Skrjabin

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Welche Stücke von Skrjabin könnt ihr empfehlen, die nicht so romantisch sind aber wesentlich leichter als "Vers la Flamme"? Also Stücke, die die Tonalität, wie wir sie gewohnt sind schon deutlich verlassen.

Ich höre mir gerade Poeme Op. 36 "Satanique" an, bislang hört es sich zwar schwer aber machbar an. Musikalisch ist es natürlich eine ziemliche Herausforderung, aber gerade das macht ja Spaß!!!

Die vorgeschlagenen Stücke können gerne auch längere meditative Passagen haben.
 
Aus der "moderneren" Phase Scriabins sind gut spielbar zum Beispiel:

2 Poemes op.63, 2 Preludes op.67, 2 Poemes op.69, 2 Poemes op.71

Die meisten dieser Stücke sind gerade mal zwei Seiten lang.
 
Welche Stücke von Skrjabin könnt ihr empfehlen, die nicht so romantisch sind aber wesentlich leichter als "Vers la Flamme"? Also Stücke, die die Tonalität, wie wir sie gewohnt sind schon deutlich verlassen.
Ich habe nicht das Empfinden, daß Skriabin die Tonalität an irgendeiner Stelle "verläßt". Was er aber zunehmend auf die Spitze treibt: Harmonische Spannungen aufzubauen, die sich nirgends auflösen, oder den Auflösungsklang selbst schon wieder so mit Spannung aufladen, daß er harmonisch kaum zu deuten ist.

Du wirst wohl am ehesten bei den Préludes, den Poèmes und den Einzelstücken (ab op. 35) fündig. Ich wollte gerade ein paar Vorschläge machen, aber dann ist die Liste so lang geworden, daß ich auch direkt das Werkverzeichnis hätte abschreiben können.

Du solltest Dir die entsprechenden Bände in der Bibliothek ausleihen und Dich an einem verregneten Novembersonntag duchfingern.

Hier nur mein augenblicklicher Favorit: Poème nocturne op. 61 - Ich finde das Tempo, in dem es häufig gespielt wird, sehr überzogen. Im ruhigeren Tempo kommt das nächtliche Grauen viel besser zum Tragen.
 
Ich habe nicht das Empfinden, daß Skriabin die Tonalität an irgendeiner Stelle "verläßt".

Naja, er betritt sie halt erst garnicht :D Aber einer bestimmten Tonart zugehörig würde ich die von mir genannten Stücke nicht nennen. Bei späten Werken schreibt er konsequenterweise auch keine Tonartvorzeichen mehr hin. Ich weiß gerade nicht genau, so ab op.57 oder so...
 
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Ich habe nicht das Empfinden, daß Skriabin die Tonalität an irgendeiner Stelle "verläßt". Was er aber zunehmend auf die Spitze treibt: Harmonische Spannungen aufzubauen, die sich nirgends auflösen, oder den Auflösungsklang selbst schon wieder so mit Spannung aufladen, daß er harmonisch kaum zu deuten ist.

Ok, ich hätte nicht einfach "Tonalität" sondern "herkömmliche Dur-Moll-Tonalität" schreiben sollen. Wirklich atonale Musik von ihm habe ich auch noch nicht gehört aber von den bis dahin üblichen Kadenzen und Modulationen hat er sich doch ziemlich entfernt. Mich wundert allerdings, daß einige einen Teil seiner Musik in die Nähe der Zwölftonmusik rücken. Das kann eigentlich nur formell gemeint sein (was ich noch nicht beurteilen kann, muß erstmal die Noten lesen). Wirklich bekannt (gehörte Musik analysiere ich nicht so genau, eher selbst gespielte) sind mir allerdings nur das Präludium und Nocturne Op. 9 für die linke Hand, und die sind ja vergleichsweise konventionell.
 
Er folgte einem harmonischen System, das nicht mehr auf Dur-Moll-tonalen Bindungen fußt, sondern auf der Verwendung eines auf Quartschichtungen basierenden Akkordes, des so genannten „mystischen Akkords“ oder auch „Prometheus-Akkords“ (letztere Benennung nach dem Orchesterwerk Promethée – Le Poème du Feu op. 60). Die Musikwissenschaftlerin Zofia Lissa hat Skrjabins sogenannte Klangzentrumstechnik - eine atonale Kompositionstechnik - als Vorform der Zwölftontechnik beschrieben.

Aus Wikipedia. Was genau die Klangszentrumstechnik ist weiß ich auch nicht. Eventuell kann das jemand erläutern.
 
Was genau die Klangszentrumstechnik ist weiß ich auch nicht. Eventuell kann das jemand erläutern.

Den Begriff Klangzentrumstechnik kannte ich zwar bisher nicht, er paßt auf Scriabins Musik aber sehr gut. Wobei Klang bei Scriabin eben bestimmte (dissonante) Akkordbildungen wären, die praktisch das Ausgangsmaterial für das jeweilige ganze Stück bilden.

In Schönbergs Zwölftontechnik gibt es aber ausdrücklich kein Klangzentrum, das ist ja gerade der Witz :) Dort, wo unbeabsichtigt doch ein Klangzentrum entsteht, nimmt man das eher zähneknirschend zur Kenntnis.

Es könnte aber sein, daß sich die Musikwissenschaftlerin auf die Zwölftontechnik Josef Matthias Hauers und dessen Tropentechnik bezieht.

http://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Matthias_Hauer
 
Ich war schon in der Bibliothek (Internet) und habe mir diverses heruntergeladen. Unter anderem "Two Pieces", Opus 57. Das klingt schon sehr nach Klangzentrumkompositionstechnik. Das zweite Stück habe ich ein bischen angefangen, es ist sehr interessant! Man kann sich vorstellen, daß Skjabin großen Einfluß auf manche Jazz-Musiker gehabt hat (ob es nun stimmt oder nicht...).

Das Besondere an den Stücken von ihm, die ich kenne, ist, daß er nie brutal Dissonant wird, irgendwie gibt es immer einen harmonischen Halt, auch wenn der gelegentlich an einem seidenen Faden zu hängen scheint.

Über Hauer habe ich auch gelesen und er ist mir recht unsymphatisch. Laut Wiki war sein Regelwerk wohl sehr streng und lief anscheinend sogar auf mechanische Zufallskompositionen hinaus, was ich eigentlich nicht mehr zur Kunst zählen möchte. http://www.youtube.com/watch?v=ZXAM8nMua6I (klingt ungefähr so, wie die Biographie von Liszt, die ich im Moment versuche zu lesen - auch aus den 50ern). Leider keine Musik aber es gibt einen Link zu einer Website. Vielleicht tue ich ihm unrecht, die Musik kann man hören aber es gibt wesentlich Interessanteres - jedenfalls interessanter als das, was diese Website zu bieten hat. Er war aber offensichtlich ein zíemlicher Spinner und dafür bekommt er von mir einen Pluspunkt :D
 
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ja, super! was für ein herrlicher kauz!
 
Welche Stücke von Skrjabin könnt ihr empfehlen, die nicht so romantisch sind aber wesentlich leichter als "Vers la Flamme"? Also Stücke, die die Tonalität, wie wir sie gewohnt sind schon deutlich verlassen.

Ich höre mir gerade Poeme Op. 36 "Satanique" an, bislang hört es sich zwar schwer aber machbar an. Musikalisch ist es natürlich eine ziemliche Herausforderung, aber gerade das macht ja Spaß!!!

Die vorgeschlagenen Stücke können gerne auch längere meditative Passagen haben.

Hallo Guendola,

wie wär's mit den 5 Préludes op. 74?
Diese finde ich sehr interessant.
Diese hat Skrjabin 1914 komponiert. Schon beim ersten Akkord des ersten Prélude bei op. 74 wirst Du begeistert sein! :D Genau das richtige, was Du von ihm suchst und genauso verrückt wie "Vers la flamme"!

Du mußt aber auch unbedingt bei seinen Préludes aus op. 74 seine französischen Musikbezeichnungen beherzigen. Die finde ich am besten..... ;) Im ersten Prélude schreibt er z. B.: "Herzzerreißend, jammervoll".

Liebe Grüße, Mario
 
hallo,
wenn wir das Kind "freie Atonalität" taufen im Gegensatz zur strengen (((bürokratischen))) Dodekaphonie, dann dürfte es auf viele seiner Sachen ab der 5. Klaviersonate zutreffen.
manuell weniger aufwändig sind die letzten Preludes, fantastisch schön ist das Poem "etrangete", evtl. "caresse dansee" - wohl auch Geschmackssache. Poeme nocturne ist manuell aufwändig (leider), aber sicher nicht so wie Vers la Flamme.

ich halte seine "romantische" und "symbolistische" Haltung gerade dort, wo er wirklich eher atonal schreibt, für faszinierend: alle romantische Klavierpoesie wird da in ungewohnte neue Bezirke beinahe nostalgisch hinübergerettet!

aber das Hauptproblem ist wirklich der manuelle Bereich: schade, dass er meist ziemlich hohe Anforderungen stellt.
 
@Das wundert mich jetzt. Wie man aus deinen sonstigen Posts lesen kann, bist du doch geradezu spezialisiert auf extrem schwieriges Repertoire. Bei Liszt scheint dir das noch auch nichts auszumachen?

war hier nicht die Frage nach Skrjabinsachen, die leichter als Vers la Flamme und zusätzlich nicht "normal tonal" sein sollen? da hab ich ein paar genannt.

was mich betrifft, übe ich die 6. Sonate, die 1., 5. und 10. kann ich (die 1. hatte ich früher im Studium sehr geliebt, inzwischen sehe ich das mit Distanz - aber der scherzoartige Satz mit den l.H. Oktaven ist klasse; der Trauermarsch kommt freilich nicht an Chopin heran...), die Etüden op.8 musste ich früher alle machen (alla ballata Oktavenprügelei z.B. hat mir nie gefallen, die Terzenetüde ist himmlisch und Nr.12 dis-Moll verwende ich gerne als Zugabe: die zieht immer! ist aber auch ein tolles Stück!!!), die berühmte affanato Etüde habe ich noch nie angefasst, mit den Sonaten 2-4 kann ich nichts anfangen, na ja und Vers la Flamme ist absolut SUPER und das spiele ich sehr gerne.

aber ich gebe zu: ich habe den Skrjabin zwischenzeitlich immer mal beiseite gelegt, vielleicht liegts an mir, aber nach einem Jahr mit Skrjabin im Programm werde ich dann überdrüssig... (außer bei dis-Moll, Insektensonate, 5. Sonate und natürlich Vers la Flamme --- aber alles andere ertrage ich nicht ständig)

...übrigens finde ich es wirklich bedauerlich, dass seine Sachen zu sicher 80 % ziemlich heikel bis sauschwer sind: das verursacht viel Arbeit...
 

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