Sviatoslav Richter

A

andris_k.

Guest
Guten Tag, Klavierfreunde!
Ich muss meine Begeisterung mit euch teilen. Ich habe mir nämlich vorgestern die DVD "Richter der Unbeugsame" zugelegt und habe die mir gleich komplett reingezogen. Es ist unfassbar. Also ich wusste, dass Richter eine Legende ist, aber dass er so ein großer Mensch war...

Auch wenn es nicht ganz nachvollzieber ist: mich hat seine Persönlichkeit noch mehr beeindruckt, als sein Klavierspiel (wobei das Spiel schon fast unglaublich ist). Er war nämlich ein MUSIKER und nicht ein Klavierspieler. Alleine die Tatsache, dass er häufig während seiner Konzerte in der Dunkelheit gespielt hat, damit sich die Zuschaer (in diesem Fall wohl eher Zuhörer) auf die MUSIK und nicht auf das Bild konzentrieren könnten (vor allem der Vergleich mit Lang Lang ist an dieser Stelle ganz lustig). Sachen die nicht mit Musik zu tun hatten, lächerliche Verurteilungen, blöde Politik, Schleimerei, das alles ließ ihn völlig gleichgültig. Nur die Musik war seine Welt, durch die hat er alles andere erkannt und gesehen.

Dieser Film hat mich sehr gerührt: es geht nicht darum, wer was nach wieviel Zeit schon alles spielen kann usw. - es geht um die Musik, die muss man AN ALLERERSTE Stelle setzen und nur an die Denken, denn das ist der wahre Weg...

Grüße,
Andris
 
ein fantastischer rachmaninov, chopin und prokofiev - interpret. ein echter slawe halt ;)
 
und ein toller beethoven, schubert und vorallem: schumann.
ein echter germane halt ;)


hier auf meinem klavier steht ein foto eingerahmt, richter 1937. vielleicht scanne ich es mal ein und stelle es auf meiner homepage aus. :D,

übrigens, richter war vielleicht der großartigste kammermusiker aller solisten. guter beleg: richter mit rostropowitch 1962 in london ( live im tv).
beethoven sonaten... unglaublich.

ein fantastischer rachmaninov, chopin und prokofiev - interpret. ein echter slawe halt ;)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Zum Thema Klavierhersteller und Abstimmung: "Ach was, man muß ein Klavier hinnehmen wie sein Schicksal..."

(Was seine Yamaha Sponsoren sicher gefreut hat zu hören! :p )

Sein Spiel ist aber nicht wirklich meins. Vor allem das was man in der Doku sieht und hört wird größtenteils seinem "banger"-Image gerecht.

PS: Hat irgendjemand hier den Film "Kompozitor Glinka" gesehen? Bzw. weiß ob der je im deutschen TV lief?
 
Danke andris_kaya für diesen Thread (warum hab' ich den nicht schon längst mal selbst eröffnet?...)

Ja. Sehr gelungener und intensiver Film (nicht zuletzt aufgrund der Länge und Fülle an Details, aber eine Biografie/Karriere wie diejenige Richters bietet eben eine solche Grundlage wie wohl nur wenige andere) von Monsaingeon. Konnte ihn das erste Mal 2002 auf Arte sehen, und ich war da bereits stellenweise völlig verstört.
Schon allein die Einleitung: alte Filmaufnahmen aus Kleinstadt/Vorort gekoppelt an das Andante sostenuto der B-Dur Sonate Schuberts bilden aber sowas von adäquat den Rahmen für das kommende Bild dieses doch Ausnahmepianisten/-musikers, dass es mir jedesmal einen leisen Schauer über den Nacken treibt. Dito für die Einleitung zum 2. Teil: alte Aufnahme der leider so selten zu hörenden Variations sérieuses von Mendelssohn. Auch hier passt der Schluss dieses Juwels wieder so dermaßen auf die Grundstimmung vom Film... Boah... (*schüttel*)

Einer meiner Lieblingsstellen ist und bleibt am Anfang des 2. Teils: Gould erläutert seine Sicht über die zwei Typen des Interpreten und berichtet dann über sein erstes Erlebnis als Besucher eines Richter-Konzerts. Und dazwischen wird eine Aufnahme von Richters so einzigartige Deutung des 1. Satzes der G-Dur Sonate Schuberts (d894) eingespielt. Der gewollt langsam, intensive dynamische Aufbau und dann die forte-Ausladung resümieren hier wie selten m.E. das ganze Wesen/die übergeordnete Stellung Richters. Welch Ausdruckskraft, welch musikalische und seelenverwandte Vision. Es ist zum Dahinschwinden...

Stichwort Spiel in der Dunkelheit, sich nicht in Szene setzen: dieser den so oft auf Eitelkeit getrimmten Musikzirkus entlarvende Gesichtsausdruck Richters auf die Frage von Monsaingeon, ob es nicht auch wichtig fürs Publikum sei, den Interpreten beim Spiel zu beobachten... "Wozu?"... Es artikuliere sich hier doch nur die ganze Arbeit, die in dem Vortrag vorweg eingeflossen ist, das bräuchte niemand ernsthaft zu interessieren. Herrlich.

Es ist nicht alles unbedingt 1A gelungen (wie auch, bei über 2,5 Stunden Sendung). Insbesondere der vielleicht beim ersten Schauen beeindruckende allerletzte Satz "Ich mag mich nicht besonders" (Richter!... über Richter!) entpuppt sich bei wiederholtem Genießen des Ganzen als etwas... naja, albern. Auch wenn ich hier, wie andernorts, die Authentizität keineswegs in Frage stelle. Richtig aufschlussreich wiederum ist z. B. allerdings die Episode über die Zusammenarbeit mit einem gewissen Herbert K. À propos Musikzirkus. En passant eine dezente Zurechtweisung über eine der überbewertetsten, selbstsüffisantesten Figuren der Musikgeschichte.

Nicht nur für Bewunderer/Mitfühlende dieses ganz Großen unter den Großen, sondern als Zeitdokument für alle Musiker und Melomanen unter uns nach wie vor absolut zu empfehlen. Es ist eine dieser DVDs/CDs/Platten, die, wenn einmal da, einen nie wieder allein und los lassen.

Grüsse
 
es geht nicht darum, wer was nach wieviel Zeit schon alles spielen kann usw. - es geht um die Musik, die muss man AN ALLERERSTE Stelle setzen und nur an die Denken, denn das ist der wahre Weg...
Wirklich toll, diese Einstellung:p
Aber man darf auch nicht vergessen, dass es Richter als totaler Übervirtuose gar nicht nötig hatte, an etwas anderes als Musik zu denken.

Wiederum bezeichnend, dass das erste Stück, das er gespielt hat, angeblich eine Chopin Nocturne war.
 
Wiederum bezeichnend, dass das erste Stück, das er gespielt hat, angeblich eine Chopin Nocturne war.

Kenn den Film leider nicht, aber wie ist das jetzt genau gemeint... "das erste Stück, das er je gespielt hat" ??
Ich weiß nicht genau ob das stimmt, vielleicht ist es nur eine Anekdote, die nicht wahr ist.
Aber ich hab mal gehört, er habe tatsächlich als Kind mit einer Chopin Nocturne angefangen, als er begonnen hat, Klavier zu spielen.

Hab den Film übrigens auch nicht gesehen.
 
Richters Anfänge

Im Film erzählt Richter kurz und knapp, er habe "so mit acht" mit Chopins 1. Nocturne (also op.9 no.1, b-moll), deren väterliche Interpretation ihn so begeisterte, und mit Chopins e-moll Etüde (op.25 no.5) begonnen.
Also gleich in die Vollen: Vorzeichen, Ausdruck, Länge, Anspruch usw.
Er habe auch nie Tonleitern oder sonstige Übungen praktiziert.

In der kleinen ed.Peters-Broschüre "Musiker im Gespräch" (Jürgen Meyer-Josten) wird erwähnt, dass er allerdings mit sechs "musikal. Elementarunterricht von einer tschechischen Harfenistin erhielt." Und dass er bereits mit acht begann, "nur so drollig" (Richter) zu komponieren. Als Zwölfjähriger versuchte er sich als Opernkomponist an ein Stoff von Maeterlinck.
Entgegen dem Entsetzen seines Vaters über sein Klavierüben soll seine Mutter immer beschwichtigt haben, nach dem Motto: lass ihn machen, er wird schon wissen, was richtig ist... (Film). Sie haben ihm kein geregeltes Studium aufgedrückt, sondern ihn als Autodidakt gewähren lassen (Meyer-Josten).

@ Hacon, nikOld: nich' lang snacken, Film im Nacken :D
 
Meine Güte, mit einer Etüde angefangen! Da kann ich nur erfürchtig staunen.
Aber hatte er bis später zum Studium wirklich keinen Klavierunterricht, oder wie ist das mit dem Autodidakt gemeint.
Kann ich nicht ganz glauben.
 

Aber hatte er bis später zum Studium wirklich keinen Klavierunterricht, oder wie ist das mit dem Autodidakt gemeint.
Kann ich nicht ganz glauben.

Also... aus meiner Erinnerung (wenn sie hier auch nur 1% so gut ist, wie diejenige Richters, lässt sich damit vielleicht arbeiten :lol:):
Richter war ziemlich bald als Teenie im gebürtigen Odessa und Umgebung an div. Veranstaltungsorten beschäftigt (Ballett, Gesang, auch Zirkus), dann als Korrepetitor am Theater und begleitete am Klavier aus dem Stegreif alles Mögliche... Also wirklich 'learning by doing'. Hier liegt wohl der Grundstock für sein phänomenales vom Blatt-Spielen. Mit 15 erhielt er diesbzgl. eine Einstellung an der Oper.

Schon sehr früh vielmehr an die Bühne denn an die Klavierliteratur interessiert, spielte er nach seinen ersten Gehversuchen mit bereits erwähnten Werken sehr viel Klavierauszüge aus Opern (Tannhäuser, Lohengrin, Rigoletto, Aida etc.)

Außer in der Familie (sein Vater war ja selbst Pianist) hat Richter nur viel später (1937) einen einzigen Lehrer gehabt: Heinrich Neuhaus am Moskauer Konservatorium (Klassenkamerad: ein gewisser Gilels). Da war Richter bereits 22 und nach eigener Aussage war seine Bewerbung hier auch nur eine Notlösung angesichts des drohenden Militärdienstes. Neuhaus meinte bekanntlich auch später, er habe Richter nichts beibringen können. Richter wiederum, das Wichtigste, was er von Neuhaus gelernt habe, seien die Pausen (die Stille zum klingen zu bringen). Und dass Neuhaus sein bisheriges zu sehr von der Bühne geprägtes Spiel entkrampft hätte.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich finde Richter's Spiel ganz großartig.:cool: Besonders toll finde ich seine Version des zweiten Klavierkonzerts von Brahms. Das ist eine ganz besondere Aufnahme, die ich nur jedem ans Herz legen kann.

Sehr, sehr gut gefallen mir auch sein Rachmaninoff und seine Einspielung des ersten Klavierkonzerts von Tschaikowsky.

Prokofjew ging in seiner Bewunerung für Richter sogar so weit ihm seine 9. Sonate zu widmen.

Einer der ganz großen.
 
Hallo,
ich hab die DVD auch und bekomme jedesmal beim Anschauen Gänsehaut.
Ich hatte das Glück, den schon sehr betagten Richter 2 mal in kleinem Rahmen erleben zu können - unvergesslich. Er bleibt der grössten Künstler.

Gruß - Andreas
 
Dvd

Hallo Andris,

jetzt hast Du mich richtig neugierig gemacht. Wo hast Du denn die DVD gekauft?
Hab bei Amazon und Ebay gerade nichts gefunden.

Danke Dir schon einmal.
Anja
 
Hallo,
ich habe zum Geburtstag kürzlich eine CD von Sviatoslav Richter bekommen: CHOPIN Rectals 1954 - 1977 und bin begeistert. Nachdem ihr nun alle so von dem Film geschwärmt habt, gönne ich ihn mir zu Weihnachten. Bin echt gespannt - habe ihn eben bei Amazon bestellt.
Gruß
Meckie
 
Hallo Anris_Kaya
Ja - der Film ist wirklich beeindruckend. Habe ihn gleich zweimal angeschaut. Eine bemerkenswerte Persönlichkeit und eine Reise durch die Zeit.
Richter hat wohl ausschliesslich für die Musik gelebt und sich durch nichts ablenken
lassen - kein Streben nach Ruhm und Reichtum.
Für mich: Der Pianist !
Nur - mein Fernseher braucht bessere Lautsprecher, damit ich die Musik noch mehr
geniessen kann.
LG
Meckie
 
Hallo Anris_Kaya
Ja - der Film ist wirklich beeindruckend. Habe ihn gleich zweimal angeschaut. Eine bemerkenswerte Persönlichkeit und eine Reise durch die Zeit.
Richter hat wohl ausschliesslich für die Musik gelebt und sich durch nichts ablenken
lassen - kein Streben nach Ruhm und Reichtum.
Für mich: Der Pianist !
Nur - mein Fernseher braucht bessere Lautsprecher, damit ich die Musik noch mehr
geniessen kann.
LG
Meckie

Freut mich, dass er dir auch so gut gefallen hat :)
 

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