Stück auf Tempo bringen

ganz streng positivistisch und logisch gedacht, ist staccatissimo die schnellste Art und Weise, eine Taste wieder frei zu geben - konsequenterweise wird diese Bewegungsart für schnellste Tonfolgen die geschickteste sein.

allerdings verwischt sich für das Hören der Unterschied zw. stacc. und leg., je schneller es wird - übt man freilich rasante Passagen in langsamem Tempo, so werden sie in hohem Tempo klebrig klingen...

Facit: schnelle Abläufe sowohl langsam als auch schnell stacc. üben. Der klangliche Vorteil von schnellem staccato bzw. non legato Spiel ist, dass es sich perlend anhört --- was will man mehr? (und motorisch sollte die schnellstmögliche Bewegung es eben gewährleisten, immer für den näachsten Ton bzw. die nächste Tongruppe vorbereitet zu sein)


Es hilft auch, das eigentliche Gefühl des langsamen Spielens beim schnellen Spielen immer wieder mal abzurufen. Diese Genauigkeit, wohl auch Lockerheit (oder einfach "Gechilltheit", wie ich gerne sage ) auch ins Schnellspielen mitnehmen.


Du willst etwas in hohem oder flottem Tempo können? Dann solltest Du erst mal eine ganz kleine Einheit in diesem Zieltempo oder besser noch schneller ausführen - - parallel dazu kannst Du gerne immer wieder langsam überprüfen, ob Dir die Abläufe präsent sind (das langsam spielen, die Zeitlupe, ist die Kontrolle über das praktische Gedächtnis) - - und allmählich immer mehr solche kleinen Einheiten ansammeln und zusammenbringen, so wie ich´s beschrieben habe.



Margulis: Das Herabdrücken der Taste kann man nicht beschleunigen. Nur die Zeit ZWISCHEN den Anschlägen kann man lernen durch optimierte Bewegungen zu reduzieren!


exakt darum geht es, um nichts anderes: sich die Zeit zwischen den Tönen zunutze machen!!!


Man könnte nun diese Übung bei besonders schwierigen Stellen rückwärts additiv machen, also vorletzter-letzter Ton, danach vorvorletzter-vorletzter-letzter Ton usw. -- ja überhaupt ist es eine gute Idee, immer gleich mit den schwierigsten Stellen zu beginnen und nicht mit dem ersten Takt.

Nach und nach wird es dann sinnvoll sein, die Einheiten zu vergrößern: Übung b) und c)

Relevant aber ist, dass man innerhalb der Gruppen, egal wie klein sie sind, ein sehr hohes Tempo nimmt - ebenso relevant ist, dass man immer, auch in der Kontrollübung d) sehr schnelle Bewegungen macht und dann folglich immer auf der blitzschnell gefassten Taste wartet, also die Zeit zwischen den Tönen zum programmieren der (Treff)Sicherheit nutzt
 
die rhythmischen Übetricks trainieren aber doch durchaus die Kondition. Wenn du z.B. auf folgende Weise das D-Dur-Präludium übst:

a) punktierte Achtel, Sechzehntel ........
b) Sechzehntel, punktierte Achtel.........
(beides kann auch schärfer punktiert werden)
c) Achtel, Achtel, Sechzehntel, Sechzehntel........
d) Achtel, Sechzehntel, Sechzehntel, Achtel........
e) Sechzehntel, Sechzehntel, Achtel, Achtel .......
f) doppelt punktierte Achtel, drei 32tel .....
g) drei 32tel, doppelt punktierte Achtel ......
(dabei denkt man in Vierern)
h) das Gleiche in Achtern, .......



Ganz, ganz wichtig ist, dass man, während man auf einem der langen Töne wartet, die Hand vollkommen entspannt!!! Sonst bekommt man neben allen möglichen anderen unerwünschten Nebenwirkungen wie Verkrampfungen etc. tatsächlich Konditionsprobleme. Außerdem ist es wichtig, dass bei Lagenwechseln etc. Arm und Handgelenk die Hand führen. Oft in elliptischen oder kreisförmigen Bewegungen. Das entlastet die Hand enorm und Kondition dürfte dann nicht mehr (hoffentlich) ein Thema sein.
Einen Nachtrag noch zum Thema "entspannen" - die Hand ist leicht!


Desweiteren kannst du Czerny - Schule der Geläufigkeit besorgen.
mentale Vorstellung

Das Problem beim schnellen Spiel ist nämlich, dass der Bewegungsapperat auf Autopilot geht. Er wird gesteuert von einem "anderen" Gehirn, so in der Gegend um den Solar Plexus, welches für das Performen komplexer Bewegungen zuständig ist.

Man kann sich nur das mental vorstellen, was man schon mal in irgendeiner Form erfahren hat. Mit "erfahren" meine ich sinnlich erfahren, also die körperliche Ebene.


nichts gegen mentales Üben, wenn man über ein großes manuelles Potenzial verfügt - das pflegt und wahrt das Repertoire, das verkürzt die Übungszeit bei neuen Sachen, aber es ersetzt reales, zielorientiertes, sinnvolles Üben nicht.

Kenntnis des ersten
Werndtschen Gesetzes hat:Was Du nicht sofort (also: entweder durchs Hören, durch "mentales Üben"
und/oder vermittels Prima-Vista-Spiels) ein wenig schneller spielen kannst,
als es "normalerweise" gehörte - das brauchst Du erst gar nicht "üben":
DAS lernst Du nie! 
Schärfe Deine Wahrnehmung und Hab Geduld
 
und hier geht es immer noch um hilfreiche praktikable Strategien, wie man sich an die Tempoforderungen von Klängen in den eigenen Bewegungs- und Verstehensmöglichkeiten gewöhnt.


Zum mentalen Üben gehört auch, dass du dir das gewünschte Tempo real im Kopf vorstellen kannst. Dein Spielapparat kann nicht ausführen, was du nicht vorgedacht hast und zwar in allen Einzelheiten.


Wenn ich längere Zeit nur Klavier spiele, ohne zusätzlich ohne Klavier an Klangvorstellung zu arbeiten, zu feilen und vor allem zu stärken dann lässt der Ausdruck am Klavier deutlich nach.

eine zeitlang geduldig weiterüben.


Wie schaffe ich es, ein schnelles Stück im geforderten Tempo zu spielen, wenn ich es erstmal nur ganz langsam kann? Das ist jetzt eine Binsenweisheit: durch Geduld und Am-Ball-bleiben. Bei mir entwickelt sich das schnellere Spielen-können ganz allmählich im Übeprozess, wobei es mir so vorkommt, als ob diese Entwicklung eher in Stufen erfolgt als kontinuierlich. Das heißt, bestimmte Schwierigkeiten bleiben eine ganze Weile scheinbar gleich, z.B. dass ich es nicht über ein bestimmtes Tempo schaffe, ohne dass die Deutlichkeit des Spiels und die körperliche Entspanntheit leiden. Aber dann stelle ich irgendwann fest: oh, es geht schneller.

Wenn man nämlich Fehler immer wiederholt, eignet man sie sich an.



Abschließend möchte ich noch mal betonen, dass ich euch für die reiche Ernte, wie klavigen so schön formulierte, danken möchte. Sehr hilfreich und praktisch für die Anwendung am Stück.
Wenns mir wieder besser geht, werde ich mich damit genau befassen.

LG
violapiano
 
Für Tempo: Metronom/inneres Metrum auf größere Notenwerte legen

Interessanter Faden, und gerade eine wunderbare Zusammenstellung von violapiano, klasse!

Für mich persönlich hilft es auch am meisten, bei schnellen Passagen, die perlend klingen sollen, aktiv non-legato zu spielen, und beim Üben soweit Richtung staccato, wie es nur geht, wie es hier auch schon mehrfach angesprochen wurde. Je schneller, umsomehr wird sowieso aus "staccatissimo" ein "non-legato". Ist allerdings schwieriger als legato, da sich die Finger schneller zurückbewegen müssen, lohnt aber jede Mühe.

Aber eine Sache, die mir sonst noch hilft, bei schnellen Passagen trotzdem Ruhe hineinzubekommen, wurde hier noch nicht genannt (oder ich habe es überlesen):
Das ist, die innere Zähleinheit auf größere langsamere Einheiten umzustellen.
Um ein Beispiel zu nennen, was angesprochen wurde: das D-Dur Präludium aus WTK1. Da habe ich ganz am Anfang innerlich in Achteln gedacht, etwas später in Vierteln. Nun denke ich bei dem Stück innerlich in halben Noten, manchmal sogar in ganzen Noten, also ganztaktig und seeehr langsam. Für mich habe ich die Erfahrung gewonnen, dass ein schnelles Stück ruhiger wirkt und mehr "fließt", wenn man innerlich in größeren Einheiten mit langsamen "Takt" denkt.
So wurde hier in einer Nachricht eine Etüde von Czerny genannt, mit Tempo um 200 als Viertel, und angegeben wurde 100 als halbe Noten. Falls man dies in diesem Tempo schaffen sollte, würde ich innerlich wahrscheinlich 50 als ganze Note anpeilen (falls es 4/4-Takt war) - übrigens genauso, wenn ich sowas mal mit Metronom übe. Viele Metronome gehen nur runter bis Tempo 40, meins geht bis Tempo 32 (glaube ich), und auch so ein langsamen Klick verwende ich gerne. Ist trotzdem ganz schön fix, wenn man es für ganze Noten einstellt...

Ist nur so meine eigene Herangehensweise, kann jeder anders sehen...
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
"Für mich habe ich die Erfahrung gewonnen, dass ein schnelles Stück ruhiger wirkt und mehr "fließt", wenn man innerlich in größeren Einheiten mit langsamen "Takt" denkt."

Auch das ein sehr guter Hinweis, mindenblues, daran scheiterts auch hin und wieder.
Vor allem klingts aber nicht, wenn man in kleinen Werten denkt.

LG
violapiano
 
Aber eine Sache, die mir sonst noch hilft, bei schnellen Passagen trotzdem Ruhe hineinzubekommen, wurde hier noch nicht genannt (oder ich habe es überlesen):
Das ist, die innere Zähleinheit auf größere langsamere Einheiten umzustellen.
Um ein Beispiel zu nennen, was angesprochen wurde: das D-Dur Präludium aus WTK1. Da habe ich ganz am Anfang innerlich in Achteln gedacht, etwas später in Vierteln. Nun denke ich bei dem Stück innerlich in halben Noten, manchmal sogar in ganzen Noten, also ganztaktig und seeehr langsam. Für mich habe ich die Erfahrung gewonnen, dass ein schnelles Stück ruhiger wirkt und mehr "fließt", wenn man innerlich in größeren Einheiten mit langsamen "Takt" denkt.

Das war übrigens auch das, was ich in dem 10-Seiten-Streit mit rolf meinte. Man muss sich die Sechzehntel auch innerlich vorstellen können, um sie zu spielen. Das geht nicht einfach so aus den Fingern. Gute Methode, um das zu erreichen! Aber man sollte dabei den Takt, bzw. den Puls, also die zusammenhängenden Schwerpunkte nicht vernachlässigen.
 
Auch von mit ein herzliches Dankeschön an violapiano für ihre Mühe die Essenz aus dem unübersichtlich gewordenen aber wohl doch für viele wertvollen Faden zusammen zu schreiben.

Gruß
Manfred
 
Ja, das stimmt! Ich muss mal lernen, mich besser auszudrücken und nicht immer in meiner Geheimsprache schreiben :D. Das kann zwar einerseits zu mehr Interpretationsmöglichkeiten meiner Aussage führen, aber auch zu Missverständnissen :).

Was mir noch zum Thema schnell spielen eingefallen ist, jedoch erst wenn man das Stück schon im gewünschten Tempo spielen kann:

Mal intensiver beim Spielen zu atmen. Ganz übertrieben. Und beobachten, was dabei passiert. Und dann umgekehrt: Die Luft anhalten. Schnelle und schwierige Stellen erscheinen dann plötzlich leichter, als sie in wirklich sind.
 
Jaja, ubiks Geheimsprache^^. Da erlegt er uns oft schwere Prüfungen auf.:cool:

Alles in allem haben wir doch hier einen schönen Faden mit vielen aufschlussreichen posts, oder?:)

LG
violapiano
 
... Die Luft anhalten. Schnelle und schwierige Stellen erscheinen dann plötzlich leichter, als sie in wirklich sind.

Klar, weil Du unter Sauerstoffentzug nichts mehr peilst! :D

@VP: Deine Geheimsprache ist manchal auch nicht ganz leicht zu dechiffrieren... jtghggzcngxeraywQ<QW. Was will uns das sagen? Ich glaube, nichts...

Übrigens danke für die Fleißarbeit des Zusammenfassens! Ich bin gerührt!

Klavirus
 

Mal intensiver beim Spielen zu atmen. Ganz übertrieben. Und beobachten, was dabei passiert. Und dann umgekehrt: Die Luft anhalten. Schnelle und schwierige Stellen erscheinen dann plötzlich leichter, als sie in wirklich sind.

Als Experiment ist das wohl interessant, aber noch interessanter wäre es, mit der Musik zu atmen oder gegenan. Generell könnte man sagen, daß alle menschliche Musik der Sprache entspringt (manche behaupten das Gegenteil, daher Konjunktiv), jedenfalls kam die Instrumentalmusik wohl als Imitation der Sprache auf, und die Sprache ist nun mal sehr abhängig von der Atmung. Auch Musik atmet gewissermaßen, Bläsern ist das selbstverständlich, Streicher kommen zwar nicht so schnell in Atemnot aber dafür sind deren Bögen relativ kurz. Am Klavier ist eine entsprechende Begrenzung nicht so offensichtlich. Aber wenn man mal versucht, in hohem Tempo die gesamte Klaviatur rauf und runter zu laufen, merkt man schnell, daß es im Maschinengewehrstil praktisch unmöglich ist, während eine (fast nur gedankliche) Aufteilung in passende Abschnitte es relativ leicht macht - also hat auch ein Pianist einen begrenzten musikalischen Atem.

Ganz egal auf welchem Instrument, wenn man die spezifische "Atemkapazität" nicht berücksichtigt, kommt man spätestens an schnellen Stellen ins Stocken und erreicht nur mit großer Anstrengung ein hohes Tempo. Das muß man jetzt nur noch fürs Klavier umsetzen ;)

PS: Man sollte auch mal darauf achten, wie man in verschiedenen Siutationen atmet - schnell oder langsam, tief oder flach, gleichmäßig oder ungleichmäßig, angestrengt (z.B. Pressatmung) oder locker etc. Das läßt sich alles auf das Klavierspielen übertragen - hat aber nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
wiewohl eher wenig beitragend zur Frage, wie man was aufs Tempo bringt, aber sehr wohl bewährt im Umgang mit besonders schwierigen Stellen:
zur schwierigen Stelle hin einatmen, die schwierige Stelle selber ausatmend beginnen (das funktioniert tatsächlich, und: ist ein Tipp von einer berühmten Opernsängerin - - und das ist kein Sarkasmus, auch wenn das beim singen ja gar nicht anders geht - da atmet man immer mit den Tönen aus)
 
Klar, weil Du unter Sauerstoffentzug nichts mehr peilst! :D

@VP: Deine Geheimsprache ist manchal auch nicht ganz leicht zu dechiffrieren... jtghggzcngxeraywQ<QW. Was will uns das sagen? Ich glaube, nichts...

Übrigens danke für die Fleißarbeit des Zusammenfassens! Ich bin gerührt!

Klavirus

hi Klavirus,

wo das?
Die Tastatur ist hier wahrhaft kryptisch, nix mit Blindschreiben....:confused:

Ja, vllt sollten wir das zusammenschreiben einfueren, es lohnt in vielen Faeden.

LG
VP
 

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