Vierhändige Improvisation

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Hacon

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Abermals möchte ich einer kleinen Geschichte aus Mozarts Kindheit nachgehen. Er war mit 8 Jahren in London und spielte dort gemeinsam mit Johann Christian Bach. Bach erfand den Anfang einer Sonate, Mozart improvisierte die nächsten paar Takte, Bach setzte fort, und so improviserten die Beiden abwechselnd. Weil das Mozart so viel Spaß machte, überredete er Nannerl dazu, das mit ihm zu machen. Es funktionierte auch, aber weil der kleine Mozart so ungeduldig war und schon während ihrer Improvisation unbedingt spielen wollte, begannen sie vierhändig zu spielen.

Stimmt es wirklich, dass so das vierhändige Spiel erfunden wurde, oder ist diese Geschichte wirklich nur eine Anekdote? Außerdem: Ist es wirklich möglich, vierhändig zu improvisieren? Man weiß doch gar nicht, was der Spielpartner gleich improvisiert, wie kann man denn dann zu der Improvisation des Anderen selbst passen improvisieren?
 
Ist es wirklich möglich, vierhändig zu improvisieren? Man weiß doch gar nicht, was der Spielpartner gleich improvisiert, wie kann man denn dann zu der Improvisation des Anderen selbst passen improvisieren?

Klar ist das möglich.
Eine schöne Geschichte dazu gibt es übrigens im Buch "Musizieren geht übers Probieren".

Wenn man z.B. über ein Lied improvisiert, behält man z.B. die Harmonieabfolge des Liedes als Grundgerüst bei.

Vielleicht können sich auch die Jazzer im Forum mal zu dem Thema äußern...
 
...Außerdem: Ist es wirklich möglich, vierhändig zu improvisieren? Man weiß doch gar nicht, was der Spielpartner gleich improvisiert, wie kann man denn dann zu der Improvisation des Anderen selbst passen improvisieren?

@ Hacon,

zum Improvisieren wird meist ein Harmonieschema zugrunde gelegt, es sei denn es handelt sich um Freejazz oder modale Spielweisen, was allerdings bei Mozart nicht anzunehmen ist.
Beim Vierhändigspielen fällt dann in der Regel natürlicherweise dem linken Spieler die begleitende Rolle zu und dem Rechten die Melodie.
Damals hat man das Harmonieschema noch nicht in Akkordsymbolen festgehalten, so wie es heute in der Popular- und Jazzmusik üblich ist, sondern mann hatte eine sogenannten bezifferten Bass (Basso Continuo). Dieser legt nur Geschlecht und den tiefsten Ton eines jeden Akkordes fest. In welcher Lage, ob mit oder ohne Tonverdopplung, also sozusagen die Ausführung, ist allein dem Spieler überlassen und wird somit improvisiert.
Der Rechte Spieler wird seine melodischen Ausschweifungen harmonisch gesehen genaustens nach diesem Generalbass richten, ist aber ansonsten frei.
 
Fred, meinst du das so, dass Mozart und Nannerl ein Notenblatt hatten, wo der bezifferte Bass stand und nach dem wurde dann improvisiert? Oder hatten sie dieses Harmonieschema so einfach im Kopf?
 
Fred, meinst du das so, dass Mozart und Nannerl ein Notenblatt hatten, wo der bezifferte Bass stand und nach dem wurde dann improvisiert? Oder hatten sie dieses Harmonieschema so einfach im Kopf?

War damals leider nicht dabei. :-(

Es gibt ja gewisse Harmonieschemata die jedem bekannt sind. So z.B. Sequenzen die durch den diatonischen Quintenzirkel laufen, erweiterte Kadenzen oder aber Harmonieschemata die direkt an konkrete Stücke angelehnt sind wie z.B. der sehr beliebte Pachelbel-Kanon.
Mozart hatte gewiss kein Problem passendes Improvisationsmaterial zu finden. :-)
 

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