Steinway wird chinesisch (?)

Gibt es dazu hinreichende Belege, oder ist des Deine rein subjektive Meinung? Ich selbst hab da noch nichts diesbezüglich vernommen.

Nach außen hin dringt da natürlich nicht so viel durch. Tatsache ist, dass die Fertigung zwischen NY und Hamburg in vielerlei Hinsicht angeglichen wurde. Damit einher ging auch ein Streamlining der Lieferanten. Des weiteren Fragen der Lagerlogistik, die kostenoptimiert sein muß. Weniger Betreuung der Vertriebspartner, eingeschränkter Konzertservice, Neuausrichtung der Endkontrolle auf andere Kriterien, die dem Markt entsprechen, um nur ein paar Eckpunkte zu nennen.

Muß man nicht glauben, kann man bestreiten, kann man ignorieren oder auch nicht, und/oder seine eigenen Schlüsse ziehen.

Mir ist es eh wurscht. Ich habe keine Aktien und habe bereits einen Steinway, der auch wohl das letzte Intrument in meinem Leben sein wird. Dennoch verfolge ich aufmerksam, wie sehr sich die Landschaft verändert.
 
Meinst des könnt ned auch andere Gründe haben? Etatkürzungen und so?

LG
Henry

Im mir konkret bekannten Fall war es vor allem das Gesamtpaket aus lokalem Service und Qualität der begutachteten Instrumente. Der Preis des Instrumentes selbst spielte eine Nebenrolle, zumal ein Fazioli 189 preislich mindestend genauso hoch anzusetzen ist wie ein vergleichbarer Steinway.
 
Ich abstrahiere das mal einen Level höher, weil ich ein konkretes Beispiel dafür bringen möchte, wie es um Firmenübernahmen in Deutschland bestellt ist, wenn sich amerikanische, japanische und chinesische Firmen eine deutsche Marke mit eigener Fertigungstiefe einverleiben.

Als Kind des Ruhrgebiets bin ich dort aufgewachsen, wo in den 60er und 70er Jahren die größten Baggerfabriken der Welt standen, also Düsseldorf und Lüde^WDortmund. Während DEMAG zunächst eine strategische Kooperation mit Komatsu Japan einging, entschieden sich die Dortmunder O&K-Leute für eine Übernahme durch den amerikanischen Terex Konzern. Letzterer investierte wenig bis nix, sondern vertrieb lediglich das, was in Deutschland hergestellt wurde, baute allerdings vom ersten Tag an massiv Stellen ab. Irgendwann bekamen sie von Bucyrus, ebenfalls ein amerikanischer Konzern, ein Angebot und wurde von denen übernommen. Weiterer Stellenabbau, insbesondere in R&D und 2014 dann die Übernahme durch Caterpillar. Verschwunden das Personal, der Markenname, die R&D in Deutschland und die Produktionsstätte in Dortmund.

In Düsseldorf hingegen haben die Japaner sich das alles mal in Ruhe angeschaut, keinen entlasssen, sondern neu eingestellt, Kommunikation zwischen Japan und Deutschland geschaffen. Die heutigen Bagger wurden (zumindest im konkreten Fall des PC4000 weiß ich es in persona) noch vom Demag-Personal entworfen, prototypisiert, gefertigt und vertrieben. Nach knapp 10 Jahren haben die Japaner die Produktionsstätte modernisiert, aber nicht als "So machen wir das jetzt", sondern als Ergebnis aus der Kooperation und den Anforderungen des deutschen Personals. Ergebnis: Sie sind Weltmarktführer im Mining Business.

Wie Chinesen das handhaben? So:

https://www.dw.com/de/sany-und-putzmeister-eine-perfekte-ehe/a-42799320

Und deswegen habe ich gejubelt, als Bösendorfer von Yamaha übernommen wurde. Und deswegen gebe ich mich nicht mehr sonderlich vielen Illusionen hin, was die langfristige Qualität eines D-Flügels angeht, den man tatsächlich in Europa kaufen kann.
 
Wenn ich deine Beiträge lese, wurmt es dich doch etwas.:coolguy:
Naja, ein nicht unerheblicher Teil der Konzerte, die mir bleibende Erinnerungen beschert haben, fanden auf einem Steinway statt. Da schwingt schon ein erhebliches Maß an Sentimentalität mit, genauso wie mein eigener Steinway von 1887 natürlich eine emotionale Komponente hat - und der Name da durchaus eine Rolle spielt.

Auf der anderen Seite war Sviatoslav Richter einer der Pianisten, die ich am häufigsten im Konzert gehört habe - und immer auf Yamaha. Bolet auf Baldwins und Bechsteins, Gulda auf Bösendorfer. Gould und die Goldberg-Variationen auf einem traumhaften CFIII-S. Runtergeklappte Kinnlade, als ich in einem Klavierwttbewerb 1986 zum ersten Mal einen Fazioli hört. Und dann später auch einen spielte.

Mittlerweile bin ich dann doch eher soweit, dass ich mir lieber einen guten Yamaha als einen schlechten Steinway anhöre - und von letzterem gibt es auf diesem Planeten dann doch viel zu viele.
 
Du bist Direktkunde bei Steinway, um das zu beurteilen? Wie privilegiert. Erzähl doch mal wie sich so was darstellt.

:denken: Wie sich das darstellt? Sonderbare Frage ... :konfus:

Kunde hat Wunsch, bekakelt das am Telefon mit dem sehr zuvorkommenden Niederlassungsleiter, der schickt seinen besten Mann, letzterer bringt open end Zeit und Ruhe mit, tüftelt, nimmt, wenn´s sein muss, auch mal die komplette Mechanik mit in die Werkstatt, und am Ende sind alle zufrieden.

Und wenn man möchte, darf man außerhalb der Geschäftszeiten à huis clos auf den Ausstellungsinstrumenten spielen oder an Werksführungen in Hamburg teilnehmen. Daran hat sich nichts geändert, seit ich vor einigen Jahren mein Instrument dort gekauft habe.
 

Zurück
Top Bottom