Top Ten der typischen Anfängerfehler

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Debbie digitalis

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Hallo liebe Lehrer im Forum,

ich bin erwachsener Klavieranfänger (gut zwei Jahre Unterricht) und habe folgende Frage an euch: Gibt es aus eurer Erfahrung sozusagen eine Top-Ten-Liste der Anfängerfehler beim Üben neuer bzw. Trainieren bereits bekannter Stücke?? Wenn man da (als Schüler) wüsste, was man unbedingt vermeiden sollte, so würde das uns als Schülern (und sicher auch deren Lehrern) einiges ersparen. Man muss ja nicht unbedingt darauf warten, bis der Lehrer sagt, dass man das-und-das aus diesen-und-jenem-Grund falsch macht und deshalb unbedingt vermeiden soll. Man lernt zwar bekanntlicher Weise aus Fehlern - aber besser bevor sich diese "eingefleischt" haben.

Ich bin gespannt, ob hierauf jemand (bis morgen um die gleiche Zeit) antwortet.

Wenn Antworten später kommen, freue ich mich auch darüber!


Liebe Grüße

Dd
 
stundenlanges Üben, um ein neues Stück möglichst schon gestern spielen zu können, mit allen "Nebenwirkungen";)
 
Das neue Stück viel zu früh im Originaltempo spielen zu wollen. Dabei schleichen sich dann einige Unsauberkeiten ein. Obwohl ich mich gebessert habe, war und ist dies mein Hauptfehler. Ich zwinge mich jetzt mit Hilfe des Metronoms zur Zurückhaltung ;). Oder besser gesagt: Die KL zwingt mich dazu, wenn ich mal wieder "renne". Und das ist gut so!
 
Falsche Fingersätze einüben... ist zur Zeit mein grösstes problem^^
 
"Üben heißt nicht, zum hundertsten Mal ausprobieren, ob es schon von allein geht" :p - Die Stücke immer wieder von vorne bis hinten durchspielen, ohne jemals an Details zu arbeiten, in der Hoffnung, die Falten würden sich von allein glätten, ohne dass man sie mal mit dem Bügeleisen bearbeitet.
 
Das neue Stück viel zu früh im Originaltempo spielen zu wollen.

Ich glaube, das ist die größte Fehlerquelle. Es passiert dann, dass

1. die Takte nicht sauber gehalten werden,
2. das Tempo innerhalb des Stückes variiert,
3. das Stück zwangsläufig einfach "schwammig" klingt.

Zumindest sind das Erfahrungen, die ich selbst gemacht habe, bis ich begriff: langsam anfangen vermeidet unglaublich viele Fehler.

Herzliche Grüße aus Bochum

Markus


:klavier:
 
Meine größsten Fehler (die ich zur Zeit nicht abstellen kann) sind: kein einheitlicher Fingersatz, zu schnell auf das Wunschtempo gehen und zu hohe Anforderungen an mich stellen... :rolleyes:

Vor allem letzteres dürfte sehr schwer abzustellen sein.
 
Achhh... wenn es denn nur so einfach wäre mit dem langsam spielen.

Viele (schnelle) Stücke zerfallen beim langsamen Spiel leider auch zu einer Schwierigkeit, die der beim schnelleren Spiel in nichts nachsteht.

Oder geht das nur mir so?
 
Ja is so;

einige harmonische Dinge hört man garnicht mehr wenn man es langsam spielt - von dem her wird es (für mich jedenfalls) auch schwieriger was dabei gross zu lernen^^.
 
Ich glaube, dass man das Spielen im Originaltempo durchaus schon relativ früh anfangen kann, solang man dabei Stilblütes Hinweis streng beachtet. Detailarbeit und Fingersatzarbeit - und die dann natürlich am Anfang im langsamen Tempo. Dann Tempo immer mehr steigern in einer einzelnen kleinen Stelle (das können nur fünf Töne sein, die so lang in Dauerschleife geübt werden, bis sie zusammenhängend im Tempo gespielt werden können). Dann gehts danach beim Zusammensetzen der kleinen Details alles recht schnell im Originaltempo. Im Zweifelsfall darf natürlich nichts überstürzt werden. Lieber zu lange langsam spielen, als zu früh schnell und dabei total verkrampfen und von Mal zu Mal schlampiger werden (und irgendwann die Schlampigkeiten nicht mehr hören, weil sich das Ohr daran gewohnt hat).
 
Ja is so;

einige harmonische Dinge hört man garnicht mehr wenn man es langsam spielt

Da behaupte ich jetzt mal grad das Gegenteil 8)

Langsame Harmonien kann man besser hören als schnelle. Wenn man zu früh schnell spielt, wird man die harmonischen Feinheiten überhaupt nie bemerken. Dasselbe gilt, wenn man sich vor jeder Tempoänderung fürchtet.
 

die vorstellung aktivieren

sicher ist bei den Meisten ein Fehler, dass sie viel zu spät sich darüber Gedanken machen, wie das klingen soll, was sie da am Klavier fabrizieren.

Ein Geiger wird selten eine Melodie daher kratzen und ein Flötist wird nicht irgendwas tröten, hautpsache die Noten stimmen. Aber Klavierspieler hämmern die seltsamsten Klänge in das Klavier, ohne ihnen das auffällt.
Ich muss von der ersten Minute mir ernsthaft Gedanken machen, welches Klangerlebnis ich fabrizieren will.
 
hallo,
im Gegensatz zum Fehlersuchen in "interpretatorischen" Fragen bin ich davon überzeugt, dass sich die "Top-Ten" der Fehler ganz anders gestaltet:
1. zu viel Druck/Kraftaufwand in einen Ton
2. zu lange in einem Ton verharren und zu spät den nächsten anvisieren
3. zu starre Arme (Arme quasi festhalten, fixieren - und glauben, dass die Finger vorauslaufen)
4. zu starre/unbewegliche Handgelenke

was nützen Dispute um "interpretatorische Probleme", wenn die manuellen Basistechniken schlichtweg unbekannt oder unberücksichtigt sind????

also: vor der Top-Ten die motorische Basis sicherstellen - wenn das nicht geschieht, braucht man sich über eine "Top-Ten" erst gar keine Gedanken machen!

Gruß, Rold
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich vernachlässige immer den "horizontalen" Verlauf :mad: und bezieh dafür jedes Mal Prügel bei meiner KL ;)

lg marcus
 
Genau so wurde es mir beigebracht.
Die Fehler:

1) Zu schnell. Ich weiß, schnelle Stücke klingen langsam gespielt doof, aber das Gehirn muss die Bewegungsabläufe bewusst nachvollziehen, damit sie dann in den motorischen Teil gespeichert werden können und praktisch wie von selbst kommen.
2) Fingersatz wie er gerade daherkommt
3) Zu früh auswendig (-> Genauigkeit leidet)
4) Pedal zu früh. Pedal dient der zusätzlichen Gestaltung. Dazu muss man das Stück schon in ordentlichem Tempo spielen können um die musikalischen Ideen zu erfassen.
5) Aus Ehrgeiz Stücke nehmen die (noch) zu schwer sind. Das sorgt nur für Frust.
6) Zu viel auf einmal lernen wollen. Besser: Lange Stücke in sinnvolle Abschnitte unterteilen, getreu dem römischen Motto "Teile und herrsche".
7) Mit beiden Händen gleichzeitig anfangen. Gut, das ist Sache des Schwierigkeitsgrades und der persönlichen Fähigkeiten. Anfänger sollten aber immer mit getrennten Händen anfangen.
 
Gegenpunkt

Hm, es macht mich sehr nachdenklich, dass hier fast übereinstimmend von so Vielen "üben im Originaltempo" als Anfängerfehler bezeichnet wird.

Ich habe - leider finde ich die Quelle nicht mehr - ein Buch von einem Japanischen Klavierpädagogen in Händen gehabt, der vehement dieser Ansicht entgegentritt und ganz im Gegenteil sagt: Übe von vornherein in dem Tempo, in dem das Stück vorgetragen werden soll.

Er begründet das damit, dass vom NOtenablauf her gleiche Passagen bei unterschiedlichen Tempi technisch unterschiedlich auszuführen sind bzw. sich nur unterschiedlich ausführen lassen. Sprich: Ein Üben im falschen Tempo bringt in der Regel viel weniger, als gemeinhin angenommen ist.

Der Autor bringt auch das Gängige "erst langsam, dann steigern" massiv ins Wanken, indem er beschreibt, wie man von "unendlich schnell" zu "langsamer" findet (Gleicheitiges Anschlagen -> zeitversetztes Anschlagen).

Ich habe mit diesen Tipps Chopin-Werke erschlossen, die ich auf die herkömmliche Weise schlichtweg nicht annähernd gepackt habe.

Ich glaube, es ist wichtig, viel Althergebrachtes in Frage zu stellen, auch was das Herangehen an Stücke betrifft.

Cheers, Ernst
 
Hallo Ernst61,

das was du da über schnelles und langsames Üben schreibst kommt mir bekannt vor. Ich glaube, das hast du von dem hier im Forum allseits bekannten und schon vielfach diskutierten Online-Chang. Der schreibt irgendwo in seinem umfangreichen e-book, das man sehr schnelle Passagen nicht wirklich schnell hinbekommt, wenn man bei langsam anfängt und sich dann steigert. Er meint, wenn du z.B. eine vierstimmige Harmonie in vier einzelnen Noten (z.B. vier Zweiundreißigstel) hintereinander spielen willst, dann sollst du unendlich schnell anfangen (d.h. alle Noten zuerst alle zusammen spielen als Akkord) und dann nach und nach das ganze aufdröseln: drei Noten zusammen und die vierte ganz schnell hinterher, dann zwei zusammen und zwei schnell hinterher bis du bei vier einzelnen bist. Soweit ich mich erinnere, empfiehlt er diese Technik aber nur für wirklich schnelle Passagen und seine Ratschläge sind hier im Forum auch umstritten.

Für mich ist diese Übetechnik noch nicht relevant, da ich noch Anfänger bin und noch überhaupt nicht in dieser Tempokategorie übe.

Trotzdem lieben Dank für den Hinweis

Tschüss

Debbie digitalis
 
Hallo :)

Ja, genau. Das war es.

Ich muss dazu sagen, dass ich mich mit dem MAterial von ihm sehr unterstützt fühle.

Es stecken ein paar provokante Alternativzugänge drinnen. Ich bin selbst jemand (48 Jahre alt), der ca 16 Jahre klassischen Klavierunterricht bekommen hat. Ich möchte es nicht missen, aber ich sehe auch viele "Fixierungen" darin, die mich auch behindert haben.

Es ist für die Motivation wichtig, Stücke zu spielen, die man auch gerne hören würde. Und es ist nicht unbedingt falsch, sich bald an diese Stücke heranzuwagen. Selbst wenn sie nicht perfekt klingen. Es geht um Durststrecken-Psychologie und es ist in keiner Weise untermauert, dass ein "langsames Perfektwerden" der einzig richtige Weg ist.

ICh denke, es ist wie in allen anderen Lebensbereichen: Es hat sehr viel Sinn, alternativen auszuprobieren und zu schauen, was für einen passt. Das ist kein Votum, sich die Basis nicht anzueignen, aber ich mahne alle Anfänger zur Vorsicht, sich durch "verschulte Klassiker" nicht zusehr einengen zu lassen.

Ich habe mit verschiedenen Lehrern sehr unterschiedliche Zugänge kennen gelernt, und JEDER hat mir auf seine Weise sehr geholfen.

Ich wünsche allen Anfängern viel Freude beim Einstieg und... eine gewisse "Respektlosigkeit vor Perfektion". Angstfreiheit und Absichtslosigkeit sind Schlüssel zu schönen Erfolgen. Und nicht jeder will Konzertpianist werden ;)

lg, Ernst
 
ich mahne alle Anfänger zur Vorsicht, sich durch "verschulte Klassiker" nicht zusehr einengen zu lassen.

Oh, oh! :p

Da müßte ich mich selbst ja auch angesprochen fühlen. Bin ich doch auch einer dieser "lieber ein einfaches Stück gut spielen, als ein schwieriges schlecht" und "lieber langsam und mit Ausdruck als schnell und hudelig"- Apostel.

Das hat aber garnichts mit Verschultheit zu tun, sondern mit jahrzehntelanger Erfahrung. Jeder will möglichst schwierige Stücke spielen, und zwar so schnell wie man sie von der CD her kennt. Klar ist das eine Riesenmotivation. Und wenn dann ein Nicht-Pädagoge und ich wage ihn mal so zu nennen - ein Nicht-Klavierspieler 8) - wie dieser Online Chang behauptet, das sei alles kein Problem, man könne viele Jahre des Übens und der Beschäftigung mit der Musik einfach überspringen - dann ist ihm der Beifall der "gegängelten" Klavierschüler natürlich gewiß.

Selbstverständlich soll niemand davon abgehalten werden, sich an schwierige Stücken ranzuwagen und sich die Zähne daran auszubeißen. Nur kann dies nicht der Weg sein, auf dem man ein guter Klavierspieler wird. Man mag sich einbilden, die Fähigkeit, das Fantasie-Impromptu oder den 3.Satz Mondscheinsonate mit Ach und Krach in die Tasten zu dreschen sei der Beweis für die eigenen pianistischen Fähigkeiten. Worauf es beim Klavierspielen wirklich ankommt, wird einem auf diese Weise trainierten Pianisten-Imitator wohl immer ein Rätsel bleiben.

Weniger sportlicher Ehrgeiz - aber mehr Beschäftigung mit den Grundlagen, Anliegen und Hintergründen der Musik wäre meine Devise :)
 
Fehler ??

Liebe Mitspieler/Innen

HHMMMMMhhh.....
Vielleicht gibt es diese "Top-Ten-Fehler" - ich selber halte uns aber für so "unterschiedlich individuell", dass ich eher an persönlich-individuelle "nicht ganz förderliche Eigenschaften" glaube.

Als ich letzen Hersbt nach 35 Jahren ziemlicher Abstinenz mein stage-piano gekauft habe, habe ich auch mein altes Sonatinen-Heft vom Dachboden geholt.
Nahezu gleichzeitig fand ich das ertse Heft der Zeitschrift PIANiST mit dem ersten Satz der Clementi op36.3 auf der CD - da hab ich (vielleicht zum ersten Mal?) gehört, dass diese Sonatinen bei forciertem Tempo schon "richtig nach Musik klingen" und nicht so wie ich die immer als Pflichtübungen in meinen (traumatisierten?) Ohren hatte. Ich hab angefangen, mit Tempo UND Ausdruck zu spielen - und die Kuhlau'sche op55nr.3 ist inzwischen mein Entspannungslieblig in einem Allegro con spirito, das meine KLin als Affentempo bezeichnet. Also - auch Tempo hat was und motiviert.

Thema Pedal: in den 5 Jahren Unterricht in meiner Jugend hab ich vielleicht NACH 4 Jahren das erste Stück mit Pedal gespielt. Meine "äußerst klassische" KLin damals erlaubte das mal für einen Strauß-Walzer (für sie das Maximum an "modernen Geklimpper")....... Heute muß ich die Benutzung des Pedals mit meiner heutige KLin hart erarbeiten - gegenüber meinen sonstigen Stand hab ich da ein ziemliches Defizit und benutze Pedal viel zu wenig.

An die Beethoven op49nr.1 hätt ich mich allein nicht rangewagt:-x. Irgendwo hab ich die im Netz als "Level 7" eingestuft gesehen.... nachdem meine Kuhlaus dort mit 5 stehen also nicht erreichbar, dachte ich. Meine KLin
holte diese aber als erste Übung aus dem Ärmel - und nach 5 Wochen kann ich den ersten Satz tatsächlich nach IHRER Aussage doch "recht schön":klavier:.

Ich halte eine "top-Ten-Fehlerliste" nicht für sinnvoll. Man kann durch falsche Sicherheit in eine tiefe Sackgasse geraten, auch wenn man solche top-ten-Fehler penibel vermeidet, weil man eben seine individuellen Fehler macht.

Liebe Grüße vom Martin alias Hebi19
 

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