Sexte bei Dorisch

[aths]

Nach einem Trauerfall im weitern Familienumfeld habe ich für mich Auld Lang Syne in F-Moll gespielt. Aus dem ehemals leicht melancholischem Abschieslied wird ein bedrückendes Klagelied.

Spiele ich in F-Dorisch (D statt Des) tritt die sechste Stufe unerwartet hervor. Wie ein Lichtschimmer. Wie Hoffnung. Durch die dritte Stufe (As) bleibt der Mollcharakter zwar weitgehend erhalten, aber das D sagt praktisch "Kopf hoch!"

Kann die Sexte eine so starke Wirkung haben, oder bilde ich mir das ein?

 

[abschweb]

Ob man Moll als traurig und Dur als fröhlich empfindet, hängt viel an den Hörgewohnheiten und natürlich auch am sonstigen Charakter einer Stelle. Ich kenne z.B. aus Norwegen, Russland, dem Balkan diverse Moll-Lieder, die überhaupt nicht traurig sind. Natürlich weicht eine dorische Sext den Mollcharakter auf.

Grüße
Manfred

 

[abschweb]

Beim Googln ist mir jetzt erst klar geworden, welche bekannte Melodie das ist.
Da fällt natürlich jede Veränderung auch dem unbedarften Hörer auf.

Grüße
Manfred

 

[aths]

In reinem Moll klingt wenigestens die zugrundeliegende Tonleiter vertraut, in Dorisch ist die sechste Stufe außerhalb dessen was man erwartet. Vielleicht ist die Wirkung beim Wechsel von Aeolisch zu Dorisch deshalb so groß auf mich.

 

[abschweb]

Mir geht es da anders. In Rock und Pop ist Dorisch viel vertrauter als Moll.

Grüße
Manfred

 

[aths]

Moll mit erhöhter sechster Stufe, nicht mit erhöhter siebter Stufe?

 

[abschweb]

Ja, Dorisch halt. So wie dort in Dur die mixolydische Sept ganz normal ist.

 

[Barbie]

nicht vergessen: die Sexte ist nur hinzugefügt und kann uns jederzeit wieder genommen werden.

 

[aths]

Ja, Dorisch halt. So wie dort in Dur die mixolydische Sept ganz normal ist.

Gibt es bekannte Lieder aus dem Rock- und Pop-Bereich, die auf Dorisch (oder Mixolydisch) aufbauen?

 

[abschweb]

Dorisch zum Beispiel in "A Trick Of The Tail" von Genesis (habe ich im Repertoire).

 

[NewOldie]

für mich exemplarisch im Pop-Bereich: "Riders on the Storm von den Doors".


Dorisch ist hier im Ostinato em/A ( i / IV! ) so tief verwurzelt, wie es nur geht

Lieber Gruß, NewOldie

 

[abschweb]

Leider nicht durch und durch Dorisch. .. Viele Stücke zeigen eben oft polytonal - polymodale Verhältnisse auf.

Das gilt natürlich auch für mein Genesis-Beispiel.

 

[aths]

DORISCH:

Folklore:
What Shall We Do With The Drunken Sailor
Scarborough Fair

Pop:
Evil Ways (Santana)
Working-class Hero (Lennon)
Knocking on Heavens Door(Dylan)

Jazz:
Impressions (Coltrane)
So What (Davis)
Effendi (Tyner) B-Teil = Mixo
Little Sunflower (Hubbard) B-Teil = Lydian

Latin:
Casa Forte (Lobo) Impro on D-Dorian
Oye Como Va (Santana)


MIXO: auf Anfrage

Der allerüberwiegende Teil von Rock und Pop scheint weiterhin den klassischen Dur und Moll zu nutzen, mit einigen Ausnahmen. Für Moll hätte ich als Beispiel Hotel California, sowie Ketchup Song oder Born to make you happy (letzteres gesungen von, nunja, Britney Spears.)

 

[abschweb]

Der allerüberwiegende Teil von Rock und Pop scheint weiterhin den klassischen Dur und Moll zu nutzen ...

Das sehe ich ein bisschen anders. Ich sehe in Rock und Pop nicht das starke Bedürfnis, Leittöne zu benutzen, außer als ein Effekt unter vielen.