Unisono - Homophonie...??? :confused:

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Hallo,

die Frage ist sicherlich sehr einfach und die Antwort liegt auf der Hand, aber ich komme gerade nicht darauf...;)

Wie ist der Fachausdruck dafür, wenn alle Stimmen denn gleichen Rhythmus spielen?

Schubert: Death and the Maiden Quartett for Strings - YouTube

Hier z.B. ab 32:06 min.. Das ist das 2. Thema des IV. Satzes und bei Wikipedia steht dazu: "Das 2. Thema (T. 88) bildet zum ersten einen krassen Kontrast, der die zuvor jagende Bewegung jäh stoppt durch seinen kompakt homophonen Satz, das gestaute rhythmische Bewegung (nur noch ein langer Ton pro Takt), fortissimo und das sforzato, das ihm einen ruppigen Ausdruck gibt."

Aber das ist doch keine Homophonie!? Homophonie ist soweit ich weiß eine Melodie mit Begleitstimmen - als Gegensatz zu Polyphonie.

Ich würde es eher als Unisono auf verschiedenen Tonhöhen ;) beschreiben.

Oder als Akkordblocksatz...

Aber vielleicht kann mir hier jemand weiterhelfen...? :)
 
Hallo,

gemeint ist sicherlich dieses?:
Isorhythmie

Im Bereich der Vokalmusik (Choräle der spätbarocken Zeit) spricht man vom "Kantionalsatz". Ich vermute, dass Schubert beim erwähnten Streichquartettsatz sehr wohl das Klangideal eines vorklassischen Choralsatzes im Hinterkopf hatte...,

...meint Rheinkultur
 
Diene Antwort ist sicher richtig:

Das 2. Thema hört sich sehr nach Kantionalsatz an und weißt auf isorhythmische Bestandteile auf, jedoch bezieht sich die Isorhythmie doch mehr auf die Horizontale als auf die Vertikale. Die gleiche rhytmische Struktur (Talea) folgt immer wieder nacheinander. Ich jedoch meinte das alle Stimmen gleichzeitig den gleichen Rhythmus spielen. Also in der Vertikalen und nicht in der Horizontalen:::=D

Ist ein wenig kompliziert, aber ich hoffe, mir kann hier noch jemand weiter helfen...;)

Herzliche Grüße,

Lisztomanie
 
Mit der Zeit haben sich durchaus schon verschiedene Sinnverschiebungen in die einzelnen Wörter gemischt, die heute sehr oft (fälschlich) als Synonyme gebraucht werden. Im französischem „Guide de la Théorie de la Musique“ sind folgende Begriffe erklärt.

„Homophonie“: Von der griechischen Antike bis zum XVIII Jahrhundert bezeichnet Homophonie jede Art von Musik welche unisono, in der Oktave oder der Doppeloktave ausgeführt wird. Durch Dehnung und Wortmissbrauch benutz man auch den Begriff wenn verschiedene Partien gleichzeitig dem gleichen Rhythmus folgen (womit das Wort dann aber als Synonym für den französischen Begriff „Homorythmie“ steht. Gleicher Artikel besagt auch dass das Wort oft als Synonym für „Enharmonie“ (enharmonische Verwechslung) gebraucht wird.

„Homorythmie“: Rhythmische Simultanität verschiedener Stimmen im Kader einer Polyphonie.

„Isorytmie“: Bezeichnet das regelmäßige Wiederholen einer rhythmischen Zelle. Diese Zellen können auch ausgedehnt sein und bis zu 7 Takte in moderner Notation betragen. Diese Zellen nennt man „Talea“. Die vorexistierende Melodik, welche auch mehrmals innerhalb einer isorhytmischen Zelle auftauchen kann, nennt man „Color“. Wer sich nun etwas tiefer mit dem „Isorytmie“ Thema beschäftigen wird, wird schnell herausfinden, dass das Ganze etwas komplexer ist als jetzt in der Eile dargestellt

Die zwischen Anführungszeichen geschriebene Wörter entsprechen der französischen Schreibweise für, die deutsche Schreibweise müsste wohl Homophonie, Homorhythmie (Homorhythmik) Isorhythmie (Isorhythmik) gelten?

Beste Grüsse
PiRath
 
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Herzlichen Dank für die ausführliche Antwort...=D

Ich konnte daraus sehr viel lernen und habe nebenbei noch das Wort gefunden, was ich gesucht habe (Homorhythmie) :kuss: :wink:

Herzliche Grüße,

Lisztomanie
 
Lieber Pierre,

könntest Du vielleicht den frühesten Beleg nenen? Im Lexikon von Lidell-Scott-Jones gibt es nämlich keinen Eintrag homóphonos.

Dank und Gruß,

Friedrich

Naja,

Ich habe ja nur einen Auszug aus einem französischen Theoriebuch übersetzt und zitiert. Hier noch einmal die genauen Angaben:

Claude Abromont / Eugène de Montalembert / GUIDE DE / LA THEORIE DE / LA MUSIQUE / avec la collaboration de / Philippe Fourquet, Emmanuel Oriol / et Brice Pauset / Fayard – Henry Lemoine 2001

ISBN : 978-2-213-60977-5

Besagter Artikel befindet auf der Seite 540.

Dass Du als Altphilologe reagierst, wundert mich nicht, ich kann aber jetzt nicht einfach alles liegen lassen um jetzt Nachforschungen zu betreiben, wofür ich um Verständnis bitte. Sollte die Aussage als nicht fundiert gelten, darfst Du das wohl den hochversierten Autoren kundtun. Allerdings stellst Du damit natürlich auch die Pertinenz des gesamt Werkes in Frage und raubst mir, und vielen Anderen eine hoch angesehene Informationsquelle. Als Lektor kann ich doch nicht jeden Artikel den ich lese in Frage stellen…(Stelle schon tag täglich jede Note in Frage die lese…)

Beste Grüsse
PiRath
 
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ich kann aber jetzt nicht einfach alles liegen lassen um jetzt Nachforschungen zu betreiben, wofür ich um Verständnis bitte. Sollte die Aussage als nicht fundiert gelten, darfst Du das wohl den hochversierten Autoren kundtun. Allerdings stellst Du damit natürlich auch die Pertinenz des gesamt Werkes in Frage und raubst mir, und vielen Anderen eine hoch angesehene Informationsquelle. Als Lektor kann ich doch nicht jeden Artikel den ich lese in Frage stellen…(Stelle schon tag täglich jede Note in Frage die lese…)
Aber, aber. Ich wollte natürlich keinerlei Glaubenskrisen auslösen, ich war tatsächlich nur neugierig, ob es einen Beleg in der klass. Zeit oder im Hellenismus gäbe. Inzwischen habe ich meine Neugier mithilfe des Thesaurus Linguae Graecae gestillt: die frühesten Belege, die ich gefunden habe, sind bei Nikomachos v. Gerasa und Ptolemaios, Harmoniká 1.7. Das sind zwar keine ganz "alten" Griechen (2. Jh. n.Chr.), aber antike sind sie allemal.

Schöne Grüße,

Friedrich
 
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Ihr Lieben,

neben allen philologischen Details - im heutigen Sprachgebrauch bezeichnet
Unisono die Stimmverdoppelung durch Oktaven (oder auch Doppel-/Dreifachoktaven etc.),
und Homophonie (satztechnisch das Gegenteil der Polyphonie) bedeutet Dominanz
einer einzigen Hauptstimme, die thematisch oder melodisch bedeutungsvoll ist
und neben der die übrigen Stimmen harmonisch-begleitende Funktion haben,
was keineswegs an Homorhythmie gebunden sein muß.

Es gibt dann natürlich Mischformen wie die ,durchbrochene Arbeit', bei der ein
schneller Wechsel der Hauptstimme quer durch den ganzen Klangkörper stattfindet
und in der die Begleitstimmen gesanglicher werden, ab der Romantik bzw. schon
seit dem späten Beethoven die Tendenz zur Durchmelodisierung der Nebenstimmen
und zur Verlebendigung der Baßstimme.

HG, Gomez

.
 
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*Handgelenk abknick* *näsel* Also Ihr Lieben, finde ich gaaaanz toll, daß Ihr hier hier auch mal die Gay-Themen bringt! Homophonie! Homorhythmie! Supi! Viel besser als Homophobie! "Klangkörper"... huiiii, wenn ich das höre, springt doch gleich meine Phantasie an!

Tschüssssiiiii! *wink*
 


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