unterschiedliche wahrnehmung beim spielen und beim hören

A

ariadne

Guest
kennt ihr dieses phänomen?
  • ihr glaubt wunders wie schnell / brillant / virtuos zu spielen, und wenn ihr euch aufnehmt, klingt es, als ob ihr von ton zu ton schleicht ...
  • ihr tretet pedal, dass die klänge nur so ineinander schmieren, und beim anhören der aufnahme fragt ihr euch, wo das pedal geblieben ist ...
offensichtlich ist die wahrnehmung beim spielen eine andere als beim blossen zuhören. aber wie komme ich da zu einer stimmigen interpretation?

liebe grüsse,
eine nach diesem wochenende ratlose
ariadne
 
Hi ariadne,

klasse Thema.

Genau diese Diskrepanz zwischen dem Zuhören wenn man spielt und wenn man nicht spielt, muss man durch Üben des sich Selbst-Zuhörens abbauen. Da hilft übrigens auch kein KL, da man das selber lernen muss. Ein KL kann nur darauf hinweisen, dass etwas anderst wie gewünscht klingt. Hören und erfassen muss man das selber.

Üben kann man das zum Glück mit den heutigen Aufnahmemedien.

Die Rückmeldung durch eine Aufnahme sollte aber zeitlich möglichst schnell erfolgen, solange das Spielgefühl noch erhalten ist. Also nicht erst ein langes Stück aufnehmen und es dann danach anhören, sondern möglichst kurze Abschnitte aufnehmen, gleich anhören und mit dem erwarteten Klang vergleichen.

Eine andere Methode ist das Stück als Ganzes aufnehmen, dann Anhören und eine Liste an Fehlern/Auffälligkeiten erstellen. Dann das Stück noch mal spielen/aufnehmen und dabei auf einen Punkt der Liste konzentrieren. Danach wieder bzgl des Punktes kontrollieren und so fort.

Gruß
 
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Hi,

schade nicht viel Resonanz zu diesem wirklich wichtigen Thema.

Es ist eigentlich sogar das wichtigste Thema beim Klavierspielen (wichtiger wie alle anderen "Technik Themen").

Man muss lernen während dem Spielen das was man spielt zu hören und mit seiner inneren Vorstellung, wie es sich anhören sollte, zu vergleichen und dann die entsprechenden Anpassungen der Bewegungsvorgänge durchzuführen.
Der langsame Verstand (Bewusstsein) ist nicht in der Lage diese Anpassungen/Kontrolle schnell genug durchzuführen. Daher muss dies von der unbewussten automatischen Bewegungssteuerung durchgeführt werden.

Nur dadurch wird man wirklich sein Klavierspielen verbessern.

Buchtip:

To Hear Ourselves As Others Hear Us: Tape Recording As a Tool in Music Practicing & Teaching (Taschenbuch)
von James Boyk

Gruß
 
Man muss lernen während dem Spielen das was man spielt zu hören und mit seiner inneren Vorstellung, wie es sich anhören sollte, zu vergleichen



Das ist absolut richtig, aber genau da liegt auch das Problem. Wenn die innere Vorstellung sehr ausgeprägt ist, dann hört man, was man hören will und nicht, wie's tatsächlich klingt. Dabei kommen dann auch bestimmte Theorien über die musikalische Interpretation, die man sich im Lauf der Zeit angeeignet hat, zum Tragen, z.B. daß die "schweren" Taktzeiten lauter zu spielen seien als die leichten, daß punktierte Noten mathematisch exakt 3 zu 1 aufzuteilen seien, daß die Töne einer Tonleiter alle gleich lang und gleich laut zu sein hätten etc. pp

Diese Theorien bzw. Regeln stimmen in der Praxis allerdings oft garnicht. Und man wundert sich dann, warum sich eine Stelle so fad oder holprig oder schwerfällig anhört.

Daher wäre meine Herangehensweise an die INterpretation nicht die, daß man eine fertige Vorstellung hat und dann das Spiel daran anpaßt - sondern daß man möglichst unvoreingenommen alles Mögliche ausprobiert, bis sich die Stelle "richtig" anhört. Das kann manchmal unglaublich lange dauern, weil die Spielweise, die zum richig anhören führt oft so dermaßen weit von dem entfernt ist, was man normalerweise denkt, wie es gespielt werden müßte.

Vielleicht gibt es ja jemanden, der meine diesbezügliche Erfahrung nachempfinden kann...
 
Hi,

Wenn die innere Vorstellung sehr ausgeprägt ist, dann hört man, was man hören will und nicht, wie's tatsächlich klingt. Dabei kommen dann auch bestimmte Theorien über die musikalische Interpretation, die man sich im Lauf der Zeit angeeignet hat, zum Tragen, z.B. daß die "schweren" Taktzeiten lauter zu spielen seien als die leichten, daß punktierte Noten mathematisch exakt 3 zu 1 aufzuteilen seien, daß die Töne einer Tonleiter alle gleich lang und gleich laut zu sein hätten etc. pp

Diese Theorien bzw. Regeln stimmen in der Praxis allerdings oft garnicht. Und man wundert sich dann, warum sich eine Stelle so fad oder holprig oder schwerfällig anhört.

Genau deswegen muss man erstmal lernen sich während dem Spielen objektiv zu hören. Sonst hört man das was man hören will und kann sich deswegen gar nicht verbessern.

Daher wäre meine Herangehensweise an die INterpretation nicht die, daß man eine fertige Vorstellung hat und dann das Spiel daran anpaßt - sondern daß man möglichst unvoreingenommen alles Mögliche ausprobiert, bis sich die Stelle "richtig" anhört. Das kann manchmal unglaublich lange dauern, weil die Spielweise, die zum richig anhören führt oft so dermaßen weit von dem entfernt ist, was man normalerweise denkt, wie es gespielt werden müßte.

Vielleicht gibt es ja jemanden, der meine diesbezügliche Erfahrung nachempfinden kann...

Kann ich absolut nachempfinden. Ich denke alle Lernvorgänge laufen so ab und man sollte das auch bewusst ausnützen/unterstützen, dass während dem Lernen und der laufenden Erfahrungsgewinnung sich der ursprüngliche Kontext ändert und damit auch die ursprünglichen Ziele. Es ist ein iterativer Prozess.

Gruß
 
Ich glaube, dass wird man nie so schaffen. Ich arbeite schon sehr lange mit Aufnahmen zur Übekontrolle. Während man spielt, wird man nie so kritisch zu hören können, wie wenn man eine Aufnahme von sich hört.

Beim Spielen ist man immer mit sovielen Dingen beschäftigt, die die Konzentration erfordern, da kann man einfach nicht so genau hin hören, wie beim abhören einer Musikaufnahme.

Beim Klavierspielen habe ich jetzt auch festgestellt, dass eine kurze Videoaufnahme sehr helfen kann, z.B. technische Fehler (Hand/Fingerstellung etc.) besser zu erkennen. Wenn ich spiele, fällt es mir gar nicht so auf, wenn ich danach aber die Videosequenz sehe, fallen mir manchmal die Augen aus dem Kopf.

Bei anderen Instrumente oder beim Singen soll man z.B. auch immer vorm Spiegel üben, um zu sehen, was man technisch falsch macht.
 
.......................Daher wäre meine Herangehensweise an die INterpretation nicht die, daß man eine fertige Vorstellung hat und dann das Spiel daran anpaßt - sondern daß man möglichst unvoreingenommen alles Mögliche ausprobiert, bis sich die Stelle "richtig" anhört. Das kann manchmal unglaublich lange dauern, weil die Spielweise, die zum richig anhören führt oft so dermaßen weit von dem entfernt ist, was man normalerweise denkt, wie es gespielt werden müßte.

Vielleicht gibt es ja jemanden, der meine diesbezügliche Erfahrung nachempfinden kann...

Hallo,

selten bis überhaupt nie verfüge ich über die Möglichkeit mit einer fertigen Vorstellung an was Neues heranzugehen. Denn genügend oft habe ich keine Audiovorlage und muss mir das Material erst "blutig" von den Noten saugen. Ohne das Wissen um eine "amtliche Interpretation" des jew. Stückes (daher auch neulich meine Anfrage betr. Haydn-Sonaten) begeht man dann von vorne herein mitunter sehr viele Fehler und kämpft verbissen an der eigentlichen Sache vorbei....

..... was aber noch immer nichts mit jenen Faktoren der fälschlichen od. beeinträchtigten Wahrnehmung zu tun hat! Wie ariadne schon feststellte, so muss auch ich mich zum Kreis jener zählen, die offensichtlich einer äußerst diffusen Wahrnehmungsbeeinträchtigung unterliegen.:confused:
Z.B. bleibt im schnellen Spiel oder noch mehr bei komplexer Rhythmik auf Band kaum mehr was von dem über, was man zuvor vermeintlich noch an Empfindungen und Eleganz zu verspüren geglaubt hat...:(

Die Frage "Wie forciere ich meine persönliche Wahrnehmung auf tatsächliche Gegebenheiten?" scheint sich zum A und O des Musizierens zu mausern?

Vermutlich ist es genau jene Fähigkeit des gezielten Wahrnehmens, was dem Profi durch langjährige Schulung, und dem "Talentierten" von "natur aus" das Erreichen eines in allen Punkten "stimmigen Vortrags" erst ermöglicht?

Wie (abgesehen von Selbstkontrollen mittels Aufnahme) schult man also diese seine Wahrnehmung?
Dazu angemerkt: Ich lass mir im rauhen Alltag von niemandem ein X für ein U vormachen und gehe für gewöhnlich äußerst kritisch und prüfend an alles ran. Wie ist es dann möglich, dass ausgerechnet man selbst sich mit dem eigenen Spiel so belügen kann?

LG,
pegatom

(ja, manchmal hör ich beim Spiel die Engerl singen - und hör dann auf Band meine Begegnung mit dem Sensenmann.....)
 
....... Während man spielt, wird man nie so kritisch zu hören können, wie wenn man eine Aufnahme von sich hört......


Ich hatte z.B. beim Saxspielen auch immer ein Problem mit der Wahrnehmung meines eigenen Sounds. Meist erschien mir mein Sound während des Spiels sehr scharf und schneidend.... auf der Aufnahme war er dann von mir aus in hohen Lagen vielleicht dünner als erwartet, aber niemals scharf und schneidend, wie ich das beim Spiel empfunden hatte....
.... was mich das Geld gekostet hat....:D - jede Menge Mundstücke, Blätter über Blätter....

.... gut, vielleicht wär das mit ein wenig mehr Üben zu beheben gewesen....:oops:

Beim Klavier erscheint mir die Kiste während des Spielens auch immer scharf - die Aufnahme dann aber sehr oft muffig... zumindest beim Sound hast du beim Klavier im großen und ganzen keine solchen Probleme - einmal was Ordentliches gekauft vorausgesetzt...

- da komm ich schon wieder auf Kunstkopf - Künstlerkopf - und (meine) hohle Birne....

LG,
pegatom
 
Hi,

Die Frage "Wie forciere ich meine persönliche Wahrnehmung auf tatsächliche Gegebenheiten?" scheint sich zum A und O des Musizierens zu mausern?

Vermutlich ist es genau jene Fähigkeit des gezielten Wahrnehmens, was dem Profi durch langjährige Schulung, und dem "Talentierten" von "natur aus" das Erreichen eines in allen Punkten "stimmigen Vortrags" erst ermöglicht?

Wie (abgesehen von Selbstkontrollen mittels Aufnahme) schult man also diese seine Wahrnehmung?
Dazu angemerkt: Ich lass mir im rauhen Alltag von niemandem ein X für ein U vormachen und gehe für gewöhnlich äußerst kritisch und prüfend an alles ran. Wie ist es dann möglich, dass ausgerechnet man selbst sich mit dem eigenen Spiel so belügen kann?

die grundsätzlichen Ursachen sind meiner Meinung klar:
Wenn man sich selbst (kritisch) zuhört, tut man 2 Dinge gleichzeitig. Man muss spielen und gleichzeitig zuhören. Die mögliche Aufmerksamkeit und Kontrolle muss sich auf 2 Tätigkeiten verteilen.

Aber man kann die Effizienz dieses Vorgangs sicher durch methodisches Üben verbessern.

Welche Methoden gibt es?
1.) Bewusste Verschiebung/Fokussierung der Aufmerksamkeit auf das Hören (Augen schliessen!)
2.) Beschränkung auf die Kontrolle nur eines Parameters (Dynamik, Artikulation, etc.)
3.) möglichst zeitnahe Kontrolle des Ergebnis durch eine Aufnahme


Gruß
 
Welche Methoden gibt es?
1.) Bewusste Verschiebung/Fokussierung der Aufmerksamkeit auf das Hören (Augen schliessen!)
2.) Beschränkung auf die Kontrolle nur eines Parameters (Dynamik, Artikulation, etc.)
3.) möglichst zeitnahe Kontrolle des Ergebnis durch eine Aufnahme
Gruß
Ich würde noch ergänzen:
4) Das sich Bewusst werden über einen Bewegungsvorgang. Oft weiß man gar nicht so genau wie man etwas tut oder wie genau es klingen soll. Je besser man sein Ziel kennt und am besten auch in Worte kleiden kann (nur was man selbst formulieren kann, hat man verstanden), desto leichter wird es fallen, festzustellen, ob die Ausführung auch entsprechend war.

Punkt 2) ist sehr zu empfehlen ;) Aber im Vortrag muss man idealerweise alles im Blick haben

lg marcus
 

5) Beim üben immer aufmerksam sein, immer mal was neues ausprobieren, immer mal einen anderen Blickwinkel suchen...
Denn sonst läuft man Gefahr das Stück einfach mehr "abzuspulen", und die Fehler gar nicht erkennen zu können, klingt ja eh wie immer etc.
 
hallo,
zur unterschiedlichen Wahrnehmnung während des Spielen und beim späteren anhören:
ich nehme während des Spielens alles langsamer wahr, als ich es später beim anhören wahrnehme! Ich vermute, dass hängt damit zusammen, dass man während des Spielens deutlich aktiver konzentriert ist als beim (wohlig zurückgelehnten) passiveren anhören. ---- allerdings gilt das nur für die Stücke, die man quasi vorspielreif oder konzertreif "drauf hat".

sonderbar ist, dass ich bei geschlossenen Augen das tatsächliche Tempo eher wahrnehme (also mein spielen als schnell erlebe) als beim sehen.

ohne es begründen zu können: ich glaube, dass man in einem Musikstück, das man quasi in sich aufgenommen hat, eine schärfere Wahrnehmung hat als der Zuhörer und dass man es langsamer mithört, als es ist.

faszinierendes Thema!! - parallel aus der Psychologie ist das Phänomen der unterschiedlichen Fremd- und Eigenwahrnehmung bekannt (obs hierbei hilft, weiss ich nicht)

das mit dem Pedal (klar hören, verschwommen wahrgenommen werden) geht mir nicht so - aber ich höre hinterher bei mir manchmal rubati (besonders accelerandi), die ich eigentlich nicht machen wollte und während des spielens gar nicht wahrgenommen hatte...

Gruß, Rolf
 
kennt ihr dieses phänomen?
  • ihr glaubt wunders wie schnell / brillant / virtuos zu spielen, und wenn ihr euch aufnehmt, klingt es, als ob ihr von ton zu ton schleicht ...
  • ihr tretet pedal, dass die klänge nur so ineinander schmieren, und beim anhören der aufnahme fragt ihr euch, wo das pedal geblieben ist ...
offensichtlich ist die wahrnehmung beim spielen eine andere als beim blossen zuhören. aber wie komme ich da zu einer stimmigen interpretation?

liebe grüsse,
eine nach diesem wochenende ratlose
ariadne
Ich habe bis jetzt nur selten meine Stücke aufgenommen (ist auch schon Jahre her), kann mich aber bei den wenigen Malen nicht an eine Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung beim Spielen und dem späteren Höreindruck erinnern. Außer in einem Fall.

Was Rolf angemerkt hat, nämlich dass einem das Stück beim Spielen normal oder langsam vorkommt, auf der Aufnahme dann aber eher schnell klingt, kenne ich von einer damals mitgeschnittenen Schulaufführung. Ich dachte mir später, das gibts doch nicht, das wir das in diesem überhöhten Tempo gespielt haben (war vierhändig). Es war wohl die Aufregung, die unsere "Schwingungsfrequenz" - ich nenne es jetzt mal so - erhöht hat. Dadurch klang es subjektiv gar nicht so schnell, obwohl es das objektiv war.

Wenn es um Wahrnehmung geht, ist immer ein psychologisches Moment dabei. Ein Mensch nimmt eben entsprechend seiner momentanen "Schwingungsfrequenz" wahr, aber ein Aufnahmegerät zeichnet einfach nur objektiv auf, was ist. Die Mehrzahl meiner Aufnahmen fand zu Hause ohne irgendwelche Zuhörer statt. Nur diese eine Schulaufführung war vor Publikum. Und gerade da trat dieses Phänomen der Wahrnehmungsdiskrepanz auf.

Das Thema ist sehr spannend. Im Moment fühle ich mich dazu angeregt, mich beim Üben öfter mal wieder aufzunehmen, um zu prüfen, wie das eigentlich heute aussieht mit meiner Wahrnehmung.

Viele Grüße von
Fips


Noch ein Gedanke als Anhang:
Könnte es gelegentlich auch an der Aufnahmequalität liegen, wenn die Aufnahme anders klingt als beim Spielen? Denn das menschliche Ohr nimmt ja - noch vor jeder Subjektivität - den Schall auch anders auf als ein Mikrofon.

Ein Extrembeispiel, nur zur Verdeutlichung: Eine Aufnahme aus dem Jahr 1895 klingt fürchterlich, obwohl die Musik, die das Mikrophon damals erreicht hat, sicher sehr schön war. Hier ist die Diskrepanz zwischen dem, was der Spieler damals live hörte und dem, was er später in der Wiedergabe der Aufnahme hörte, offensichtlich. Der Grund dafür liegt hier allein in der Aufnahmequalität.

Natürlich ist diese Art von Diskrepanz heute nur noch gering, aber privat aufgenommene Aufnahmen entsprechen ja normalerweise nicht dem üblichen Stand der Aufnahmetechnik (bzgl. Hardware, Mikrofon-Aufstellung, Raumakustik etc.).
Ich denke, ihr versteht schon, was ich meine.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Mir geht es grade wieder so. Ich habe mich jetzt zweimal beim Üben aufgenommen. Und wenn ich zu Hause (ich übe außerhalb im Überaum) in die Aufnahme reinhöre, bin ich entsetzt über das überhöhte Tempo. Beim Spielen klingt es ganz normal für mich, aber das, was ich später vom Band höre, ist eine einzige Hetzerei. :( Vielleicht sollte ich vor dem Aufnehmen noch meditieren, um selber mehr zur Ruhe zu kommen...

Grüße von
Fips
 
Hi Fips7,

das mit dem falschen Tempo bei einem Auftritt ist natürlich eine bekannte Sache und passiert auch professionellen Musikern.

Diese Problem muss man systematisch angehen und auch üben!

Es gibt eigentlich nur 2 Strategien um das richtige Tempo zu bestimmen:

  1. ein Metronom oder ähnliches beim Auftritt benützen (das machen auch Profis!)
  2. eine bestimmte geeignete (wichtige) Stelle des Stücks als Temporeferenz nehmen und diese Stelle sich in Gedanken vorstellen und spielen und daraus das Tempo ermitteln

Bei mehreren Personen sollte man einen verlässlichen(!) Einzähler bestimmen. Der Einzähler kann auch für jedes Stück ein anderer sein (auch das sieht man bei den Profis immer wieder).
Das Einzählen kann auch sehr unauffällig gestaltet werden und muss mit den Mitspielern vereinbart werden. Bei Jazz kann es ruhig laut und deutlich gemacht werden.

Auch das Tempo bestimmen und das Einzählen muss geübt werden, besonders in der Gruppe!

Gruß
 
Hi Fips7,

das mit dem falschen Tempo bei einem Auftritt ist natürlich eine bekannte Sache und passiert auch professionellen Musikern.

Diese Problem muss man systematisch angehen und auch üben!

Es gibt eigentlich nur 2 Strategien um das richtige Tempo zu bestimmen:

  1. ein Metronom oder ähnliches beim Auftritt benützen (das machen auch Profis!)
  2. eine bestimmte geeignete (wichtige) Stelle des Stücks als Temporeferenz nehmen und diese Stelle sich in Gedanken vorstellen und spielen und daraus das Tempo ermitteln

Bei mehreren Personen sollte man einen verlässlichen(!) Einzähler bestimmen. Der Einzähler kann auch für jedes Stück ein anderer sein (auch das sieht man bei den Profis immer wieder).
Das Einzählen kann auch sehr unauffällig gestaltet werden und muss mit den Mitspielern vereinbart werden. Bei Jazz kann es ruhig laut und deutlich gemacht werden.

Auch das Tempo bestimmen und das Einzählen muss geübt werden, besonders in der Gruppe!

Gruß
Danke, Bachopin, für deine Tipps. An das Metronom habe ich auch gedacht und mir vorgenommen, es künftig beim Üben immer mal wieder zur Kontrolle zu benutzen. Es hilft jedenfalls, bereits beim Üben auf dem Teppich zu bleiben und die Noten wirklich auszuspielen.
Ansonsten denke ich, dass ich mich durch die Tatsache des Aufnehmens in Unruhe und Aufregung versetzen lasse, wodurch ich quasi insgesamt "höher drehe" und deshalb ein eher hohes Tempo als gar nicht so schnell empfinde. (Ich glaub, das hab ich oben schon geschrieben...)

Das ist so ähnlich wie in der Kindheit. Ein Kind hat normalerweise einen schnelleren Stoffwechsel als ein Erwachsener, es hat einen hohen "Energiepegel", kann sehr viele Eindrücke aufnehmen und schnell verarbeiten und braucht ständig neue Anregungen. Dadurch empfindet es aber die Zeit in ihrem Ablauf als langsam. Je älter ein Mensch ist, desto langsamer geht seine "innere Uhr" und desto schneller läuft subjektiv die Zeit für ihn ab. Zum Beispiel: Früher als Kind waren an Silvester die paar Stunden bis Mitternacht eine quälend lange Zeit; heute ist das ein Klacks. Die Beatles haben es gesungen: "Life is very short an there's no time..." Dieses Gefühl verstärkt sich mit dem Alter immer mehr.

Wenn man (bzw. ich) etwas vorspielt oder sich aufnimmt, tickt der innere Puls durch die Aufregung schneller, man kommt quasi in den "Kindheitsmodus" und verändert damit auch seine Wahrnehmung.
Es ist schon verflixt mit der Subjektivität. Man möchte so gern an die eigene Objektivität glauben und muss doch immer wieder einsehen, wie subjektiv man alles wahrnimmt und empfindet. :floet: :roll:

Grüße von
Fips
 
Hi,

Wenn es um Wahrnehmung geht, ist immer ein psychologisches Moment dabei. Ein Mensch nimmt eben entsprechend seiner momentanen "Schwingungsfrequenz" wahr, aber ein Aufnahmegerät zeichnet einfach nur objektiv auf, was ist.

das, was du hier und weiter oben zur Wahrnehmung und zum Aufnehmen schreibst, ist sehr gut.

Aber es gibt noch einen sehr wichtigen Punkt (der wichtigste?):

Das Problem der geteilten Aufmerksamkeit.

Die mögliche Aufmerksamkeit und Konzentration eines Spielers ist endlich. Ein Teil wird für das Spielen selber benötigt und nur ein Teil bleibt für das sich selber Zuhören/Kontrolle übrig.

2 Folgerungen daraus:

  1. Man muss die Aufmerksamkeits/Konzentrations-Fähigkeit trainieren, damit die Gesamtmenge grösser wird
  2. Bei der Aufführung eines Stückes sollte der reine Spielvorgang nur einen geringen Teil (<50%) der Aufmerksamkeit/Konzentration (auf alle Fälle nicht 100%!) benötigen, damit genug übrig bleibt für das sich selber Zuhören.

Aus 2 folgt fürs Üben:

  • Das Stück absichtlich unter erschwerten Bedingungen (z. B. in einem schnelleren Tempo) üben, damit dann unter Normalbedingungen (normales Tempo) genug Reserven da sind.
  • Es müssen alle "Baustellen" (unsicheres Gedächtnis, kein Vorausschauen, technische Probleme) erledigt werden.

Gruß

PS: Gilt übrigens auch für den anderen Thread "Störenfriede"
 
Ein Stück welches ich einübte wollte ich mit Metronom durchspielen. Ich hatte mich so an meine Tempis gewöhnt das es mir vorkam als wenn das Metronom ungleichmäßig schlagen würde.

Meine Wahrnehmung hatte also meine Ungleichmäßigkeit als gleichmäßig angenommen und alles andere nahm ich als fehlerhaft wahr. Ich war ziemlich überrascht und hinterfrage nun sehr oft meine Wahrnehmung.
 
Ein Stück welches ich einübte wollte ich mit Metronom durchspielen. Ich hatte mich so an meine Tempis gewöhnt das es mir vorkam als wenn das Metronom ungleichmäßig schlagen würde.

Genau diesen Effekt beobachte ich fast regelmäßig......ein Stüch, welches ich einige Wochen ohne Metronom einübe und "recht flüssig" spielen kann, geht bei den ersten Malen mit Metronom ziemlich sicher schief. Besonders anfällig dafür scheinen mir Bach Präludien und Fugen/Fugetthen zu sein.....aber auch bei der Sonate facile vom Wolfgang Amadeus hab ich vor zwei Wochen mein blaues Wunder erlebt - wenn nach den ersten Läufen der rechten Hand in der linken das erste mal die schnellen Appregien kommen war ich danach mehr als einen Taktschlag daneben.

Sehr schön (viel schöner als Metronom) finde ich eine play-back-CD mit Begleitband zum Piano. Hab da sogar was für das C-Dur-Präludium WTK I.

Eine weitere Möglichkeit (hat bei der "facile" geklappt und vorher bei einem Boogie): auf dem e-piano eine Hand allein mit Metronom einspielen und dann bei Wiedergabe die andere Hand dazuüben. So bekomme ICH auch ziemlich "arythmische" Sachen recht gut hin. Beim Boogie z.B. eine Stelle, wo links Swing im Triolen-feeling läuft und rechts dagegen gleichmäßige 4 Achtel. Nach 3 Tagen mit zählen und zählen ohne Erfolg hats mit eine Hand aufnehmen und andere dazuspielen nur zwei bis drei Einheiten a ne knappe 1/2 Stunde gedauert.

Sehr gutes Thema - bin froh, dass es Stegull aus der Versenkung geholt hat.
 

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