Spezieller Steinway D der Klangmanufaktur Hamburg

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Glenngulda

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Hallo,
ich möchte euch einen Steinway-Konzertflügel vorstellen, der von der Klangmanufaktur in Hamburg überarbeitet wurde. Die Philosophie des Unternehmens besteht darin, den Resonanzboden des Flügels so zu bearbeiten, dass er möglichst frei und direkt schwingen kann. Zunächst wird der Resonanzboden an bestimmten Stellen abgeschliffen, wodurch er freier schwingen kann. Steinway verwendet seit vielen Jahren eine fixe Schablone für den Resonanzboden, nach der jeder Resonanzboden geschnitten wird. Leider werden die Resonanzböden nicht weiter bearbeitet und behandelt, damit das Holz individuell reagieren kann. Der zeitliche Aufwand dafür ist zu gross (was mich sehr erstaunt hat bei der Sorgfalt, die Steinway sonst den Instrumenten widmet). Die Klangmanufaktur in Hamburg hat sich aber genau darauf spezialisiert. Die Mitarbeiter sind ehemalige Steinway-Mitarbeiter aus Hamburg. Dies scheint eine hochinteressante Entwicklung im Klavierbau. Außerdem entfernen sie den gesamten Lack vom Resonanzboden und beschichten das Holz mit einem Schutzwachs. Bei Violinen wird ja darauf geachtet, dass man den Schutzlack so dünn wie möglich aufträgt, damit die Violinen frei schwingen können. Scheinbar wird dies bei Flügeln, die teilweise mit dicken Lackschichten überzogen sind, nicht ausreichend berücksichtigt. Das Ergebnis ist sehr interessant. Die Klaviere klingen sehr direkt und klar, und beim Spielen fühlt man sich dem Klang sehr nah. An diese Klarheit muss man sich erst ein wenig gewöhnen, aber wenn man sich daran gewöhnt hat, ist es wunderbar, besonders für bestimmte Musikstile. Ich bin glücklich, einen solchen Flügel gekauft zu haben. Ein Lebenstraum ist in Erfüllung gegangen. Der Flügel stammt aus dem Jahr 1968, wurde aber komplett überholt. Er hat neue Saiten (Röslau, nicht Paulello, die sie auch anbieten, die mir aber nicht gefallen haben, weil sie mir zu starr und zu perfekt erschienen). Intonation hat ein wunderbarer Techniker gemacht, der nicht von der Klangmanufaktur ist, aber ich aus Datenschutz nicht nennen möchte. Ich habe vor ein paar Wochen einige Stücke darauf aufgenommen. Leider war die Akustik in der Kirche nicht ideal, aber man kann sich einen Eindruck von diesem Flügel verschaffen.
Der Lack an der Außenseite des Instruments wurde ebenfalls entfernt und mit einem schönen schwarzen Wachs überzogen, wodurch die Maserung des Holzes wunderbar zur Geltung kommt. Ich bin gespannt, wie euch der Klang des Instruments gefällt. (Ich bin mit den Interpretationen an vielen Stellen nicht zufrieden, daher bitte ich Sie, mit eurer Kritik der Darbietung men nicht zu streng zu sein.)
Was ich noch erwähnen möchte: die Informationen über Resonanzboden, Steinway usw., die ich hier aufgeschrieben habe, habe ich von bestimmten Klavierbauern erfahren. Ich weiss nicht mit Sicherheit, ob dies wirklich genau so stimmt, wie ich es geschrieben habe. Und jede Veränderung an Steinways ist ein Risiko. Steinways sind absolut hochwertigste und grossartigste Instrumente und wenn man etwas an ihnen ändert, bewegt man sich weg von dem wunderbaren Klang, die sie bieten. Es entsteht also etwas Eigenes dadurch. Meines Erachtens haben alle Eigenheiten Vor- und Nachteile. Soviel zum Respekt, den ich gegenüber Steinway habe.





 
Außerdem entfernen sie den gesamten Lack vom Resonanzboden
in den 90er haben sie bei Steinway sogar mit 2K-Lacken gearbeitet, den Resonanzboden sozusagen zugeteert.
Der kann dann bei Resonanzbodenrissen nicht geschliffen werden, weil der Lack durch Wärmeeinwirkung derart schmiert, dass das Schleifmittel sofort zu ist.
Da hilft nur die vorsichtige Anwendung einer Heißluftpistole, damit 'abgespachtelt' werden kann.
 
Zunächst wird der Resonanzboden an bestimmten Stellen abgeschliffen, wodurch er freier schwingen kann. Steinway verwendet seit vielen Jahren eine fixe Schablone für den Resonanzboden, nach der jeder Resonanzboden geschnitten wird. Leider werden die Resonanzböden nicht weiter bearbeitet und behandelt, damit das Holz individuell reagieren kann. Der zeitliche Aufwand dafür ist zu gross (was mich sehr erstaunt hat bei der Sorgfalt, die Steinway sonst den Instrumenten widmet).
Das wundert mich auch. Bzw. weiß ich nicht, ob das überhaupt so stimmt. Steingraeber z.B. macht das so, dass der eingebaute Resonanzboden vor dem Besaiten abgeklopft wird. So weit ich mich erinnere, kommt dazu erst mal Vogelsand auf den Boden. Dann wird mit der Faust auf den Boden geklopft. Dabei schaut man, wie sich der Sand auf dem Boden verteilt. Dadurch kann man sozusagen Schwingungsberge bzw. -Täler sehen. Dann wird entsprechend mit der Ziehklinge nachgearbeitet, also der Boden an den entsprechenden Stellen ausgedünnt.

Ich meine mich zu erinnern, vor sehr langer Zeit mal ein Video gesehen zu haben, dass die das bei Förster ähnlich machen. Allerdings klopfen die nicht mit der Faust auf den Boden, sondern halten einen Sweeper daran. Also ein Gerät, das kontinuierlich aufsteigende Frequenzen auf den Boden überträgt und ihn dadurch zum schwingen bringt. Aber das bitte ohne Gewähr, ich kann mich falsch erinnern. Vielleicht war das auch nur experimentell? Oder bei einer anderen Firma?

Jedenfalls wäre es sehr erstaunlich, falls Steinway nichts in dieser Richtung unternehmen würde. Ich vermute eher, dass das ein Missverständnis ist. Du schreibst ja selber, dass der Resonanzboden zuerst an bestimmten Stellen abgeschliffen wird. Ich denke, genau das ist das Prozedere was ich oben beschrieb. Danach müssen die Böden dann ja auch nicht weiter bearbeitet werden. Dass Steinway eine fixe Schablone verwendet, ist wohl vorher im Produktionsprozess. Dann erst wird geschliffen (oder mit der Ziehklinge gearbeitet).
 
ein Gerät, das kontinuierlich aufsteigende Frequenzen auf den Boden überträgt und ihn dadurch zum schwingen bringt

Ich habe ein Paar Videos auf einem YouTube Kanal namens "Chernobieff Piano" gesehen, der einen "Chladni Test" bei verschiedenen Resonanzböden macht, wo durch diese Schwingungen auch Muster aus Sand auf dem Boden entstehen. Manchmal schleift er alte Böden dünner, um Gewicht zu reduzieren und sie so angeblich besser schwingen zu lassen. Und er rei?t wohl auch Böden heraus und ersetzt sie durch eigene, wobei das nicht so angenehm anzusehen ist bei schönen alten Instrumenten und ich auch über YouTube nicht feststellen kann, ob das wirklich eine Verbesserung ist.

Kritik der Darbietung men nicht zu streng

Also mir gefallen die Interpretationen :)
 
Der Klang des Flügels ist sehr erfreulich! Und Du spielst sehr gut! Trotzdem- oder gerade deswegen einige Anmerkungen:
Du sitzt deutlich zu hoch, jetzt wo Du noch jung bist ist das nur ein kleines Problem (tendenziell etwas von oben gestochener Anschlag) mit zunehmendem Alter wird aber ziemlich wahrscheinlich Dein Rücken und die Beckenregion rebellieren. Man sieht schon jetzt den ansatzweise gekrümmten Schulterbereich.
Du solltest beim Bach Konzert, welches mir im Ansatz sehr gut gefällt, nochmals die Partitur studieren, Du spielst das was das Orchester verdoppelt zu laut (Bässe, Harmonien). Das klingt alleine sehr schön und ausgewogen, aber mit Orchester unbefriedigend. Besonders bei Bach und Mozart ist das immer wieder ein Problem!

Gratulation!!
 
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Ich habe ein Paar Videos auf einem YouTube Kanal namens "Chernobieff Piano" gesehen, der einen "Chladni Test" bei verschiedenen Resonanzböden macht, wo durch diese Schwingungen auch Muster aus Sand auf dem Boden entstehen. Manchmal schleift er alte Böden dünner, um Gewicht zu reduzieren und sie so angeblich besser schwingen zu lassen.
Die Idee dabei ist, möglichst wenig Resonanzen entstehen zu lassen. Also der Boden soll nicht auf manche Töne stärker reagieren als auf andere, ansonsten wäre der Klang ungleichmäßig. Dort, wo der Sand verschwindet, ist ein Schwingungsberg. Wo sich der Sand sammelt, ist ein Schwingungstal. Ziel ist es, durch Ausdünnen die Verteilung möglichst gleichmäßig hinzubekommen.
 
Es würde ich sehr wundern, wenn dieser Schutzwachs die einzige Beschichtung nach Aufarbeitung des Resonanzbodens ist.
Das ist aber so. Du kannst gerne bei der Klangmanufaktur nachfragen. Der Effekt ist wirklich sehr spannend.
 

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