Struktur der täglichen Übungszeit

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Wu Wei

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5. Mai 2006
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Hallo,

wie ist bei euch die Übungszeit strukturiert? Da ich sehr wenig Zeit habe, aber alles gern spiele und mich gern auch in Kleinigkeiten verbeiße, kommt oft das hinten Liegende (dummerweise die eigentlichen Stücke) zu kurz. Jetzt habe ich mir fürs erste eine Drittelung vorgenommen: 1 Drittel Tonleitern, Akkorde, Arpeggios, Hanon etc., 1 Drittel Etüden und 1 Drittel Stücke. Da ich normalerweise 1 Stunde am Tag zur Verfügung habe, werde ich eventuell aber die ersten 20 Minuten etwas zugunsten der Stücke einkürzen. Oder ich tausche mal die Reihenfolge aus, damit zumindest die Stücke zu ihrem Recht kommen.
Wie geht ihr da ran?

Wu Wei
 
ich lass die ganzen fingerübungen ala tonleitern, hanon, etüden etc. weg und spiel nur das eigentliche stück
 
Du Haltloser :twisted: :lol:
 
Grundsätzlich finde ich Deine Einteilung recht gut. Wobei ich Dir zustimme, dass die Zeit für alles insgesamt manchmal vielleicht arg knapp ist.

Ich selbst beiße mich auch gerne an Stücken fest, bzw. wenn ich merke, dass mir etwas mehr Zeit an einer Sache an dem Tag gut tut, entscheide ich mich, dafür, diese Sache gründlicher zu machen, und etwas anderes dafür dann nicht.

Ich beginne jeden Tag mit einer anderen Sache, so kommt längerfristig nichts zu kurz.
 
Für Stücke nur ein Drittel der Zeit zu verwenden, finde ich etwas (zu) wenig. Wenn ich eine Stunde Zeit habe, teile ich sie etwa so auf:
- 10 Minuten reine Technik, momentan Hanon und Berens (speziell für die linke Hand). Etüden spiele ich überhaupt nicht, sehe ihren Sinn auch nicht recht ein, die sind für mich so ein komischer Zwitter aus Technik und „richtiger“ Musik. Czerny z.B. finde ich ziemlich öde. Etwas anderes wären freilich Etüden, die mich auch als Musik begeistern würden, wie z.B. die Chopin-Etüden, aber die sind noch außerhalb meiner Reichweite.
- 40 Minuten an Stücken üben; dabei beginne ich meist mit einzelnen Passagen, an denen ich gezielt Technik übe, und gehe erst dann zum Spiel größerer Teile bzw. des ganzen Stücks weiter.
- 10 Minuten Blattspiel üben, also leichtere Sachen, die ich noch nie oder selten gespielt habe.
 
ich finde auch, dass die stücke mehr zeit als die technik einnehmen sollten. ich zum beispiel, spiele gar nciht nach zeit. ich spiele meine technik einmal oder mehrere male durch.
(außerdem:
finger von außen nach innen einzeln dehnen --> fingerkuppe auf die taste und den rest nach unten ziehen;
finger von außen nach innen auf der taste ganz fest runterdrücken, finger dabei rund lassen;
und zum schluss noch mal ersteres.
evtl auch mehrmals wiederholen.)

und fange dann an, meine stücke zu spielen. halte auch nichts von etüden, es sei denn man ist noch anfänger und spielt sie anstelle von "richtigen" Stücken!
 
@ Elio
Wikipedia zu Clementi: "... Am bekanntesten ist er für sein dreibändiges Etüdenwerk Gradus ad Parnassum (1817-1826), dessen Namen auf die Kompositionslehre des Johann Joseph Fux zurückgeht, und welches Debussy in seinem Stück Doctor Gradus ad Parnassum wieder aufnimmt. Es wird auch heute noch im Klavierunterricht verwendet. ..." Danke für den Impuls.

@ moserin
Ich bin ja auch wirklich noch ganz am Anfang, und frage nicht, wie lange ich immer an einem Stück hänge. Aber vielleicht werde ich den dafür bestimmten Zeitanteil wirklich ausdehnen müssen.
 
Hallo Wu Wei

Meine Struktur sieht etwa folgendermassen aus:

1.)
Bevor ich ans Klavier sitze mobilisiere ich mal meine Finger, Arme, Kopf, Rücken ... etc. Das ca. 2-3 Minuten. Seit dem ich das mache bin ich nicht mehr so verkrampft. Auch während dem Üben stehe ich mal auf und recke + strecke mich ab und zu.

2.)
Nun wird's praktisch. 15 Minuten sollen die Hände mal das ganze Spektrum an Tasten "geniessen". Zuerst Tonleitern rauf und runter (über 4 Oktaven), dann kleine und dann grosse Arpeggios. Mal in Dur, mal in Moll, mal alternierend, mal versetzt um eine Terz damit es dann noch spezieller wird zum spielen. In diesen 15 Minuten ist mein Konzept: Augen geschlossen oder nicht auf die Tasten schauen. Tonleitern werden übrigens leider oft zu unrecht runtergemacht. Man kann sie doch so schön spielen. Linke Hand spielt Moll, rechte Dur, dann umgekehrt oder man wechselt ständig ab jeder Oktave von links nach rechts bzgl. Dur und Moll. Parallel spielen, dann die untere Hand ab Mitte runter, die obere Hand geht rauf, kommen dann zusammen treffen sich und wieder gemeinsam runter, auch mal mit verschiedenen Betonungen spielen... etc. etc. etc. ... Und genau das Selbe macht man dann mit den Arpeggios. Übrigens... wie oft berührt ihr die oberste und unterste Taste auf dem Klavier? *smile* Ich spiele extra dann mal ne chromatische Tonleiter von ganz unten ganz rauf und zurück. Es wollen doch mal alle Tasten dran kommen. Also bitte nicht die "Aussenseitertasten" vernachlässigen. :)

3.)
Nach diesen 15 Minuten kommen 10 Minuten Blattspiel "Prima Vista". Auch hier so gut wie es geht nur das Blatt "bestaunen" und nicht die Tasten. Jeden Tag ein 5-Zeilen-Stück (eine A4-Seite) reicht gut aus! Aber: Man liest nicht einfach vom Blatt und spielt es dann. Zuerst verinnerliche ich mir mal die Tonart. Kadenzen in dieser Tonart spielen. Das Stück einmal durchsingen. Sich schwierige Stellen merken. In den letzten 3 Minuten dieser 10 Minuten dann erst das Stück spielen. Mit der Zeit wird es Routine und man wird auch mehr Stücke spielen. Doch wichtig: Qualität ist wichtiger als Quantität. Ich gebe aber zu, dass ich mich auch nicht immer dran halte! :roll:

4.)
Nach 15 Minuten Technik und 10 Minuten Blattspiel beginne ich nun mit dem Einüben der Stücke und auch repetieren einiger Stücke ganz am Schluss. Für diesen Teil reserviere ich mir 35 Minuten oder mehr. 35 Minuten sind übrigens oft genug. Beim Üben übt man ja das, was man nicht kann. Ich spiele dann nicht die Stücke von vorne, sondern nur gerade die Stellen, die ich noch nicht kann. Sonst hätte ich ja viel zu lange bis ein Stück eingespielt ist, wenn man immer wieder von vorne beginnt. Mein Prinzip also: nur das spielen, was man noch nicht kann! Ganz am Schluss kann man es ja dann mal ganz durchspielen. Und wenn ich mal mehr als eine Stunde übe, dann spiele ich es auch öfters mal ganz durch... *smile* ... alles eine Frage der Zeit eben die man gerade hat.

Uhps... jetzt wurde es schon etwas lang. :shock:

Ich glaube ich höre hier mal auf... *grins*


es grüsst aus der Schweiz zur morgendlichen Stund


Romano
 
Ich würd diese langen warmup phasen net immer machen, sonst gewöhnst du dich daran und wenn du dann mal auf einem konzert spielst hast du auch keine warmup phase und wirst ins kalte wasser geschmissen. Deswegen würde ich auch mal mit dem eigentlichen Stück sofort als erstes anfangen und probieren wie gut dus hinkrigst.
 

*megasmile* ... da muss ich dir wirklich Recht geben!

Das Problem habe ich natürlich folgendermassen gelöst:

Ich habe kleine, sehr einfach Stücke im Repertoire, die aber wunderschön klingen. Wenn ich also in einem Hotel, Restaurant oder sonst bei einem öffentlichen Klavier mich hinsetze, so beginne ich immer zuerst mit diesen einfachen Stücken, wo ich mir wirklich sicher bin, dass ich die wie meine Hosentasche kenne und mögliche Fehler zu 99 % nicht mehr vorkommen.

Solche Stücke sind bei mir:
- Brahmswaltzer op. 39 Nr. 15
- Mondscheinsonate 1. Satz natürlich
- Schumann: Bunte Blätter op. 99 Nr. 1
- Schumann: Carnaval op. 9: "Chopin"
- Chopinwaltzer: op. 64 Nr. 2 und Brown-Index 150 in a-moll.
- Disney Stücke (Lion King, Mary Poppins, Arielle, etc.)

Das sind so meine Aufwärmstücke in der Öffentlichkeit.

Natürlich, wenn ich ein richtiges Konzert geben würde, dann spiele ich kaum "Can you feel the love tonight" von Lion King oder Chim-Chim-che-ree von Mary Poppins zum Einwärmen :-D
Da muss man dann perfekt beginnen mit dem eigentlichen Konzert. Jedoch glaube ich, dass es bei grossen Konzerten sicher meistens einen Flügel irgendwo hat in einem anderen Raum, wo der Pianist zuerst sich aufwärmen kann und danach erst die Halle betritt.

Ausserdem dauert das noch eine gaaaaaanze Weile bis ich mal ein Konzert gebe in einem Konzertsaal. Diesen Termin verschiebe ich um etwa 15 Jahre! :) Es soll ja immer wieder Wunder geben.

Gruss

Romano
 
Hallo Romano!

Finde deine Übungsstruktur nicht schlecht, glaube wenn man diese konsequent durchzieht erreicht man sicher viel damit.
Ich brauche mir so ein Chema gar nicht zurecht legen, da ich es sowieso nicht durchziehen würde.

Ich übe ganz anders. Ich habe da immer ein Großprojekt laufen, z.B. im Moment Kreisleriana Nr. 8 welches mir fast zu schwer ist, dann habe ich meistens noch irgend ein Konzert entweder Bach oder Mozart und dann noch immer etwas Vierstimmiges; Brahm Tänze oder Schubert Walzer so zum auflockern. Manchmal auch einen Jazz oder Blues aber das eher selten. Und aus diesen Stücken spiele ich dann halt immer das worauf ich gerade Lust habe. Im Schnitt komme ich auf eine halbe Stunde/Tag.
Außer ich höre irgend etwas großartiges auf einer CD oder im Radio oder sonst wo, dann suche ich mir die Noten und probiert das aus.

mfg

Ingrid20000
 

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