auch nicht sofort mit op. 10 oder Mazeppa an. :D
Aufwärmen habe ich mir vor langer Zeit abgewöhnt. Es ist prinzipiell nicht nötig und wo immer man vorspielt oder auftritt, eine Einspielmöglichkeit ist fast nie gegeben, ist also nicht Standard. Ich empfinde das mittlerweile als Zeitverschwendung und gehe immer gleich in medias res.
Sind die Finger durch Kälteeinwirkung oder anhaltende pianistische Abstinenz etwas steif geworden, helfen bestimmte Bewegungen der Finger, die mir mein Klavierlehrer einmal vor langer Zeit verraten hat.
Ein Problem der Beweglichkeit habe ich nur nach sportlicher Betätigung wie Rudern oder Tennis. Das ist aber nach etwa zwei Stunden vorbei.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe mich wie @Alter Tastendrücker noch nie aufgewärmt. Ich fange aber auch nicht sofort mit op. 10 oder Mazeppa an. :D
Dann könnte man aber das, was du vor op. 10 oder Mazeppa spielst, als "aufwärmen" im weitesten Sinn bezeichnen. Ganz allgemein: Vor der tatsächlichen Aktion eine weniger extreme ausführen.

"Ich wärme auf" muss ja nicht heißen, dass man 30 Minuten Tonleitern und Arpeggios spielt. Es kann auch einmal Arme strecken und 2 Akkorde anschlagen sein.
 
Dann könnte man aber das, was du vor op. 10 oder Mazeppa spielst, als "aufwärmen" im weitesten Sinn bezeichnen. Ganz allgemein: Vor der tatsächlichen Aktion eine weniger extreme ausführen.

"Ich wärme auf" muss ja nicht heißen, dass man 30 Minuten Tonleitern und Arpeggios spielt. Es kann auch einmal Arme strecken und 2 Akkorde anschlagen sein.
Lieber Flieger,

Das kann man so nicht sagen. Meine Aussage im letzten Beitrag war stark verkürzt und eher scherzhaft gemeint.

Wenn ich Stücke wie Mazeppa oder die Toccata von Schumann für ein Konzert üben würde, (was ich nicht tue, da mir Mazeppa zu schwer ist) und ich könnte mittlerweile die Stücke durchspielen, würde ich mein Üben genau damit als Kaltstart beginnen. Das übt Situationen wie im Konzert, wo man sich 45 Minuten vor dem Konzert nicht mehr einspielen kann und dann meistens auch noch kalte Hände hat.

Ich kann jedenfalls ohne Probleme mein Üben mit allen Stücken beginnen, die ich beherrsche. Dazu brauche ich mich nicht aufzuwärmen.

Verletzungsgefahr besteht immer dann, wenn etwas falsch ausgeführt wird oder wenn etwas zu lange ohne Pausen ausgeführt wird. Sehnenscheidentzündungen u.ä. passieren dann, wenn man die Sehnen etc. überlastet. Wenn man also wie gesagt zu viel Druck und Kraft beim Klavierspielen aufwenden und das dann auch noch lange macht. Oder wenn man drei Stunden hintereinander Oktaven übt. Das passiert aber WÄHREND des Übens und da hilft dann leider auch Aufwärmen nicht.

Liebe Grüße

chiarina
 
würde ich mein Üben genau damit als Kaltstart beginnen.
Ok, dann habe ich dich falsch verstanden und dann gibt es wirklich gar kein Aufwärmen.

Ich mache gerne am Anfang etwas Leichtes, aber es kann durchaus sein, dass das vor allem ein "Aufwärmen im Hirn" ist. Ein geistiges Aufwachen. Das könnte man wohl auch erledigen, bevor man sich ans Instrument setzt.
 
Beim Beginn des Übens ist der Kopf frisch und neugierig, da kann mann die besten Fortschritte erzielen, also keine Fingerübungen, sondern das Schwierigste und/oder Interessanteste zuerst!
 
Womit ich beim Üben beginne, ist unterschiedlich. Hier ein paar Beispiele:

- Ich spiele ein frisch fertiges Stück kalt komplett durch. Wenn das klappt, kann ich es, wenn nicht, weiß ich, welche Stellen noch unsicher sind.
- Ich spiele irgendwas hübsches vom Blatt (oft Mozartsonaten)
- Ich improvisiere
- Ich fange direkt da mit dem Üben an, wo ich beim letzten Mal aufgehört hatte
- Ich spiele das Stück grob durch, mit Noten, auf dem Spielstand, auf dem es eben gerade ist

Der Sinn von Aufwärmübungen hat sich mir nie erschlossen. Aber ich habe auch kein Problem mit kalten Händen. Sollten die Hände tatsächlich mal kalt sein (z.B. im Winter), würde ich langsames, vorsichtiges, behutsames Spielen vorschlagen. Stücke, bzw. Stellen daraus, langsam (und dabei aufmerksam!!!) zu spielen, ist sowieso eine äußerst hilfreiche Übemethode.
 
Das meiste, was hier angesammelt wurde, trifft bei mir leider nicht zu.

Von 0 auf 100, ad hoc gleich im Tempo mit dem erforderlichen großen Klang (wenn sowas ansteht, Polonaise As, Tannhäuser, sonstige am frühen Morgen lästig lärmige Sachen) geht bei mir gar nichts. Ich muss erst mal wach sein, ebenso Arme/Hände/Finger - und das dauert nach dem aufstehen mindestens zwei Stunden. Und dann, wenn es denn sein muss (weitaus lieber sind mir Tage ohne Klavier!), benötige ich - um quasi auf Betriebstemperatur zu kommen - ca 30-45min unengagierte, leise, absolut anstrengungsfreie "Klimperei": da eignet sich am besten das, was seit langem 100% abgespeichert ist, und das gelangweilt in reduziertem Tempo und maximal mf (allerlei Etüden, Chopin, Liszt, Skrjabin mit ihren Bewegungsmustern) Ist das absolviert, kanns dann losgehen.

Als Morgenmuffel, Nachteule ist das halt so, hat Vor- und Nachteile... vor 10 oder eher 11 geht "richtig" kaum was, dafür kanns abends gerne bis weit nach Mitternacht gehen.

Für mich kann ich sagen: Ich bin auf warmspielen angewiesen! Und hab da so meine Strategien/Vorlieben.

Die Erfahrung, vor Auftritten keine Möglichkeit zum ausgiebigen (!) warm- oder einspielen zu haben, kenne ich nicht - ganz im Gegenteil.

Zur Chimäre "Mühelosigkeit": es ist immer wieder verdammt mühsam, diese für die 2 Stündlein, in denen sie zuverlässig da sein muss, zu erarbeiten...
 
Die Erfahrung, vor Auftritten keine Möglichkeit zum ausgiebigen (!) warm- oder einspielen zu haben, kenne ich nicht - ganz im Gegenteil.
Es ist wirklich interessant. Von anderer Stelle hab ich schon gehört, dass manche Pianisten am Tag des Konzerts gar nicht (!) spielen. Es gibt also, wie auch sonst im Leben, alle möglichen Individualitäten, weil jeder Mensch anders ist. Warum auch nicht!
Das bedeutet, dass jeder selbst herausfinden kann und wird, was einem guttut. Dafür kann man erst einmal was von anderen nachmachen, und sich dann die eigene Praxis zusammenbasteln.
 

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