Was geschah heute vor ... Jahren

Heute vor 70 Jahren starb Fartein Valen. Dessen Werke sind seit ein paar Minuten gemeinfrei.
Vermutlich gilt er hier als vergessener Komponist, die Norweger mögen das vielleicht anders sehen. Daher ist es keine Bildungslücke, wenn man den Namen noch nie vernommen hat. :-D
Vielfach wird übersehen, dass nicht nur Schönberg und Scriabin auf sehr unterschiedliche Art sich von der Spätromantik bis in die Atonalität bewegt haben, der eine eher evolutionär, der andere eher revolutionär. Da gibt es wohl noch andere, die diesen Weg gegangen sind. Einer von ihnen ist Valen. Man bekommt fast nichts über ihn heraus - es existiert eine Einspielung seiner Klavierwerke (BIS), die ich mir bestellt habe. Es war Schüler von Bruch und zunächst beeinflusst von der deutschen Romantik. Op.1 und 2 (1.Klaviersonate) dürften da zu nennen sein. Die gibt es bei ISMLP, leider fehlen dort die späteren Préludes. Nach 1924 entwickelt er eine eigene polyphone, atonale Satztechnik. Dabei soll er dann auch Zwölftonmelodien verwendet haben, die Schönbergsche Technik hat er jedoch nicht verwendet. Ich hoffe, das CD-Booklet gibt ein bisschen mehr her als Wikipedia & Co. Der Hollfelder listet ihn nicht, im Riemann findet man wenigstens ein paar Sätze.
 
Danke für die Hebung dieses versunkenen Schatzes. Ich zitiere hier mal, was die MGG zu ihm weiß, aus der 1. Auflage (ohne Bibliographie; die 2. Auflage habe ich nicht):


Valen, (Olav) Fartein, * 25. Aug. 1887 in Stavanger, † 14. Dez. 1952 in Haugesund. Valens Eltern waren der Missionspfarrer Arne Valen und dessen Frau Oline Dortea, geb. Mortensen Ulvevadet. Knapp zwei Jahre alt, kam er mit seinen Eltern nach Madagaskar und blieb dort bis zu seinem sechsten Jahr. Er besuchte die Schule in Stavanger, begann 1906 an der Univ. in Oslo Philologie zu stud. und nahm Musikunterricht bei Catharinus Elling. Nach einem Semester ging er jedoch ganz zur Musik über und legte 1909 am Kons. in Oslo die Org.-Prüfung ab. 1909-1911 war er Schüler der Musikhochschule in Berlin (u.a. von M. Bruch und Karl Leopold Wolf). Danach stud. er privat weiter und blieb mit Unterbrechungen bis 1916 in Berlin. In diesem Jahr kehrte er nach Norwegen zurück. 1927-1938 war er Inspektor der Norsk Musiksamling an der UB Oslo. Als Komp. fand er in zunehmendem Maße im In- und Ausland Beachtung.

In seinen frühen Werken deutlich von Brahms und Reger beeinflußt, hat sich Valen mit seinem Largo- Satz im Kl.-Trio op. 5 einem polyphonen Stil zugewendet, in welchem die Konsonanzen sehr spärlich und nur im Durchgang vorkommen. Dieser Technik blieb Valen treu, bis er mit seinem V.-Konzert op. 37 zu einer frei gehandhabten Zwölftontechnik überging. In seiner letzten Schaffensperiode, von seinem V.- Konzert an, erstrebt Valen eine Synthese der mus. Sprache seiner eigenen Zeit mit der Polyphonie und dem freien Rhythmus des Barock, der spannungsvollen Formung und Kontrastdynamik der Wiener Klassik und der farbigen Instrumentation und dynamischen Nuancierung der Romantik.

[Die Musik in Geschichte und Gegenwart: Art. Valen, Fartein. MGG Bd. 13, S. 1216f (c) Bärenreiter-Verlag 1986]
 
Heute vor genau 30 Jahren starb John Birks ''Dizzy'' Gillespie. Kein Jazzer kommt an seinen Standards wie Night In Tunisia vorbei. Begonnen hat er mit vier Jahren am Klavier. Dann kam irgendwann die Posaune dazu. Erst später wechselte er zur Trompete, deren gebogener Schalltrichter zusammen mit seinen aufgeblasenen Wangen (der medizin. Fachbegriff dafür ist ''Gillespie Pouch'') zu seinen Markenzeichen wurden. Er wechselte die Bands extrem häufig, startete bei den Swing-Bigbands (auch bei Duke Ellington), gehörte zu den Wegbereitern des Bebop und prägte auch den Latin-Jazz. Eher unbekannt ist die Tatsache, dass er 1964 für die Wahl zum US-Präsidenten kandidierte.
 
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... und noch ein interessantes Datum:

Am 10.1.1912 wird Lili Boulanger als Studentin für Komposition am Pariser Conservatoire zugelassen.

BR-Klassik ist einfach immer eine Fundgrube.
 
Heute vor 226 Jahren wurde Heinrich Steinweg in Wolfshagen geboren, der Gründer von Steinway & Sons.

Wie (fast) immer verdanke ich die Erwähnung: BR-Klassik.
 
Heute vor 70 Jahren starb Josef Wissarionowitsch Dschughaschwili (Josef Stalin). Völlig untergegangen ist damals (wie vielleicht auch heute?) das simultane Ableben von Sergei Prokofjew. Am Grab gab es nicht einmal Blumen.
Sein Stil entwickelte etwas völlig Neues. Musikalische Vorbilder oder Vorläufer lassen sich, im Gegensatz zu seinen meisten Kollegen, nicht wirklich festmachen. Er hinterließ so einiges für Klavier, darunter 5 Klavierkonzerte und 9 Sonaten (eine weniger als Scriabin, wer schrieb im 20. Jahrhundert schon mehr als 1-3 Klaviersonaten?). Vieles davon findet sich regelmäßig auf den Konzertprogrammen.
Damit wird 2023 auch zum Prokofjew-Jahr - leider unter erschwerten Bedingungen.
Für Interessierte: Prokofjew selbst hat seine musikhistorische Bedeutung offensichtlich schon relativ früh als gewichtig eingestuft und eine Autobiographie verfasst, nach eigenem Bekunden - ehe andere das nicht in seinem Sinne tun konnten (''Prokofjew über Prokofjew'').
 
1. April 1873

C днём рожде́ния, Серге́й Васи́льевич !

:drink::blume::herz::blume::drink:


 
Heute hat die Petersglocke, im Kölner Volksmund „Decke Pitter“ genannt, Geburtstag.

Sie wurde am 5. Mai 1923 in Apolda gegossen und befindet sich im Kölner Dom (Südturm). Mit einem Gewicht von 24 Tonnen (der Klöppel wiegt 600 kg) und einem Durchmesser von 322 cm ist sie die größte tontiefste (C) freischwingende Glocke der Welt.

Während einer Führung über die Dächer des Doms und zum Glockenstuhl konnte ich die Glocke vor vielen Jahren hautnah erleben. Und das im wahrsten Wortsinne, denn das Vibrato der Glocke konnte man in nächster Nähe auch fühlen.

Es war eine optisch und akustisch faszinierende und sehr eindrucksvolle Wahrnehmung. Zwischendurch habe ich – damals war mein Gehör noch nicht geschädigt – kurz den Gehörschutz gelüftet, um die Glocke ungedämpft hören zu können.



 

Heute vor 119 Jahren wird Frieda Belinfante geboren.
Ein interessanter Lebenslauf!

 
Heute vor 60 Jahren verstarb Vasyl Barvinsky.

"Vasyl Barvinsky ist eine der tragischen Figuren des ukrainischen Musiklebens. Nach großen Erfolgen in seinen früheren Lebensjahren wurde er von der sowjetischen Staatsmacht abgeurteilt und ins Straflager verbannt, wo er zehn Jahre verbrachte. Seine Noten wurden öffentlich auf den Stufen jenes Konservatoriums verbrannt, welches er mehrere Jahrzehnte leitete. Als Komponist ohne Noten bezeichnete sich Barvinsky gegen Ende seines Lebens".

Quelle:


 
Heute vor 10 Jahren verstarb in London Alice Herz-Sommer, Holocaust-Überlebende, im biblischen Alter von 110 Jahren.


Und vor 125 Jahren erblickte Erich Kästner das Licht der Welt.

 

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