Was ist Musik?

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David_Turman

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Hallo!

Ich habe mich gerade gefragt, was eigentlich Musik ist? Laut der allwissenden Müllhalde "Wikipedia" ist Musik eine "Kunstgattung, deren Werke aus organisierten Schallereignissen bestehen. Zu ihrer Erzeugung wird akustisches Material, wie Töne, Klänge und Geräusche, innerhalb des für Menschen hörbaren Bereichs geordnet."

Aber wo beginnt und wo endet es? Was ist denn Musik, wenn man es bis auf das kleinste herunterbricht?

Wenn ich in einem bestimmten Rhythmus an eine Tür klopfe, ist das schon Musik? Und wenn ich einmal eine Triangel anschlage, würdet ihr das als Musik bezeichnen?
Müssen mindestens zwei Töne erzeugt werden, damit etwas erst als Musik gilt?
Wenn ich mit meiner Tastatur einen Text in Word schreibe, ist das dann Musik?

Lasst uns über den Begriff "Musik" sprechen, denn da gibt es sicher interessante Meinungen zu.
 
Musik braucht, damit aus Klang Musik wird, wie jede Kunst, eine künstlerische Intention. Schon ein einziges Klangereignis kann dabei Musik sein, wie z.B. La Monte Youngs „Composition 1960 No 7“: Eine Quinte mit der Musizieranweisung „to be held for a long time.“ Noch extremer ist John Cages „4‘33“, bei dem die Aufmerksamkeit der Zuhörer auf die zufällig entstehenden Klangereignisse im Umfeld der jeweiligen Aufführung gelenkt werden soll. Damit wurde der Musikbegreiff natürlich, wie auch etwas später während der Fluxus-Bewegung, ad absurdum geführt.
 
Was ist Kunst? Kunst ist das, was man dafür hält. Musik ist auch das, was man dafür hält.

Für mich kann Musik folgende Komponenten enthalten (sicher keine vollständige Liste) - nicht immer alle, aber mindestens mehrere:
  • Zeitliche Organisation: z.B. erkennbarer Rhythmus (oft auch Metrum / Puls, Tempo und Takt)
  • Veränderung der Tonhöhe (oft in Form einer Melodie)
  • Zusammenklang mehrerer Klangereignisse (meistens ergeben sich Harmonien oder Mehrklänge, Polyphonien etc.)
  • Die Klangereignisse stehen in irgendeiner Weise zueinander in Bezug (sowohl vertikal als auch horizontal)
  • Die Idee oder Konzeption der Musik verfolgt eine wie auch immer geartete Absicht (z.B. eine angestrebte Form, Atmosphäre, Zufallsberechnung, Improvisation etc. Selbst zufällig erzeugte Klänge der Neuen Musik haben die Absicht, diese Zufälligkeit eben hörbar zu machen. Und sobald ich ein Geräusch höre, das für mich einen Klangsinn erhält, ordne ich es in Retrospektive musikalisch ein)
  • Die Musik möchte etwas Ausdrücken - das heißt, dass jemand sie geschaffen oder von Geräuschen bewusst unterschieden hat, zumeist ein Mensch. Selbst wenn ein Computer die Musik generiert, muss erst ein Mensch sie hören und als Musik anerkennen, damit sie zu einer solchen Wird. Wenn die Musik zufällig, absichtslos und "sinn-los" ist, kann ich keinen Unterschied zu einem Geräusch erkennen. Musik spricht auch immer die Gefühlswelt des Rezipienten an. Allerdings tut das auch der nervige Laubbläser des Nachbarn... :005:
 
Ich fuege eine weitere Frage hinzu, die mich schon laengere Zeit beschaeftigt: Wann hoert Musik auf?
 
Was ist Kunst? Kunst ist das, was man dafür hält. Musik ist auch das, was man dafür hält.

Für mich kann Musik folgende Komponenten enthalten (sicher keine vollständige Liste) - nicht immer alle, aber mindestens mehrere:
  • Zeitliche Organisation: z.B. erkennbarer Rhythmus (oft auch Metrum / Puls, Tempo und Takt)
  • Veränderung der Tonhöhe (oft in Form einer Melodie)
  • Zusammenklang mehrerer Klangereignisse (meistens ergeben sich Harmonien oder Mehrklänge, Polyphonien etc.)
  • Die Klangereignisse stehen in irgendeiner Weise zueinander in Bezug (sowohl vertikal als auch horizontal)
  • Die Idee oder Konzeption der Musik verfolgt eine wie auch immer geartete Absicht (z.B. eine angestrebte Form, Atmosphäre, Zufallsberechnung, Improvisation etc. Selbst zufällig erzeugte Klänge der Neuen Musik haben die Absicht, diese Zufälligkeit eben hörbar zu machen. Und sobald ich ein Geräusch höre, das für mich einen Klangsinn erhält, ordne ich es in Retrospektive musikalisch ein)
  • Die Musik möchte etwas Ausdrücken - das heißt, dass jemand sie geschaffen oder von Geräuschen bewusst unterschieden hat, zumeist ein Mensch. Selbst wenn ein Computer die Musik generiert, muss erst ein Mensch sie hören und als Musik anerkennen, damit sie zu einer solchen Wird. Wenn die Musik zufällig, absichtslos und "sinn-los" ist, kann ich keinen Unterschied zu einem Geräusch erkennen. Musik spricht auch immer die Gefühlswelt des Rezipienten an. Allerdings tut das auch der nervige Laubbläser des Nachbarn... :005:



Ein ungeheuer weites Feld. Ich glaube nicht dass sich sämtliche Musiker und Hörer auf eine einheitliche Definition einigen können.
Es kommt u.a. auf den soziokulturellen Hintergrund an.

Die afrikanischen Pygmäen verfügen über eine ziemlich ausgefuchste Polyphonie. Bei ihnen käme niemand auf die Idee daraus einen Kunstanspruch abzuleiten. Ihre Musik ist Bestandteil der sie umgebenden Natur und ihrer Mythen. "Ausdrücken" als musiziernde Individuen wollen sie mit Sicherheit nichts.

Die indische Kunstmusik verfügt nicht über Harmonien im europäischen Sinne. Die sich ergebenden Zusammenklänge haben kaum strukturelles Potenzial. Trotzdem haben die Stücke eine Entwicklung.



Und warum sollte eine unbegleitete Einstimmigkeit nicht Kunst sein?

Ein Trommelstück ohne Veränderung der Tonhöhe kann Musik sein.
 
Lasst uns über den Begriff "Musik" sprechen, denn da gibt es sicher interessante Meinungen zu.
Meine Meinung ist uninteressant. Sie deckt sich mit dem Eintrag von Wiki und ist mit "organisiertem Schallereignis" klar und einfach definiert.
Wenn der Zufall beginnt.

Allerdings finde ich die Grenzen zur Musik fließend z.B. bei Sprache oder anderen organisierten Schallereignissen, die in bestimmtem Kontext stehen (muss gerade an @Stilblüte ´s quietschenden Pfannekuchen denken).
 
Zuletzt bearbeitet:
Doch! Aleatorik ist weitestgehend organisiert. Nur sehr wenige Faktoren werden dabei dem Zufall (oder besser: Dem Würfel) überlassen.
 
Für mich ist überall Musik: Das Vogelzwitschern, das Brummen des Mixers, das Summen der Bienen, die menschliche Stimme, der Hahn in der Nachbarschaft...

Auch die Planeten "musizieren":



(Man hört hier den "Klang" von Radiowellen, Plasmawellen, Magnetfeldern. Saturn bietet den Soundtrack zu einem Horrorfilm...)
 
Zur Aleatorik: Worin besteht der Unterschied zwischen einer durch den Komponisten erwürfelten Komposition und einem durch den Spieler erwürfelten Ablauf einer Komposition? Im Klangergebnis besteht da pauschal gesagt kein großer Unterschied. Beides erhält eine wie auch immer geartete, motivierte und intendierte Organisationsstruktur.
 

Viel interessanter finde ich die Frage nach dem Würfel. Der wird doch meines Wissens vom Komponisten kreiert bzw. vorgegeben?
 
Zur Aleatorik: Worin besteht der Unterschied zwischen einer durch den Komponisten erwürfelten Komposition und einem durch den Spieler erwürfelten Ablauf einer Komposition? Im Klangergebnis besteht da pauschal gesagt kein großer Unterschied. Beides erhält eine wie auch immer geartete, motivierte und intendierte Organisationsstruktur.
Das erinnert mich an ein Zitat des Organisten Peter Planyavsky:
"Es gibt keine Musik ohne Form, und sollte sie doch einmal keine haben, dann ist das eben die Form."

Weiters:
"Improvisation ist ein Produkt, das von 70 zu 30, oder 90 zu 10 von Zufall und Geplantem besteht, sich aber so anhört, als sei es zu 99 % geplant."
 
Meine Frage war eigentlich ganz anders gemeint, aber trotzdem sehr interessant, was da alles rauskommt
 
Huch, versehentlich abgeschickt, so geht's weiter:
"Wann hoert Musik auf?" in dem Sinne: Hoert sie auf, wenn ich nichts mehr von ihr hoere, d.h. wenn alle Instrumente erstummt sind? Oder erst dann, wenn der Dirigent seinen Taktstock senkt und sich entspannt? Aber die Musik kann auch in meinem Kopf weitergehen, also hoert sie doch nicht auf ...
 
@Cecilie
Deine Frage klingt so wie diese: Ist das Leben eines Menschen vorbei, wenn er physisch tot ist, oder lebt er in den Gedanken und Erinnerungen der Mitmenschen weiter? Die Antworten auf beide Fragen dürften sich entsprechen.
 
Jaaaaa, nee, doch eher neiiiin ... ich dachte jetzt nur mal an mich und ich bin noch nicht tot ... aber, oh Gott, wo komme ich jetzt hin ... die Musik Beethovens hat nie aufgehoert, weil sie in mir und anderen weiterlebt ...
 
Fun-fact:
Ich habe mich monate- oder sogar jahrelang gefragt, was da für einen "Akkord" regelmäßig vor meinem Haus vorbei fährt. Anfangs dachte ich sogar, ich hätte mir diesen Klang nur eingebildet. Bis ich irgendwann auf der Straße zufällig einen Renault Zoe Elektroauto begegnet bin...
 
Die Musik hört auf, wenn es niemanden mehr gibt, der sich ihrer erinnert und sie zu Gehör bringt.

Musik ist leider nicht zu verwechseln mit Nachdenken über Musik. Wollte ich gestern schon irgendwie geschickt mit einem neuen Thema verbinden, so dass es Likes hagele darüber, dass ich das wahre Wesen des A7b5 erkannt habe: die zweite Umkehrung der Subdominante von B-Moll-Harmonisch. Man darf mir trotzdem applaudieren.
 
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