Die geplanten Neuerungen der Mechik sind absolute Notwendigkeit.
Die Hebeglieder/Repetitionsschenkel sind abgenutzt und kontrolliertes Repetieren und Regulieren von Auf- und Abgang nicht mehr sauber möglich.
Die Fänger sind noch original, wenn auch zwischendurch wohl noch einmal neu beledert worden - und sie passen nicht mehr zu den neuen Hammerköpfen, weil neuere Fänger eine andere Form haben. Die alten Fänger behindern den Abflug des Hammers, so dass die maximale Beschleunigng durch die kurze Berührung behindert wird, es ist eine leichte Verzögerung zu spüren. Der letzte Reparateur hat das wohl irgendwann gemerkt und den unteren Teil des Hammerkopfes, der von Fänger berührt wird, leicht abgefeilt. Das ist eine schlampige Lösung, die das grundsätzliche Problem nur abmildert, also wird's jetzt richtig gemacht.
Die Auswechselung der unteren Tastaturauflagefilze ist eine Sache von paar Minuten und einfach notwendig, nachdem die alten inzwischen ungleichmäßig plattgedrückt sind.
Eine Sache habe ich noch nicht erwähnt: Durch den alten und nicht mehr perfekten Boden hat sich die optimale Anschlagslinie der Hammerköpfe auf die Diskantsaiten verschoben. Beim leichten Herausziehen der Mechanik um zwischen 6-8mm hört man im Diskant einen gewaltigen Qualitätsunterschied der erzeugten Töne. Der begutachtende Techniker hat das dringend empfohlen, so dass mein dafür beauftragter Klaviertechniker den Hammerkopf vom Stiel lösen, und an leicht versetzter Stelle wieder anleimen wird. Dadurch ergibt sich eine neue Anschlagslinie über den ganzen Diskant, die irgendwo versetzt zwischen 4-8mm vom Jetztzustand abweicht und einen signifikant verbesserten Gesamtton erzeugen wird.
Jaja, die Saiten ein leidiges Thema. Knapp 40 Jahre ist es her, dass das Instrument neu besaitet wurde, also für Heimzwecke durchaus noch akzeptabel. Aber: Bei der Neubesaitung sind leider nicht die Agraffen ausgewechselt worden - und die sind nun in einem Zustand, dass ein Stimmer in den Wahnsinn getrieben wird, weil jede Drehung ein lautes Knacken erzeugt. Das Stimmen an sich ist also deutlich schwieriger, und damit auch deutlich unangenehmer für den Stimmer. Es geht zwar, aber der Begutachtungstechniker hat innerlich geflucht und mir auch gezeigt, dass der Aufwand zum Stimmen eines wirklich schönen Tons viel größer ist als mit funktionierenden Agraffen.
Es sind auch noch die alten Stimmnägel drin (!), und die sind nun am absoluten Limit des Vertretbaren; die Saiten laufen teilweise schon auf dem Boden.
Dennoch: Die Entscheidung, ob neu besaitet wird oder nicht, hängt einzig und alleine davon ab, ob die beiden Techniker sich darauf verständigen können, dass das möglich ist, ohne dass man noch weitere Arbeiten am Boden in Angriff nehmen muß. Da ist einfach das Limit - jegliche Reparaturen sollen und müssen ambulant durchgeführt werden können, sonst wird's einfach nicht gemacht. Weder will ich das Instrument für mehrere Wochen/Monate wieder aus den Händen geben, noch möchte ich die real existierenden Kosten für Ab- und Rücktransport ins Dachgeschoß noch zu den Reparaturkosten hinzurechnen.
Teuer genug wird es allemale, aber die klare Aussage vom Steinway-Techniker, dass das Instrument die Substanz hat, mit den vorgeschlagenen Änderungen eine deutlich hör- und spürbare Verbesserung zu erzielen, wenn es richtig gemacht wird, rechtfertigt die Investition.
Ja, ich habe einen guten Techniker, der das kann.