Vorstellung, ED. Seiler ca. 1909 angeblich nicht mehr stimmbar

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edvbauer

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19. Apr. 2015
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Hallo ich bin der Rainer, 45 Jahre alt, beruflich in der Elektro - EDV Welt unterwegs, und bin durch eine Kleinanzeige unserer Gemeinde zu dem hier vorgestellten Ed. Seiler gekommen.
Klavierspielen kann bei uns in der Familie eigentlich keiner richtig, aber seit der Seiler im Haus ist wird er
täglich von meinen Kinder (13-17Jahre) und auch von mir wenn ich Zeit habe zum üben gespielt.

Der Flügel stand in einer Schule und sollte eigentlich entsorgt werden da er laut Aussage des Klavierstimmers nicht mehr für den Unterricht geeigent - stimmbar sei. Für eine Spende in die Schulkasse konnte ich
den Flügel "erwerben".

Optisch hat er natürlich durch den Schulbetrieb erhebliche Mängel, ist aber nicht extrem störend, was sehr
auffallend ist das er eine enorme Dynamik hat, mein Sohn hat bisher 3 Flügel zum Vergleich spielen können und
meint die hören sich alle "blechig" im Vergleich an.

Und nun zu meinen Fragen:

Er hat ein paar Risse am Stimmstock, ich weiß jedoch nicht ob nur das Furnier gerissen ist oder ob Sie
durch den Stimmstock gehen, kenn jeman den genauen Aufbau des Stimmstockes?.

Die Stimmung habe ich jetzt nach 4 Wochen Standzeit per Software ausgemessen, wie schlimm ist
die Abweichung die er hat?

Wie ist der Zustand der Hammerköpfe? sollten Sie erneuert oder abgezogen werden?

Gestimmt ist er anscheinend nicht sehr oft geworden, könne mir jemand die Kürzel die
bei den Stimmdaten stehen erklären, und ist er überhaupt sinnvoll- gesund den Flügel auf 440Hz
zu lassen?

Viele Fragen und die meisten vermutlich nur nach Besichtigen den Flügels zu klären, deshabl
könnt Ihr mir einen Klavierbauer im Kreis Rottweil bzw. zwischen Stuttgart und Bodensee empfehlen der
sich mit so "alten Schätzchen" auskennt?

Viele Grüße und einen schönen Restsonntag

RainerStimmung-1.jpg DSC06274.JPG DSC06275.JPG DSC06276.JPG DSC06277.JPG DSC06278.JPG DSC06279.JPG DSC06280.JPG DSC06281.JPG DSC06282.JPG
 
Ferndiagnosen sind natürlich immer schwierig. Könnte aber sein, dass das für deine Zwecke ein guter "Kauf" war. Vorausgesetzt, der Flügel hält die Stimmung. Von daher: Klavierbauer anrufen, stimmen lassen und den Kollegen dann nach dem allgemeinen Zustand ausfragen.

Hammerköpfe abfeilen oder Mechanik regulieren und überhaupt irgendwie Geld reistecken würde man natürlich nur machen, wenn er überhaupt noch die Stimmung hält.

Aus deiner gemessenen Stimmungs-Grafik werde ich nicht schlau, das scheint eine Stimmkurve für die Streckung zu sein. Aber die letzten beiden Einträge des Stimmers besagen möglicherweise, dass er 2000 und 2013 (August und September) den Flügel jeweils um (über) einen viertel Ton (also 25 Cent) hochgestimmt hat. 2013 sogar auf 442 Hz. Von daher dürfte er noch pi mal Daumen auf Ton stehen. Und wenn er sich nicht ganz gruselig anhört, könntest du Glück haben.

Ruf einfach einen Klavierbauer vor Ort an und lass ihn durchstimmen. Und wenn bei euch momentan eh keiner so richtig spielt und euch das alles wie es ist so reicht, dann ist doch alles gut. Aber zu bedenken: der letzte Klavierstimmer wird vermutlich nicht ohne Grund gesagt haben, dass das alles nicht mehr so richtig taugt.
 
Die Stimmkurve ergibt schon Sinn, im Bass zunehmend tiefer, im Diskant höher. Das kommt raus, wenn man ein gestimmtes Klavier mit errechneten "Idealwerten" (keine gestreckten Oktaven) vergleicht. Leichte Ausreißer in der Temperatur sind inharmonizitätsbedingt und normal. Kritisch der eine starke Ausreißer im Bass und im Diskant weichen auch einige Töne stark von der "nach oben zeigenden" Tendenz ab, sind also zu tief. Gut möglich, dass hier einzelne Wirbel gar nicht mehr halten.

Beim Stimmstock kann man einfach unten einen Blick darauf werfen, wenn es eine Vollpanzerplatte ist. So wie er von unten aussieht, das gibt oft schon Hinweise darauf, wie er auch oben aussieht. Viel mehr kann man bei einer vollen Gussplatte nicht machen. Wenn nur einzelne Wirbel betroffen sind, und die restlichen Wirbel noch halten, dann gibt es Reparaturmöglichkeiten um den Flügel zumindest noch eine Weile nutzen zu können. Gerade bei Schulflügeln hilft es mitunter auch schon, wenn sich jemand darum kümmert, dass das Instrument einen guten Standort (Luftfeuchtigkeit/Temperatur) bekommt, das wird in Schulen oft vernachlässigt, bzw. ergeben sich durch Heiz- und Lüftungsgewohnheiten für das Instrument ungünstige Verhältnisse - insofern muss auch die Hochstimmung um einen 1/4-Ton nicht unbedingt bedeuten, dass der Flügel generell die Stimmung nicht mehr halten kann.
 
Solange die Kinder keine Kammermusik machen, kann man auch versuchen, den Flügel einfach tiefer stimmen zu lassen. 435 Hz (Pariser Stimmung) oder noch weniger entlasten schon um Einiges. Die Stimmung könnte dann stabiler sein.
Und im Prinzip lässt sich alles reparieren an so nem Teil... ;-)
 
Hallo Rainer,

die Stimmkurve sieht für mich für zwei Jahre seit der letzten Stimmung nicht fürchterlich aus. Wenn irgendwo ein Riss im Stimmstock wäre, dann müsste der durch benachbarte Wirbel geben, was ein sichtbares Muster ergeben müsste. Am ehesten sieht es im Diskant nach so etwas aus. Aber der Diskant verstimmt sich aber auch gerne schneller.

Wenn zwischen 2000 und 2013 keine weitere Stimmung mehr war, dann ist ein Abfallen der Tonhöhe um einen 1/4 Ton völlig in Ordnung.

Die Hammerköpfe sehen so aus, als ob man die nicht sofort erneuern muss. Nur anhand der Diskant- und Bass-Bilder kann man das aber nicht genau sagen. Interessant ist noch, wie die Substanz in der oberen Mittellage ist.

Die Macken im Elfenbein kann man durch Ersetzen mit neuen Plättchen oder durch Ausbesserung mit Acrylkey reparieren. Bei den vielen kleinen Macken würde ich mit Acrylkey arbeiten.

Melde Dich bei mir per persönliche Nachricht, Email oder Telefon. Ich rette gerne alte Instrumente und würde mir den Flügel gern mal ansehen. Rottweil ist nicht weit.

Viele Grüße
Martin
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank für Eure Nachrichten, der Stimmstock sieht von unten tadellos aus, wenn ich die Dicke des Stimmstockes messe komme ich auf ca. 4cm Stärke, da wird er unten nich noch verkleidet sein.

@Mawima , ich melde mich nach dem 10. Mai, bei uns ist gerade sehr viel los- Beruflich- Konfirmation.


Viele Grüße

RainerDSC06290.JPG DSC06291.JPG DSC06292.JPG DSC06293.JPG DSC06294.JPG
 
Die Macken im Elfenbein kann man durch Ersetzen mit neuen Plättchen oder durch Ausbesserung mit Acrylkey reparieren. Bei den vielen kleinen Macken würde ich mit Acrylkey arbeiten.

So dick ist Elfenbein ned, und es platzt auch ned in diesem Maße, sondern in der Regel mit der Maserung. Ich mutmaße hier etwas Elfenit ähnliches eher noch Plaste. In sofern wär es wahrscheinlich gescheiter die Tastatur einfach mal gleichmäßig neu zu belegen. Ansonsten macht der Flügel jetzt mal anhand der Photos gar keinen so schlechten Eindruck, außer daß hier so einiges zu richten wäre.

Viele Grüße

Styx
 
So dick ist Elfenbein ned, und es platzt auch ned in diesem Maße, sondern in der Regel mit der Maserung. Ich mutmaße hier etwas Elfenit ähnliches eher noch Plaste. In sofern wär es wahrscheinlich gescheiter die Tastatur einfach mal gleichmäßig neu zu belegen. Ansonsten macht der Flügel jetzt mal anhand der Photos gar keinen so schlechten Eindruck, außer daß hier so einiges zu richten wäre.

Viele Grüße

Styx
Komisch, denn ich habe das schönste und seinerzeit teuerste Elfenbein auf den Bildern erspäht. Sowas ist heutzutage gar nicht erhältlich. Selbst das Bein, welches noch für Luxusausführungen angeboten wird ist nur B Ware. Dies ist aber Triple A - unverwüstlich beim spielen. Es nutzt sich kaum ab und bleibt in der Regel formschön und schillert fast.

LG
Michael
 
@klaviermacher
Die Hebeglieder scheiner erheblich kürzer zu sein, als es heute üblich ist.
Hat das markante Einflüsse auf die Spielart?
Toni
 

Hab noch ein paar Fotos von den Tasten gemacht, leider kann mann die feine Maserung sehr schlecht erkennen.

Viele Grüße

RainerDSC06298.JPG DSC06295.JPG DSC06296.JPG DSC06297.JPG
 
Tatsächlich Elfenbein ...hätt ich bei der dicke jetzt ned vermutet :konfus:

Viele Grüße

Styx
 
Hallo,

gestern habe gemerkt was ich als ersten am Flügen tun muß, Spielen üben ! ;-)

Mein Junior hat seinen 15 jährigen Bekannten Max mitgebracht der ein wenig vorgespielt hat,
hier das Ergebniss:

Forrest: Gump


Fuge F:


Canon in D:


Flohwalzer:


One Way:


leider hatte ich nur ein Bayer Gesangsmikro da, deshalb sind die Aufnahmen
technisch nicht so der Hit. :cry2:, und Max meinte wenn er gewusst hätte das
wir was aufnehmen wollen hätte er Noten mit ein paar schweren Stücken mitgerbracht.

Viele Grüße

Rainer
 
Das klingt doch nicht schlecht und sicher ist es eine schöne Aufgabe, das gute Stück wieder in einen einwandfreien Zustand zu versetzen, was man ja auch in Etappen tun kann. Für Maxens Bach braucht es übrigens keine besseren Mikrofone, aber eine bessere Präzision und weniger Hudelei ... ;)
 
Was sind denn das für "Griffmulden" in der Backe????
 
Ist das der erste Flohwalzer, der hier im Forum eingespielt wurde?
 
Dafür, dass er offensichtlich vor 1,5 Jahren zuletzt gestimmt wurde und zusätzlich einen Umzug hinter sich hat, klingt er doch prima. Ich glaube daher nicht, dass er nicht mehr stimmbar ist.
 
@fischerman

die Leiste ist nur auf der llinken Seite, und der Knopf fehlt, mit Ihr wird ein Filzlappen zwischen
Hammerkopf und Saiten gedreht.DSC06302.JPG DSC06299.JPG DSC06300.JPG DSC06301.JPG

Viele Grüße

Rainer
 
Dafür, dass er offensichtlich vor 1,5 Jahren zuletzt gestimmt wurde und zusätzlich einen Umzug hinter sich hat, klingt er doch prima. Ich glaube daher nicht, dass er nicht mehr stimmbar ist.
Seh ich genauso; der wär vor allen Dingen mal ein Fall für unseren Klaviermacher als Spezialist für exzellente Nachintonierungen damit er u. a. den zu harten Mittenbereich "räsoniert"...
 

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