Was hilft gegen das Vergessen (von Stücken)?

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tasterich

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7. Feb. 2018
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Hallo zusammen,

mir geht es so, das ich das ich, auch nach meinen jetzt ca. 5 Jahren Klavierunterricht, eigentlich immer nur die aktuellen Stücke ganz gut spielen kann - also die, die ich vor kurzem im Klavierunterricht eingeübt habe. Die älteren Stücke "vergessen" meine Finger dann leider recht schnell wieder :-( .
Wenn ich dann nach einigen Monaten mal wieder zu einem der früher eingeübten Stücke greife und es spielen möchte...........dann kriege ich höchstens eine Menge Knoten auf den Fingern. Das natürlich schade, denn eigentlich würde ich gerne meine Repertoire auch mengenmäßig etwas anwachsen lassen und nicht immer nur 2 - 3 Stücke spielen können.
Kennt ihr das Phänomen auch? Mich würde interessieren, welche Strategien habt ihr gegen dieses "Vergessen" entwickelt? Die Ideallösung wäre sicherlich immer alle Stücke, die man mal durchgearbeitet, hat sehr regelmäßig zu üben - aber das scheitert, zumindest bei mir, am Faktor Zeit.

Viele Grüße
Tasterich
 
Nicht meine Idee und ich praktiziere das auch nicht, aber eine sehr einfache Lösung:

Spiele das fertige Stück an Tag 1. Wiederhole es an Tag 2. Wiederhole es an Tag 4. Wiederhole es an Tag 8. Wiederhole es an Tag 16. ...
Es wird sich zwar evtl. etwas "abnutzen", aber vermutlich einigermaßen durchspielbar bleiben.
 
Keine :lol:... *duck und weg*

Ich bin tatsächlich meistens dafür, die Stücke nach dem "ersten" Können wieder ein bisschen zu vergessen, damit ich sie beim "zweiten" Üben wieder zu einem kleinen Prozentsatz neu betrachten und üben kann. Wenn ich ein Stück lang genug nicht gespielt habe, muss ich meistens ein bisschen Übezeit investieren, um es wieder präsent zu haben. Je öfter ich es aber liegengelassen und wieder neu geübt habe, desto schneller habe ich es auch wieder in den Fingern und im Kopf. ((Das ist beinahe lustig und man könnte damit Ahnungslose ganz schön veräppeln: Schwerste Werke mehr schlecht als recht durchfummeln... und nach wenigen Minuten, Stunden oder höchstens Tagen schon geübt haben! :005::027: ))
 
Wie viele Stücke sollte man denn als Klavierschüler so präsent haben?
Meine derzeit einzigen vorspielbaren "Stücke", sind die 5 Schlaflieder von den Kindern und das liegt an konsequenter allabendlicher Wiederholung in der selben Reihenfolge, Dynamik und Phrasierung- alles andere schadet dem Einschlafprozess.
Die Stücke aus dem Unterricht haben auch die Tendenz im Nirvana zu entschwinden.
Mein KL behauptet, theoretisches Analysieren des Aufbaus hilft dagegen.
Mache ich auch. Hilft mir aber nicht. (Beim Spielen schon ein bißchen, aber ich vergesse den Aufbau genauso gründlich wie den Rest)
LG,
Hekse
 
Vergessen tut man alles irgendwie was man nicht praktiziert.

Das ist nicht schlimm und völlig natürlich.

Als 18 Jähriger hab ich mal die "Wut über den verlorenen Groschen" gespielt - dann nie wieder.

Krieg ich heut nimmer hin und müßt mir des Stück wieder einüben, was sicherlich leichter ginge als damals, da ja Rudimente im Langzeitgedächtnis vorhanden sind.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da gibt es keine "Strategie" und es gibt nichts zu "entwickeln".

Da gibt es nur ein ganz einfaches Mittel, was jeder kennt und Du kennst es totsicher auch: man hält das Stück - die Stücke - durch regelmäßiges Spielen im Gedächtnis.

CW

Ja, da fällt mir gerade eine "lustige Begebenheit "ein. Es war im Jahre 2003 und ich wollte im Pianistenclub auch mal in der Kaulbachvilla spielen - da war natürlich nur Klassik angesagt.

Da denk ich so in meinem jugendlichem Leichtsinn - ach die Chopin A Dur Polonaise und des Regentropfenprelude hab ich ja mal bei der Prüfung gespielt und es kam ganz gut an.

Also ließ ich mich für diese beiden Stücke eintragen.

Kurz darauf denke ich so bei mir "ja, schau mer mal, was wir noch an der Interpretation machen"......ja mei, ich hab die Stücke überhaupt nicht mehr gekonnt.

Ich habe mich jeden Tag ans Klavier setzen müssen um die Stücke wieder reinzukriegen.
 
Wie viele Stücke sollte man denn als Klavierschüler so präsent haben?
Meine derzeit einzigen vorspielbaren "Stücke", sind die 5 Schlaflieder von den Kindern und das liegt an konsequenter allabendlicher Wiederholung in der selben Reihenfolge, Dynamik und Phrasierung- alles andere schadet dem Einschlafprozess.
Die Stücke aus dem Unterricht haben auch die Tendenz im Nirvana zu entschwinden.
Mein KL behauptet, theoretisches Analysieren des Aufbaus hilft dagegen.
Mache ich auch. Hilft mir aber nicht. (Beim Spielen schon ein bißchen, aber ich vergesse den Aufbau genauso gründlich wie den Rest)
LG,
Hekse

Wenn es mehr als zwei sind, ist das schon prima! Normalerweise ist zu empfehlen, nicht nur an einem einzigen Stück zu üben, sondern mindestens zwei parallel zu bearbeiten. Das kann auch eine 80-20-Prozentzahl sein. Den Effekt, dass das Hirn auch "im Schlaf" weiterübt, sollte man sich zu Nutze machen, das ist bei dir also schon ganz überdurchschnittlich! :-)

Vielleicht ist dein theoretisches Analysieren ein bisschen zu theoretisch, vielleicht auch zu detailreich. Oder du bist einfach nicht der Typ dafür. Wie merkst du dir Stücke denn überhaupt, kannst du das beschreiben?
 
Den Effekt, dass das Hirn auch "im Schlaf" weiterübt, sollte man sich zu Nutze machen, das ist bei dir also schon ganz überdurchschnittlich! :-)
Was im Schlafe mitunter wahrgenommen wird, kann fast überhaupt nicht mehr in die Realität umgesetztet werden.

So ward es mir ergangen, als ich 2012 unter starken Betäubungsmitteln (Morphium etc.) einen wahnsinns Traum hatte mit entsprechender Musik - die Instrumente scheint es weltlich nicht zu geben.

Ich habe es versucht auf meinem Digi irgendwie zu rekonstruieren - es war vielleicht von der Melodie teils her möglich, nicht aber von diesem außerweltlichem Sound...es ist mir also gründlich mißglückt dies im realen Leben wiederzugeben:

keyboardschule-muenchen.de/Walhall.mp3 (keyboardschule-muenchen.de)
 

Das gleiche Problem habe ich auch, ich muss meine alten Stücke manchmal wieder einspielen, wenn ich sie lange nicht gespielt habe. Ich versuche dem entgegenzuwirken, indem ich mein Blattspiel zu verbessern versuche. Vielleicht kann ich mal die Stücke nur hervorkramen und gleich losspielen.:schlafen:Dream
 
Hallo!
Ein (frisch) gelerntes Stück wegzulegen, und nach Monaten auszugraben ist nicht gut. Regelmäßig spielen, mit unterschiedlich große Abständen, ist besser.
Kannst du die Klavierstücke "nachvollziehen", oder spielst du sie eher ab? Es ist wichtig, die Struktur von einem Stück zu erkennen, den "Ablauf", und/oder sich beim Spielen ein Fantasiebild zu schaffen.
Beim Üben ist es hilfreich, nicht immer nur von Anfang bis Ende zu spielen. Fange mitten im Stück an zu spielen, wähle unterschiedliche Takte zum Beginnen. Oder spiele mal vor dem Durchspielen mehrfach nur eine Seite, oder die letzte Seite, oder die letzten zwei Seiten, je nach Länge des Stücks. Das ist auch gut für die Denk-Flexibilität, sozusagen!

Hilfreich kann auch sein:
Spiele das Stück in Gedanken durch, als "Trockenübung", und das möglichst auswendig.
Nutze dabei den Tisch für die Finger. Das sollte man am besten ohne Publikum machen, die halten einen sonst möglicherweise für nicht mehr ganz dicht.
;-)

LG Antje
 
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Da gibt es keine "Strategie" und es gibt nichts zu "entwickeln".

Da gibt es nur ein ganz einfaches Mittel, was jeder kennt und Du kennst es totsicher auch: man hält das Stück - die Stücke - durch regelmäßiges Spielen im Gedächtnis.

CW

Generell stimmt das.

Allerdings braucht man natürlich gewisse Strategien, um dieses "regelmäßige" Spielen zu systematisieren. Da man im Lauf der Zeit (normalerweise) immer mehr Stücke ansammelt, kommt man mit undurchdachtem Wiederholen schon aus Zeitgründen nicht weiter, sonst würde man logischerweise irgendwann nie etwas Neues spielen können. Man braucht eine Strategie.

Deshalb ist der Tipp von Stilblüte ein guter Ansatz, allerdings funktioniert das menschliche Gedächtnis nicht so ganz rein mathematisch.

Leider muss der Mensch Dinge vergessen, obwohl das Gehirn technisch wohl alles jemals Erlebte und Erlernte sicher speichern könnte (und eventuell auch tut - das Problem ist dann das Abrufen). ;)

Ich habe das eine Zeitlang mit Karteikarten analog zum Vokabellernen gemacht, Stickwort "Lernkartei". Also eine kontrollierte Wiederholung in sich verlängernden Lernintervallen.

Übrigens festigt es das Gelernte, wenn man es zunächst bewusst vergisst und dann 'neu' lernt.

Ist alles gut erforscht und praktikabel, siehe Mnemotechnik.
 
...Mesdames, Messieurs - das Vergessen ist doch ein Segen!

Zahllose höhere Töchter sowie die sensibleren (also nicht mofafahrenden, an Bushalten mit Bierdosen lungernden) Buben aus gutem Hause haben in vorsichtiger Auflehnung wider die Elterngeneration bei zarter Gefühlsaufwallung am Pianoforte Comptine und una mattina sowie river flows in you akribisch eingeübt (und dabei manche pubertierende Zähre vergossen) - sodann etwas reifer geworden, dem Ernst des Lebens näher gekommen (buhu, ich sollte mein Abi lieber nicht verkacken), wurden am Pianoforte strenge dreistimmige Inventionen einstudiert und Wohl und Wehe der historisch informierten Aufführungspraxis in Foren kundig wortreich diskutiert - - - und ein paar Jahre später, erfolgreich in Beruf und Nachwuchsaufzucht, hat der/die/das kultivierte bürgerliche Klavierenthusiast/in/* sich längst über Methoden, Kackklavierlehrer, Konzertflügel (bäh-böse-Steinway-buhu-die-Klangvielfalt-ist-dahin-hach-was-bin-ich-gebildet) informiert, nimmt wiedereinsteigend Unterricht - HEUREKA - da ist es ein Segen, wenn der/die/das gebildete Klavierenthusiast/in/* sich eben nicht mehr an die peinlichen Sünden der Jugendtage erinnert! :-D :012: :drink:

Also lautet mein Plädoyer: segensreich ist das Vergessen!
 
Es gibt immer einzelne, technisch schwierige Passagen, die man zumindest vor Aufführungen nochmals sorgfältig am Instrument durchgehen sollte. Den weit überwiegenden Teil des Repertoires kann man auch pflegen, indem man ihn regelmäßig rein mental "spielt" und nur im Zweifelsfall mal kurz in die Noten schaut. Das ist zum einen viel bequemer, weil man es lümmelnd auf dem Sofa tun kann (oder auch bei Langeweile im Auto, in der U-Bahn, im Flugzeug, auf dem Häusl etc.) und zum anderen ist es eine Wohltat für die Ohren, weil es schlichtweg keinen Krach macht.
 
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Wie merkst du dir Stücke denn überhaupt, kannst du das beschreiben?
Dafür musste ich jetzt tatsächlich ans Klavier gehen.
Ich führe eine Art Selbstgespräch, das aus einer wilden Kombination von Funktionen, Intervallen, Tasten, Fingern usw. besteht.
In etwa so: Tonika, bleibt zu Haus, Okta- ve 321, Quin- te Fis, Quin- te Gis, 4 3 2, Jetzt da- heim.
Mit meiner achso tollen Analyse, dass es sich um ein Subdominantakkord mit ajoutierter Sexte handelt hat das herzlich wenig zu tun.
Wie machen das die Profis? Ihr wisst wahrscheinlich einfach, welche Töne zu welcher Funktion gehören, oder?
 
Ihr wisst wahrscheinlich einfach, welche Töne zu welcher Funktion gehören, oder?
Ich weiß aus dem Stand die Hauptfunktionen, Nebenfunktionen und Zwischendominanten bei den Tonarten, die in der oberen Hälfte des Quintenzirkels liegen. Bei den anderen Tonarten weiß ich ohne nachzudenken die Hauptfunktionen und Nebenfunktionen, bei den Zwischendominanten muss ich teilweise kurz nachdenken.
Das ist aber letztlich alles eine Frage der Routine.
 

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