Stimmen oder intonieren

Angy

Angy

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23. Mai 2009
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Hallo, liebe Mitklavierbegeisterte, ich bin neu hier, habe als Kind ein paar Jahre - mehr widerwillig - Klavier gelernt und nun nach 44 Jahren mit großer Leidenschaft neu begonnen.
Nun meine Frage an die Experten unter Euch - ehe ich den Pianohändler erneut nerve: Ich habe mir in einer Pianohandlung ein Klavier Sauter, 28 Jahre alt, gekauft, inklusive 4 Stimmungen. Nun habe ich die erste Stimmung bereits nach wenigen Wochen veranlasst, da einige Töne begonnen haben, sehr unsauber zu klingen. Vorletzte Woche habe ich es zum erstenmal stimmen lassen, wie empfohlen. Als ich abends nach Hause kam, klangen diese Tasten genauso unschön wie zuvor. Die Firma schickte nochmal einen Kollegen vorbei, der mich aufklärte, dass diese Miss-Stimmung nur beseitigt werden könne, indem das Klavier intoniert werde. Nun kann ich als Laie nicht beurteilen, was gemacht werden muss, damit ein Klavier sauber klingt und warum es knapp 2 Monate nach dem Kauf bereits intoniert werden muss. Da mich dieser unreine Klang bei den doch sehr häufig benutzten Tasten (f und fis in den oberen Basstönen) ausgesprochen stört, möchte ich fragen, ob eine Intonierung wenige Wochen nach dem Kauf noch als Garantieleistung verlangt werden kann, bzw. was für Kosten damit auf mich zukämen. Ich kann doch nicht schon gleich in den ersten Wochen große Zusatzkosten auf mich nehmen - schließlich steht das Klavier ja kaum zwei Monate bei mir, da sollte es ja noch einigermaßen klingen.
Ich habe immerhin 2000 Euro bezahlt. Da ich aber sehr unerfahren bin, wende ich mich hiermit an diese Community. Ich lese die Beiträge schon sehr interessiert seit einigen Wochen, wage mich aber erst jetzt mal hervor :-)
Herzliche Grüße
Angy
 
Hallo Angi,

Zuerst mal Herzlich Willkommen im Clavioforum.

Also bei mir ist beim Klavierstimmen dabei, dass ich einzelne Töne nachintoniere, wenn sie heraus stechen oder störend sind. Ich weiß allerdings nicht wie andere Kollegen das machen. Wenn es der Stimmer nicht gelernt hat, und nur gekommen ist um Dir zu sagen, dass es die Intonierung ist, dann ist es sogar besser wenn er es nicht tut.

Ich würde mich an Deiner Stelle nicht scheuen, den Händler zu nerven, sodass er Dir jemanden schickt, der das Klavier bei den paar Tönen nachintoniert.

Ich persönlich würde das als Mangel sehen und in Garantie erledigen. Zusatzkosten sind wohl eher nicht zu erwarten - es gibt ja gar keinen Zusatz.

LG
Klaviermacher
 
Bei einem gebrauchten Klavier ist es immer schwierig zu beurteilen, welche Arbeiten an der Intonation Garantiefälle sind, und was ggfl. Alters- oder Abnutzungserscheinungen sind.
Der Preis von 2000,- Euro für ein 80er-Jahre-Sauter dürfte eher ein normaler Gebrauchtpreis und weniger der Preis für ein komplett überarbeitetes Instrument sein.

Das einfachste ist aber sicherlich, nochmals mit dem Händler zu sprechen.

Was mich irritiert:
Was meinst Du mit "f und fis in den oberen Basstönen" "f" und "fis" oder "F" und "Fis"?

Ich weiß jetzt nicht, um was für ein Sauter es sich handelt, aber "f" und "fis" müssten eigentlich schon auf dem Langsteg liegen.
Die untersten Töne auf dem Langsteg sind immer besonders kritisch, da der Steg schon sehr weit außen am Resonanzboden sitzt, i.d.R. sogar weiter außen als der Bass-Steg.
Insofern könnte es sein, dass Du Dich an diesen Spreizentönen störst, die teilweise aber bauartbedingt sind und denen man auch durch akribische Intonation nur bedingt beikommen kann.

Versorge und doch nochmals mit weiteren Infos, um welche Töne es sich handelt:
Umsponnen oder nicht?
1, 2, oder 3 Saiten pro Ton?
Bass-Steg oder Langsteg?
Wie klingen die beanstandenten Saiten?
Scheppernd, metallisch, schwebend (wie verstimmt) oder dumpf, nasal?
Was für ein Klaviermodell?

Wenn es sich um umsponnene Saiten handelt, könnten auch diese unrein sein.

Wenn Du "f" und "fis" meinst, dann schau mal innen nach, ob das nicht die ersten bzw. die ersten nichtumsponnenen Saiten auf dem Langsteg sind.
Wenn ja, dann ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass Du Dich an den Spreizentönen störst, wobei die bei Sauter eigentlich nicht so ausgeprägt sind.

Wenn Du "F" und "Fis" meinst, dann könnten das auch unreine umsponnene Saiten sein, hier werden zwei Saiten pro Ton angeschlagen, die exakt gleich sein müssen, den sonst sind diese nicht schwebungsfrei zu stimmen und der Ton "jault".


War denn der Stimmer, der Dir eine Intonation vorschlug direkt von dem Pianohaus, wo Du das Instrument gekauft hast?
Oder ist das ein Subunternehmer, freier Mitarbeiter oder nichts von beidem, der einen eigenen Auftrag wittert und evtl. das vom Kollegen verkaufte Instrument schlecht machen will?

Wenn es nur um zwei Töne geht und der Kollege der Meinung ist, dass das an der Intonation liegt, dann verstehe ich nicht, warum er das nicht gleich erledigt hat.
Das dauert bei weitem nicht so lange wie dem Kunden zu erklären zu versuchen, woran es liegt.

Einzelne Töne beiintonieren ist bei uns im Preis einer Stimmung inbegriffen, ebenso, wie einzelne Saiten wieder auf den Steg anzuklopfen, wenn diese an den Stegstiften hochgewandert sind. Auch dies könnte das Problem sein.

Als Fachmann kann man relativ schnell sagen, an was es liegen könnte und ob eine Intonation Abhilfe schaffen kann, wenn man den Ton hört.
 
Herzlichen Dank

Das waren aber zwei nette und schnelle Antworten, wobei letztere von Klavierbaumeister mich als Laiin ziemlich überfordert. Aber ich werde mal in das Klavier hineingucken und sehen, was ich erkennen kann. Der Stimmer war übrigens von dem Pianohaus, also keine Konkurrenz. Ich werde mich jetzt erstmal schlau machen und dann nochmal bei dem Händler vorbeischauen und mit ihm sprechen. Es handelt sich übrigens um F/FIS und der Klang ist mehrstimmig unrein. Kein runder Klang, sondern man hört die Zusammensetzung des Tons - übrigens witzigerweise mal mehr und mal weniger. Als ich jetzt nach einer Woche Urlaub zurückkam, war es weniger. Lebt das Klavier???

Nochmals herzlichen Dank und das ist ja wirklich toll hier in diesem Forum!
Angy
 
...wobei letztere von Klavierbaumeister mich als Laiin ziemlich überfordert....

der Klang ist mehrstimmig unrein. Kein runder Klang, sondern man hört die Zusammensetzung des Tons ...

Puh! Mit dieser Beschreibung überforderst Du mich jetzt etwas. :D

Ich müsste den Ton hören, dann wären wir alle schlauer.

Wenn es um das "F" und "Fis" geht, dann sind das kupferumsponnene Saiten, bei denen pro Ton zwei Saiten angeschlagen werden.
Auf jeden Fall sind das KEINE Spreizentöne, das ist doch schon mal gut.

Bei diesen Tiefen Tönen und Deiner Beschreibung glaube ich NICHT an ein Problem der Intonation.
Evtl. ist der Hammerfilze "nicht genau auf Chor", d.h., der Scheitel trifft nciht beide Saiten exakt gleich.
Dann ist der Ton etwas dünner, zusätzlich entsteht ein fieses höherfrequnzetes Geräusch, schwer zu beschreiben.

Probiere es aus:
Schlage den Ton an, lass den Finger auf der Taste (dass der Dämpfer abgehoben bleibt) und führe den Hammer mit der anderen Hand langsam zur Saite hin und drücke ihn leicht dagegen.
Wenn der Scheitel gleichmäßig auftrifft, bedämpft der Hammerfilz zeitgleich beide Saiten und der angehaltene Ton verstummt.
Ist der Scheitel schief, wird nur eine Saite bedämpft.

Oder einfacher:
Nimm Kohlepapier und halte es mit der färbenden Seite zum Hammer gerichtet vor die Saiten und schlage die Taste leicht(!) an.
Dann müsstet Du die Abdrücke von beiden Saiten auf dem Hammerfilz sehen.

Aber ich denke, diese Dinge sollte der Stimmer schon überprüft haben.
Wobei:
Wenn er unverrichteter Dinge geht und nur darauf hinweist, dass intoniert werden müsste, dann kann ich diesen fachlich nicht so ganz einordnen.:(

Es gibt da noch etliche weitere Punkte, die der Kollege vor Ort "abklopfen" müsste, aber das wird er sichelrich noch machen.

Ich bin sicher, Dir kann einfach geholfen werden.
Selbst wenn sich der Kollege weigert und nicht auf Garantie oder Kulanz nachbessern will, kann die Behebung dieser "Mängel" nicht lange dauern und somit eigentlich auch nicht viel Geld kosten.
Ein zweistelliger Betrag sollte auf jeden Fall ausreichen.

Lass Dir deswegen die Freude an Deinem Sauter nicht vermiesen.
Was ist es denn für ein Modell?
 
Das ist es:
"Evtl. ist der Hammerfilze "nicht genau auf Chor", d.h., der Scheitel trifft nciht beide Saiten exakt gleich.
Dann ist der Ton etwas dünner, zusätzlich entsteht ein fieses höherfrequentes Geräusch, schwer zu beschreiben."

Diese Beschreibung trifft es exakt! Wobei nach den paar Tagen Urlaub es jetzt etwas besser geworden ist - kann sowas sein??

Es handelt sich übrigens um das Sauter Model 108, Herstellungsjahr 1981 - und ansonsten hat es einen sehr schönen warmen Klang...

Nee, vermiesen lass ich es mir nicht, dafür macht mir es mir zu viel Freude. Ich hab kaum noch was anderes im Kopf als nach der Arbeit schnell ans Klavier zu kommen... Das ist wie eine neue Liebe.

Danke nochmal für die nette Hilfe. Ich werde dann mal berichten, was aus meinen fiesen Tasten geworden ist. Bin jedenfalls erstmal beruhigt, dass es nicht was Schlimmes ist.

Schönen Abend noch, bis bald.
Angy
 

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