Unterricht zu 2. bei unterschiedlichem Könnenstand

P

Pikatchu

Dabei seit
9. März 2018
Beiträge
2
Reaktionen
1
Liebe Experten,
Mein Sohn spielt im 3. Jahr Klavier und hatte zunächst Einzelunterricht. Seit November spielt er mit einem Freund zusammen, der im 1. Unterrichtsjahr ist. Zunächst nur zur Vorbereitung auf ein Vorspiel, dann beschloss der Klavierlehrer die beiden halben Stunden zusammenzuziehen, d.h. beide gleichzeitig zu unterrichten. Ich fragte nach, ob dies sinnvoll sei. Der Leherer meinte, er wisse schon was er tue. Für ihn sei das so viel aufwendiger und beide werden davon profitieren. Jetzt läuft der Unterricht so, dass meines Erachtens, das was mein Sohn spielt auf den anderen Jungen angepasst wird. Sie spielen das selbe Stück, mein Sohn dann meist die Begleitung dazu. In seinem Klavierbuch wird kaum mehr weiter gearbeitet.
Kann mir jemand sagen, ob es wirklich sinnvoll und möglich ist, Kinder bei solche einer Konstellation zusammen spielen zu lassen?
Besten Dank im Voraus!
 
Der Leherer meinte, er wisse schon was er tue. Für ihn sei das so viel aufwendiger und beide werden davon profitieren. Jetzt läuft der Unterricht so, dass meines Erachtens, das was mein Sohn spielt auf den anderen Jungen angepasst wird. Sie spielen das selbe Stück, mein Sohn dann meist die Begleitung dazu. In seinem Klavierbuch wird kaum mehr weiter gearbeitet.
Wenn jemand beim Thema Partnerunterricht selbstbewusst sagt, er weiß, was er tue, ist das schon eine Aussage. Die meisten haben nämlich davon absolut keine Ahnung. Dass er Ahnung haben könnte steckt in der Aussage, dass es für ihn viel aufwendiger ist - das ist nämlich absolut wahr. Eine Stunde Partnerunterricht müsste eigentlich mehr kosten als 2x30 Minuten Einzelunterricht, denn sobald mehrere Menschen gleichzeitig Unterricht bekommen, muss man sich auf andere Weise (nämlich genauer, kleinschrittiger, konkreter) vorbereiten.

Du widersprichst dir selbst wenn du sagst, sie spielen dasselbe Stück, dein Sohn spielt aber die Begleitung. Spielt er nun das Stück, oder die Begleitung? Ist letzteres der Fall kann es gut sein, dass die weitaus anspruchsvoller ist als das Stück selbst, da sie meistens für den Klavierlehrer gedacht ist. Guter Unterricht für zwei macht den Schülern oft sehr viel Spaß, wirkt motivierend, und nebenbei lernen sie ganz viel dabei - Kammermusik spielen, sich gegenseitig zuhören und aufeinander reagieren, Probenarbeit entwickeln.

Langfristig sollte dein Sohn natürlich nicht NUR die Begleitung spielen, sondern auch eigene Stücke. Falls das nach ein paar Wochen oder Monaten nicht passiert, würde ich es mal ansprechen. Wichtig ist aber auch, dass dein Sohn Spaß beim Spielen hat.

Ich habe gerade zwei Mädchen, die eigentlich Einzelunterricht haben, zeitweise zusammen im Unterricht für ein vierhändiges Stück - so viel Lachen habe ich die beiden noch nie gesehen, und bei ihnen freut es mich besonders, da sie aus problematischen Lebensgeschichten kommen. Sie haben schon gesagt, dass sie unbedingt danach weiter vierhändig spielen möchten. Manchmal gehe ich ganz kurz raus und lass sie allein proben. Das klingt richtig lustig durch die geschlossene Tür, aber für die zwei ist es eine super Übung.
 
Danke für die Antwort. Ja, er spielt dann beides, das Stück und die Begleitung. Wobei er sagt, das Stück ist für ihn gar nicht schwer. Er mag auch seinen Freund und sie verstehen sich und zusammenspielen kann natürlich Spaß machen. Für mich als Laie ist nur nicht klar, wie die unterschiedlichen "Spiel"-Jahre zusammenpassen. Und es ist sicherlich keiner von beiden ein herausragendes Talent.
 
Vierhändig (oder allgemeiner: gemeinsam) zu musizieren finde ich eine ganz wichtige Sache!

Für mich klingt es allerdings so, als ob Dein Sohn jetzt gar nicht mehr zweihändig bzw. alleine spielt, und das fände ich schon schade.

Habe ich das richtig verstanden?
 
ich kann hier nur als absoluter Laie meinen Senf dazu geben.
Ich nehme mal als Beispiel die Bücher der Russischen Klavierschule.
Hier sind ja auch etliche vierhändige Stücke dabei, wobei die Secondo-Parts (also die Begleitungen) i.d.R. deutlich anspruchsvoller sind. Dürfte auch nachvollziehbar sein, da diese m.E. vor allem für die Lehrer gedacht sind.
So gesehen könnte ich mir schon vorstellen, dass Dein Sohnemann von dieser Vorgehensweise durchaus profitieren kann.
 
Natürlich gibt es Fälle, in denen so etwas mal lehrreich für die Beteiligten sein kann.

Aber nur als INTERMITTIERENDE Maßnahme. Nicht als permanenter Zweier-Unterricht. Und schon GAR nicht mit ner 30-Minuten-Unterrichtseinheit! Au weia!

Man kann sicher sein, dass der KL von seiner Musikschule aus Finanzgründen aufgedrückt bekommen hat, möglichst viel Gruppenunterricht zu machen, und das nun gegenüber Eltern und Schülern "schönredet".
 
Liebe Experten,
Mein Sohn spielt im 3. Jahr Klavier und hatte zunächst Einzelunterricht. Seit November spielt er mit einem Freund zusammen, der im 1. Unterrichtsjahr ist. Zunächst nur zur Vorbereitung auf ein Vorspiel, dann beschloss der Klavierlehrer die beiden halben Stunden zusammenzuziehen, d.h. beide gleichzeitig zu unterrichten. Ich fragte nach, ob dies sinnvoll sei. Der Leherer meinte, er wisse schon was er tue. Für ihn sei das so viel aufwendiger und beide werden davon profitieren. Jetzt läuft der Unterricht so, dass meines Erachtens, das was mein Sohn spielt auf den anderen Jungen angepasst wird. Sie spielen das selbe Stück, mein Sohn dann meist die Begleitung dazu. In seinem Klavierbuch wird kaum mehr weiter gearbeitet.
Kann mir jemand sagen, ob es wirklich sinnvoll und möglich ist, Kinder bei solche einer Konstellation zusammen spielen zu lassen?
Besten Dank im Voraus!

Hallo Pikatchu,

welchen Vertrag haben Sie denn mit dem Lehrer abgeschlossen? Bei uns steht in den Verträgen eindeutig ob der Schüler "Einzelunterricht" oder "Gruppenunterricht"bekommt. Wenn der Schüler, bzw gesetzliche Vertreter im Vertrag "Einzelunterricht" angibt, kann der Lehrer gar nicht einfach nach Laune während dem Jahr auf Partnerunterricht seinen Unterricht umstrukturieren.

Zum Spielen eines vierhändigen Stückes finde ich das Ok. Hier können die Schüler auch unterschiedlichen Lehrjahres sein, weil es viele Stücke gibt, wo "Spieler eins" einen schwierigeren Part zu spielen hat, als zum Beispiel "Spieler zwei". Ich habe zum Beispiel zwei Geschwister, die einen völlig unterschiedlichen Spielstand haben, da die eine wesentlich länger spielt und älter ist, als die andere. Für diese schreibe und bearbeite ich auch oft Stücke zu vier Händen und passe sie dem Schwierigkeitsgrad der Schüler an.

Was mir nicht in den Sinn kommen würde, dass ich diese Geschwister dann Partnerunterricht anbiete, aus dem Grund, weil sie schlicht und einfach nicht vom Spielniveau zusammenpassen. Die Ältere ist viel weiter vom Spielstand als die andere.
Ich lasse sie oft zu vier Händen spielen, das ja, biete aber beiden Einzelunterricht zu je 45 Minuten. Nur wenn sie ein Stück zu vier Händen spielen, kommen beide zur gleichen Zeit, verkürze deshalb aber ihre Stunden nicht.

Außerdem müßte der Klavierlehrer dann mindestens zwei Instrumente zum Unterrichten haben, wenn er tatsächlich fortgeschrittene Schüler im Partnerunterricht unterrichtet, schon aus den ganz einfachen Grund, weil ein Schüler nach drei Jahren Klavierunterricht, bestimmt ein Stück spielt, das über zwei Oktaven hinausgeht. Und die Schüler müssen selbstverständlich dann auch den gleichen Spielstand haben.
 
Es gab mal eine Zeit, da ich an einer ( Vereins-) Musikschule fest angestellt war und es das Bestreben der Schulleitung war, möglichst viel Partner-bzw. Gruppenunterricht erteilen zu lassen, um die marode Finanzlage der Schule aufzubessern. Dass damit die Stunden der fest angestellten, damit nicht ohne Weiteres kündbaren Lehrer ( ja, damals gab es noch Stellen mit BAT- Verträgen, trotzdem noch mies genug ) zum Teil gar nicht mehr aufzufüllen waren ,wurde offenbar nicht bedacht bzw. verdrängt.
Das Konzept Gruppen-Instrumentalunterricht wurde nur aus kommerziellen Gründen erdacht und hinterher durch einen didaktisch- methodischen Überbau quasi legitimiert. Es funktioniert bestenfalls über kurze Zeiträume; die Stärken und Schwächen und die Entwicklung der Schüler sind individuell viel zu verschieden.
Natürlich sollen sie oft mit anderen zusammenspielen. Das ist aber dann kein ausschließlicher und permanenter Gruppenunterricht.
 
Das ist auf eine so selbstverständliche Weise richtig, Walsroderpianist, als hättest Du geschrieben "der Himmel ist blau"...

Leider wird seit vielen Jahren permanent versucht, nicht nur das allgemeine Publikum, sondern auch die Lehrkräfte zu brainwashen, indem irgendwelche Sachen wie "Breitenförderung", "gemeinsames Musizieren" etc. als "gute Gründe" herhalten müssen.

Dabei würde, wenn die leidige Personalkostenfrage nicht existierte, niemand, der seine 5 Sinne beisammen hat, Instrumental-Gruppenunterricht anbieten, sondern selbstverständlich Einzelunterricht (und zwar mehr als 1x die Woche), da das die einzige Vorgehensweise ist, deren Effektivität auch einigermaßen den hohen Kosten entspricht.

Aber so denken ja auch die dummen Eltern nicht; die denken allzu oft: "Naja, Hauptsache unser Kind macht Musik, das tut ja dem Gehirn gut, fördert die sozialen Fähigkeiten, und es soll ja kein Konzertpianist werden". Dass sie für ihr Geld viel zu wenig Leistung bekommen, sehen sie nicht, und es interessiert sie auch nicht.

Ich habe jetzt von jemandem gehört (eigentlich ein guter Musiker), der Saxophon-Gruppenunterricht anbietet, bei dem die Teilnehmer nicht zu Hause zu üben brauchen, sondern in der wöchentlichen Stunde "gemeinsam geübt" wird. Das scheint mir der Gipfel der ineffizienten Beschäftigungstherapie zu sein, aber das Angebot wird wohl gut angenommen... wenn es so weitergeht, ist so was in 10-20 Jahren der Normalfall...

Allerdings muss man auch sehen: Alle Instrumentallehrer haben immer mehr Schwierigkeiten, Schüler zu finden, die bereit sind, die angemessene Zeit in die Instrumentalausbildung zu stecken und vernünftig zu üben etc. Da es aber einen Überschuss an Musikern gibt, die unterrichten müssen, um genug zu verdienen, erliegen allzu viele der Versuchung, ihre Unterrichtskonzepte an die miesen Bedingungen anzupassen, einfach nur um möglichst viele Schüler zu halten und dazuzugewinnen.
 

Da können wir mit Klavier noch glücklich sein. Mir erzählte letztens ein Gitarrenlehrer, er könne von den Klavierpreisen nur träumen. Gitarre wirkt wie ein Billiginstrument. Klaviere kauft man auch nicht so leichtfertig wie eine Gitarre für 60 Euro, oder man nimmt gleich die alte vom Onkel.
 
Mal zeitweise für ein Projekt zwei Unterrichtseinheiten mit zwei Probanden zusammen legen ist sinnvoll!
Das ergibt sich leider viel zu selten.

Genieße diesen Service, solange es Deinem Sohn damit gut geht.


Gesendet von iPhone mit Tapatalk
 

Ähnliche Themen


Zurück
Top Bottom