Guten Abend, Klimperer!
Zunächst einmal vielen Dank für Deine leider nicht sehr präzise Antwort -
die mir nur bedingt die Möglichkeit gibt, Deine Reaktionsweise besser zu verstehen.
Deine Wandlung vom das böse "Dreigestirn" verteidigenden Saulus im Frühjahr
zum jetzt forumskompatiblen Paulus leuchtet mir nach wie vor nicht ein.
Du hast das Treiben im Frühjahr sehr scharfsinnig analysiert. Wäre es Dir jetzt schon peinlich,
wenn man aus Deinen alten Beiträgen zitieren würde?
Ich erspare Dir die Bloßstellung und halte mich lieber daran, was du jetzt vorbringst:
Aber ich stoße mich auch an der Art, wie einige offensichtlich gut informierte und belesene Teilnehmer
(ja, unter ihnen auch du) hier ihr offensichtlich tiefes und breites Wissen an den/die Mann/Frau bringen:
teilweise (!!) mit der Neigung
... zum Besserwisserischen,
... Halbwissen und seine Träger zu beschimpfen [EDIT: oder belächeln, bespötteln, wie auch immer]
anstatt ihm auf die Sprünge zu helfen,
... die Argumentation des anderen mit Gegenbeispielen zu verunsichern bzw. zu entkräftigen
(das an sich ist ja erstmal im Sinne eines Diskurses nichts schlimmes, aber es ist auch immer eine Frage des "Wie"
[EDIT 2: und "Warum"], nicht nur des "Was") - so dass man manchmal den Eindruck bekommt,
die Opposition ist eine prinzipielle oder gar persönliche - oder anders gesagt:
... anscheinend nach Lust oder Laune (oder Person) allerhand rethorische Tricks anzuwenden,
die nicht der gemeinsamen Erörterung dienlich sind, sondern die Aussagen des Gegenübers irgendwie verdrehen,
obwohl man eigentlich dachte, dass bisher ganz klar war, was er/sie meinte,
... die Person anstelle ihrer Aussagen anzugreifen,
... usw.
... usf.
Konkrete Beispiele herauszusuchen, dazu bin ich nicht in der Verfassung -
zumal ich nicht der Erste bin, der diese Dinge in letzter Zeit schon wiederholt bemängelt.
muß aber sagen, daß ich mit Deinen Vorhaltungen aus zwei Gründen nicht glücklich werde.
Erstens: möchte ich nicht in Kollektivhaft genommen werden. Mit Beschreibungen
irgendwelcher dubioser Verhaltensweisen, die teilweise auch auf mich zutreffen sollen,
kann ich nichts anfangen. Als Zielscheibe Deiner Kritik habe ich das Anrecht auf präzise Vorwürfe.
Zweitens: müßtest Du Dir die Mühe machen, Deine Vorwürfe zu belegen.
Ist das nicht das Mindeste, was ich erwarten kann?
Ohne direkt an mich adressierte und durch Zitat belegte Vorwürfe
bewegt sich alles, was Du vorbringst, auf der Ebene des Denunziatorischen.
* * *
Zu meinem Vorgehen in Forums-Diskussionen: Mich interessiert der Gedankenaustausch zu bestimmten Themen -
das ist ja wohl unübersehbar. Ich bin dabei so lernwillig, wie ich es von meinen Gesprächspartnern erwarte.
Sachliche Gegensätze, deren Ausformulierung zu einem Disput führt, sind für mich keine Störung,
sondern normaler Bestandteil eines Gesprächsverlaufs. Von einem solchen Disput kann man nur profitieren:
Einer von beiden, entweder ich oder mein Gesprächspartner, läßt sich überzeugen.
Oder beide Seiten beharren auf ihren Sichtweisen - dann ist jeder um so mehr gefordert,
seinen Standpunkt präzise zu formulieren. Und wenn zwei sich streiten, freut sich der dritte -
das sind in diesem Fall die interessiert Mitlesenden.
Aber ich habe den Eindruck, daß manche Forumsnutzer bei Streitgesprächen überfordert sind.
Sie verwechseln Streit mit Feindseligkeit. Dabei kann man sich gerade bei größter Sympathie
nach Herzenslust mit jemandem streiten, wie Rolf und ich es bereits mehrfach getan haben
(und der Disput über Schubert, Beethoven und das Ranking-Unwesen steht uns noch bevor!).
Voraussetzungen für das Gelingen eines Streitgesprächs sind Ehrlichkeit, Sachlichkeit und kollegiale Achtung.
Nur wenn mein Gesprächspartner etwas davon vermissen läßt, bin ich imstande, polemisch zu reagieren.
Hier konkret, in diesem Faden, hatte ich den Eindruck, dass Hasenbein versucht hatte,
eine Aussage über Melodie und Rhythmus zu machen - zugegeben, etwas kategorisch,
aber m.M.n. durchaus bedenkenswert - und: ohne irgendjemand damit zusammenzustauchen.
Darauf die ersten Worte von dir: "grober Unfug".
Auf eine groben Klotz gehört ein grober Keil. Hasenbein hat etwas ganz und gar Fragwürdiges so kategorisch formuliert -
wie Du bestätigst - und dabei Manha gleich dermaßen verunsichert, daß ich mir erlaubt habe,
ihm mit genau dem Mangel an Sensibilität zu begegnen, den er an den Tag legt.
Ich bin dazu imstande, wie man sieht - aber ich bevorzuge den freundlichen Umgangston.
Äußere ich mich nicht vorzugsweise sachbezogen? Nur wer sachlich an seine Grenzen stößt, hält sich an der Person schadlos
(was hier im Forum leider Allerweltsbrauch ist und von der Moderation in den seltensten Fällen geahndet wird).
Zeige mir ein Beispiel, das mein Auftrumpfen à la Hasenbein einem Schwächeren gegenüber belegt.
Ich habe mich mit Haydnspaß, Bachopin, Klavigen und Hasenbein angelegt, die nun wahrlich keine Schwächlinge
(gewesen) sind, und nicht Abneigung gegenüber den genannten Herren hat mich dazu gebracht,
sondern Verärgerung über unsauberes Argumentieren, Ausflüchte, mangelnde Verständigungsbereitschaft.
In zwei Fällen habe ich das Thema Orthographie angesprochen - in einem deutlich benannten Zusammenhang:
als mir die Dürftigkeit des äußeren Erscheinungsbilds gewisser Beiträge mit der Dürftigkeit der Gedankenführung
zu korrespondieren schien.
Zu Deinem Schlußwort:
Und da liegt meine Befürchtung, die ich oben andeutete: dass ich mir manchmal nicht sicher bin,
zu welchem Zweck einige Teilnehmer überhaupt hier im Forum sind: um wirklich gemeinsam Wissen
auszutauschen und zu erarbeiten, oder um sich mit anderen zu streiten, z.B. durch ad-hominem Angriffe
oder das (verdiente oder unverdiente?) Legen rhetorischer Fallen bzw. prinzipieller Opposition.
noch einmal der Hinweis, daß in dieser Form geäußerte Vorwürfe - absichtlich ungenau in der Adressierung,
aber dafür maßlos in der Anschuldigung - nichts anderes als denunziatorisch sind.
Gruß, Gomez