Terzen und Sexten im Mittelteil von Caprice espagnol (Moszkowski)

Z

Zoel

Guest
Wer meine Vorstellung gelesen hat, weiß es wahrscheinlich schon: Im Mittelteil des Caprice espagnol von Moritz Moszkowski gibt es einige Stellen, die mir Probleme bereiten, weshalb ich sie bisher immer vereinfacht oder zu langsam gespielt habe.
Ich beziehe mich auf folgende Notenausgabe:
http://erato.uvt.nl/files/imglnks/usimg/d/d3/IMSLP06824-Moszkowski_Caprice_espagnol_op.37.pdf
Hier ist auf S. 73 im vierten Notensystem eine solche Stelle: Im Bass das C und oben eben die sehr schnell aufeinanderfolgenden Sexten mit der rechten Hand. Dasselbe wiederholt sich dann im Notensystem darunter, auch auf S. 74 ganz oben etwas Ähnliches. Dann kommen bald darauf (unter un poco animato) sehr schnelle Terzen, die ich ebenfalls nicht schnell genug hinbekomme.
Nun meine Frage: Wie übt man sowas? Ist der Fingersatz, der in der IMSLP-Ausgabe empfohlen wird, optimal? Der Daumen muss ja (folgt man dem Fingersatz) bei der Terzpassage von einer Taste auf die nächste quasi "rutschen", bzw. in sehr schnellem Tempo versetzt werden - wie soll das möglich sein? Gibt es vielleicht empfehlenswerte technische Übungen, die mich dem Ziel näherbringen könnten, die problematischen Passagen gut zu spielen?
 
die Sexten (meno mosso!) :
sie sind staccato, möglichst gleichzeitig aus den Fingern und aus dem Handgelenk
möglicherweise wird dein Handgelenk beim spielen fest? wenn ja, dann achte darauf, es nach jeder Sexte bewußt zu lockern
noch ein Tipp: fass keine zwei Sexten als einen kompakten Akkordgriff auf - als 14 und 25 sind kein 1245 Akkordgriff --- viel besser ist, du schwingst ein wenig mit dem Arm hin und her: 14 Unterarm etwas links, 25 Unterarm etwas rechts

die Terzen:
den Fingersatz finde ich auch nicht optimal - vielleicht wäre dir 13 - 24 - 13 - 24 angenehmer als 12 - 13 -24 - 35

Übungen:
in den Cortotübungen wirst du fündig
in den Chopinetüden op. 25 findest du zweie, da kann man bis zum abwinken Terzen und Sexten üben :):)

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wie ist es denn mit allem anderen in diesem Stück? ...das ist ja nun alles andere als "mittelschwer"... kommst du ansonsten mit allem im tempo zurecht?
 
die Sexten (meno mosso!) :
sie sind staccato, möglichst gleichzeitig aus den Fingern und aus dem Handgelenk
möglicherweise wird dein Handgelenk beim spielen fest? wenn ja, dann achte darauf, es nach jeder Sexte bewußt zu lockern
noch ein Tipp: fass keine zwei Sexten als einen kompakten Akkordgriff auf - als 14 und 25 sind kein 1245 Akkordgriff --- viel besser ist, du schwingst ein wenig mit dem Arm hin und her: 14 Unterarm etwas links, 25 Unterarm etwas rechts
Danke, das ist ein guter Tipp. Habe bisher eher in "kompakten Akkordgriffen" gedacht und dadurch vermutlich an Tempo eingebüßt.

die Terzen:
den Fingersatz finde ich auch nicht optimal - vielleicht wäre dir 13 - 24 - 13 - 24 angenehmer als 12 - 13 -24 - 35
Auch mit dem anderen Fingersatz ist es schwer, es im Tempo zu spielen... Muss ich wohl noch ein wenig üben.

Übungen:
in den Cortotübungen wirst du fündig
in den Chopinetüden op. 25 findest du zweie, da kann man bis zum abwinken Terzen und Sexten üben :):)
Danke, die werde ich mir mal anschauen!

wie ist es denn mit allem anderen in diesem Stück? ...das ist ja nun alles andere als "mittelschwer"... kommst du ansonsten mit allem im tempo zurecht?
Im Tempo kann ich so ziemlich alles spielen (außer den genannten Passagen und vielleicht noch außer dem superschnellen Lauf auf S. 73 ganz oben - manchmal klappt er, manchmal nicht). Das Problem bei den Tonrepetitionen und anderen Stellen ist eher die Gleichmäßigkeit der Töne (sowohl ihre Lautstärke als auch ihre Länge). Das liegt vielleicht auch (ohne jetzt eine Ausrede suchen zu wollen) ein wenig am Digitalpiano. Auf einem Flügel schien es mir deutlich besser zu klappen.
Bisher war meine Schwierigkeitseinschätzung des Stückes eher von einem Kommentar zu einem Youtube-Video geprägt, in dem Stephen Hough das Stück spielt:
"I love how he slows down and really practices that nasty little lick at 1:38 - 1:44. (The only difficult thing in this charming piece)" (Es handelt sich um eine der Sextenpassagen.) Daher dachte ich, es sei nur meine mangelhafte Technik, die mich so lang daran knabbern ließ. :D
Wie schwer würdest du denn das Stück einschätzen, so im Vergleich zu anderen? (Vergleichbar mit...?)
 
Hallo Zoel,

hab das Stück auch gespielt, vielleicht habe ich ja ein paar nützliche Tipps für dich? Die Terzen-Passage ist echt mega-eklig, vor allem weil sie nicht halb so gut klingt, wie sie schwer ist... Ich habe eine Aufnahme von einem 13jährigen in YouTube gesehen, der das Stück sehr gut spielt - und bei den Terzen nur die Melodie spielt :D

Die Terzen kannst du dir vereinfachen, in dem du ein paar der Töne mit der linken Hand übernimmst. Du kannst z.B. auf das zweite Achtel im Takt, wo links c gespielt wird, das f mit der linken Hand übernehmen. Für die linke ist das kein Problem, die rechte hats dadurch aber erheblich leichter. Vielleicht kannst / willst du auch noch mehr "umschichten" - nur machs dir nicht zu kompliziert. Ich glaube ich habe auch was umgeschichtet, weiß aber gerade nicht mehr, wie genau und meine Noten sind ziemlich weit weg, so dass ich nicht nachgucken kann.

Für die Sexten ein paar Hinweise: Solch schwierige, unangenehme Stellen versuche ich immer von allen Seiten zu beleuchten und auf alle möglichen Arten zu üben, damit sie mir immer vertrauter und bekannter wird. Stelle also einfach alles damit an, was dir einfällt - übe es in Akkordgriffen, dann tu das Gegenteil (siehe rolfs Post), übe es extrem gleichmäßig und dann mit "helfendem Rubato", übe nur die Oberstimme und nur Unterstimme (mit dem richtigen Fingersatz!), laut, leise...

Weiterhin ist für mich persönlich ein sehr guter Tipp bei sämtlichen Doppelgriffpassagen: Legatissimo üben und können. Und zwar auf eine Weise, dass du die bestmöglichste Bewegung herausfindest, so dass das legato echt ist, gut klingt und angenehm spielbar ist. So benutzt du nämlich möglichst viele Gelenke (v.a. Handgelenk) um die Bewegung "ökonomisch" zu gestalten. Das ganze dann Staccato zu spielen ist erstaunlicherweise das kleinere Problem! Obwohl natürlich auch das geübt sein will - richtig knackiges, kurzes, nicht träges Staccato mit melodiegeführter Oberstimme, bei dem die Finger bitte auch schön mithelfen.

Und weiterhin: Überlege dir verschiedene Mini-Phrasierungen und probiere die aus. Welche kleine Abschnitte, Zieltöne, leichte und schwere Sexten kannst du feststellen und verschieden gestalten? Wo sind Auftakte, wo wird abphrasiert usw.? Oft wirkt eine gedankliche Umstrukturierung Wunder! Denn bedenke - deine "anatomische Gegebenheiten" können das alles spielen, du musst sie nur mittels Gehirn auch dazu bringen :D

Und noch eine Idee: Probier mal, die Repetitionen nur mit 13 in der rechten Hand zu spielen, das hat sich für mich als am einfachsten und gleichmäßigsten herausgestellt.

Was die Schwierigkeit des Stückes angeht würde ich sagen: Schwierigkeit und Effekt stehen in einem super Verhältnis, das Stück klingt meines Erachtens nämlich schwerer, als es ist. Bis auf ein paar einzelne Gemeinheiten ist das alles recht gut zu bewältigen, ich denke, die Chopinballaden sind allesamt schwerer zu spielen. Ist aber sicher auch Geschmacksache, ich bin ein Fan von Repetitionen. Wer die nicht mag, sollte das Stück evtl. nicht spielen.

viele Grüße und viel Spaß mit diesem Superstück!!!
Stilblüte
 
Hallo Stilblüte,
ich gebe dir recht: Das Stück ist wirklich super und macht großen Spaß ;)
Vielen Dank für deine vielen Tipps. Besonders auf die Idee mit dem Umschichten bei den Terzen bin ich bisher noch nicht gekommen. Ich werde berichten, ob es mit deinen Tipps besser geht.
Lustigerweise hatte ich das Youtube-Video, in dem du das Stück spielst, schon vor etwa einem Jahr gesehen. Du spielst wirklich super, deutlich besser als ich!
Jetzt, wo ich es nochmal sehe und höre, denke ich, dass ich die problematischen Passagen eigentlich zu schnell zu spielen versuche. Vielleicht bringt schon eine kleine Temposenkung hier Fortschritte, schließlich heißt es ja auch am Anfang vom Mittelteil meno mosso, wie rolf bereits bemerkt hat.
Liebe Grüße
Zoel
 

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