Huhu Didanja (und alle anderen natürlich auch ;)),
ja, ich fand es auch wieder ein Zeugnis seiner unglaublichen Fähigkeiten gestern. Er ist wirklich ein ganz besonderer Pianist, das muss man schon sagen. Damit meine ich nicht nur sein Können (denn so ein Pianissimo in einem so großen Saal wie der Kölner Philharmonie muss man erstmal so leise und doch so präsent rüberbringen, dass man jeden einzelnen Ton bis in die letzte Reihe hört - unglaublich!!), sondern auch seine Interpretation.
In jedem der drei Stücke auf dem Programm ist aufgefallen, dass er sich erstmal überhaupt nicht um das kümmert, wie das andere spielen. Er macht sein Ding, und das konsequent und in sich stimmig. Das heißt nicht, dass ich damit nun unbedingt immer einverstanden bin - manchmal würde ich eine andere Interpretation bevorzugen oder auch andere Artikulation im Bach z.B. - aber alles, was er macht, macht er ja nicht zufällig, sondern sehr präzise durchdacht, eben auf seine Art, aber sehr konsequent und in sich stimmig. An manchen Stellen musste ich sogar richtig schmunzeln, weil ich auf die Interpretationsmöglichkeit nie gekommen wäre - im Brahms waren da einige Stellen drin, aber auch in den anderen beiden Stücken.
Was ich im anderen Faden schon geschrieben hatte: Ich war sehr positiv überrascht von seinem Bach gestern - er war (zumeist) gar nicht so, wie ich die Goldis mal von ihm gehört hatte. Die hatten mir wie gesagt nicht gefallen in seiner Interpretation, weil sie zu gradlinig waren, zumindest die Variationen, die ich gehört hatte.
Allerdings fand ich das Tempo teilweise nicht in Ordnung - auch wenn das wohl Teil seiner Interpretation war: Den Fugenteil in der Sinfonia fand ich viel zu schnell, ebenso wie das Rondeau vorm Capriccio. Da dacht ich noch: Ach du lieber Himmel, wenn er in dem Mordstempo auch das Capriccio spielen will, dann aber viel Spaß ;) Das hat er dann aber meiner Meinung nach wieder in einem besseren Tempo gespielt.
Ein gutes Beispiel für sein "den Tönen Nachspüren" war die Sarabande - da hat man es sehr gut hören können. Das war zwar sehr intim, sehr zart - aber durch das Nachhören extreeeem langsam für eine Sarabande. Ich kann es persönlich sehr gut verstehen, dass man eine Sarabande für sich selbst so spielen möchte, wenn man nachhört (das habe ich selbst auch mit meiner Sarabande gemacht am Anfang, weil ich sie so schön fand und den Tönen auch ewig nachgehört habe), aber sie so langsam im Konzert zu spielen, das darf man sich glaube ich auch nur erlauben, wenn man schon weiter oben ist... :p
Das soll jetzt nicht heißen, dass ich seine Sarabande nicht schön fand - das hat schon was. Ich weiß nur, dass ich schon auf diversen Bach-Kursen tausendmal gesehen habe, dass das Tempo bei Sarabanden immer ein wunder Punkt ist (bei allen!) und ich habe mir auch schon mehr als einmal sagen lassen, dass eine Sarabande nicht "stehenbleiben" darf und das Tempo erhöhen müssen (was ich in der Situation furchtbar, aber im Nachhinein absolut richtig fand).
Übrigens, didanja, er hat genau 6 Zugaben gespielt. Wenn du nach der 6. gegangen bist, hast du also nichts mehr verpasst :D
Aber siehst du, er ist schon genial, oder?! Weißt du nun, was ich mit dem "Nachspüren" und "Nachhören" der Töne gemeint hatte in dem anderen Faden? Sowas von klasse... Überleg dir mal, du musst SO ein Pianissimo spielen in so einem Saal - wahnsinn, echt.
Höchsten Respekt vor Herrn Sokolov...
Liebe Grüße,
Partita