Genf wurde genannt, München auch. Nicht immer findet man öffentlich bespielbare Klaviere in großstädtischem Umfeld.
In vielen größeren und kleineren Städten finden jährliche Bio-, Öko-, Handwerker-(oder noch anders genannte)Märkte statt - auch unlängst in unserem Städtchen. Ein gut geführtes Musikhaus gibt es bereits am Ort, nun hat sich auch ein Klavierbauer niedergelassen und war bei einer entsprechenden Gelegenheit mit einem eigenen Stand vertreten. Zu diesem gehörte ein für Piano-Einsteiger gut geeignetes Weisbrod-Klavier, auf dem man gerne etwas spielen dürfe. Ich wollte mit meiner Partnerin in ein wenige Schritte entferntes Restaurant gehen - allerdings waren wir etwas zu früh dran und drehten deshalb noch eine Runde über das recht stattliche Marktgelände. In der Nähe gab es ein Straßentheater für Kinder, ein Zauberer, ein Jongleur und weitere Personen agierten in Sicht- und Hörweite. Nach Rückfrage nahm ich auf dem Klavierhocker Platz und spielte querbeet dezent so einiges, was zum Geschehen thematisch passte. Gut zwanzig Minuten ging das so - hat riesigen Spaß gemacht und den Passanten gefiel es offensichtlich ganz gut, wobei mich viele Zuhörer besser von meinen chormusikalischen Aktivitäten, von meinen Orgeldiensten und von der Brauchtumspflege her kannten. Ein bisschen gepflegtes Swingen und Jazzen zwischendurch darf eben auch mal sein. Mit leise knurrendem Magen, aber bestens gelaunt ging es dann weiter ins inzwischen geöffnete Lokal.
Livemusik an nicht unbedingt üblichen Orten, die erfrischend ungeplant dargeboten wird - das hat schon was. Wenn andere ebenso spontan mitmusizieren, macht das noch mehr Laune. Nicht das erste Mal - vor einigen Jahren gab es hier mal ein interkulturelles Spektakel, an dem ich mich mit meinem eigenen Männerchor beteiligte, der beispielsweise ein paar italienische Sachen vortrug. Anschließend sang der evangelische Kirchenchor diverse englische Gospel- und Spiritual-Sachen mit meiner Begleitung, dann hatte ich einen stimmbegabten ungarischen Arzt in meinem Chor singen, der mit meiner Begleitung einige Kunst- und Volkslieder aus seiner Heimat vortrug, ein russischer Übersiedler sang sodann ihm vertrautes Liedgut (ebenfalls ein von mir begleitetes Chormitglied)... - alles ganz entspannt auf der Straße am Vereinslokal dargeboten. Musik teilt sich auch dann mit, wenn sonst Sprachprobleme die mündliche Verständigung erschweren. Street Piano? Finde ich gut.
LG von Rheinkultur