"Schwerer" Anschlag

D

Doc88

Guest
Hallo zusammen,
als neues Mitglied im Forum möchte ich erst mal alle anderen herzlich grüßen.
Ich bin Wiedereinsteiger nach 20jähriger Pause und habe jetzt wieder mit Klavierunterricht begonnen.

Meine Klavierlehrerin hat einen Yamaha Flügel und wenn ich auf diesem (tollen) Instrument spiele, dann gelingt mir kaum noch irgendeine feinere Kontrolle der Lautstärkevariation. Passagen, Sequenzen und Akkorde, die zuhause auf meinem Yamaha-Klavier eigentlich (für meine Verhältnisse) ganz gut "laufen" und klingen werden auf dem Flügel total holprig, übermäßig laut und unregelmäßig.
Der ganze Vortrag wird dann wie "grobmotorisch" , ungelenk und fehlerhaft..
Kann es denn sein, daß ich auf meinem Klavier zuhause einen so viel geringeren Anschlagswiderstand habe, daß ich auf dem Flügel mein Spiel nicht mehr gleichwertig umsetzen kann ? Oder doch mehr ein psych. Problem beim Vorspielen ? Ein Problem der Fingerkraft?
Jedenfalls bin ich jetzt etwas verunsichert, da mein Vorspiel so stark abfällt.
Hat jemand evtl. ähnliche Erfahrungen gehabt oder kennt das Phänomen und kann vielleicht einen Tip geben.
Vielen Dank im Voraus.
 
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Ich dachte doch tatsächlich zunächst an Terrorismus.

Die Niederdruckschwere der beiden Instrumente kannst Du relativ leicht mit ein paar Münzen messen.

Dass das Vorspiel im Klavierunterricht (scheinbar?) weniger gut klappt als zuhause, kann aber auch andere, weniger objektive Ursachen haben.

Ansonsten: Herzlich willkommen hier und viel Spaß mit dem wiederentdeckten Instrument.
 
Hallo Doc88,

zunächst einmal herzlich willkommen im Forum und bei den Wiedereinsteigern, die es hier zahlreich gibt! Wie lange hattest Du denn zuvor Unterricht und was spielst Du gerade?

Zu Deiner Frage:

Nicht nur wir Menschen sind Individuen, Klaviere/Flügel sind es ebenfalls, d.h. sie unterscheiden sich auch vom Spielgefühl her mehr oder weniger voneinander. Auf dem gewohnten häuslichen Instrument spielen wir daher in der Regel am besten, da wir dort genau wissen, wie es auf unsere "Anschläge" reagiert.

Das Instrument Deiner Kl muss daher nicht schlechter sein, es ist nur anders als Deines. Selbstverständlich mag zusätzlich die Vorspielsituation eine Rolle spielen oder aber ein ganz anderes Phänomen:

Imitiere doch mal zu Hause die Bedingungen einer Klavierstunde. Komme also von draußen herein, setze Dich an das Klavier und fange direkt an, das aktuelle Stück zu spielen. Klappt es schon beim ersten Versuch oder spielst du erst nach einer gewissen Aufwärmzeit sicherer? In der Klavierstunde zählt nämlich immer der erste Versuch, nicht der zehnte!:D

Daher behaupten die Kl auch gerne, man könne das Stück einfach noch nicht gut genug...
 
Hallo Doc88,

Ich spiele zu Hause auf einem Digi. Meine erste KL hatte auch ein Klavier und die erste Zeit brauchte ich immer eine gewisse Einspielphase bis ich mich auf das Klavier umgestellt hatte - nach ein paar Monaten war ich bereits in den ersten 5 Minuten drinnen und konnte ohne Probleme darauf spielen.

Bei meinem zweiten KL spiele ich nun auf einem Flügel, da brauche ich für die Umstellung leider etwas länger - andererseits ist es aber auch toll auf dem Teil zu spielen. :)

Ich mache es jetzt immer so, daß ich zuerst Stücke spiele, die noch in Arbeit sind, oder die kleineren Stücke, die ich so zwischendurch aufbekomme - Stücke bei denen es nur noch um Gestaltung geht, bzw. die ich vortragsbereit habe, kommen erst dran, wenn ich mich mit den anderen warmgespielt habe.

Ich spiele aber noch nicht mal 2 Jahre - ich nehme an, daß dir die Umstellung schneller gelingt.

LG, PP
 
Hallo Doc88,
da gibt es viele mögliche Ursachen. Ein Flügel hat für gewöhnlich eine etwas größere Dynamik als ein Klavier... d.h. die Spanne zwischen laut und leise ist größer... damit werden auch Ungleichmäßigkeiten deutlich hörbarer. Dazu kommt eine möglicherweise etwas höhere Niederdruckschwere... es kann aber auch sein, dass das Instrument bei Deiner Lehrerin einfach nicht gut reguliert ist oder Dein Klavier ist nicht gleichmäßig reguliert, und da du immer darauf übst, gleichst die Unregelmäßigkeiten unbewusst aus... was dann wiederum zu ungleichmäßigem Spiel auf einem ordentlich regulierten Instrument zur Folge hat... da ist also einiges möglich ;)
LG Georg
 
Hallo Doc88,

herzlich willkommen hier,
was du da beschreibst, kommt mit doch sehr bekannt vor.:)

Ich hatte auch zunächst ein Digi, kam im Unterricht an einen Flügel und raufte mir die Haare, jedes Mal.

Meistens ist es der Fall, dass der Anschlag beim Digi leichter ist, bzw fast nicht vorhanden.

Nach einem halben Jahr hatte ich die Faxen dicke und habe mir ein akustisches Instrument gekauft, mit dem ich in den ersten Tagen wirklich gekämpft habe. Nun ist alles gut, und auch die Umstellung geht besser.

LG
violapiano
 
Ich habe ebenfalls ein Yamaha Digitalpiano, ein wirklich wirklich teures um über 3000€. An und fürsich hat es Holztasten, darum müsste es akkustischen Klavieren relativ ähnlich sein. Aber wenn ich mich an den alten Flügel im Musiksaal meiner Schule setze merke ich gleich einen riesigen Unterschied, auch wenn es mir scheint, dass der Klang und die Dynamik meines Digitalpianos deutlich besser ist. Zum ersten sind die Tasten des Flügels selbst schon mal viel gröber und weisen einen viel größeren Widerstand auf, weswegen man nur mit recht hohem Druck einen Ton erzeugen kann, was bedeutet, dass man unter einer gewissen Lautstärke garnicht spielen kann. Außerdem brauchen die Tasten etwa um das doppelte länger um danach wieder in den Ursprungszustand zu fallen, was sich auch ganz anders anfühlt. Ich brauch da schonmal ein paar Minuten bis ich darauf fehlerfrei spielen kann, in der Präzision und mit dem Ausdruck welchen mir mein Digitalpiano ermöglicht wird mir das wohl jedoch nie gelingen, es sei denn, ich stelle mich darauf ein die Anschlagskraft proportional gleichmäßig um ein Vielfaches zu erhöhen. Digitalpianos haben ja zumindest die Fähigkeit, die Anschlagshärte mit der Taste "Touch" zu verändern.
 
He, wie kommt Ihr eigentlich darauf, dass Doc ein Digi hat? GSTLP hat die Möglichkeiten schon mal gut beschrieben - jetzt ist Doc dran...
 
Meine Klavierlehrerin hat einen Yamaha Flügel und wenn ich auf diesem (tollen) Instrument spiele, dann gelingt mir kaum noch irgendeine feinere Kontrolle der Lautstärkevariation. Passagen, Sequenzen und Akkorde, die zuhause auf meinem Yamaha-Klavier eigentlich (für meine Verhältnisse) ganz gut "laufen" und klingen werden auf dem Flügel total holprig, übermäßig laut und unregelmäßig.
Der ganze Vortrag wird dann wie "grobmotorisch" , ungelenk und fehlerhaft..
Kann es denn sein, daß ich auf meinem Klavier zuhause einen so viel geringeren Anschlagswiderstand habe, daß ich auf dem Flügel mein Spiel nicht mehr gleichwertig umsetzen kann ?

Ganz eindeutig "Ja"!
Ich habe auch ein Yamaha-Klavier, und das ist ein echt toller "Fingerschmeichler". Butterweicher Anschlag und man kann in Hinblick auf Dynamik alles machen was einem einfällt. Mein Yamaha Flügel war am Anfang regelrecht schwergägngig. Erst nach Michas hilfreichem Eingreifern ist er jetz auch sehr angenehem spielbar. Dennoch ist der Anschlag noch immer etwas "schwerer" als am Klavier, was aber normal ist. Nicht normal ist der extrem "weiche" Anschlag bei manchen Yamaha - KLavieren. Das ist zwar toll, weil sie sich leicht spielen lassen, aber es existiert oft das von Dir beschriebene Problem, dass man im Unterricht Probleme mit dem KL-Flügel kriegt.
 
Erst nach Michas hilfreichem Eingreifern ist er jetz auch sehr angenehem spielbar. Dennoch ist der Anschlag noch immer etwas "schwerer" als am Klavier, was aber normal ist.

Das sehe ich anders. Ich habe schon auf vielen verschiedenen Klavieren und Flügeln gespielt, darunter befanden sich einige sehr leichtgängige Flügel. Mein eigener Flügel spielt sich ebenfalls fast von alleine, während ich über die Schwergängigkeit des Flügels meines Kl regelmäßig fluche. Das Klavier, auf dem ich oft übe, liegt im Anschlagverhalten etwa zwischen den beiden Flügeln. Beide Flügel gehören übrigens der selben Marke an (Blüthner), meiner wurde von Micha eingerichtet.
 
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Vielen dank für die interessanten Antworten.
Ich denke mittlerweile auch, daß mein Klavier, das doch schon arg in die Jahre gekommen ist, nicht mehr so gleichmäßig funktioniert und evtl. auch zu leichtgängig geworden ist. Werde mal unseren Klavierstimmer danach fragen. Den Tip von HoeHue mit den Münzen werd ich auch bei nächster Gelegenheit ausprobieren und das von Klimperline beschriebene Phänomen des Erstspiels beim KL kann ich auch bestätigen. Das erste Vorspiel im Unterricht ist am holprigsten. GSTLPs Erklärung trifft wohl weitgehend den Kern der Sache.Ebenso Pilles Antwort. Vielleicht sollte ich mich nach einem neuen Klavier umsehen, das eine bessere Mechanik hat.
LG Gerald
 

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