Szymanowski - Etüde op.4 Nr.3

Troubadix

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Nachdem es von mir ausschließlich Skrjabin-Einspielungen im Forum gibt, kommt hier nun ein Stück von einem anderen meiner Lieblingskomponisten, Karol Szymanowski.

Die Etüde gehört zu einer kleinen Sammlung von vier Konzertetüden, die zwischen 1900 und 1902 in Warschau entstanden sind. Die Etüden haben einige Gemeinsamkeiten mit Skrjabins Opus 8, man findet aber auch Parallelen zu Brahms (die parallelen Sexten in der ersten Etüde) und sogar Wagner (die harmonische Entwicklung in der vierten Etüde). Die bekannteste Etüde ist die wundervolle dritte in b-Moll, die ich hier eingespielt habe. Sie war ein Lieblingsstück von Paderewski, der sie in ganz Europa spielte, Fitelberg erstellte eine Orchesterfassung von ihr. Die Skalen in der linken Hand erinnern an Chopins op.25 Nr.7, die Modulationen bei Szymanowski sind aber abenteuerlicher und machen den faszinierenden Klang dieser Etüde aus.

Neben einer schönen Melodie und einer interessanten Harmonik weißt das Stück bereits polyphone Elemente auf, an denen Szymanowski in seinen späteren Werken noch mehr Gefallen finden wird. Technisch ist das Stück nicht einfach (für meine Verhältnisse...wer eine größere Herausforderung sucht, der kann sich mal op.4 Nr.2 ansehen)), aber machbar. Die Skalen in der linken Hand könnten zunächst abschreckend wirken, dazu besteht aber kein Grund, denn sie sind viel einfacher, als sie zunächst aussehen (müssen aber natürlich dennoch geübt werden :-)). Sie werden bis auf eine Ausnahme alle aufwärts, also zum Körper hin gespielt, was ohnehin die einfachere Form ist und die einzige, die abwärts gespielt wird, ist eine simple Des-Dur-Leiter, die ohnehin sehr leicht zu spielen ist. Sollte es jemanden interessieren, kann ich gerne meine Fingersätze für die Skalen hier reingeben. Schwieriger fand ich die darauf folgende vollgriffige Akkord-Passage, die durch die ganzen Oktaven-Vorschläge und die damit verbundenen Sprünge etwas unangenehm ist. Genau dort sind mir auch ein paar Unsauberkeiten in der Aufnahme untergekommen.

Das war übrigens das erste Stück, das ich jemals von Szymanowski gehört habe. 2006 spielt Kissin das Stück in einem Konzert als Zugabe und zog mich in den Bann. Ich wollte das Stück schon lange lernen. Da ich den gesamten Jänner im Krankenstand war und dadurch viel Zeit hatte, war es nun endlich so weit.

Ganz fertig ist das Stück noch nicht, es gibt also noch ein bisschen was zu tun. Was in der Aufnahme gelungen ist und was nicht, werdet ihr eh selber hören.

Über Kritik und sachdienliche Hinweise freue ich mich wie immer.

Szymanowski - Etüde op.4 Nr.3 in b-Moll

Hier sind die Noten.

Viele Grüße!
 
Danke für die Aufnahme! Ich konnte dem Stück etwas abgewinnen, obwohl ich sonst kein großer Freund der Spätromantik bin.

Einzige Kritik, die ich abgeben kann: In Takt 9 fühlte ich mich beim ersten Hören überrumpelt. Da das Tempo zu erhöhen, erscheint mir kontraproduktiv und zu früh, und die Noten geben es auch nicht vor, obwohl an anderen Stellen nicht mit Accelerandi gegeizt wird.
 
Schön gespielt, Troubadix. Das Stück ist auch wirklich sehr schön. Und danke für die Erläuterungen.
Auf was für einem Instrument spielst du?
An kritischen Bemerkungen vielleicht nur eins. Ich fühlte mich beim Hören an einen Ausspruch erinnert, der auf Pablo Casals zurückgehen soll: "Jamais deux notes égales!" Also, man soll nie zwei Noten gleich spielen. Bei den vielen Akkordwiederholungen in diesem Stück, die ja oft - passend zum Zitat - in Paaren gruppiert sind, würde ich nicht beide gleich spielen, sondern den zweiten eine Spur zurücknehmen. Dadurch pulsiert das Stück, denke ich, besser.

Grüße von
Fips
 
Einzige Kritik, die ich abgeben kann: In Takt 9 fühlte ich mich beim ersten Hören überrumpelt. Da das Tempo zu erhöhen, erscheint mir kontraproduktiv und zu früh, und die Noten geben es auch nicht vor, obwohl an anderen Stellen nicht mit Accelerandi gegeizt wird.

Als ich mit dem Stück begonnen habe, habe ich das nicht gemacht. Mittlerweile finde ich aber, dass wenn man das Tempo dort konstant lässt, sich die Stelle etwas zieht, daher das leichte Accelerando. Ich verbuche das mal unter künstlerischer Freiheit. :-D

Auf was für einem Instrument spielst du?

Ich spiele auf einem Schimmel Classic 114. Deinem Kritikpunkt stimme ich voll und ganz zu. Ich finde sogar, dass die Gestaltung der häufigen Wiederholungen von Akkorden und Phrasen mit eine der Hauptschwierigkeiten dieser Etüde ist (das fordert bei mir viel Konzentration) und daran gilt es natürlich noch zu arbeiten. Die Limitierung, die ein eher kleines Klavier im pp mit sich bringt, macht die Sache leider auch nicht einfacher...

Viele Grüße!
 
Habe es mir einmal angehört und gleichzeitig die Noten mitgelesen. Mich stört, dass du aus der vorgegebenen Dynamik zu wenig machst. Nun kann es auch am Instrument liegen, Schimmel ist häufig etwas knallend. Aber der notentext sieht eine Breite von ppp bis fff vor, es spielt sich aber alles irgendwo zwischen mf und ff/fff ab. Du beginnst leider nicht im ppp, so dass die Entwicklung der einsetzenden Melodie rechts m.e. Ebenfalls zu Laut ist. Zudem ist die rechte Hand viel zu dominant. Die Melodieführung der linken Hand geht leider völlig unter. Dies macht ja gerade die Schwierigkeit dieser Etüde aus. Auch die linke Hand ab Takt 8 müsste viel deutlicher sein. Wichtig ist hier ebenfalls ein deutliches Decrescendo vorher. Schließlich schau mal, der Komponist hat einige Akzente vorgeschrieben, die man leider kaum hört. Ansonsten tolles Stück!
 
Lieber Troubadix,

super gespielt! Man hat ja bei dieser Etüde wie bei den schnelleren aus diesem Opus auch alle Hände voll zu tun. Ich finde, dir ist das schon sehr gut gelungen. Ich würde dich damit sehr gerne mal an einem Konzertflügel hören. Da könntest du sicher auch noch etwas mehr Klang herausholen.

Anhand der kritischen Kommentare hatte ich nicht mit so einer guten Aufnahme gerechnet, deshalb von mir einfach: Gratulation zu diesem Stand, der sich absolut sehen lassen kann.

lg marcus
 
Ich finde diese Etüden sehr interessant und finde es super, dass du dich so für ein wenig vernachlässigte Komponisten einsetzt. Wenn ich mit Skrjabins op. 42 durch bin, werde ich mich ganz bestimmt auch mal mit den Szymanowski-Etüden beschäftigen! Sehr schön gespielt hast du die Etüde auch, mir gefällt sie jedenfalls sehr.

LG, Mick!
 
Zuletzt bearbeitet:
Lieber @Pianojayjay,

ich danke dir, für deine kritischen Betrachtungen. Es ist nicht so, dass ich deine Kritikpunkte (wenn auch nicht alle) nicht nachvollziehen könnte, aber ich fürchte, dass ich deiner Erwartungshaltung mit keiner einzigen Aufnahme jemals gerecht werden werde. Das liegt zum einen selbstverständlich an der Limitierung meiner eigenen Fähigkeiten, zum anderen aber auch an der Limitierung des Instruments und der Aufnahmetechnik, da beides bei mir recht bescheiden ist. Ein größerer Dynamikbereich ist für mich mit diesen Mitteln kaum umsetzbar. So bleibt mir wenigstens die Freude darüber, dass dir das Stück an sich gefällt. :-)

Wenn ich mit Skrjabins op. 42 durch bin, werde ich mich ganz bestimmt auch mal mit den Szymanowski-Etüden beschäftigen!

Ich finde es wiederum super, dass du op.42 spielst, denn bis auf die Nr.5 wird dieser Zyklus ebenfalls viel zu sehr vernachlässigt. Wenn du das spielen kannst, sollte Szymanowskis op.4 kein Problem für dich darstellen. Bis auf die zweite Etüde ist der Schwierigkeitsgrad ohnehin überschaubar. Kennst du die Etüden op.33? Das ist ein ziemlich schwieriger, aber auch toller Zyklus, den ich aber in diesem Leben nicht mehr spielen werde. :-)

Viele Grüße!
 
Ich finde es wiederum super, dass du op.42 spielst, denn bis auf die Nr.5 wird dieser Zyklus ebenfalls viel zu sehr vernachlässigt. Wenn du das spielen kannst, sollte Szymanowskis op.4 kein Problem für dich darstellen. Bis auf die zweite Etüde ist der Schwierigkeitsgrad ohnehin überschaubar. Kennst du die Etüden op.33? Das ist ein ziemlich schwieriger, aber auch toller Zyklus, den ich aber in diesem Leben nicht mehr spielen werde. :-)

Dass Skrjabins op. 42 so wenig gespielt wird (mit Ausnahme der Nr. 5), verstehe ich auch nicht. Ich übe gerade die 1. Etüde aus diesem Zyklus, ein traumhaftes Stück! Ich habe es anfangs leider etwas unterschätzt – ich dachte, es ist mehr oder weniger eine weitgriffige Variante von Chopins op. 25/2. War dann aber doch viel schwieriger, ähnlich schwierig wie die Nr. 5 :angst:.

Von Szymanowski habe ich bisher nur La fontaine d'Aréthuse aus den Mythen für Violine und Klavier gespielt; für Klavier solo noch gar nichts.

Op. 33 werde ich mir demnächst mal ansehen. Vielleicht ist ja was für mich dabei!

LG, Mick
 

@Troubadix:

Sind ja nur Anregungen! Ich denke du kannst aus der Etüde entsprechend deinen Möglichkeiten noch viel mehr heraus holen!
 
Anhand der kritischen Kommentare hatte ich nicht mit so einer guten Aufnahme gerechnet, deshalb von mir einfach: Gratulation zu diesem Stand, der sich absolut sehen lassen kann.

Dem schließe ich mich an :-) Bin sehr beeindruckt :super:Hab's mir jetzt dreimal angehört und kann gut nachvollziehen, dass Dich das Stück in seinen Bann gezogen hat.

Man hört, dass Du Dein Schimmel an seine Leistungsgrenze bringst. Da hilft, denke ich, nur, zwischendurch auch wieder mal etwas zurücknehmen. Ich ziehe da mal eine Parallele zum Chorsingen. Brahms Ein deutsches Requiem Schlussfuge im 6. Satz: "Herr Du bist würdig, zu nehmen Preis und Ehre". Das wird vom Eindruck her immer lauter, funktioniert sängerisch aber nur, wenn man immer wieder etwas runter geht vom Gas, neu Anlauf nimmt quasi. Fordert auch einiges an Disziplin, weil einen die Musik ja auch berauscht.

Gratulation udn Liebe Grüße
Gernot
 
Ich habe mir op. 33 jetzt mal angesehen und angehört. Was für eine tolle Musik! Ich muss diesen Zyklus unbedingt lernen. Das klingt ja wie eine Mischung aus Skrjabins op. 65, spätem Debussy und Ligeti.

Allerdings habe ich gar nicht den Eindruck, dass diese Etüden so furchtbar schwer zu spielen sind. Auf den ersten Blick erscheinen sie jedenfalls leichter als Skrjabins op. 42. Aber vielleicht täuscht das - bei Skrjabin habe ich ja auch erstmal danebengelegen. :-D

@Troubadix: Kannst du eine gute Aufnahme der Etüden empfehlen?

LG, Mick
 
Habe mir heute mittag auch op. 33 angehört und war ebenfalls sehr fasziniert von den Klängen, die Szymanowski hier erzeugt.
Habe mir folgende Interpretation angehört. Es ist krass, wie anders bei diesen beiden allein die erste Etüde klingt.





Grüße von
Fips
 
Allerdings habe ich gar nicht den Eindruck, dass diese Etüden so furchtbar schwer zu spielen sind. Auf den ersten Blick erscheinen sie jedenfalls leichter als Skrjabins op. 42. Aber vielleicht täuscht das - bei Skrjabin habe ich ja auch erstmal danebengelegen. :-D

Bei solchen Schwierigkeitsgraden kann ich nicht mehr differenzieren. Op.42 finde ich ebenfalls sehr schwierig. :-) @rolf hat auch mal irgendwo erwähnt, das op.33 ziemlich schwierig ist. Der könnte da sicher mehr zu sagen, als ich.

@Troubadix: Kannst du eine gute Aufnahme der Etüden empfehlen?

Ich habe die Gesamteinspielung von Martin Jones. Der spielt die Etüden (und die meisten anderen Werke auch) klasse.

Viele Grüße!
 

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